Station 9

Gasthof Zum Goldenen Adler, Dönhoffplatz

Sein Portier machte mir
gleich auf als ich im goldnen
Adler an der Hausklingel zog.
Der freundliche Mann öffnete ein
Zimmer und wünschte mir eine
gute Nacht.
Da stöhnte und ächzte es hinter
den Gardinen eines Bettes in des
Zimmers äußerster Ecke.
Wie kann ich dir denn das Gefühl
beschreiben, das mich
durchbebte, als ich den Kleinen
erblickte, der da lag und im
Schlaf recht aus tiefster Brust
aufseufzte. Weniger Worte
bedurfte es nur, um zu erfahren,
daß der Portier mir aus Versehen
dasselbe Zimmer aufgeschlossen,
welches der Kleine schon
eingenommen hatte.

E.T.A. Hoffmann: Die Abenteuer der Sylvester-Nacht

Friedrich August Schmidt, Friedrich August Calau: Blick vom Dönhoffplatz in die Leipziger Straße. Um 1825. Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Ident.Nr.: Top A Berlin. I B 4a. S. 27 Fotograf: Dietmar Katz. CC-BY-NC-SA

Nach einigen Jahren in Warschau kehrte E.T.A. Hoffmann 1807 über Umwege nach Berlin zurück. Er hatte nach dem Einmarsch napoleonischer Truppen den Treueeid auf den neuen Herrscher verweigert und seine Stellung als Regierungsrat verloren. Nun war er arm und suchte, wie viele andere außer Dienst gestellte preußische Beamte, in Berlin ein neues Auskommen. Er wohnte während dieser Zeit zunächst im Gasthof „Zum Goldenen Adler“ am Dönhoffplatz und später im Hôtel de Brandenbourg in der Charlottenstraße 42. In einem der beiden Hotels wurde der ohnehin schon mittellose Hoffmann Opfer eines Diebstahls, bei dem sein letztes Bargeld aus dem Zimmer gestohlen wurde. Das erste Gasthaus verewigte er als Schaupatz in der Erzählung Die Abenteuer der Sylvester-Nacht, das zweite in Neueste Schicksale eines abenteuerlichen Mannes.

Zur weiteren Lektüre empfohlen:

E.T.A. Hoffmann: Neueste Schicksale eines abenteuerlichen Mannes

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