Geburtstag
1949 in Karlsruhe
Hinter den vielfältigen Darstellungen von Hoffmann als Person und seinen Werken stehen zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die sich – oft über Jahre hinweg – mit dem Menschen und Künstler E.T.A. Hoffmann auseinandergesetzt haben.
Im Laufe der Zeit hat sich die Gestaltung von den Text ausschmückenden Auftragsarbeiten zu immer selbstständigeren Werken und damit gleichzeitig zu einer höheren Wertschätzung der künstlerischen (Buch-)Illustration weiterentwickelt.
Den Lesenden werden auf diesem Weg zwei Perspektiven auf ein Werk eröffnet: der Blickwinkel des Dichters und die Ausdeutung der Künstlerin oder des Künstlers. [1]
In persönlichen Interviews stellen sich Künstlerinnen und Künstler vor, um einen Einblick in ihr Werk und vor allem in ihre Verbindung zu E.T.A. Hoffmann zu geben.
1949 in Karlsruhe
Ausstellungen (u.a. Mainzer Minipressen-Messe; EDITIONALE Köln; Print it, Baby Freiburg; Zeitgenössische Buchkunst im Lyrikkabinett München) [2]
Mit der Bearbeitung oder künstlerischen Umgestaltung von verschiedenen Ausgaben literarischer Werke schaffen Sie so genannte „Unikatbuecher“. Wie gehen Sie bei der Bearbeitung vor und was möchten Sie dem Betrachter vermitteln?
Meine Unikatbücher haben drei Standbeine:
1) das Buch als Massenware
2) das zufällig gefundene Buch / Heft , das schon Unikatcharakter hat
3) das von mir gestaltete Buch, das mit eigenem Text oder ohne Text Erzählcharakter erhält
Zu 1. Ich kaufe in Buchhandlungen, Antiquariaten und Flohmärkten Bücher von Autoren, deren Erzählungen mich zur Illustration reizen. Ist der Einband des erworbenen Buches schön, dann belasse ich den Umschlag und klebe ganz vorsichtig meine Illustrationen in den Buchblock. Bei den anderen Büchern schneide ich die Leimung des Buchblocks ab, stecke meine Bilder zwischen die Buchblätter und leime den Block neu. Dazu kommt dann ein neuer Buchumschlag, den ich in der Gestaltung dem Buchinhalt anpasse.
Zu 2. Bücher, die bereits Unikatcharakter haben, kaufe ich meistens auf Flohmärkten oder finde sie zufällig in Papiercontainern. Es sind z. B. handgeschriebene Kochbücher, Poesiealben Fotoalben, Schulschreibhefte oder auch alte „Fremdenbücher“ aus Hotels, in die sich die Übernachtenden mit Name, Beruf und Herkunft eintragen mussten. Sie reizen mich sofort zum Illustrieren.
Zu 3. Oft fällt mir ein Thema ein, zu dem ich ein Buch füllen will. Sehr oft sind es skurrile Themen wie “ drei Tage in einer fremden Stadt“, “ les bêtes et la condition humaine“ oder “ 23 körperliche Übungen zum besseren Verständnis des 30-jährigen Krieges „. Zu dieser Buchart gehört auch “ Gevatter Tod, Anmerkungen zu unserem nächsten Verwandten“, das sich auf humorvolle und prägnante Weise mit Hilfe von Bild und kurzem Satz mit Gevatter Tod beschäftigt. Es ist ein Buch mit kleiner Auflage, das schon mehrmals von Hospizbewegungen wegen seines humorvollen Umgangs mit dem in unserer Gesellschaft oft ausgeklammerten Thema Tod gekauft wurde.
Andere Bücher dieser Gruppe beinhalten Themen, die ich für mich bearbeiten oder zusammenfügen will. Dazu gehören z.B. “ Die Elixiere des Mephisto “ ein zeichnerischer Versuch , das Hexeneinmaleins aus dem Faust und Auszüge aus den Elixieren des Teufels von E.T.A. Hoffmann zwischen zwei Buchdeckel zu bringen, oder “ das bist du“, ein Buch, das in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchkünstler Fritz Sauter und unter dem Nachklang von Hoffmanns “ Elixiere…“ entstand.
Dem Betrachter möchte ich nix vermitteln. Wenn ein Buch, das ich illustrieren will, brach vor mir liegt, dann wird der Rest der Welt um mich herum relativ nichtig, weil ich nur noch das
„unvollkommene“ Buch sehe, das gefüllt werden will. Und wenn ich es verkauft habe, dann grunze ich innerlich zufrieden, weil ich das Gefühl habe, dass Illustration und Text stimmig sind.
Für Ihre Kunstwerke haben Sie mehrfach Werke von E.T.A. Hoffmann gewählt. Was verbinden Sie mit dem Autor?
Mit E.T.A. Hoffmann verbindet mich der tiefe Ernst, auch unsere Schattenseiten, die jeder von uns hat, zu betrachten, nicht entsetzt darüber zu sein, sondern sie zu akzeptieren. Sie sind Teil unserer Person und Teil unseres Handelns. Links und rechts der Realität geht’s halt um mindestens die Hälfte weiter!!!
Ich lebe und arbeite auf meine Art die Erzählung nach und wenn ich am Buchende immer noch nicht im Tun gesättigt bin, dann entstehen wie nach den Illustrationen zu “ die Elixiere des Teufels“ noch Bücher wie „die Elixiere des Mephisto“ oder “ das bist du „.
Meine Tätigkeit innerhalb der Buchillustration ist größtenteils emotional.
Womit beschäftigen Sie sich gerade bzw. als nächstes?
Im Augenblick beschäftige ich mich mit Illustrationen zu Gedichten von Paul Celan. Sie fordern mich sehr heraus, weil sie nur Subtiles ertragen und ich versuchen muss, diese Subtilität bildhaft darzustellen. Augenblicklich experimentiere ich deshalb mit Rauchbildern über Kerzenflammen oder Papier, das im Begriff ist, zu zerfallen.
Daneben illustriere ich ein Reprint des Skizzenbuches von Mr. Haussmann, dem Architekten, der das mittelalterliche Paris vom Erdboden verschwinden ließ. Ich illustriere es mit Holzstichen aus dem 19. Jhdt. und füge zarte Frauenportraits auf Seidenpapier bei.
3. Oktober 1959
1975–1979 Ausbildung zum Zeichner und Drucker
Ausstellungen [3]
Werk und Stil
Im Mittelpunkt Klenner-Ottos Werk befindet sich die Literatur. Besonders liegen ihm das Portraitieren von Dichtern und Komponisten sowie das Illustrieren bibliophiler Ausgaben. Bei den über hundert Portraits (Köpfen) handelt es sich zu einem großen Teil um Radierungen, seltener Aquarelle und Zeichnungen. Wesentliches Merkmal dieser Köpfe ist die Einbindung seines eigenen Innenlebens. So fertigt er nur von denjenigen Personen ein Portrait an, zu denen er persönlichen Bezug hat und sich mit ihrer Biografie auseinandergesetzt hat. Seine Radierungen fertigt er stets ohne Vorzeichnung auf Kupfer oder Zink an und verwendet zum Druck Handdruckmaschinen.
Des Weiteren finden sich bei Klenner-Otto Malerbücher zu E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und „Rat Krespel“ sowie fadengeheftete Einzelblattdrucke.
Der Künstler hat sich schon früh für Motive aus der Natur fasziniert, denen er seine eigene skurrile Note verleiht.
Einen großen Einfluss stellt sein Lehrer und Förderer dar: Caspar Walter Rauh. [4]
Wann fand Ihr erster Kontakt zu Hoffmann und seinem Werk statt und wie haben Sie ihn und sein Werk damals wahrgenommen?
Den ersten Kontakt zur Hoffmannschen Literatur hatte ich relativ früh. Als ich im Alter von 14 Jahren war, hatte ich das Glück einen begnadeten Deutschlehrer zu haben, der mir die entsprechenden Leseempfehlungen nahelegte. Ich fand sehr schnell Gefallen an der Art wie Hoffmann erzählte und blieb dem Meister bis heute treu.
Wie stehen Sie heute Hoffmann und seinem Werk gegenüber?
Durch die modernen Medien könnte etwas mehr „Hoffmann“ in Umlauf gebracht werden
Was fasziniert Sie an Hoffmanns Stil und warum?
Die Sprache, die Fantasie, der ganze literarische Duktus sprechen mich immer wieder aufs Neue an.
Was gefällt Ihnen nicht an seinem Stil und warum?
Da habe ich grundsätzlich nur ein Problem und das sind die „Elixiere des Teufels“. Die Erzählung verwirrt beim Lesen durch die verzwickten Handlungsstränge und kommt etwas (meiner Meinung nach) unkomponiert daher.
Haben Sie ein Lieblingswerk? Wenn ja, welches und warum ist es Ihr Lieblingswerk?
„Der goldene Topf“, das ist mein Favorit. Ein Märchen in die Erlebenszeit des Autors zu transponieren ist einfach genial. Auch die Ideen z.B.: Archivar usw. …
Was würde Hoffmann an Ihrer Auseinandersetzung mit seinem Werk besonders gefallen?
Vielleicht das ich wie er Zeichner bin.
Worauf achten Sie besonders beim Darstellen seiner Person?
Das von ihm selbst verfasste Klischee seiner Person.
Glauben Sie, dass Sie etwas mit ihm gemeinsam haben?
Vielleicht den Drang fantasievolles zu erschaffen.
Ist er ein Vorbild für Sie?
Hinsichtlich seiner Disziplin und effektiven Arbeitsweise auf alle Fälle.
8. Oktober 1941
1961-1968 Studium an der Akademie für angewandte Kunst in Wien
Ausstellungen (u.a. 1969 und 1973 Wiener Secession und Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, 1974 Grafikbiennale Laibach, 1982 „Internationale Triennale“) [5]
Wann haben Sie sich erstmals mit dem „Goldnen Topf“ von E.T.A. Hoffmann auseinandergesetzt?
Ende der 1960er Jahre, während meiner Studienzeit, las ich laienhaft das Buch Gestaltungen des Unbewussten von C. G. Jung und fand darin einen Text von Aniela Jaffé über das Märchen Der goldne Topf. Sie zerpflückte, ordnete, führte mythologische Figuren ein und erklärte. Ich war begeistert und wollte das Märchen mit meinen Möglichkeiten übersetzen. Es gelang nicht. Der theoretische Überbau von Frau Jaffé war zu stark. Resigniert gab ich auf und beschäftigte mich mit anderen Themen.
Womit beschäftigten Sie sich in der Zwischenzeit?
1968 schuf ich ein Modell mit dem Titel Ein Aufforderungsobjekt: Eine Wand aus Acrylglas mit einer ausgeschnittenen menschlichen Figur, zum Durchgehen, zum Anstreifen oder Anlehnen. Dieses „Aufforderungsobjekt“ eignete sich wunderbar, um in der Fantasie Grenzen auszuloten und ich kehrte in der Folge immer wieder auf diesen Gedankengang zurück.
Viele meiner Mappen und Kassetten umkreisen das Thema „Realität – Sehnsucht“; da war Der goldne Topf stets gegenwärtig.
Die Darstellung der Poesie braucht Wirklichkeit! – das ist meine Überzeugung. Ein Foto zum Beispiel, dramatische, beschwerliche Lebensumstände oder frohe, heitere Stunden oder das Schicksal von Anselmus, der über einen Korb mit Äpfeln stolpert.
Wann entstanden die ersten Vorarbeiten?
Die ersten Skizzen entstanden 2002. Tuschzeichnungen, Zeichnungen auf Schabkarton. Jede Vigilie wollte ich festhalten. Die Dichte der Sprache und die Ereignisse waren auf einem Blatt nicht darstellbar. Meine Gedanken sprudelten dahin, Feder und Schaber erlaubten dies auch. Der Holzschnitt allerdings verlangt Disziplin. Erste Holzschnitte entstanden, die mich nicht befriedigten. Ich griff andere Themen auf; eine Serie von Acrylbildern mit dem Titel Eros und Sehnsucht entstand. Zwischendurch schnitt ich ins Holz, ohne vorher zu skizzieren, und fertigte viele Zustandsdrucke an. Ein Auf und Ab auf der Suche nach dem passenden Vorgehen. 2003/2004 arbeitete ich wieder an Tuschezeichnungen und begann parallel dazu, eine Vigilie nach der anderen in Holzschnitte umzusetzen. Ein Titelblatt pro Vigilie und weitere Blätter mit jeweils zwei Holzschnitten, so war der weitere Plan, den ich auch umsetzte.
Wie sieht das Ergebnis aus?
Jedes Titelblatt erhielt poetische Hinweise, zum Beispiel „renne, lausche/Blüten singen“ – „sind es Blicke? sind es Worte? ist’s Gesang? POESIE verzaubert/verwirrt“, und so weiter…
Die Hinweise auf das Geschehen ist Farsi zu übersetzen und den deutschen Wörtern gegenüberzustellen, diese Idee fand ich in der 6. Vigilie. Dort kopiert Anselmus mit Freude und Leichtigkeit arabische Manuskripte, ohne den Inhalt zu verstehen. Diese „Leichtigkeit“ kann ich nachempfinden, sie stellt sich ein, wenn ich intensiv arbeite, verändere, neu beginne – es fließt – unbewusst, der Vorstellung entgegen.
Von 2004-2007 druckte ich die Auflage. Dazwischen entstanden (2006) noch einige Tuschblätter und eine Serie von kleinformatigen Acrylbildern. Nach abgeschlossener Arbeit schrieb mein Bruder Christof den Begleittext Der Prediger und steigerte damit die Neugier auf das Märchen von E.T.A. Hoffmann.
19. Juli 1942
1959 Lehre zum Maschinist und Heizer
1962-1966 Studium der Philosophie, Ästhetik und Literatur an der Humboldt-Universität Berlin
1966-1971 Assistent für Malerei und Zeichnen an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg
1970 erste Ausstellung an der Deutschen Bauakademie der DDR
1974 Rundfunkinterviews auf RIAS Berlin und auf BBC über Paul Klee
Ab 1975 freischaffender Maler und Grafiker in Berlin
1990 erster Sprecher des Verbands Bildender Künstler in der DDR [6]
Werk und Stil
XAGOs erste Ausstellung 1970 Ausstellung an der DBA in Berlin markiert den Beginn seiner Hinwendung zu den bildenden Künsten.
Sein Werk ist geprägt vom Surrealismus und dem Grotesken – seine Bilder entstehen gedanklich in einer verfremdeten Wirklichkeit. Er ist ein Abstraktionist: sein Schaffungsprozess zeichnet sich dadurch aus, dass er frei heraus arbeitet und die Bilder in die groteske Welt überführt. Stets mit einer gewissen Ironie und Heiterkeit mit feindsinnigem Humor. Seine Formensprache steht dem Ornament und der Schrift nahe. In seinen Linien lassen sich Einflüsse von Paul Klee und am Einsatz des Lichtes Einflüsse von William Turner erkennen.
Bei dem Künstler finden sich Malereien (beispielsweise Öl, Tusche, handgeschöpftes Papier, Guache, Blei, Holz), Zeichnungen (beispielsweise Aquarell/Acryl mit Tusche), Künstlerbücher als Zeichner und als Autor, zahlreiche Illustrationen und Buchgestaltung, und auch eigene Gedichte. [7]
Eine Beschreibung auf seiner Website von Hoffmanns „Aus dem Leben eines bekannten Mannes“ bietet einen Einblick in den Reichtum an unterschiedlichen Techniken, die XAGO unter anderem einsetzt:
„Aus dem Leben eines bekannten Mannes“ Hoffmann 1995 Radierungen und Aquarell, „Handgefertigter schwarzer Büttenpappband mit Fensterausstanzung, schwarze Titelprägung. Der gestanzte und geprägte Schmuckschuber ergibt beim Zusammenfalten die Silhouette des Berliner Gendarmenmarktes.“ [8]
Wann fand Ihr erster Kontakt zu Hoffmann/seinem Werk statt und wie haben Sie ihn/sein Werk damals wahrgenommen?
Ein Mit-Student in der WG las eines am Abend im zweiten Semester, Prenzlauer Berg, Alte Schönhauser, Seitenflügel rechts, eine Treppe… E.T.A. vor 1963.
Wie stehen Sie heute ihm und seinem Werk gegenüber?
Weiter neugierig, 10-20 Seiten in Muße lesend.
Was fasziniert Sie an Hoffmanns Stil und warum?
Das poetisch Groteske.
Was gefällt Ihnen nicht an seinem Stil und warum?
Das langsamere Zeitgefühl von Hoffmann hält mit dem Gegenwartstempo nicht mehr Schritt. Nicht seine Schuld – unsere (meine).
Haben Sie ein Lieblingswerk? Wenn ja, welches und warum?
„Der Goldene Topf“ (Studentenleben), „Des Vetters Eckfenster“ (das Alter), „Aus dem Leben eines unbekannten Mannes“ (Berlin, um die Marienkirche, habe dazu Originalradierungen gefertigt).
Was würde Hoffmann an Ihrer Auseinandersetzung mit seinem Werk besonders gefallen?
Mein „Klein Zaches“ (ist in ihrer Sammlung) und meine Einbände (Schutzumschläge-Abbildungen) der Gesamtausgabe des Berliner Aufbau Verlags, 70er Jahre?
Worauf achten Sie besonders beim Illustrieren seiner Werke?
Das etwas dem Text hinzu gegeben wird, wer ihn optisch weiterführt, wegführt und überführt in eine weitere Sinnes-Ebene.
Glauben Sie, dass Sie etwas mit ihm gemeinsam haben?
Das Unmögliche deuten und es möglichst überraschend zu Papier bringen: als Text oder als Zeichnung.
Ist er ein Vorbild für Sie?
Ich bin ein Nach-Bild von ihm, ohne, dass er ein Vorbild sein muss. Es ist wie der gute Vorsatz: Ich bin ein Nachsatz.
26. Mai 1954
1971-1974 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien
1977 erste Veröffentlichung eines von ihr illustrierten Buches
Seit 1977 freiberufliche Tätigkeit als Buchillustratorin in Wien [9]
Werk und Stil
Zwerger ist als freiberufliche Buchillustratorin in Wien seit ihrem Debüt mit „Das fremde Kind“ 1977 tätig. Fast ausschließlich widmet sie sich der bibliophilen Illustration von europäischen Volks- und Kunstmärchen und Klassikern. Zu ihren weiteren Arbeiten zählen Plakatentwürfe, CD-Cover, Entwürfe für Trickfilme, Werbespots und Gebrauchsgegenstände, Objekte für May Fair Studio und Wandgestaltung.
Die Künstlerin folgt bestimmten Kriterien, nach denen sie die Texte für eine Illustration auswählt, denn für sie gibt es kein Bild ohne eine Geschichte. Diese Geschichten sind Traumgeschichten mit einer Kombination von Komik und leiser Melancholie sowie romantischer Üppigkeit. Der Held dieser soll Mitleid wecken und am Ende gerettet werden (Interview mit Beate Weghofer, Arte März 2005).
Diese vielschichtigen Stimmungen fängt sie in unterschiedlichen Spannungsfeldern – zwischen dem Schönen und Hässlichen, dem Lustigen und Tragischen, Leerstelle und Dekor, Farbe und Form, Bewegung und Stillstand – ein. So gelingt es ihr, das Wesen eines Werkes zu erfassen und in ihren Bilder wiederzugeben.
Im Laufe der Zeit hat sich ihr Stil immer wieder geändert. Der Linien sind bewegter, die Landschaften weiter, die Farben zahlreicher geworden (mit „Kindergedichte und Galgenlieder“ 1993 wird die Farbe rot endgültig zum Markenzeichen). Die Figuren befinden sich in frühen Werken in Zentrum, später überall bewegt im Raum, auch in Rücken- und Seitenansichten dargestellt („Hänsel und Gretel“ 1970), bis sie sich von der Mitte abwenden und aus dem Bild hinausblicken („Das Geschenk der Weise“ 1982). „Till Eulenspiegel“ 1990 markiert einen scharfen Stilwechsel, der sich durch plakative Farbigkeit, ornamentalischer Rahmen, deckende, großflächige Aquarelle, mehr Klarheit durch markanteren Strich sowie kein Schatten hinter den Figuren auszeichnet.
Zwerger nutzt in ihren Bildern Vignetten, Bilddetails, farbige Papiere und zur Strukturierung oft geometrische und florale Muster.[10]
Wann fand Ihr erster Kontakt zu Hoffmann und seinem Werk statt und wie haben Sie ihn und sein Werk damals wahrgenommen?
Etwa im Jahr 1974/75 haben mir meine Eltern die gesammelten Werke von E.T.A. Hoffmann geschenkt und ich habe mich sofort in die Geschichten verliebt. Nicht nur der Inhalt dieser unglaublich phantasievollen Geschichten hat mich begeistert sondern – mindestens genauso – die Sprache. Und die grandiose Komik. Die Kombination dieser 3 Elemente ist für mich unschlagbar gut. Damals habe ich mich in einer Art Rausch durch sämtliche Erzählungen gelesen.
Wie stehen Sie heute Hoffmann und seinem Werk gegenüber?
Wie ich E.T.A. Hoffmann heute sehe weiß ich nicht, denn ich habe ihn seither kaum gelesen. Meine Liebe zu ihm bleibt, aber irgendwann liest man anderes.
Was fasziniert Sie an Hoffmanns Stil und warum?
Wenn ich von Rausch spreche ist es nicht einfach zu erklären warum ich gerade H. so berauschend fand. Vermutlich hat er einen Ton getroffen, der mir vollkommen entsprach. Ich war damals 20 Jahre alt. Wenn ich heute einen Blick in ein Hoffmann-Märchen werfe fällt es mir nicht ganz leicht in die Sprache hinein zu finden. Damals war die Sprache für mich eine hinreißende Spielerei. Der Inhalt der Geschichten übte einen unglaublichen Sog auf mich aus – ich war in einer Welt, die mich verzaubert hat, aber gleichzeitig – mit ihrer Absurdität und Komik – gab es immer diese leichte Distanz, …
Haben Sie ein Lieblingswerk? Wenn ja, welches und warum ist es Ihr Lieblingswerk?
Der Kater Murr? Der goldene Topf? Klein Zaches genannt Zinnober? Eigentlich habe ich keine Lieblingswerk.
Was würde Hoffmann an Ihrer Auseinandersetzung mit seinem Werk besonders gefallen?
Ob Hoffmann meine Illustrationen gefallen könnten? Die Gemeinsamkeit die wir vielleicht haben ist die Liebe zu den Bösewichten? Z.B. dem Magister Tinte aus dem fremden Kind, oder Cadillac aus dem Fräulein von Scuderi. Von dieser Sorte gibt es wohl noch viele.
Worauf achten Sie besonders beim Illustrieren seiner Werke?
Schwer zu sagen. Es gibt eine bestimmte Tendenz, die ich mit der Auswahl meiner Texte verfolge. Im Grunde versuche ich ansatzweise so gut zu sein wie mein Autor oder meine Autorin.
Glauben Sie, dass Sie etwas mit ihm gemeinsam haben?
Ich glaube nicht, dass ich etwas mit ihm gemeinsam habe. Ich bewundere ihn ob seines Einfallsreichtums und seiner Sprachkunst.
Ist er ein Vorbild für Sie?
Vorbild kann er für mich nicht sein, denn mir fehlen – was das Schreiben und Erzählen betrifft – Talent und Ehrgeiz. Er war ein unglaublich vielseitig begabter Mensch, hat komponiert und gezeichnet (wobei er sicher selbst Callot’s Zeichnungen besser gefunden hat als seine eigenen), ich kann ihn nur bewundern.
Wie kommt es, dass Sie dreimal Nussknacker und Mausekönig illustriert haben?
Den ersten Nussknacker habe ich zur Zeit meines Hoffmann-Rausches 1975 illustriert. Das waren ganz kleine, einfache Bildchen, die mir immer noch sehr gefallen. 1979 kam bei Neugebauer Press ein neu illustrierter Nussknacker heraus, von dem ich erst begeistert war, kurze Zeit später aber den Eindruck hatte, dass diese Bilder überhaupt nichts mit E.T.A. Hoffmann zu tun hatten. Die Bilder sind unromantisch, das Unheimliche fehlt total. Mit diesen von mir verurteilten Bildern musste ich bis 2003 leben. Michael Neugebauer gab mir die Möglichkeit einer “Wiedergutmachung”. Mit diesem letzten Nussknacker bin ich sehr zufrieden. Eine 4. Version wäre möglich aber unwahrscheinlich
[1] Vgl. Riemer-Buddecke, Elke: Illustrationen zum Werk E.T.A. Hoffmanns. Beitrag im E.T.A. Hoffmann-Portal
[2] Vgl. Haberer, Jürgen: Bücher werden bei Karl Friedrich Groß zu Kunstobjekten. Baden online, URL: https://www.bo.de/lokales/lahr/buecher-werden-zu-kunstobjekten; Website des Künstlers: Unikatbuecher, URL: http://unikatbuecher.de/ Stand: 26.11.2019.
[3] Hempfling, Oliver. Pressemitteilung 001/18. Regierung von Oberfranken, 05. 01. 2018, URL: https://www.regierung.oberfranken.bayern.de/presse/archiv/2018/pm2018-01-001.php, Stand 23. 08. 2019;
[4] Vgl. Kalka, Florian: Klenner-Otto: Köpfe. Wehrhahn Verlag, URL: https://www.wehrhahn-verlag.de/public/index.php?ID_Section=5&ID_Category=113, Stand: 12. 07. 2019;
Kosenina, Alexander: Graphik. Ein Meer Aus Köpfen. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 – 2019, 23 Oct. 2009, URL: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/galerien/graphik-ein-meer-aus-koepfen-1871850.html, Stand 23. 08. 2019.
[5] Website des Künstlers: Helmut Krumpel, URL: http://www.helmut-krumpel.at/, Stand: 26.11.2019;
Gedächtnis des Landes: Helmut Krumpel. Gedächtnisdatenbank Niederösterreichs, URL: https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/krumpel.html, Stand: 26.11.2019.
[6] Vgl. Website des Künstlers: Vita. XAGO, URL: http://xago.net/vita/, Stand 12. 07. 2019;
Galerie Am Gendarmenmarkt: Xago, URL: http://www.galerie-am-gendarmenmarkt.com/archiv_gaw/BISHER/XAGO/xago.htm, Stand: 12. 07. 2019;
Biographische Angaben aus dem Handbuch „Wer war wer in der DDR?“: SCHRÖDER, ROLF XAGO. Bundesstiftung zur Aufarbeitung Der SED-Diktatur, URL: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363;-1424.html?ID=3162, Stand: 12. 07. 2019.
[7] Vgl. Galerie Am Gendarmenmarkt: Xago, URL: http://www.galerie-am-gendarmenmarkt.com/archiv_gaw/BISHER/XAGO/xago.htm, Stand: 12. 07. 2019; Website des Künstlers: XAGO, URL: http://xago.net, Stand: 12. 07. 2019.
[8] Website des Künstlers: Aus dem Leben eines bekannten Mannes. XAGO, URL: http://xago.net/bücher/Aus_dem_Leben_eines_bekannten_Mannes/Stand: 12.07.2019.
[9] Vgl. Perlentaucher. Das Kulturmagazin: Lisbeth Zwerger. Perlentaucher Medien GmbH, URL: https://www.perlentaucher.de/autor/lisbeth-zwerger.html, Stand: 12. 07. 2019;
Suhrkamp / Insel: Lisbeth Zwerger. Suhrkamp Verlag, URL: https://www.suhrkamp.de/autoren/lisbeth_zwerger_14977.html, Stand: 12. 07. 2019.
[10] Vgl. Kronthaler, Helmut, ed. Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum seit 1945: LdI.. Grundwerk. Ed. Text+ Kritik, 2009.
Kronthaler, Helmut ; Schröder, Gabriele: Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum seit 1945. München: Ed. Text + Kritik, 2009.
Riemer-Buddecke, Elke: Hoffmann und seine Illustratoren. Hildesheim, 1976.