Station 1
Tiergarten, Ebertstraße Ecke Behrenstraße
Der Spätherbst in Berlin
hat gewöhnlich noch einige
schöne Tage.
Die Sonne tritt freundlich aus
dem Gewölk hervor,
und schnell verdampft die
Nässe in der lauen Luft, welche
durch die Straßen weht.
Dann sieht man eine lange
Reihe, buntgemischt — Elegants,
Bürger mit der Hausfrau
und den lieben Kleinen in
Sonntagskleidern, Geistliche,
Jüdinnen, Referendare,
Freudenmädchen, Professoren,
Putzmacherinnen, Tänzer,
Offiziere u.s.w. durch die Linden,
nach dem Tiergarten ziehen.
Bald sind alle Plätze bei Klaus
und Weber besetzt.
E.T.A Hoffmann: Ritter Gluck
Schon zu E.T.A. Hoffmanns Zeiten diente der Tiergarten zur Naherholung. Hoffmann liebte die quirlige Stadt, aber auch Spaziergänge im Grünen. Als regelmäßiger Gast in den Berliner Gaststätten hatten es ihm besonders die Ausflugslokale angetan. Dies spiegelt sich auch in seinen Erzählungen wider, in denen Berliner Orte häufig zum Schauplatz werden. So bezieht sich das nebenstehende Zitat mit „Klaus und Weber“ direkt auf die Namen der Wirte dieser Vergnügungslokale. Nach der Genehmigung des Ausschanks von Getränken im Tiergarten hatten sich die Gaststätten zunächst in Zelten befunden. Auch später hielt sich daher die Bezeichnung „in den Zelten“. Das „Webersche Zelt“ wird auch in Hoffmanns Erzählung Fragment aus dem Leben dreier Freunde zum literarischen Schauplatz. Es befand sich an der heutigen Südwestecke des Hauses der Kulturen der Welt. In den Erzählungen Die Brautwahl, Die Irrungen und Die Geheimnisse werden auch die Gastwirtschaft „Hofjäger“ und die „Kaempfersche Wirtschaft“ zu Schauplätzen. Keines der Gebäude ist erhalten geblieben.
Zur weiteren Lektüre empfohlen:
E.T.A. Hoffmann: Die Brautwahl
E.T.A. Hoffmann: Fragment aus dem Leben dreier Freunde
E.T.A. Hoffmann: Die Irrungen
E.T.A. Hoffmann: Die Geheimnisse
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