Gottfried Härtel
1799-1809
⟨14. September 1799.⟩
WohlGeborner Herr!
In allen Musikhandlungen ist Nachfrage nach Musikalien für die spanische Chitarra — das Instrument, welches jetzt, sei’s auch nur der Mode wegen, in den Händen jeder Dame, jedes Elegants von gutem Ton sein muß. Der geringe Umfang und vorzüglich daß eigentümliche der auf diesem Instrumente ausführbaren Begleitung setzt, um etwas brauchbares komponieren zu können, eine genaue Kenntnis desselben voraus, und daher mag wohl der Mangel mehrerer Musikalien, besonders deutscher Lieder für die Chitarra herrühren.
Ich glaube daher, daß der Verlag einiger deutschen Lieder fürs Klavier und die Chitarra die durchaus komponiert sich von dem Geleier der gewöhnlichen ZweiZeilenLieder unterscheiden gewiß einträglich sein würde, und dies veranlaßt mich, Ew. WohlGeboren, den sich gewiß auch schon der außerordentlichen Eleganz und Korrektheit des Drucks wegen, jeder Komponist zum Verleger wünschen wird, Sechs von mir durchaus komponierte Lieder fürs Klavier und die Chitarra , welche ungefähr 8 bis 8½ DruckBogen ausmachen werden, zum Verlage anzubieten.
Da ich aber bloß Dilettant bin, und mein Name in der musikalischen Welt noch unbekannt ist, so lege ich eine zur Ersparung des Porto’s eng abgeschriebene Arie bei, nach welcher Ew. WohlGeboren den Wert oder vielmehr die Manier meiner Komposition beurteilen und darnach in Rücksicht meines Anerbietens einen Entschluß fassen können, wobei ich nur noch bemerke, daß ich jene Arie nicht darum wählte, weil sie mir die beste zu sein schien, sondern weil sie eine der kürzesten ist. Nehmen Ew. WohlGeboren den Verlag der Arien an, so bin ich erbötig binnen 8 Tagen nach erhaltener Nachricht Ihnen das korrekt und sauber abgeschriebene Manuskript zuzusenden, und ich glaube gewiß billig zu sein, wenn ich dafür nur ein Honorar von 10 Stück vollwichtige Fridr:d’or und nach geschehenem Druck 30 Exemplare verlange. Auf jenes Honorar würde ich mir aber statt eines Teils des baren Geldes einiges aus Ew. Wohl-Geboren Verlage ausbitten. Ich habe zu Ew. WohlGeb. auch unbekannter Weise das feste Vertrauen daß Sie meine Bitte erfüllen und mir gewiß gefälligst so bald als möglich und zwar binnen 8 Tagen über die Annahme oder Nichtannahme meines Anerbietens antworten werden, weil ich darnach meine Maßregeln nehmen, und im Fall der Nicht-Annahme die Arien hier zum Druck befördern muß, welches ich schon halb und halb versprochen habe, aber gern vermeiden möchte.
Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ganz gehorsamster Diener
Der Kgl. KammerGerichts-Referendarius
Hoffmann.
⟨26. Februar 1809.⟩
Ew. WohlGeboren werde ich schon durch den Hrn. HofRat Rochlitz bekannt geworden sein, ich darf daher keinen Anstand nehmen, mich in einer Angelegenheit an Sie zu wenden, die vielleicht in ihrer Ausführung Ihnen nicht ganz unangenehm sein dürfte. — Es fehlt hier in Bamberg gänzlich an einem MusikLager und meine Scolaren (ich gebe Unterricht im Gesange und Klavier) sind in beständger Verlegenheit neue Sachen zu erhalten: ich bin daher gesonnen selbst einige Sachen, die hier gerade gesucht werden — in Kommission zu nehmen und frage Sie, ob Sie wohl geneigt wären mir einige Sachen aus Ihrem Verlage in Kommission zu geben? — Zu diesem Behuf würde ich mir die gütige Zusendung Ihres VerlagKatalogs erbitten und zugleich würden Sie gütigst bestimmen 1. was Sie mir an Rabatt, Kommissionsweise , und Kaufsweise , geben würden 2. wie Sie die Zahlungen verlangen.
Ew. WohlGeboren würden an mir, wie ich als ein gewissenhafter ehrlicher Mann versichern kann, einen fleißigen, ordentlichen, Korrespondenten jederzeit haben. Wenn ich nicht irre, sind in Ihrem Verlage die KlavierAuszüge von Sargino und Camilla erschienen, von beiden wünschte ich und zwar von jedem 2 Exemplare so wie einige leichte KlavierSonaten etwa von Clementi und Dusseck vorzüglich vierhändige Sonaten zu haben, und Ew. WohlGeb. könnten, falls Sie die vorgeschlagene Verbindung mit mir eingehen wollen, mit baldiger Zusendung dieser Sachen den Anfang machen. Ferner weiß ich, daß sich in Ihrem MusikLager ältere KirchenSachen von Leo, Benevoli, Durante u. s. w. befinden; auch hiervon würde ich ein allenfalls zurückzusendendes Verzeichnis erbitten, weil ich in den Fall kommen werde solche Sachen haben zu müssen indem ich eben im Begriff bin unter dem Schutz höherer Autorität eine Singe-Akademie nach Art des Faschischen Instituts in Berlin zu errichten.
— Ew. WohlGeb. wird bekannt sein daß ich selbst komponiere, und zwar sind es Canzonetten, drei zweistimmig und einstimmig, mit italiänischem und deutschen Text nach Art der von mir bei Werkmeister erschienenen, KlavierSachen und OrchesterSimphonien die ich im Vorrat habe; Ew. WohlGeb. werden indessen, da mein Name noch wenig bekannt ist, wohl nicht geneigt sein etwas von mir in Verlag zu nehmen, eine Anfrage deshalb werden Sie mir aber erlauben, indem ich ohne Eigendünkel wohl bemerken kann, daß meine Sachen das Glück haben zu gefallen.
Um eine baldige gütige Antwort bittet ergebenst
Ew. WohlGeb
ganz gehorsamster Diener
Hoffmann
MusikDirektor beim hies: Theater
Bamberg
Zinkenwörth beim Schönfärber Schneider No 56.
Den 26 Febr. 1809. Ew. WohlG. würden mich sehr verbinden, wenn Sie die Güte hätten die neue Ausgabe des Tiekschen Gedichts: Das Ungeheuer und der bezauberte Wald, welches vielleicht in Leipzig leicht zu haben sein wird, mit den Musik〈alien〉 mitzusenden.
Bamberg den 5 t April 1809
Ew. WohlGeboren verfehle ich nicht anzuzeigen, daß ich heute endlich diejenigen Musikalien, deren Sendung Sie in dem Schreiben vom 7 t März erwähnten, richtig und wohlbehalten durch Hrn. Goebhard erhalten habe. — Es ist ganz richtig, daß es nicht der Mühe verlohnen würde hier ein großes KommissionsLager zu etablieren und Ew. WohlGeb. Vorschlag mir nur dasjenige zu senden was ich des sichern Debuts wegen verlange ist meiner Meinung ganz angemessen. In diesem Augenblick ist auch die unruhige kriegerische Zeit meinen Unternehmungen sehr entgegen, mehrere meiner Scolaren haben sich aufs Land zurückgezogen und dies erschwert mir den Debut der Musik, indessen hoffe ich doch die jetzige Sendung bald zu verkaufen und werde das Geld Hrn. Goebhard auszahlen, Quit〈tung〉 aber Ew. WohlGeboren übersenden. Erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, daß ich von eignen VerlagsArtikeln auf den gewöhnlichen BuchhändlerRabatt 33 1 / 3 P. C. rechnen zu können hoffte, da sonst nach Abzug des Portos mein Profit kaum die Mühe lohnt. — Was die Angelegenheit wegen des Pianofortes betrifft, so glaube ich wohl, daß, vorzüglich wenn, wie es zu hoffen steht, es wieder etwas ruhiger werden sollte hier einige Instrumente debutiert werden könnten vorzüglich wenn der Preis nicht zu hoch wäre.
Ew. WohlGehoren würden kaum, auch nicht einmal die TransportKosten riskieren, wenn Sie: ein Forte Piano in Flügelform und ein Forte Piano in Tafelform herzusenden beliebten.
Nur müßten beide von starkem Ton, gutem Anschlag und haltbar in der Stimmung, sonst aber ganz einfach im Äußern, so daß der Preis dadurch nicht verteuert würde sein, und mit diesen Eigenschaften würden sich sehr bald Käufer dazu finden. Nur müßten Ew. WohlGeb. erlauben beide Instrumente in einem Hause aufzustellen, das fleißig von Musikliebhabern besucht wird indem es nicht gut tunlich sein würde jeden Liebhaber der sich etwa finden könnte zu Hrn. Goebhard zu schicken.
Jenes Haus würde das der Frau Konsulin Mark sein, von der Hr. Goebhard erforderlichen Falls bestätigen wird, daß sie ein solides angenehmes Haus hier am Orte macht und so Ew. WohlGeb. auch nicht das mindeste riskieren würden, indessen wird unsere fortwährende Verbindung, wie ich nicht zweifeln darf, Ew. WohlGeb. auch Zutrauen zu mir und meinen Versicherungen erwecken.
Das Instrument in Tafelform könnte ich vielleicht auf der Stelle anbringen; belieben indessen Ew. WohlGeb. nur die Zeit zu bestimmen binnen welcher ich Geld oder Instrumente an Hrn. Goebhard abliefern soll und ich werde pünktlich den Termin einhalten. Um baldige Sendung der Instrumente würde ich deshalb bitten, weil jetzt noch gesellschaftliche Musikalische Übungen statt finden die das Bekanntwerden der Instr〈umente〉 befördern würden, mit dem Sommer aber jene Übungen aufhören.
Noch ersuche ich Ew. WohlGeb. gehorsamst mir wenn es sein kann mit umgehender Post
– Ferrari, sei Canzonette
– Nicolo Isouard, sei Canzon 〈 ette 〉
gütigst zu senden, da beide Werke bei mir bestellt sind, zugleich aber auch gütigst zu melden, ob und um welchen Preis die auf beiliegendem Zettel verzeichneten Opern in Partitur bei Ew. WohlGeb. zu haben sind.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ergebenster Diener
Hoffmann
– Cimarosa. Die heimliche Ehe ( il matrimonio segreto )
– Die Heyrath durch List ( il matr. per raggi〈r〉o )
– Paesiello. König Theodor ( il re Theodoro in Venetia )
– Salieri. Der Talismann
– Der Jahrmarkt in Venedig
– Fallstaff
– Paer. Sargino
– Mehul. Je toller je besser
– Der Tollkopf.
Bamberg den 24 t April 1809
Ew. WohlGeboren danke ich für die mir übersandten Canzonetten die ich sogleich abgesetzt habe, es sind aufs neue bei mir bestellt worden die Mozartschen Arien mit Orchesterbegleitung No 4, 7, 8, 10, 11, 12 so wie Righini Rondo für eine Singstimme Se la fè serbando pp, Beethoven große Szene: Ah perfido ; Diese Sachen werde ich sogleich verkaufen und das Geld dafür angewiesenermaßen sogleich an Hrn. Goebhardt gegen Quittung auszahlen. Sehr angenehm würde es mir sein, wenn ich auch die Partitur der in Don Juan später eingelegten Arie der Donna Elvira aus Es dur in Abschrift erhalten könnte. Wollten Ew. WohlGeb. die Gefälligkeit haben die neuesten Quartetten und Trios von Rode, Viotti, Kreuzer Haydn dernier quatuor und eben so die neuesten Konzerte dieser Komponisten beizulegen, so werde ich sie auch bald absetzen können, da bei mir Nachfrage deshalb geschehen ist. Sehr zufrieden bin ich es, daß Ew. WohlGeb. ein flügelförmiges Pianoforte an Hrn. Goebhardt schicken und dessen Aufstellung bei Madame Mark erlauben wollen; an meiner Betriebsamkeit hier einen Absatz für Ihre Instrumente zu bewirken soll es gewiß nicht liegen und ich glaube auch wenn die Zeiten sich nicht ändern, zu reussieren; bis jetzt leben wir hier wie im tiefsten Frieden und fühlen nicht im mindesten den neuen Ausbruch des Krieges. — Recht sehr bitte ich die bestellten Sachen gütigst wo möglich mit umgehender Post anhero zu senden.
Ew. WohlGeboren ganz ergebenster Diener
Hoffmann
Den 5 t Junius 1809
Bamberg Zinkenwörth No 50
Den 5 t Junius 1809
Nicht länger kann ich anstehen Ew. WohlGeb. anzuzeigen, daß bis jetzt der von mir intendierte Verkauf der Musikal〈ien〉 sehr schlecht gegangen ist indem von der ersten Sendung nur den Sargino, 2 Cahiers von Clementi so wie 2 Cah 〈 iers 〉 Dussecksche Sonaten, von der letzten Sendung aber nur 3 Arien von Mozart verkauft habe. Dies liegt aber darin, daß mehrere angesehene Familien auf einige Monate auf das Land gegangen sind, mit dem Eintritt des Herbstes sind daher auf jeden Fall bessere Geschäfte zu machen, und bitte ich Ew. WohlGeboren gütigst zu bestimmen, wie lange ich die mir gesendete Mus〈ik〉 an mich behalten kann und binnen welcher Frist ich mit Ew. WohlGeb. Abrech〈nung〉 halten soll. Von jenen verkauften Sachen ist mir selbst noch nicht das Geld ganz eingegangen, sonst hätte ich, unerachtet es nur eine Kleinigkeit ausmacht doch schon an p Goebhardt gezahlt. — Was dagegen das zu sendende Instrument betrifft, so erwarte ich solches mit Schmerzen, indem ich mehrere Liebhaber darauf aufmerksam gemacht habe, und es wahrscheinlich alsbald an eine gewisse Frau von Melitsch, die aus der Nähe von Schweinfurt nach Bamberg zieht verkaufen werde; Haben daher Ew. WohlGeb. die Güte den Transport zu beschleunigen. Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster
Hoffmann
Den 9 Junius 1809
Bamberg Zinkenwörth No 50
Den 9 Junius 1809
So eben erfahre ich von Hrn. Goebhardt, daß er nicht gern die TransportKosten des Instruments welches Ew. Wohlgeb. an ihn adressieren wollten, übernehmen will und daß sich daran die Sendung desselben accrochiert. Jetzt da ich Aussicht habe dasselbe bald abzusetzen, würde ich recht gern die TransportKosten selbst vorschießen und überlasse es nun Ew. WohlGeb., ob Sie den Flügel geradezu an mich oder an Hrn. G〈oebhardt〉 schicken wollen, ich bitte indessen recht sehr den Transport so viel möglich zu beschleunigen. —
Sehr angenehm würde es mir sein, wenn Sie unsere Abrechnung zur MichaelisMesse versparen könnten, indem ich bis dahin die mir gesendete Musik doch größtenteils abzusetzen hoffe. —
In Erwartung der gütigen Erfüllung meiner Bitte Rücksichts der baldigen Sendung des Flügels habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann.
NS. Den PreisCourant der Instr〈umente〉 die bei Ew. Wohl-Geb. verfertigt werden, hoffe ich mit zu erhalten.
Bamberg den 23 7 br: 1809
Ew. WohlGeboren finden auf umstehender Seite das Verzeichnis der von mir bis jetzt abgesetzten Musikalien, nach dessen Resultat ich 17 rth an Ew. WohlGeb. zu entrichten haben würde; nun werde ich aber bei dem MichaelsJahresschluß der Musikalischen Zeitung von der Redaktion etwas an Honorar zu erhalten haben, welches ich bequem Ew. WohlGeboren auf jenen Rest anweisen könnte. Ew. Wohl-Geboren bitte ich demnach gehorsamst: 1. mir zu sagen wie viel jenes Honorar beträgt und wie viel ich nach dessen Abrechnung noch zu bezahlen haben würde, welche Summe ich dann sogleich Hrn. Goebhard einhändigen und Quittung übermachen würde, 2. sich gefälligst zu erklären, ob ich die noch übrig gebliebene Musik Ew. WohlGeboren zurücksenden oder noch an mir behalten soll; wobei, ich jedoch nicht unbemerkt lassen kann, daß jetzt bei dem zu erwartenden Frieden, bei dem eintretenden Winter, und da mein Musikalien Debut erst jetzt bekannter wird ich wohl auf bessern Absatz als bisher würde rechnen können, jedoch mit Ausschluß der Viottischen, Rodenschen und Kreutzerschen ViolinSachen, die ich, wenn Ew. Wohl-Geboren damit einverstanden sind, Hrn. Goebhard zur gelegentlichen Absendung aushändigen werde.
Wollen Ew. WohlGeb. mir gütigst die auf beiliegendem Zettel bei mir bestellten Musikalien übersenden, so werden Sie mich recht sehr verbinden.
Das gesandte Instrument ist sehr schön ausgefallen; Hr. Goebhard hat es bei mir aufgestellt, und ich lasse es mir angelegen sein es auszuspielen und gegen jeden Unfall zu bewahren. — Der bessere Schwung, den die Musik jetzt in Bamberg durch die Bemühungen mehrerer MusikFreunde erhält, wird gewiß einen guten Käufer herbeiführen.
Durch eine anhaltende Kränklichkeit die jetzt nachläßt und mich in allem sehr zurückgesetzt hat bin ich abgehalten worden, die Wünsche der Redaktion der Musik:Zeitung so bald als ich es wollte zu erfüllen; dies bitte ich ihr mit dem Zusatze zu sagen, daß ich nun bald aufeinander die gewünschten Arbeiten einliefern werde.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster Diener
Hoffmann
Von den mir übersandten Musikalien ist bis jetzt verkauft:
Paer’s Sargino , zwei Exempl〈are〉 10 rth
Clementis Werke Cahier 1 und 4 4
Dussek, La Consolation 12 〈gr〉
Dussek, Sonata op : 39 1 8
Dussek, Sonata op : 32 1
Nicolo Isouard sei Canzonette 12
Ferrari — sei Canzonette 12
Mozarts Arien No 4, 7, 8, 11, 12 4 12
〈Rig〉hini Rondo 8
22 rth 16 〈gr〉
Nach Abzug des Rabatts a 5 ” 16
bleibt Rest 17 rth
Bamberg den 2 t Dezember 1809
Ew. WohlGeboren Wunsche gemäß habe ich nach beiliegender Quittung diejenigen Musikalien, deren Verkauf nicht abzusehen ist so wie 6 fl 18 × an Hrn. Goebhard abgeliefert, und ich bin so frei mir, wenn es sein kann mit umgehender Post folgende Musik〈alien〉 die zum Teil bei mir bestellt sind, zu erbitten
– Winter Timotheo Partitur
– Mozart, Cosi fan tutte KlavierAuszug
– Mozart, Figaro desgl:
– Paer — Sargino desgl
– Paer, Sophonisba desgl
– Kreuzer gr〈oße〉: Sonate avec Violon , 4 Exempl〈are〉
– Dussek la consolation, And〈ante〉
– Ferrari sei Notturni ;
– Ferrari Duetti
– Crescentini Canzonette Nr: 1, 2
Einige für Anfänger, die indessen schon nicht zu schwere Sonaten richtig ausführen, schickliche KlavierKomp〈ositionen〉 von guten Meistern erbitte ich mir ebenfalls so wie Terzette oder Canons für 2 Tenore und Baß, wenn Ew. WohlG. solche in Ihrem Verlage haben sollten. — Immer mehr, hoffe ich, soll sich das MusikGeschäft erweitern, da der Geschmack für Musik überhaupt merklich im Steigen ist.
— Timotheo soll am ersten Weihnachtsfeiertage gegeben werden, daher bitte ich dringend die Sendung gütigst zu beschleunigen.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann
1810-1812
Bamberg Den 15 März 1810
Noch immer hat sich zu dem Instrument kein Käufer gefunden; vielleicht setzt Hr. Goebhard den Preis etwas zu hoch (40 Carolin) indessen gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß es sich noch anbringen lassen wird, indem ich dafür sorge, daß die wirklich schöne Arbeit was das Äußere und innere betrifft immer mehr bekannt werde. —
Haben Ew. WohlGeboren die Güte mir mit nächster Post die KlavierAuszüge von Sargino, Titus und Adolph und Clare welche bei mir bestellt sind zu übermachen und in Rechnung zu stellen.
— Es scheint als wenn sich mit der Zeit mehr Absatz von SingeMusik zu hoffen sein würde, indem diese sich, wie ich wohl sagen darf, auch durch meine Bemühungen hebt, und überhaupt bei dem jetzt zu erwartenden fortdauernden Frieden, die Kunst in dieser Gegend wieder besser gedeihen möchte.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ergebenster Diener
Hoffmann
Bamberg D. 28 März 1810
Ew. WohlGeboren danke ich für die prompte Übersendung der jüngst bestellten Sachen, und habe die mir mitgeschickten Kataloge sogleich verteilt, glaube auch nächstens annehmbare Vorschläge zum bessern Absatz von Musik〈alien〉 machen zu können. — Haben Ew. WohlGeb. die Güte mir alsbald bestimmt zu schreiben, um welchen Preis ich den Flügel verkaufen, und das erhaltene Geld Hrn. Goebhard abliefern kann, indem mir schon Gebote gemacht worden sind. Längst wäre, wie ich glaube, das Instrum〈ent〉 verkauft, wenn der etwas hohe Preis die Käufer nicht abgeschreckt hätte. Ew. WohlGeb. werden sich gütigst erinnern, daß ich schon längst schrieb, daß die hiesigen etwas genauen Einwohner nicht gern viel für Instr〈umente〉 zahlen mögen. — — Hr. v. Holbein aus Wien ist jetzt hier; er hat eine Oper: Die Blinden, geschrieben, die der Kapellmeister Winter in Musik setzt, und nach Ostern vollendet haben wird. Dichter und Komponist sind Willens die Partitur der Oper im Stich herauszugeben und ich habe den Auftrag erhalten Ew. Wohl-Geb. zu fragen, ob Sie geneigt sein würden jene Partitur zu verlegen? — Nächstens werde ich der Red〈aktion〉 der Mus〈ikalischen〉 Zeit〈ung〉 eine Anzeige des Entstehens jenes Werks, die zugleich von dem sehr interessanten Sujet, das ich im Manuskript gelesen, sprechen soll, zusenden.
Haben Ew. WohlGeb. die Gefälligkeit mir alsbald über diese Angelegenheit zu schreiben, damit ich Ihre Gesinnungen Hrn. v. Holbein und Hrn. p Winter mitteilen kann. Ersterem der sich noch 14 Tage hier aufhalten will könnte diese Mitteilung mündlich geschehen, und so alsbald eine weitere Unterhandlung angeknüpft werden.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ergebenster
Hoffmann
Bamberg D. 30 t Mai 10
Mit der gehorsamsten Bitte die Anlage gütigst an die Redakt〈ion〉 der Musik〈alischen〉 Zeitung zu befördern übersende ich Ew. WohlGeboren
1. Sinfonie 6 von Beethoven Partit〈ur〉
2. …. — — — in Partien
3. ———— a quatre mains
4. Timotheo und 5 das Waisenhaus.
Die Red〈aktion〉 hat mir so viele Aufträge gemacht, daß ihre Ausführung mehrere Bogen füllen und meine JahresBerechnung ziemlich bedeutend ausfallen wird, in dieser Hinsicht würde es Ew. WohlGeb. wohl konvenabel sein wiederum wie voriges Jahr mit mir abzurechnen; ich erbitte mir darüber Ihre gütige Meinung. Um folgende Musikalien so bald als möglich bitte ich gehorsamst.
– Etudes ou caprices pour le Violon }
par Kreutzer liv I, II } 3 Exemplare
par Baillot — — — }
– Beethoven, Trios oeuvre 70 No 2
– Mozart Cosi fan tutte (im Fall die neue Ausgabe schon da sein sollte) 2 Exempl〈are〉
– Der SchauspielDirektor, 1 Ex.
– Willhelm Schneider grandes Fantaisies — — Op: 10 – 12.
Sollten Ew. WohlGeb. vielleicht noch neuere SingeMusik von neuen italiänischen Meistern (Fioravanti, Zingarelli pp) im Verlag haben, so bitte ich mir diese so wie auch neue Beethovensche KlavierMusik beizulegen indem ich diese leicht anbringe. — Indem ich die zu übersendenden Musik〈alien〉 einpacke, bemerke ich, daß der Einband des Timotheo durch mein häufiges Studium und da ich daraus habe singen lassen (alles behufs der Rezension, die ich nachher bei der Konkurrenz eines frühern Auftrags zurückhielt) etwas gelitten hat, welches Ew. WohlG. mir gütigst nicht zurechnen werden. — Können denn Ew. WohlG. mir nicht die Partitur der Sofonisba von Paer zusenden? — Behufs der mir übertragenen Rezension des KlavierAuszuges wäre sie mir äußerst nötig. —
Um die Beethovensche Sinfonie No 5 zu rezensieren muß ich das ganze Werk aus den Partien in Partitur setzen; es ist mir bei dieser Arbeit eingefallen ob es Ew. WohlG. vielleicht konvenabel sein dürfte diese Sinfonie als KlavierSonate zu 2 oder 4 Händen arrangiert zu verlegen, und erbitte mir in so fern jenes Arrangem〈ent〉 nicht etwa schon veranstaltet ist, darüber ihre gütige Meinung.
Hochachtungsvoll
Ew. Wohlgeb.
ergebenster Diener
Hoffmann
Bamberg Den 12 t Julius 1810
Die Redakt〈ion〉 der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 welcher ich die Anlage gütigst einzuhändigen bitte, hat mir die Zusendung der in Paris erschienenen Cherubinischen Messe Behufs der Rezension durch Ew. WohlGeboren angezeigt. Sollte jenes Werk noch nicht an mich abgesendet sein so bitte ich recht sehr ihm noch ein Exemplar der Oper Cosi fan tutte so wie Pärs Sofonisbe beizulegen. Auch sollen neuere Capriccien von Kreuzer als die jüngst gesendeten erschienen sein, um welche ich so wie um Beethovens neueste Klavier-Sonaten mit ViolinBegleitung ebenfalls recht sehr bitte. Im Fall der geschehenen Absendung der Messe bitte ich mir jene Werke besonders, indessen mit der Post aus, da die Übersendung durch Hrn. Gebhard lange dauert und für mich eben so kostspielig ist als durch die Post indem ich bei der jüngsten Sendung sogar mehr zahlen müssen als gewöhnlich das Porto eines gleich großen Pakets beträgt. Sollte es möglich sein das Stück der Mus〈ikalischen〉 Zeit〈ung〉 Februar 1809 No 20 zu erhalten, in welchem der Aufsatz: Ritter Gluck, abgedruckt ist, so würden mich Ew. WohlGeboren durch Zusendung desselben ganz außerordentlich verbinden, da mir sehr viel daran liegt diesen Aufsatz, den ich nicht mehr im Manuskript besitze zu haben.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann
Bamberg Den 16 Decbr: 1810
Die Schweizerfamilie ist auf dem hiesigen Theater gegeben worden und hat so sehr gefallen, daß mehrere Bestellungen des KlavierAuszuges bei mir gemacht worden sind. Dies veranlaßt mich Ew. WohlGeboren auf das dringendste zu bitten mir unfehlbar mit umgehender Post gütigst zu senden 1. Die Schweizerfamilie v. Weigl, 6 Exemplare 2. den neuesten vollständigen KlavierAuszug des Don Juan 1 Exempl. 3. die Sängerinnen v〈om〉 Lande v. Fioravanti 1 Ex. Auch sehe ich der gütigen Berechnung, was ich nach Abzug des mir von der Red〈aktion〉 der Mus: Zeitung zukommenden Honorars, zu zahlen habe, entgegen und werde nicht ermangeln meine Schuld sogleich abzutragen. Ew. WohlG. Promptitude bürgt mir für die gütige schleunige Erfüllung meiner Bitte und habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster Diener
Hoffmann
〈Am Rande:〉 Könnte ich wohl, im Fall ich dieses Jahr auf die Musik〈alische〉 Zeit〈ung〉 pränum〈eriere〉, alle Monat von Ew. Wohl〈Geboren〉 die Zeit〈ung〉 unmittelbar erhalten? — im Fall es angeht, bitte ich mich als Pränumer〈anten〉 zu betrachten, und mir die bisher erschienenen Stücke zu senden, den Betrag will ich an Hrn. Gebhard entrichten
Bamberg Den 2 t August 1811
Ew. WohlGeboren letztes Schreiben finde ich bei meiner Rückkehr nach Bamberg vor und eile es zu beantworten. — Die Rechnung habe ich ganz richtig gefunden und werde mich bemühen meine Rückstände einzutreiben und die mir noch zurückgebliebenen Sachen noch zu verkaufen. — Die Indiskretion mehrerer hiesiger Musikliebhaber, welche Sachen bei mir bestellen und sie nachher unter mancherlei Vorwande nicht nehmen oder sie nehmen und mit der Zahlung eine Ewigkeit zögern ist Schuld daran, daß ich es ganz aufgegeben habe Musikalien zu verschreiben um nicht selbst bei verzögerter Zahlung in Verlegenheit zu geraten. — Auf jeden Fall sind Ew. WohlGeboren Rücksichts meines Restes gedeckt, da ich an der Musik〈alischen〉 Zeit〈ung〉 fortarbeite und mein Honorar zur Zahlung dienen kann, indem ich lieber in dieser Art selbst zahlen als Ew. WohlGeb. länger warten lassen will. Irre ich nicht, so müssen, unerachtet ich seit langer Zeit nichts einsandte, auch in diesem Jahrgange einige Aufsätze von mir enthalten sein; noch in diesem Monate liefere ich indessen, so wie es die Redakt〈ion〉 wünscht, noch Aufsätze, welche alsdann jenes Honorar noch vermehren würden. Das für Musik〈alien〉 eingehende Geld zahle ich nach Ew. WohlGeb. Anweisung an Hrn. Gebhard.
Hochachtungsvoll
Ew. Wohlgeb.
ergebenster
Hoffmann
Bamberg Den 24 t März 1812.
Ew. WohlGeboren empfehle ich Hrn. Wagner, der Ihnen diesen Brief überreicht als den Reisenden des hiesigen Weinhändler〈s〉, Hrn. Carl Friedrich Kunz, auf das beste. — Hr. Kunz ist seit meinem Hiersein einer meiner besten Freunde; ich kann daher von ihm mit Recht behaupten, daß er ein solider prompter Geschäftsmann ist, und seine Weine sich Rücksichts der Ächtheit und Wohlfeilheit ganz vorzüglich auszeichnen. Außerdem ist Hr. Kunz aber, wie man es selten in dieser Branche der Handlung finden wird, ein litterarisch ausgebildeter Mann, der sich in dem Besitz. einer ganz auserlesenen Bibliothek von ungefähr 3000 Bänden befindet, die er noch immer vermehrt, und die er eben jetzt aus Liebe zur Sache und weil es in B〈amberg〉 an einem litterarischen Umschwung gänzlich fehlt, zu einer Leihbibliothek höherer Art (indem wissenschaftliche Werke die Hauptsache sind) umzuschaffen im Begriff ist. — Sollten Ew. WohlGeboren vielleicht Rhein oder Burgunderweine bedürfen, so würde sich ein Geschäft dieser Art gegen literarische Produkte machen lassen; ich bitte in jedem Fall dem Hrn. Wagner bei seiner Anwesenheit in Leipzig so viel möglich nützlich zu sein, erbiete mich zu jeder Gegengefälligkeit und werde mit Vergnügen jede Gelegenheit ergreifen Sie von meiner hohen Achtung und Freundschaft zu überzeugen als
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann.
Bamberg Den 12 t Julius 1812
Wie sehr habe ich mich bei Ew. WohlGeboren zu entschuldigen, daß ich so lange meine Schuld für die mir zugeschickte Musikalien nicht entrichtete, allein von Woche zu Woche hoffte ich die mir übertragenen Rezensionen für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 anfertigen zu können und dadurch meinen Rest zu tilgen. Allein die mir meine ganze Muße raubenden beschwerlichen Arbeiten bei dem hiesigen Theater, die mir noch dazu nur die zum Bedürfnis hinreichende Summe einbrachten, hielten mich davon ab; bis ich nach der Organisation des Würzburger Theaters die ich auch großen Teils besorgt, endlich mich von einer Karriere los machte, die mich von meiner eigentlichen Tendenz ganz ableitete. — Die große Indiskretion der hiesigen sogenannten Musik-Freunde, die Sachen bei mir bestellten und nachher nicht nahmen und wirklich genommene nicht zahlten hielt mich auch ab weiter Musikalien zu verschreiben, (es ist die Ursache, warum hier auch gar kein Musikhandel aufkommt wie Ihnen Hr. Goebhard bezeugen wird,) und es kommt mir jetzt auf die Berichtigung meines Restes an. — Daß ich mich in diesem Augenblick in einer ziemlich drückenden Lage befinde kann ich Ihnen als ehrlicher Mann versichern indessen erwarte ich mit jedem Tage eine Remesse aus Königsberg in Preußen wo mir eine kleine Erbschaft zugefallen und werde dann sogleich dankbarlichst zahlen. Was aber die Summe betrifft, so wird sie, da ich neuerdings durch die Redaktion der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 Ihnen verschiedenes zurückgesendet, eine kleine Änderung leiden. Sollte wider alles Vermuten jene Remesse nicht so bald eingehen als mein Geschäftsträger in K〈önigsberg〉 es mir schon wirklich angezeigt hat, so sind Sie doch Rücksichts des Restes ganz gedeckt, da ich schon jetzt drei nicht kurze Aufsätze zur M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 eingesendet, denen nächstens die Rezensionen der Beethovenschen Sinfonie No 4 und der Beethovenschen Trios Op: 70 folgen werden. — Von diesen Trios Op: 70 ist mir No 1. auf eine unbegreifliche Weise von meinem Schreibtische verschwunden, ich muß Sie daher ergebenst bitten es auf meine Rechnung zu setzen und mir dasselbe Behufs der Rezension baldigst noch einmal zu senden. — Ich wage es Sie recht sehr zu bitten Hrn. Goebhardt zu sagen, daß er, sollte ich (welches ich jedoch nicht hoffe) die gesendete Assignation zur Stunde nicht honorieren können, mich wenigstens nicht der Zahlung wegen zu drücken, da es dann gewiß nur in der Unmöglichkeit Zahlung zu leisten liegt, und Sie doch, wie ich oben angeführt, der Summe wegen hinlänglich gedeckt sind und ich hoffe um so weniger eine Fehlbitte zu tun als ich mit Ihnen fortwährend in freundschaftlicher Verbindung zu bleiben hoffe. — Erlauben Sie mir anzufragen ob schon die Beethovensche Ouverture zum Coriolan fürs Klavier arrangiert ist, und ob, wenn es nicht der Fall sein sollte, Sie es konvenabel finden würden ein solches Werk zu verlegen? — Ob dies Arrangement für zwei oder für vier Hände statt finden sollte würde ich dann Ihrem Ermessen überlassen und eine gleiche Anfrage Rücksichts der Beethovenschen Sinfonie No 4 tun. Beide Werke habe ich behufs der Rez〈ension〉 mir selbst in Partitur setzen müssen weshalb mir die KlavierAuszüge zu machen möglich sein würde.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann.
Bamberg den 27 Julius 1812.
Ich hoffe daß Ew. WohlGeboren meinen letzten Brief erhalten und die Güte gehabt haben werden Hrn. Goebhard in der Angelegenheit meines zu zahlenden Rückstandes zu schreiben; sollte es aber noch nicht geschehen sein so bitte ich recht dringend darum, indem ich mich jetzt ganz außer Stande befinden würde die wenn auch kleine Summe zu zahlen und ich nur hoffe durch schnell auf einander folgende Arbeiten für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 den Rückstand zu tilgen. In dieser Hinsicht bitte ich auch die Übersendung des Beethovenschen Trios Op: 70 No 1. gütigst zu beschleunigen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ew. WohlGeb.
ergebenster Diener
Hoffmann.
Bamberg den 5 t September 1812
Ew. WohlGeboren übersende ich in der Anlage zur gütigen Besorgung an die Redaktion der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉
1. die Rezension des Augenarztes
2. ” ” der Mehulschen Ouverture du jeune Henri Chasse
und werde bald mehrern mir gemachten Aufträgen genügen da ich jetzt mehr Muße als sonst habe. Nur muß ich meine schon oft wiederholte Bitte nochmals in Anregung bringen mir bei mehrstimmigen Sachen die Partitur, wenn solche vorhanden, gütigst mitzusenden. Auch bitte ich gehorsamst nachzusehen ob in meinem letzten Konto vom 23. Jul〈ius〉 1812 nicht aus Irrtum die Beethovensche Simphonie No. 6. C-moll und dieselbe Simphonie für 4 Hände arrangiert als noch nicht zurückgesendet aufgeführt worden ist, da ich nach meinen Notaten beides nebst der mitgekommenen geschriebenen Partitur wirklich zurückgesendet habe. — Auch lege ich drei nach Art der Pezzi concertanti gesetzte Canzonetten, die ich vorzüglich der Dedikation an eine sehr brave Sängerin und Schülerin von mir gern an das Tageslicht befördern möchte mit der Anfrage bei: ob es Ihnen vielleicht konvenieren möchte den Verlag zu übernehmen, jede Bedingung würde mir recht sein, da ich eben nicht dabei gewinnen will.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster Diener
Hoffmann
Bamberg den 16 7br. 1812
Ew. WohlGeboren erwidere auf das geehrte Schreiben vom 8 t d. M., daß ich allerdings auch mit der Violine vertraut bin, da ich sie sonst in jüngern Jahren mit ziemlicher Virtuosität gespielt habe und mich nur andere überhäufte DienstGeschäfte an der weitern Fortübung verhinderten. In dieser Hinsicht bin ich sehr geneigt Ihren Wunsch Rücksichts der Übersetzung der Violinschule aus dem Französischen zu erfüllen, indem ich voraussetzen kann, daß Sie mich nach Ihrer mir bekannten liberalen DenkungsArt für Mühe und ZeitAufwand gehörig entschädigen werden. — Um so weniger darf ich mich scheuen diese Arbeit zu übernehmen da der hier am Orte lebende Konzertmeister Dittmayer, ein äußerst braver Violinspieler, der in Paris ausgebildet wurde, mir allenfalls in aufstoßenden Schwürigkeiten Auskunft geben kann, wiewohl er selbst nicht im Stande ist einen deutschen Perioden zu schreiben. — Sehr leid tut es mir, daß meine Canzonetten nicht gedruckt werden können, da gewisse PrivatVerhältnisse es mir wünsehenswert machten die Sängerin zu ehren der ich sie dediziert hatte; weshalb ich denn auf kein Honorar Anspruch gemacht und eine gute deutsche Übersetzung der Worte sogleich hinzugefügt haben würde — Vielleicht können Sie mir einen Rat erteilen, wie ich es anfangen soll das Werk an das Licht treten zu lassen. —
Ich erwarte das französische Original der ViolinSchule, so wie Ihre fernern gütigen Bedingungen Rücksichts des Honorars und werde dann mit Eifer und Liebe arbeiten, so daß Sie gar nicht lange auf das Manuskript warten sollen, da das Orig〈inal〉 nur wenige Bogen enthält. Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann
Bamberg Den 10 Dezember 1812.
Schon bin ich mit der Hälfte der mir übertragenen Übersetzung fertig und die Arbeit würde noch rascher von statten gehen, wenn ich nicht der Diktion die höchst möglichste Feile zu geben und jede Übereinstimmung mit der schon vorhandenen Übersetzung zu vermeiden trachtete. Rücksichts des Honorars glaube ich nicht unbillig zu sein, wenn ich Ew. WohlGeboren bitte dieselben Bedingungen welche die Redaktion der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 den Rezensenten leistet auch bei diesem Werke mir zuzugestehen, da es wirklich Schwürigkeiten enthält und wirklich Mühe und Zeit kostet. — Erlauben Sie mir aber eine Bitte hinzuzufügen, die nur das unbegrenzte Zutrauen zu Ihrer Güte und Freundschaft so wie der eiserne Drang der Umstände mir abnötigt! — Das plötzliche Ausbleiben einer kleinen Revenue die ich aus meiner Vaterstadt, Königsberg in Preußen, beziehe, so wie, daß ein paar Familien, in denen ich sehr lukrativen musikalischen Unterricht erteilte, B〈amberg〉 plötzlich verließen hat mich in diesem Augenblick in eine solche drückende Lage versetzt, daß ich — schwer hält es mir, es zu sagen — an den notwendigsten Bedürfnissen des Lebens Mangel leide — Aller Mühe unerachtet werde ich erst Ende Januar wieder auch nur einige Ressourcen erhalten. Bis dahin bleibt mir aber alles verschlossen und meine einzige Zuflucht ist, daß ich, in dem Vertrauen, das mir Ihre mir oft geäußerten gütigen Gesinnungen eingeflößt haben, Sie ergebenst bitte mir das kleine Honorar für meine Übersetzung schon jetzt zu pränumerieren und gütigst umgehend zu übermachen. Der Text wird, wie Ew. WohlGeb. bekannt ist, fünf Druckbogen enthalten, sollte aber auch sich hier nachher keine strikte Genauigkeit finden, so ließe es sich immer ausgleichen, da ich ja mit Ihnen in fortdauernder Verbindung bleibe und mich im voraus zu jeder exakten und prompten Besorgung jeder musik〈alischen〉 und litterarischen Arbeit erbiete die Ew. WohlG. nur irgend nützlich werden kann; in diesem Augenblick betragen aber auch schon die mir übertragenen wichtigen Rezensionen im Überschlag gewiß acht bis zehn Druckbogen und Sie werden daher, wenn Sie mich durch Ihre Güte aus einer Bedrängnis reißen, in die mich in Wahrheit noch die schlimmste Zeit, die ich in den Jahren 1806 – 7 in Warschau erduldete nicht versetzt hat, in keiner Art etwas riskieren, sondern das frohe Gefühl mich der Kunst und Wissenschaft erhalten zu haben, so wie meinen wärmsten innigsten Dank, der sich bei jeder Gelegenheit tätig aussprechen soll, einernten. — In der angenehmen Hoffnung daß Ew. WohlGeboren mir meine gehorsamste Bitte nicht versagen, und da mir wirklich schnelle Hülfe so sehr Not tut, vielleicht umgehend die kleine mir so bedürftige Summe gütigst anweisen werden habe ich die Ehre mit vorzüglicher Hochachtung zu sein
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster Diener
Hoffmann.
1813
Bamberg den 8 t Jan: 1813
Schon hatte ich die Einlage gesiegelt um sie zur Post zu befördern als ich Ew. WohlGeboren letztes Schreiben nebst Assignat〈ion〉 auf 65 rth erhielt. — Um Ew. WohlG. zu beweisen wie fremd mir jeder Eigennutz ist, und wie bereit ich bin, in Hoffnung dauernder Verbindung Ihnen zu dienen erhalten Sie in der Anlage, die wie ich versichern kann mit Mühe und Sorgfalt ausgearbeitete Übersetzung, indem ich mich mit dem erhaltenen Honorar zufrieden erkläre. Ein flüchtiger Blick wird Sie überzeugen, daß meine Übersetzung ganz von der älteren deutschen Ausgabe abweicht, die im Ausdruck zwar nicht übel aber ziemlich weitschweifig ist. Ich habe mich der größten Prezision beflissen und manche Definition zum Teil hinzugefügt zum Teil schärfer auszudrücken mich bemüht. — Die Beispiele habe ich nach Nummern fortlaufen lassen, damit Sie den Stich einrichten lassen können wie Sie es für gut finden; eben so überlasse ich ganz Ihrem Gutbefinden den Titel, so wie ich ihn hingesetzt habe, scheint er mir anziehender und preziser zu sein. —
Nächstens erhalten Ew. WohlGeb. wieder ein Paar Rezens〈ionen〉 für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉.
Auf das Verbindlichste danke ich Ew. WohlGeboren nochmals für die gütige Übersendung des Honorars, welches mich in diesem Augenblick von einer sehr drückenden Lage befreit.Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Bamberg den 27 Jan 1813.
Ew. WohlGeboren haben mir so viel Freundschaft erwiesen, daß ich es getrost wage mich in einer Angelegenheit, die mir auf das äußerste am Herzen liegt, an Sie zu wenden! — Vielleicht ist es Ihnen durch kaufmännische Verbindungen möglich beiliegenden offnen Brief an meinen Geschäftsträger in Königsberg in Pr〈eußen〉 auch bei den jetzigen Umständen sicher zu befördern. — Ist es der Fall, so würden Sie mich ganz unendlich verbinden. Ist es nicht der Fall, so bitte ich den Brief zu vernichten und mir gütigst darüber Nachricht zu geben. —
Den letzt als Einlage erhaltenen Brief an Schäfer in Nürnberg habe ich richtig besorgt.
Mit ausgezeichneter Achtung
Ew. WohlGeb.
ergebenster
Hoffmann
Bamberg d. 23 März 1813.
Ew. WohlGeboren ermangle ich nicht sogleich nach dem Empfang Ihres letzten Briefes die Violinschule, französisches und deutsches Exemplar verlangtermaßen mit der fahrenden Post zu übersenden. — Zugleich nehme ich die Gelegenheit wahr Ihnen recht herzlich für die gütige Empfehlung an Herrn J〈oseph〉 Seconda zu danken.
Um alles in der Welt wäre ich bei den jetzigen KriegsVerhältnissen nicht nach der Vestung Würzburg gegangen, das Theater daselbst wird sich auch wohl auflösen und um so erwünschter ist es mir ein Unterkommen in Leipzig und Dresden gefunden zu haben, als es mir die Hoffnung gibt endlich für meine eigentliche Tendenz arbeiten und auch als TheaterKomponist bekannt werden zu können.
— Zwar sieht es in diesen Gegenden (Leipz〈ig〉 und Dresd〈en〉) nach den ZeitungsNachrichten sehr kriegerisch aus allein nach meinen Ansichten kann dies nur sehr vorübergehend und bis zu meiner Abreise von hier, die mir Hr. Seconda bis zum 10 t April und zwar nach Dresden bestimmt hat, alles entschieden sein. — Hrn. Seconda’s Bedingungen bin ich gänzlich eingegangen, ich sehe daher den Kontrakt für abgeschlossen an und nur Kriegsbegebenheiten in unserer Nähe, die es mir ganz unmöglich machen sollten aus der Stadt herauszukommen, könnten meine Abreise hindern, welches indessen den Kontrakt nicht ändern würde, da ich, so wie sich mir nur eine Gelegenheit darböte, und sollte ich den bedeutenden Umweg durch Böhmen machen, von hier nach Dresden abgehen würde. — Ew. WohlGeboren bitte ich recht sehr dies Hrn. Seconda, wenn Sie ihn sprechen, gütigst zu sagen und ihm zu versichern, daß er von mir den regsten Diensteifer und rege Liebe zur Sache zu erwarten hat. — Nochmals danke ich Ew. WohlGeb. auf das innigste für Ihre gütige Verwendung und habe die Ehre mit ausgezeichneter Hochachtung zu sein
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster Diener
Hoffmann
Dresden den 25 April 1813
Unmöglich kann ich Ew. WohlGeboren meinen Schreck beschreiben, als ich nach einer kostspieligen gefahrvollen Reise, die ich kontraktmäßig unternahm, Hrn. Seconda hier nicht vorfand; auf das inständigste bitte ich ihm sogleich beiliegenden Brief einhändigen zu lassen. Ich bitte ihn in diesem Briefe mir mit umgehender Post das zugesagte Reisegeld mit 17 rth (mir kostet die Reise an 70 rth) so wie vorschußweise eine vierzehntägige Gage zu übermachen, da meine Kasse ganz erschöpft ist und ich mit meiner Frau an dem mir ganz fremden Orte sonst in die drückendste Verlegenheit geraten würde.
Nimmermehr habe ich geglaubt in diese Angst und Not zu kommen; ich muß mich doch einigermaßen häuslich einrichten, und dabei auch leben; verzeihen daher Ew. WohlGeb. meine Bitte um eine kleine Remesse von ungefähr 20 rth auf Abschlag meines Honorars zum Michaeli. In diesem Augenblick, oder vielmehr nachdem ich nur zur Ruhe und Besinnung gekommen, endige ich die Rezension der Beethovenschen Messe so wie der Sinfonie von Wilms, und wenn ich nur noch alle mir aufgetragenen Rezens〈ionen〉 beendige, glaube ich Ew. WohlGeb. für die mir gütigst bewilligten, so wie den jetzigen Vorschuß hinlänglich gedeckt.
Nur die Hoffnung auf Hrn. Seconda und Ew. WohlG. Güte tröstet mich in einer Lage die wirklich nicht ängstlicher gedacht werden kann.
Haben doch Ew. WohlG. die Güte mir umgehend zu antworten, da ich mich wirklich in dem Augenblick nicht zu retten und raten weiß und jede Stunde zähle die mir Antwort bringen kann. —
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ergebenster Diener
Hoffmann.
Ich logiere in der Stadt Naumburg in der WilsdrufferStraße ; ich lege den Brief an pp Seconda offen bei um Sie ganz von meiner Angelegenheit, die mir den größten Kummer verursacht, zu unterrichten.
Dresden den 1 t Mai 1813.
Ew. WohlGeboren so schnelle Erfüllung meiner Bitte durch Übersendung des Wechsels a 70 rth den ich richtig erhalten und der mir sogleich honoriert worden ist mir ein neuer Beweis eines Zutrauens welches ich in der Tat in seinem ganzen Umfange zu schätzen weiß und wofür ich, so wie es nur in meinen Kräften steht, auf die tätigste Weise dankbar sein werde. — Hr. Franz Seconda will noch den ganzen Monat Mai hier bleiben; ich würde daher schon Morgen mit der Diligence abgereiset sein, wenn es mir möglich gewesen wäre so schnell den Paß von der russischen Behörde bei dem Andrang der Geschäfte zu erhalten; zudem hat man mir sowohl auf dem Bureau des russ〈ischen〉 Kommendanten als bei dem StaatsKanzler v. Hardenberg, bei welchem ich ganz unvermutet an den StaatsRäten v. Hippel und Staegemann spezielle Jugendfreunde, die mich mit einem wahren herzlichen Jubel empfingen gefunden, den ausdrücklichen Rat gegeben wenigstens noch ein Paar Tage hier zu warten, da es sonst möglich sein könnte, daß ich mitten in den allerhöchsten Kriegstrouble hineinreisete und alle üblen Folgen davon empfände.
Hr. Seconda kann mir es daher wohl nicht verargen, wenn ich meine Abreise bis zum Donnerstag verschoben habe und er mag meiner aufrichtigen Versichrung glauben daß mir nichts so sehr am Herzen liegt, als mein Amt anzutreten und zu seiner Zufriedenheit auf die tätigste gewissenhafteste Weise zu verwalten.
Wie sehr freue ich mich darauf Ihre und des Hrn. Hofrat Rochlitz persönliche Bekanntschaft zu machen — der mündlichen Erzählung behalte ich meine Abenteuer auf der Reise hieher und alle Angst und Sorge, die ich ausgestanden, vor. —
Bald werde ich im Stande sein mündlich die unendliche Hochachtung versichern zu können mit der ich bin
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster
Hoffmann
Dresden den 13 t Mai 1813.
Die bisherigen Vorfälle in Dresden werden auch in L〈eipzig〉 bekannt genug sein, so daß ich Ew. WohlGeboren wohl von der ausgestandenen Sorge und Angst keine Schilderung machen darf. — Gerade an dem Tage, da ich abreisen wollte, nehmlich den 6 t d. M. ging die stärkste Retirade der Russen über die Elbe an welche den 7 t und 8 t fortdauerte, so daß an Reisen gar nicht zu denken, ja, daß es unmöglich war fortzukommen. Eben so wenig war dies am 9 t d. M. auszuführen wo man nicht ohne Gefahr über die Hauptstraßen gehen konnte, so daß ich, der ich von der Sorge, wie die Sachen stünden getrieben in die Nähe des Brühlschen Palais ging, von einer KartätschenKugel die von dem SchloßTore abprallte, jedoch zum Glück so matt am Fuß getroffen wurde, daß ich nur einen mit Blut untergelaufenen Fleck davon trug. Daß mehrere Zivilpersonen hart verwundet, ein alter Mann der in die katholische Kirche gehen wollte und ein Knabe getötet sind, wird man in L〈eipzig〉 wohl schon wissen. — Ich mußte wider meinen Willen in dem teuern Gasthofe bleiben und zu meinem Verdruß das zu meiner Einrichtung bestimmte Geld verzehren — konnte nichts arbeiten, kurz meine Lage war die unangenehmste, die man sich denken kann. — Sonntags Abends (den 9 t ) als es nur etwas ruhig wurde (noch um 1½ Uhr platzte eine hineingeworfene Granate mitten auf dem Altmarkt) gelang es mir durch die Bemühungen meines alten Freundes des KammerMusikus Morgenroth, auf dem Altmarkt No 33 bei Madame Vetter 4 Treppen hoch ein meubliertes Stübchen zu finden, und nun verließ ich den 10 t in aller Frühe den Gasthof, der mich den letzten Groschen in ein paar Tagen gekostet haben würde. — Unerachtet der noch fortdauernden entsetzlichen Unruhe, ist es doch hier auszuhalten, und wenn auch die jetzige überstandene Angst und Sorge mich zu tieferen Arbeiten unfähig gemacht und ich daher die Beethovensche Messe vor der Hand bei Seite gelegt, so habe ich doch eine leichtere Arbeit, nehmlich die Rez〈ension〉 der Braunschen und Wilmsschen Sinfonie geendet, welche ich mit der Versichrung beilege, nur bei einiger wiedergekehrter Ruhe, recht fleißig zu sein. —
Hrn. Seconda habe ich nun abermals geschrieben, ob ich nach L〈eipzig〉 kommen soll, da sich die Umstände ganz geändert haben. Die italiänische Oper hat nehmlich aufgehört, der König ist den 12 t N〈ach〉M〈ittags〉 angekommen, und bleibt, wie man gewiß weiß, hier, da die Familie auch in diesen Tagen eintrifft, und so wird bei der hergestellten alten Ordnung der Dinge Hr. Seconda, da auch die Kommunikat〈ion〉 der Neustadt mit der Altstadt wieder stattfindet, wohl anhero kommen. — Der hier verbreiteten für mich schreckbaren Nachricht, daß die J. Secondasche Gesellschaft aufgelöst, will ich nicht trauen. — Hrn. Seconda habe ich, so hart es mir ankam, im Fall ich doch nach L〈eipzig〉 sollte, noch um eine Kleinigkeit zur Reise bitten müssen, und, indem ich fürchten muß, daß er mich in die Klasse immer und ewig Geld verlangender Theaterpersonen werfen könnte, da er, wie in dieser Zeit hier für die gewöhnlichsten Bedürfnisse das Geld nur weggeflogen , sich gewiß keinen Begriff machen kann, bitte ich Ew. WohlGeboren ergebenst, ihm diese Idee zu benehmen; bei persönlicher Verbindung wird er sich ohnehin bald vom Gegenteil überzeugen. — Hrn. F. Seconda habe ich mehrmals nicht zu Hause gefunden, er scheint sich überhaupt nicht gern sprechen lassen zu wollen. — Ew. WohlGeb. empfehle ich mich zum fortdauernden Wohlwollen und habe die Ehre mit der ausgezeichnetsten Hochachtung zu sein
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann.
Dresden den 17 Mai 1813.
(Altmarkt No 33 , 4 Treppen hoch bei Madame Vetter)
Ew. WohlGeboren erhalten in der Anlage die Rezension der Beethovenschen Messe mit der Bitte nicht darüber zu schelten, daß sie etwas lang geraten und wieder mehrere Beispiele eingeschaltet sind. Es lag mir wirklich am Herzen mehreres über KirchenMusik zu sagen und nur die zum Verständnis nötigsten Stellen mußte ich einrücken. — Hr. Seconda, dem ich schon am 11 t geschrieben, hat mir noch nicht geantwortet und setzt mich dadurch in die tödlichste Angst und Verlegenheit.
Mit jedem Tage ändern sich hier die Nachrichten, und es scheint mir am Ende wirklich für Hrn. Seconda geratener, wenn es angeht in L〈eipzig〉 zu bleiben. — In der Neustadt sieht es verödet aus wie in einer Vestung, da mehrere Einwohner in die Altstadt ziehen und vor dem schwarzen Tor stark geschanzt wird, doch kann sich das alles mit jedem Tage ändern — kurz man kann keinen Entschluß fassen, und ich bin auf alles resigniert. —
So bald Hr. Seconda schreibt und mir die kleine Summe, um die ich noch gebeten (20 rth, welche am Ende nicht einmal ein Vorschuß sein wird) schickt, bin ich Willens auf der Stelle abzureisen und habe mich deshalb schon vorläufig um einen Paß bemüht, womit man jetzt, drei bis vier Tage herumgezogen wird. — Ew. WohlGeboren wage ich auf Ihre mir so oft bewiesene Freundschaft mich stützend, gehorsamst zu bitten, Hrn. Seconda in meinem Namen doch dringend zu ersuchen, falls er nach Ankunft dieses Briefes mir noch nicht geschrieben haben sollte, schleunigst mir zu antworten, damit sein eingesperrter MusikDirektor, dem seine Untätigkeit eine wahre Last ist, doch endlich erlöset werde. — Die hiesige Teurung ist noch im Steigen, und bei der größten Einschränkung gibt man nur zu viel Geld aus; Brod und Fleisch haben mehrere Tage beinahe gänzlich gemangelt, und heute erst kommt hie und da öffentlich etwas zum Vorschein.
Erfüllen Ew. WohlGeboren gütigst meine Bitte; denn meine Lage ist in der Tat höchst unangenehm. Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann
⟨23. Juni 1813.⟩
Ew. WohlGeboren übersende mit dem gehorsamsten Danke, den Klavier-Auszug des Figaro nebst Text, so wie die französische Violin-Schule und die Partitur der Beethov〈enschen〉 Musik zum Egmont nebst KlavierAuszug der ZwischenAkte und Gesänge. Die fertig gewordene Rezension letzterer Musik lege ich mit dem Bemerken bei, daß ich die noch an mir habende Musik, welche zum Rez〈ensieren〉 von Ew. WohlGeb. erhalten, nächstens mit meinen übrigen Büchern und Musikalien in einer Kiste von Hrn. Kunz aus Bamberg gesendet erwarte.
Sollten daher Ew. WohlGeboren daher die Beschleunigung irgend einer mir übertragenen Komposition zB. des Bergtschen Orat〈oriums〉 wünschen, so müßte ich bitten mir das Werk noch einmal in die Hände zu geben, ich würde dann die Rez〈ension〉 fordersamst fertigen und nebst dem Werk Ihnen zusenden. —
Hr. Seconda eilt Morgen früh nach Dresden, und kaum selbst im Stande die Reisekosten zu bestreiten vermag er selbst bei dem eingetretenen GehaltsAbzug, bei dem ich schon seit mehreren Wochen beinahe die Hälfte meines Gehalts verloren, auch nicht das mindeste zu meiner Erleichterung zu tun, unerachtet es mir rein unmöglich ist meine Frau, deren kostspielige Kur noch nicht geendet, mit der noch offnen Kopfwunde, so wie es Hr. S〈econda〉 arrangiert hat, auf einen Leiterwagen zu setzen. In dieser grenzenlosen Verlegenheit wende ich mich Zutrauungsvoll an Ew. Wohl-Geb. Geb. mit der gehorsamsten Bitte, ob Sie mir wohl bei der mich auf alle Weise drückenden Not mit einem kleinen Vorschuß von circa 28 bis 30 rth, als so hoch ich meine noch hier zu bestreitenden kleine Ausgaben und die bequeme Reise nach Dresden bei der höchsten Einschränkung berechnet, bewilligen wollten? — Außer meinem fortwährenden fleißigen Arbeiten an der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 bitte ich Ew. WohlGeb. mir nur Gelegenheit zu geben meine Schuld so bald als möglich abzutragen, und überzeugt zu sein, daß nur wirklich das Zusammentreffen so vieler für mich feindseliger Umstände mich zwingen konnten Ew. WohlGeboren zur Last zu fallen.
Mit der gehorsamsten Bitte um eine baldige gütige Antwort, da ich Morgen in aller Frühe fort soll, und in diesem Augenblick sogar noch mit dem Einstudieren einzelner Partien beschäftigt werde, habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeb.
ergebenster
Hoffmann
Leipzig
D. 23 Jun: 1813.
Hr. p Seconda hat mir aufgetragen von Ew. WohlG. die Partitur der komischen Oper Gli Virtuosi ambulanti v. Fioravanti zu erbitten, indem er sie an sich kaufen wollte. Da ich aber gar nicht weiß, in welchen Verhältnissen in dieser Hinsicht Sie mit Hrn. Seconda stehen, überlasse es Ihnen ganz, ob Sie die Güte haben wollen eine solche zuzusenden oder nicht.
Dresden den 14 Novbr: 1813.
Endlich bin ich mit den hiesigen Einwohnern aus der peinlichsten Lage gerissen indem die Stadt mittelst Kapitulation den verbündeten Mächten übergeben worden, und es ist mir eine dringende Angelegenheit Ew. WohlGeboren sogleich, als der Postenlauf eröffnet ist, zu schreiben. —
Seit meiner Abreise von Leipzig hat mich eine Kette von Unannehmlichkeiten, die zum Teil in den öffentlichen zum Teil in meinen Dienstverhältnissen lagen, in eine fortwährende Verstimmung versetzt, die mich wirklich zu litterarischen Arbeiten beinahe unfähig machte und nur hierin liegt es, daß ich in den mir für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 übertragenen Arbeiten so säumig war; ich bitte mich deshalb auf das beste zu entschuldigen und ich mag, da mit den veränderten Verhältnissen mir froher Mut und gegründete Hoffnung einer besseren Zukunft gekommen, wohl das Versprechen der Besserung hinzufügen, da ich es jetzt in der Tat halten kann. — Schon der letzten Zeit gelang es mir einen Aufsatz, den ich längst Hrn. H〈of〉R〈at〉 Rochlitz versprochen zu endigen; die Einkleidung, welche die Spur der Zeitverhältnisse trägt und die tröstenden Schlußworte die ich dem Dichter in den Mund gelegt, dürften wohl ein größeres Interesse gewähren, als wenn ich dem Ganzen die Form einer trocknen Abhandlung gegeben.
Ich lege ihn überschrieben: der Componist und der Dichter, bei und bitte nicht über die Länge zu schelten, da es mir darum zu tun war manches recht gründlich auszusprechen.
Ew. WohlGeb. bitte ich recht sehr mich recht bald durch ein paar Worte zu überzeugen, daß Sie mir Ihre so sehr werte Freundschaft nicht entzogen und habe die Ehre mit vorzüglicher Hochachtung zu sein
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster
Hoffmann
Um gütige Besorgung beigelegt〈en〉 Briefch〈ens〉 an Hrn. H〈of〉R〈at〉 Rochlitz bitte ganz gehorsamst.
Den 11 Dezbr: 1813.
Leipzig im goldnen Herz auf der FleischerGasse 1 Treppe hoch .
Den 11 Dezbr: 1813.
Ew. WohlGeboren würde ich bei meiner Ankunft in Leipzig sogleich persönlich meine Hochachtung versichert haben, wenn nicht eine Kränklichkeit mich zu Hause hielte, die ich um so mehr beachten und auf der Stelle zu heben suchen muß, damit Hr. Seconda der morgen seine Vorstellungen anfangen will nicht in Verlegenheit gerate. — Es wird mir in der Tat recht schwer Ew. WohlGeb. gleich mit einer ähnlichen Bitte als vor meiner Abreise im Junius, deren Erfüllung die damaligen Umstände verhinderten, beschwerlich fallen zu müssen, indem mir kein anderer Ausweg übrig bleibt mich aus der dringendsten Verlegenheit zu reißen als mich an Ew. WohlGeb. zu wenden um wo möglich auf Abschlag des künftgen Honorars für meine lite〈rarischen〉 Arbeiten für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 nur 25 rth zu erhalten — Hr. Sec〈onda〉 ist in diesem Augenblick nicht im Stande mir etwas zu zahlen unerachtet meine Kasse durch die starken Ausgaben für die gewöhnlichsten Lebensbedürfnisse in D〈resden〉 und auf der Reise im strengsten Sinn des Worts ganz erschöpft ist, und um so mehr hoffe ich keine Fehlbitte zu tun, als Ew. WohlGeboren durch den Vorschuß jener kleinen Summe in keiner Art gefährdet werden: schon jetzt lieferte ich mehrere Aufsätze, noch zuletzt den bedeutenden, der Komp〈onist〉 und der Dichter, und in weniger Zeit erhalten Sie sämtliche noch rückständige Aufsätze so wie auch, so bald meine Bücher und Noten mit der Secondaschen Fracht ankommen, die Musikalien, die ich noch an mir hatte. — Überdem erwarte ich in kurzer Zeit eine bedeutende Remesse aus Königsberg in P〈reußen〉 die mich endlich ganz ins Reine setzen wird. — Schon aus meiner jetzigen Lage, die ich Ihnen hinlänglich angedeutet, wird sich mein dringender Wunsch rechtfertigen, Ew. WohlGeb. möchten die Güte haben mir, so bald es nur sein kann, Antwort zukommen zu lassen. In der Hoffnung, daß Ew. WohlGeb. wohl diesmal meinen Wunsch gewähren werden, indem sonst in der Tat meine Verlegenheit grenzenlos hier an dem mir fremden Orte sein würde habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster
Hoffmann.
- Ich setze voraus, daß Ew. WohlG. den Brief mit der Einlage an Hrn. p Rochlitz und den Aufsatz: der Dichter u: der Komponist, richtig erhalten haben.
⟨11. Dezember 1813.⟩
Ew. WohlGeb. danke ich auf das verbindlichste für die gütige Erfüllung meiner Bitte, und bin ich dadurch in der Tat aus dringender Verlegenheit gerissen — Mit dem größten Vergnügen werde ich Rücksichts der ViolinSchule alles nötige prompt besorgen und bin ich jeden Nachmittag von 1 Uhr an zu Hause, auch werden Ew. WohlGeb. mein〈em〉 Versprechen gemäß in diesen Tagen mehre〈re〉 Aufsätze für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 erhalten um dieselbe〈n〉 dann nach Ihrem Belieben einrücken lassen zu kön〈nen.〉
Ew. WohlGeb.
ganz ergeb〈en〉st〈er〉
Hoffmann
11 Decbr: 1813
⟨21. Dezember 1813.⟩
Ew. WohlGeboren sende in der Anlage die fertig gewordene Rez〈ension〉 des Bergtschen Oratoriums Christus so wie an Musikalien in beifolgendem Paket:
– 1. Bergts Orat〈orium〉 Christus 2. Abt〈eilung〉.
– 2. Wilms Sinfonie Partit 〈 ur 〉 und Part 〈 ien 〉 2 Exempl〈are〉
– 3. Braun Sinfonie Part〈itur〉 und Part〈ien〉
– 4. Beethoven Missa Part〈itur〉
– 5. EntreActes d’Egmont
– 6. Ouverture d’Egmont pour Pianof 〈 orte 〉
– 7. pour l’Orchestre
– 8. Die Partitur eines Oratoriums ohne Titel die mir wahrscheinlich aus Versehen beigepackt da im Briefe davon gar keine Erwähnung geschah.
Schelten Sie nicht, daß ich nicht schon in voriger Woche jene Rez〈ension〉 zum Druck einsandte, bloß mannigfache Arbeit war daran Schuld, jetzt werde ich weniger säumig sein.
Bald versichere ich Ew. WohlGeb. persönlich die Hochachtung womit ich verharre
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster
Hoffmann
Leipzig
D. 21 Decbr 1813.
1814-1819
⟨14. Januar 1814.⟩
Ew. WohlGeboren hatten die Güte mir ein Buch liniiertes PartiturPapier senden zu wollen, indem ich darum, und zwar ½ Buch zu 12 Linien und ½ B〈uch〉 zu 16 Linien und zwar mir den mir unbekannten Betrag in Rechnung zu stellen gehorsamst bitte habe ich mich sehr zu entschuldigen, daß die überhäuften TheaterProben von früh 8 Uhr bis 6, 7, Uhr Abends mich abhielten bis jetzt das Unterlegen des Textes der Oper Figaro zu vollenden; heute hoffe ich aber damit fertig zu werden und werde dann mit dem gehorsamsten Danke Text und Partitur Ew. WohlGeb. zurücksenden.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
Leipzig
Den 14 t Jan: 1814.
ergebenster Diener
Hoffmann
⟨29. Januar 1814.⟩
Ew. WohlGeboren übersende ich die mir wahrscheinlich zur letzten Durchsicht zugeschickten beiden ersten Bogen der Violinschule, in denen ich nur ein falsch gesetztes Komma gefunden, und bitte zugleich gehorsamst mir gütigst, ein Buch liniiertes NotenPapier a 16 Linien zu senden und in meine Rechnung zu stellen. —
Wahrscheinlich haben Ew. WohlG. schon von Hrn. Hofrat Rochlitz neue Aufsätze von mir erhalten, da ich in diesen Tagen recht fleißig gewesen. — So eben beschäftigt mich die Reichardtsche Klaviersonate und eine Sonate von unserm wackern F. Schneider.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlG.
ergebenster
Hoffmann
29 Jan: 1814.
⟨15. April 1814.⟩
Hr. Hofrat Rochlitz hat mir den Anlaß gegeben für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 eine vollständige Abhandlung über alte und neue KirchenMusik und über beider Verhältnis gegen einander zu schreiben, indessen sind mir dazu manche musikalische Hülfsmittel nötig, die ich vielleicht von Ew. WohlGeboren Güte nach dem Verzeichnis, das Hr. p Rochlitz zu dem Behuf Ew. WohlGeb. gegeben hat, erhalten könnte. — Das Requiem von Mozart als die höchste Spitze der neuern Kirch〈en〉M〈usik〉 besitze ich selbst, dagegen wünschte ich von dem großen Händ〈e〉l wohl außer dem Messias noch das Alexandersfest zu haben, so wie irgend ein wichtig〈es〉 Werk von Sebastian Bach. Die ganz alten und älteren Ital〈iäner〉 wird Hr. p Rochlitz bezeichnet haben. — So wie die Arbeit, die ich sogleich anfange, vollendet, erhalten Ew. WohlGeb. prompt alle mir gütigst mitgeteilte Sachen zurück: — Im Anschluß remittiere ich einige mir mitgeteilte Musik〈alien〉 deren Rez〈ensionen〉 teils schon in der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 enthalten, teils mir deshalb zu rezensieren unmöglich sind weil mir jede Gelegenheit sie zu hören abgeschnitten. Wollen mir dagegen Ew. WohlGeb. einige der neuesten größeren Gesangwerke im Kirchen oder Kammerstyl zum rez〈ensieren〉 mitteilen so werde ich jetzt, da ich volle Muße habe, die Arbot prompt fördern.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ergebenster
Hoffmann
Den 15 April 1814.
Hiebei
Pixis — Sinfonie
Ebell — Quatuors 1.16
Kunzen Ouvert〈uren〉 —.16
Lessel Ouvert〈ure Op.〉 10. rth 1. —
Sterkel Ouvert〈ure〉 — 1. —
Paer — Ouvert〈ure〉… 1. —
n 〈 ett 〉 o rth 5.8.
⟨5. Mai 1814.⟩
Ew. WohlGeboren bitte ich gehorsamst, da ich nun ernstlich über die intendierte Abhandlung für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 hergehen will, mir die in beifolgendem Katalog angestrichenen Werke gütigst zukommen zu lassen, nach vollendeter Arbeit werde ich sie pünktlich remittieren
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
Leipzig
- 5 Mai 1814.
ergebenster
Hoffmann
⟨21. Juni 1814.⟩
Ew. WohlGeboren bitte ich gehorsamst mir gütigst ein Buch liniiertes Notenpapier zu 16 Linien zu übersenden und auf Rechnung stellen zu lassen. — Vor wenigen Tagen habe ich wieder einen Aufsatz für die Mus〈ikalische〉 Z〈eitung〉 Hrn. Hofrat Rochlitz gesendet, ich hoffe, daß er schon in Ew. WohlGeboren Händen ist. Sollten Sie mir im Fach der VokalMusik irgend eine Rezension wieder zuwenden wollen, so würde es mich erfreuen. Der Aufsatz über KirchenMusik naht sich der Vollendung.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
Leipzig
D. 21 t Junius 1814.
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨4. Juli 1814.⟩
Ew. WohlGeb. hatten die Güte mir noch die Mitteilung eines Fuxschen Kirchenwerks so wie eines teutsch komponierten Orator〈iums〉 von Haend〈e〉l zuzusagen, dürfte ich wohl gehorsamst darum bitten? — Mir schwebt es dunkel vor, als sei das berühmte Miserere von Allegri irgend wo gedruckt oder gestochen erschienen, ist dieses der Fall, und sollte es wohl hier zu haben sein? —
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ergebenster
Hoffmann
D. 4 Jul 1814.
⟨11. Juli 1814.⟩
Ew. WohlGeboren übersende ich in der Anlage den fertig gewordenen Aufsatz über KirchenMusik — es sind nur wenige Blätter, aber wie mir däucht ist so ziemlich alles nötige berührt und ein Wort zu seiner Zeit gesprochen — Auch folgen mit dem verbindlichsten Dank die mir gütigst mitgeteilten Musikalien zurück, von denen ich nur noch wenige Tage mir zu erlauben bitte: Palestrina resp〈onsoria〉 — Caldara morte e sepolt 〈 ura di Cristo 〉 Leo, Miserere, Scarlatti Missa — Marcello Salmi, Fux Chöre
Zu gleicher Zeit wage ich im Vertrauen auf Ew. WohlGeboren Güte eine Bitte, die mir der Drang der Umstände abnötigt — Mein säumiger Geschäftsträger in Königsberg hat unterlassen mir eine eingegangene Geldpost zu senden und mich dadurch in nicht geringe Verlegenheit gesetzt, jedoch muß auf mein letztes Monitorium das Geld bestimmt spätstens in 3 Wochen eingehen. Ew. WohlGeb. sind der Einzige in dem mir sonst ganz fremd gebliebenen Orte, an den ich mich in dieser Verlegenheit wenden kann, und ich glaube daher keine Fehlbitte zu tun, wenn ich Sie gehorsamst bitte mir nur mit der kleinen Summe von 20 rth auszuhelfen, damit ich nicht an den dringendsten Bedürfnissen des Lebens in diesem Augenblick Mangel leide, welches mir um so empfindlicher sein würde, als die mir schon zugestellten Gelder nur durch die Säumnis meines Mandatars aufgehalten werden.
Setzen Ew. WohlGeb. mich nur in den Stand meinen Rest baldigst durch Arbeit abzutragen, aber auch die bare Rückzahlung der letzten 20 rth sollte erfolgen, wenn Ew. WohlGeb. es vielleicht wünschen, jedoch gibt es vielleicht recensenda , oder andere nötige oder wünschenswerte Aufsätze, die ich sogleich vornehmen und abliefern würde. Schlagen Ew. WohlG. mir nicht meine Bitte ab, denn sie ist in der Tat durch den Drang der Umstände veranlaßt, da ich immer und immer auf den Eingang des Geldes gewartet, wie sehr ich dankbarlichst Ihre Güte erkennen werde darf ich wohl nicht erst versichern, indem ich nur noch die Bitte um baldige Antwort hinzufüge.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Leipzig
D. 11 t Jul: 1814.
⟨19. Juli 1814.⟩
Ew. WohlGeboren würden mich außerordentlich verbinden, wenn Sie die Gefälligkeit hätten mir auf zwei Tage den neuesten Jahrgang der Musik〈alischen〉 Zeit〈ung〉 mit Einschluß der letzt erschienenen Stücke gütigst mitzuteilen, mit dem größten Dank würde ich das mir mitgeteilte zurücksenden.
Zugleich nehme ich mir die Erlaubnis über einen litteratisch musikalischen Gegenstand anzufragen. — Der Polygraph Kotzebue hat einen OpernAlmanach ans Tageslicht gefördert, und mich gemahnt es sehr darüber manches zu sagen, was wohl in Zeit und Ordnung taugte. Ew. WohlGeboren bitte ich daher mich zu bestimmen, ob ich etwa entweder eine förmliche Rezension für die LitteraturZeitung, oder einen Aufsatz darüber für die Musik〈alische〉 Zeitung liefern dürfte?
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ergebenster
Hoffmann
Leipzig
D. 19 Julius 1814.
So eben fällt mir ein, daß ich Ew. WohlGeb. noch den Zusatz zu meinem Aufsatz über KirchenMusik Rücksichts des Händelschen Orat〈oriums〉 schuldig, dürfte ich wohl gehorsamst bitten mir nur mit kurzen Worten den Hergang der Sache, wie das seltene Werk in Ew. WohlGeb. Hände gekommen, gütigst mitzuteilen, da ich recht genau darüber sein zu können wünschte?
⟨8. September 1814.⟩
Ew. WohlGeboren übersende ich in der Anlage acht verschiedene Rezensionen der mir mitgeteilten Werke (die übrigen sollen nächstens folgen) und bitte gehorsamst um gütige Mitteilung desjenigen Stücks der Musik〈alischen〉 Zeit〈ung〉 in welchem mein Aufsatz: der Componist und der Dichter abgedruckt steht da ich ihn nachlesen muß um den versprochenen Aufsatz über den Kotzebueschen OpernAlmanach endigen und abliefern zu können.
Eine ziemlich weitläuftige Rezension der Riemschen Gesänge die mir Hr. Hofrat Rochlitz mündlich übertrug habe ich schon vor mehreren Tagen ihm auf sein Verlangen zugesendet.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ganz ergebenster
Hoffmann
Den 8 7br: 1814.
⟨12. September 1814.⟩
Ew. WohlGeboren übersende in der Anlage, die beiden Rezensionen der Froehlichschen KlavierKompos〈itionen〉 so wie der Boieldieuschen Oper, in beifolgendem Paket aber die mir vor einiger Zeit mitgeteilten Musikalien; alles habe ich nunmehr angezeigt und rezensiert, bis auf die Dreslerschen Flötenstücke, Webers Siegeslied und Himmels Räthsel der Zeit, diese drei Sachen sind aber so im höchsten Grade unbedeutend, daß es um den kleinsten Raum in der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 den ihre Anzeige eingenommen hätte, Schade gewesen wäre.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeb.
ergebenster
Hoffmann
Leipzig
Den 12 7br. 1814.
⟨10. Dezember 1814.⟩
Ew. WohlGeboren übersende ich in der Anlage mit einem Briefe an die Red〈aktion〉 der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 einen ziemlich langen Aufsatz über Romberg und Spontini.
— Meine Meinung über letzteren wird manchen Widerspruch finden, denn es liegt in der Tendenz der heutigen Kompos〈itionen,〉 daß man jenen Tumultuanten in Schutz nimmt, indessen ist es denn doch gut wenn so etwas zur Sprache kommt.
— Nächst der Bitte mir gelegentlich durch Hrn. Hitzigs Commissionair, Hrn. Fleischer, mein Kistchen zu senden hätte ich noch manches Anliegen auf dem Herzen, dessen Erfüllung mir Ihre Güte und Freundschaft verbürgt. — Apels Metrik, ein für mich so wichtiges Buch, ist hier noch nicht zu haben, könnten Sie mir dieselbe wohl gelegentlich gütigst senden und den Preis auf meine Rechnung stellen. — Ferner werden Sie selbst das unerhörte Unglück eines Tabakrauchers fühlen, wenn er mit verwöhnter Zunge am ganzen Ort kein Blatt finden kann, das ihm nicht Mund und Gaumen zerscheuert? — In der Tat ist der teuerste Tabak hier mit solch‘ unausstehlichen Samen zersetzt, daß er mich wie Opium betäubt, könnte ich wohl durch Ihre Güte auf irgend einem Wege und ohne Furcht den Mauthnern in die Hände zu fallen ein paar Pfund jenes herrlichen Knasters, den ich aus der Kraftschen Handlung a 1 rth 8 ggr das erkaufte, erhalten? — Der kleine Vorrat den ich von L〈eipzig〉 mitnahm ist leider schon verraucht, denn von dem süßen Duft angezogen griff alles in meine Dose, und ich hatte wenigstens den Genuß, daß es in der Tat so roch wie auf dem Reichardtschen Kaffeehause. — Endlich bitte ich recht dringend Hrn. Campagnoli eine Ouverture von meiner Komposition die er noch in Händen hat, abfordern zu lassen und gütigst zu asservieren. — Verzeihen Sie nur diese ganze Litanei von Bitten, doch ich rechne ganz auf Ihre Freundschaft. —
Noch ist es nicht bestimmt ob ich für immer in B〈erlin〉 bleibe, doch glaube ich es beinahe, wenigstens ist es mein Wunsch. — Die Verfügung des Königs, nach der die aus dem ehemaligen Südpreußen verjagten Offizianten die Hälfte ihres Gehalts ausgezahlt bekommen, bringt mir über 3000 rth ein, und ich habe nicht geringe Lust einen Teil dieses so ganz unverhofften Einkommens zu einer recht interessanten Reise zu verwenden, in welchem Fall ich denn auch das Vergnügen hätte Sie persönlich wieder zu sehen.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann.
Berlin
D. 10 Dezbr: 1814
Berlin den 12 Januar 1819
Taubenstraße No 31 .
Längst hätte ich, HochVerehrtester Freund und Herr! Ihr gütiges Schreiben beantwortet, wäre es mir nicht darum zu tun gewesen, Ihnen gleich mit der Tat zu beweisen, mit welchem Vergnügen ich jetzt, da ich etwas mehr Muße gewonnen, Ihrem Wunsche gemäß bereit bin für die Musikalische Zeitung Aufsätze zu liefern.
In der Anlage erhalten Sie eine Kleinigkeit die meines Bedünkens indessen doch Interesse genug hat um aufgenommen zu werden. Der berühmte Violinspieler von dem die Rede, ist der Konzertmeister Möser, der Baron aber der bekannte Baron von Bagge, dessen Namen ich deshalb nicht ausschrieb weil ich etwas mehr in die Geschichte hineingetragen als sich historisch verantworten lassen möchte. Die Hauptsache ist buchstäblich wahr. — Ich bin gesonnen einige neue Erscheinungen hier in Berlin (Das Fischermädchen — Lila pp) zu nutzen, um mich über die Wendung, die die Opernmusik in neuester Zeit nimmt auszusprechen. Wäre Ihnen ein solcher Aufsatz recht?
Sollte sich irgend eine wichtige neue GesangMusik dazu eignen um sie in der Form einer wirklichen Abhandlung zu beurteilen, so bitte ich mich mit dem Auftrage zu beehren.
Das mir gütigst zugesicherte Honorar a 20 rth S. Cour〈ant〉 , nehme ich mit dem verbindlichsten Dank an.
Noch einige Musikalien die ich zum rezensieren erhielt und leider damals liegen lassen mußte, habe ich hinter mir, soll ich dieselben vielleicht Hrn. Reimer zur weitern Remission zustellen?
Recht innig bitte ich um die Fortdauer Ihrer Freundschaft, Ihres gütigen Wohlwollens und habe die Ehre mit der ausgezeichnetsten Hochachtung zu sein
Meine Adresse ist
Des Königl: KammergerichtsRates pp
Ihr ganz ergebenster Hoffmann