Station 6

Königlich Privilegiertes National-Theater, Gendarmenmarkt

Ich könnte Ihnen erzählen,
daß ich bei dem Brande des
Theaters von dem ich nur 15 bis
20 Schritt entfernt wohne,
in die augenscheinlichste Gefahr
geriet da das Dach meiner
Wohnung bereits brannte,
noch mehr!
– daß der Credit des
Staats wankte, da, als die
Perückenkammer in Flammen
stand und fünftausend Perücken
aufflogen, Unzelmanns Perücke
aus dem Dorfbarbier mit einem
langen Zopf, wie ein bedrohliches
feuriges Meteor über dem
Bankgebäude schwebte
— doch das wird Ihnen alles der
Zauberer mündlich erzählen und
hinzu fügen, daß beide gerettet
sind, ich und der Staat.

E.T.A. Hoffmann: Brief an Adolph Wagner vom 25. November 1817

E.T.A. Hoffmann: Karikierende Ereignis-Darstellung: Der Brand des Schauspielhauses auf dem Gendarmenmarkt am 29. Juli 1817 und die dadurch verursachte Gefährdung des Berliner Seehandlungs-Gebäudes durch C.W.F. Unzelmanns brennend aufsteigende Perücke sowie die Rettung des Staatskredits durch einen Gardejäger. Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: EvS.G. H 2/1. CC BY-SA 4.0

Das erste Theatergebäude am Gendarmenmarkt wurde 1776 unter Friedrich II eröffnet. Unter Friedrich Wilhelm II wurde es dann zum Königlich Privilegierten National-Theater und erhielt einen 1801 eingeweihten Neubau am heutigen Standort. E.T.A. Hoffmann liebte das Theater und besuchte es beinahe täglich. Auch feierte er im National-Theater seinen größten Erfolg als Komponist: Am 3. August 1816 hatte hier seine romantische Oper Undine Premiere. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel hatte die Bühnenbilder beigesteuert. Es kam zu 13 Aufführungen, bis ein verheerender Brand das gesamte Gebäude und die Bühnenbilder zerstörte. Hoffmann beschrieb den Brand und die von der Hitze heraufgewehten Perücken in einem mitreißenden Text und hielt das Ereignis in einer Zeichnung fest. 1821 wurde der von Karl Friedrich Schinkel entworfene Neubau eingeweiht. Dieses Gebäude fiel schließlich dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Zwischen 1979 und 1984 erfolgte der Bau des heutigen Konzerthauses.

Zur weiteren Lektüre empfohlen:

E.T.A Hoffmann: Des Vetters Eckfenster

E.T.A. Hoffmann: Ritter Gluck

  • Karl Friedrich Schinkel: Undine. Oper von E.T.A. Hoffmann. Entwurf der 10. Dekoration. Kühleborns Wasserpalast. 1815–1816. Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv.Nr.: SM 22c.173 CC-BY-NC-SA

    Karl Friedrich Schinkel: Undine. Oper von E.T.A. Hoffmann. Entwurf der 10. Dekoration. Kühleborns Wasserpalast. 1815–1816. Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv.Nr.: SM 22c.173 CC-BY-NC-SA
  • Louis Serrurier, Christian Peter Jonas Haas: La Salle neuve du spectacle à Berlin – Das neue Schauspielhaus zu Berlin. Kupferstich, coloriert auf Papier. Kleist-Museum Frankfurt (Oder). CC-BY_NC-SA

    Louis Serrurier, Christian Peter Jonas Haas: La Salle neuve du spectacle à Berlin - Das neue Schauspielhaus zu Berlin. Kupferstich, coloriert auf Papier. Kleist-Museum Frankfurt (Oder). CC-BY_NC-SA

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