Friedrich und Heinrich Wilmans
1820/21
Berlin den 10 März 1820
Ew. WohlGeboren haben mich in der Tat durch die gütige Zusendung der Kiste herrlichen Weins auf eine Weise überrascht, die mich zu dem verbindlichsten, herzlichsten Dank veranlaßt.
Es ist gar nicht anders möglich, als daß der Geist solchen trefflichen Hinterhäusers, Gedanken erzeugen muß die edel, kräftig, sublim sind wie er selbst, und so werde ich es Ihnen zu verdanken haben wenn ich nun gleich etwas recht gutes für Sie schreibe.
Im höchsten Grade angenehm ist es mir, daß es mir gelang etwas zu Ihrem Taschenbuch beizutragen das die Zufriedenheit, den Beifall des Publikums gewann.
Ich trage im Sinn ein artiges Weihnachtsbüchlein zu schreiben und behalte mir vor Ihnen die nähere Tendenz, Inhalt u. s. 〈w.〉 zu schreiben, damit Sie gütigst darüber entscheiden können ob Ihnen vielleicht der Verlag genehm sein würde.
Empfangen Sie nochmals meinen herzlichsten Dank und zugleich die Versicherung der ausgezeichneten Hochachtung mit der ich mich zeichne
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin den 23 Julius 1821
In diesem Augenblick habe ich die längst versprochene und eben so schon im Voraus honorierte Erzählung an Hrn. Schütze nach Dresden abgesendet und wie sehr muß ich der freilich argen Verspätung halber Ew. WohlGeboren um gütige Verzeihung bitten.
Mag es mich einigermaßen entschuldigen, daß ich schon vor zwei Jahren dieselbe Erzählung ausgearbeitet hatte, daß dieselbe aber durch die Nachlässigkeit meines Aufwärters verloren ging. Glücklicher oder vielmehr unglücklicher Weise fand ich aber den Cannevas noch unter meinen Papieren und begann dieselbe Erzählung aufs neue zu schreiben, welches mir blutsauer wurde. Hierin lag mein Fehler; ich hätte die Geschichte ganz bei Seite stellen und einen andern Stoff wählen sollen wiewohl es mir um den ersten reichhaltigen Stoff sehr leid getan haben würde. Dazu stürmten Dienstgeschäfte auf mich an und so verzögerte sich die Sache von Woche zu Woche von Monat zu Monat —
Am 20 t Julius, als ich gerade das letzte Kapitel der Erzählung ausarbeitete erhielt ich beiliegenden groben, unangenehmen Brief von Hrn. p Schütze, der mich veranlaßt Ew. WohlGeboren ganz ergebenst zu bitten, sollten Sie geneigt sein die Verbindung mit mir fortzusetzen mich durch gütige unmittelbare Zuschrift der Korrespondenz mit Hrn. S〈chütze〉 gänzlich überheben zu wollen, da ich nicht gewohnt bin mich auf solche Weise behandeln zu lassen. Ich würde sofort jeder ferneren Verbindung entsagt haben, wenn mich nicht die Hochachtung die ich für Ew. WohlGeb. hege veranlaßt hätte mich, wie geschehen zu erklären.
Mit der vorzüglichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin den 25 August 1821.
Nochmals bitte ich Ew. WohlGeboren recht dringend das Verspäten meiner Erzählung gütigst verzeihen zu wollen, wenigstens hoffe und wünsche ich, daß sie einigen Beifall finden mag.
Was das in Rede stehende Büchelchen betrifft, so habe ich vor einiger Zeit ein Märchen begonnen, das den Titel: Meister Floh führen und durchaus humoristisch wie ungefähr: Klein Zaches gehalten sein wird. Dies Märchen (ungefähr im Umfange von 15 Druckbogen, nach dem Format und Druck des Katers Murr) würde ich in weniger Zeit vollenden, so daß, da keinesweges Kupfer sondern nur ein Umschlag, den ich selbst zeichnen würde nach der Art des Umschlages zum Kater, den ich auch gezeichnet, dazu nötig, das kleine Buch wohl als WeihnachtsGeschenk erscheinen könnte. Zwar habe ich das Werkchen schon halb und halb einem andern Verleger versprochen, wollen aber Ew. WohlGeboren den Verlag übernehmen, so würde ich es für meine Pflicht halten Ihnen denselben zu überlassen um meinen begangenen Fehler wieder gut zu machen. In diesem Fall würde ich ganz ergebenst bitten mir zu schreiben, bis zu welchem bestimmten Termin Zeichnung und Manuskript in Ihren Händen sein muß oder ob zum Fertigwerden des Buchs die Zeit bis Weihnachten überhaupt zu kurz ist und das Buch erst zur Ostermesse geliefert werden kann. Rücksichts des Honorars erlaube ich mir ganz gehorsamst zu bemerken, daß sämtliche Verleger für deren Taschenbücher ich schreibe (Herr Sauerländer wird Ihnen dieses auch sagen können) mir Acht Friedrichsdor für den Druckbogen und zwar gleich nach dem Empfang des Manuskripts, die Verleger der Werke in gewöhnlichem Format (Kater Murr, Brambilla) mir aber Vier Friedrichsd’or auf gleiche Weise zahlen. — Endlich darf ich nicht verschweigen, daß es ein hiesiger Verleger ist, der seine Hände ausstreckt nach dem Meister Floh und der mir einen Vorschuß von 20 Frdor zugesagt hat. Eine gleiche Gunst würde ich mir auch von Ew. WohlGeboren und die Erlaubnis erbitten müssen der Kürze halber die gedachte Summe mittelst einer Tratte des hiesigen Benikeschen Handelshauses entnehmen zu dürfen — Wegen richtiger Lieferung des Manuskripts würde ich jetzt um so mehr mein sichres Wort geben können, als das mein ganzes Arbeitssystem zerstörende Geschäft ne
hmlich die ImmediatKommission wegen dämagogischer Umtriebe bei der ich angestellt war, aufgehört hat.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
E. T. A. Hoffmann.
Berlin den 8 September 1821.
Ew. WohlGeboren gütiger Erklärung gemäß werde ich nun dafür sorgen, daß das fertige Manuskript des Meister Floh’s zu rechter Zeit d. h. Ende Oktober in Ihren Händen sein soll, wogegen ich Ihrer gütigen Erlaubnis zu Folge eine Tratte auf die Order Gebrüder Benike in Wert von 20 St〈ück〉 Friedrichsd’or 8 Tage Sicht gezeichnet. Wegen des Umschlags würde ich deshalb Hrn. Thiele lieber anraten weil er sich mit mir gut versteht und gewohnt ist nach meinen Zeichnungen zu arbeiten. Das Format würde nach unserer Abrede dasselbe des Katers Murr sein. — Auch für das Taschenbuch werde ich zu rechter Zeit eine Erzählung liefern.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
E. T. A. Hoffmann
Berlin den 8. September 1821.
P. r Rtl: 100 Fried’or. od. Wert Nach Acht Tage Sicht zahlen Sie für diesen Prima -Wechsel an die Order der Herren Gebrüder Benecke Einhundert Taler Friedrichsd’or oder Wert, den Wert erhalten, und stellen es auf Rechnung laut Bericht.
E. T. A. Hoffmann
Herrn Fr. Willmanns.
in Frankfurt a/Main.
Berlin D. 6 Novbr: 1821.
Hochverehrtester Herr!
Beinahe hätten Sie so wenig als das Publikum nur noch eine einzige Zeile von mir gesehen! — Eine Leberverhärtung (Folge des Stubensitzens und Mangels an Bewegung) hat mich an den Rand des Grabes gebracht. Dauerte nun auch die eigentliche Krisis nur wenige Tage, so waren für mein ganzes Tun und Treiben doch die Folgen der Krankheit eben so schlimm als die Krankheit selbst, da ich natürlicher Weise auch nur die mindeste Anstrengung vermeiden mußte. Den Gedanken kann man sich wohl nicht entschlagen, mag auch der Arzt sagen was er will und so habe ich denn auch im Bette den Meister Floh bis ins kleinste Detail in Gedanken fertig gemacht, und glaube daß die Unterbrechung doch die Herausgabe des Buchs nicht aufhalten wird. Die vollständige Skizze des Werks liegt vor mir und so bedarf ich des fertigen M〈a〉n〈u〉skr〈i〉pt’s nicht um weiter zu schreiben. Ich sende Ihnen, Hochverehrtester Herr! daher in der Anlage pag 1 – 12 des Mnskr., welches 4½ D〈ruck〉B〈ogen,〉 auch wohl etwas mehr, mithin beinahe den dritten Teil des ganzen Werks austragen wird um, beliebt es Ihnen, den Druck beginnen zu können. In acht — zehn Tagen erfolgen wieder fünf Bogen und dann in gleicher Frist die letzten, so daß das Büchlein Anfangs Dezember fertig gedruckt sein könnte. — Es ist mir sehr daran gelegen daß des bösen Zufalls unerachtet die getroffene Abrede ganz erfüllt werde und ich bitte Sich zu überzeugen, daß ich die Bereitwilligkeit, mit der Sie, Hochverehrtester Herr! meine Bedingungen betätigt haben, zu erkennen und zu schätzen weiß. — Übrigens fühle ich mich jetzt, dem Himmel sei es gedankt! recht munter und im Geiste vorzüglich frisch, das Zimmer kann ich aber noch nicht viel verlassen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Hochverehrtester Herr
Ihr ganz ergebenster
Hoffmann
(Recht sehr bitte ich um die genaueste sorgfältigste Korrektur. Meine Hand ist leider der Kleinheit wegen oft undeutlich, vorzüglich was die Nomina propria betrifft würde der Hr. Korrektor sehr aufmerksam sein müssen. — Vor dem Anfang kommt noch ein Vorwort )
Berlin, Den 21 Dezbr: 1821.
Wie gern arbeitete ich fleißiger am Märchen, aber zu leichtsinnig habe ich nicht an die Folgen einer so schweren Krankheit gedacht als ich sie überstanden und meine Kräfte zu hoch angeschlagen. — Mehrere Tage habe ich ruhen müssen; jetzt erhalten aber Ew. WohlGeboren pag 13 – 24 incl: des Manuskripts und in wenigen Tagen den Rest der etwa noch 16 Seiten betragen wird, von denen schon 4 geschrieben sind. —
Aber ein großes Bedenken ist mir aufgestoßen! — Da ich nehmlich die Arbeit mehrere Tage aussetzen mußte, so ist es mir entfallen, ob die pag 14 rot angestrichene Stelle oder eine ähnliche Entwicklung, wohin George Pepusch an dem Abende da er Leuwenhöck verlassen, hingerät, nicht schon früher in demselben Abenteuer vorkommt? Sollte es der Fall sein, so muß die rot angestrichene Stelle weg im Gegenteil kann aber alles so stehn bleiben. — Ich bitte dies gütigst nachzusehen, so wie auch den Hrn. Korrektor zu bitten offenbare Schreib fehler, die der sorgfältigsten Durchsicht unerachtet doch manchmal stehen bleiben, nachzubessern.
Auf das dringendste bitte ich aber, mir jeden Falls die fertigen AushängeBogen mit umgehender Post gütigst zusenden zu wollen.
Übrigens hoffe ich daß das Publikum mit meiner Arbeit zufrieden sein 〈wird〉, mir scheint es eine der besten zu werden.
Mit vorzüglichster Hochachtung
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
1822
Berlin den 12 Jan 1822
Ew. WohlGeboren danke ich auf das verbindlichste für den gütigen Glückwunsch zum Neuen Jahr, den ich aus treuestem Herzen erwidere.
Sie erhalten in der Anlage Manuskript pag 25 bis 36 inclus: und würden schon heute den Schluß erhalten haben wenn nicht einige Seiten des M〈a〉n〈u〉skr〈i〉pt〈s〉 das Schicksal der Bücher in Pompeji gehabt hätten, wovon ich ein Pröbchen zu Ihrer Ergötzlichkeit beilege. Es werden gerade noch acht Seiten (37 – 44) ankommen und zwar schon mit der Dienstags spätstens aber mit der SonnabendsPost.
Die Platte werde ich auch möglichst beschleunigen.
Weil ich gerade bei der Arbeit für Sie bin werde ich unmittelbar nach dem Floh, die Erzählung für 1824 beginnen, welche diesmal historische Züge aus dem Leben Johanna’s, Königin von Neapel enthalten und im Ton und der Behandlung der Scudery ähnlich werden wird. Mitte Februar spätstens erhalten Sie auch diese Erzählung die ich genau auf fünf Bogen einrichten werde. — Nun trete ich aber mit einer recht dringenden Bitte hervor.
Das Zusammentreffen sehr widriger Umstände gerade am Jahresschluß haben meine Kasse auf ganz unerwartete Weise erschöpft, so daß mir gar viel daran liegt noch vor dem oder bis zum 24. d〈es〉 M〈onats〉 über eine nicht unbedeutende Summe disponieren zu können. Auf unsere fernere Verbindung rechnend würde ich also nicht genug Ihre Freundschaft schätzen können, wenn Sie mir erlaubten, den Betrag des übrigen Honorars für den Floh, welches jetzt (44 geschriebene Seiten, wohl nahe an 17 Druckbogen) genau zu berechnen ist, so wie für die Erzählung, hier von dem Hause Benike zu entnehmen.
Hievon würde ich aber bitten zuförderst 64 rth 20 g〈emeine〉 gr〈oschen〈 Pr〈eu〉ß〈isch〉 Courant s〈eine〉m Hrn. Fay zu zahlen. — Das ist eine dumme ärgerliche Ausgabe. Fays Reisender, Hr. Warmuth quälte mich so lange, bis ich erklärte, ich würde vielleicht künftig von seinem Hause Wein entnehmen und auf diese Äußerung schickt er mir Wein und zwar solchen, den ich nimmermehr bestellt haben würde! (Champ〈agner〉 aus Fr〈ankreich〉!!) Ich hätte den Wein zur Disposition liegen lassen können hätte ich nicht den W〈ein〉 den ich von Bamberg her kenne, schonen wollen. Der Wein taugt nicht einmal viel —
Ferner bitte ich gütigst dem armen hülfsbedürftigen Menschen an den beifolgender Brief gerichtet und der der Bruder eines Mädchens ist das schon Jahre lang bei mir treu und redlich dient 1 Friedrichsd’or Gold zahlen lassen und mir in Rechnung stellen zu wollen. Mit umgehender Post bitte ich mir gütigst zu sagen, was ich nach Abrechnung der angewiesenen Posten noch von Benike entnehmen dürfte.
Wäre die abscheuliche Krankheit nicht gekommen so hätten Sie den Floh so wie die Johanna schon längst in Händen und es würde mit der Zahlung kein Bedenken haben, das ich jedoch auch wohl jetzt nicht erwarten dürfte. — Zu der Johanna habe ich übrigens in der hiesigen Königl〈ichen〉 Bibliothek Quellen entdeckt wie sie der romantische Schriftsteller nur wünschen kann und ich glaube was tüchtiges zu liefern.
Noch eins — Pag 35 bei dem Zeichen sind Frankfurter Weinhäuser erwähnt, sollten die Namen falsch sein oder sollte es berühmtere, besuchtere in F〈rankfurt〉 geben so bitte ich die Namen durch andere ersetzen zu lassen.
Papier und Format sind so schön gewählt als ich es nur wünschen kann; daß die Platte gut ausfällt, dafür werde ich sorgen.
Nochmals bitte ich dringendst um gütige Antwort mit rückgehender Post.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Mit meiner Gesundheit geht es, Gott sei es gedankt ganz vortrefflich; ich fühle mich frischer und lebendig〈er〉 als seit lange〈r〉 Zeit
Berlin Den 19 t Januar 1822.
Ew. WohlGeboren erhalten in der Anlage M〈a〉n〈u〉skr〈i〉pt des Flohs pag 38 – 40 incl: In der gewissen Erwartung daß ich mit nächster Post die ersten AushängeBogen erhalten werde, die ich gern, ehe ich den Schluß einsende, durchsehen möchte, halte ich die letzten übrigens schon vollendeten Seiten noch zurück. — Aber nun zu einer wichtigen Sache.
In der Erzählung von dem merkwürdigen Prozeß, den Knarrpanti wider den Hrn. Per〈egrinus〉 Tyß angestellt und zwar im fünften Abenteuer heißt es: Knarrpanti habe die verdächtigen Stellen aus Peregrinus Papieren zusammengestellt und sich dieser Zusammenstellung sehr gefreut
So wie ferner, und zwar in einem Zusatz am Rande des Manuskripts: Die Leute hätte〈n〉 sich die Nasen zugehalten, wenn Knarrpanti vorbeigegangen; seien fortgegangen pp
Beide Stellen muß ich streichen da sie mir gewisser Umstände halber großen Verdruß machen könnten. Ich bitte daher diese Stellen vor dem Abdruck zu streichen; sollte aber wider Vermuten der Abdruck schon geschehen sein, so würde ich genötigt sein Sie, um jenem Verdruß zu entgehen, recht herzlich zu bitten, Kartons drucken zu lassen.
An der Margaretha arbeite ich bereits und hoffe sie in zehn Tagen zu vollenden. Ew. WohlGeboren werden also, genehmigen Sie meine jüngste Bitte, nur wenige Tage im Vorschuß sein.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨Berlin, 28. Januar 1822.⟩
Ew. WohlGeboren sehnlichst erwarteter Brief enthielt eine Nachricht, die ich beinahe vermutete. — Das ganze beruht auf einer niederträchtigen Espionage und Klatscherei. Mir Übelwollende hatten nehmlich bei einem Gespräch über den Meister Floh an einem öffentlichen Ort mir abzuhorchen geglaubt daß das Buch Aktenstücke der Kommission der demagogischen Umtriebe enthalten würde! — Denken Sie Sich den heillosen tollen Unsinn, es ist mir unbegreiflich, daß das PolizeiMinisterium nur einigermaßen darauf eingegangen ist.
Da nun unser Meister besage des Inhalts Wort für Wort, das harmloseste Tierchen von der Welt ist, da kein Staat in der Welt, den größten und den kleinsten nicht ausgenommen, nicht den allermindesten Anstoß daran nehmen kann, so muß sich jenes alberne Gerücht durch die Einsicht des Buchs von selbst widerlegen. Ew. WohlGeboren haben daher sehr gut getan M〈a〉n〈u〉skr〈i〉pt und Briefe Ihrer Behörde auszuliefern, der ich Einsicht genug zutraue Ihres Interesses halber die Sache auf das äußerste zu beschleunigen. Es soll ja jemand von hier aus dieser Angelegenheit halber nach Frankfurth geschickt sein? — Das kann ich kaum glauben, denn das wäre doch gar zu viel Geschrei und keine Wolle. Wir haben übrigens eine solche sonnenklare gute Sache, daß nichts zu befürchten als Aufenthalt; ich meinerSeits kann zur Zeit nichts tun, sollte aber wider alles Vermuten etwas zu tun nötig sein, so kann ich mich der besondere Protektion von Männern rühmen, die Sr. Maj: dem Könige sehr nahe stehen. — Indessen, wie gesagt, es ist rein unmöglich selbst bei der größten Neigung hämisch mißdeuten zu wollen, etwas aus dem Buche, das keinem Gegenstande entfernter liegt als der Politik, herauszufinden.
Ew. WohlGeboren werden Sich gütigst erinnern, daß ich gleich Anfangs darum bat vor der Einsendung des Schlusses die ersten AushängeBogen einsehen zu dürfen, deshalb lege ich auch heute noch nicht die letzten vier Seiten bei. — Sie können übrigens wohl denken, daß mir die Sache bei aller Wirkungslosigkeit doch sehr fatal ist, auf das inständigste bitte ich daher mir mit umgehender Post den ferneren Verlauf der Sache gütigst schreiben zu wollen; Sie haben doch p. 37 – 40 incl: des Mnskrpt: nach Abgang Ihres letzten Briefes erhalten?
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
(Übrigens kann das vielfache Gerede, welches die Prozedur mit dem unschuldigen Meister Floh veranlassen wird und veranlassen muß, dem künftigen Debut des Buchs nur vorteilhaft sein.)
⟨7. Februar 1822.⟩.
Die abscheulige Geschichte mit dem Floh, hat mich aufs neue ins Krankenbett geworfen! — Dieser Brief hat nur den Zweck Ew Wohlgeboren ganz ergebenst zu bitte〈n〉, doch dem armen Schneider d〈e〉m 1 n Friedrichsd’or gut ist auf mein〈e〉 Rechnung zahlen zu wollen. Mag es gehen wie es will, mit dem Floh, so bin ich Ihnen doch für den 1 Frd’or dank〈bar〉 — Der Schneider heißt Bergmann, Klein Eschenheimer Gaß 223 und steht in Arbeit bei dem Schneidermeister Ring Zu meiner Krankheit gesellt sich noch die ganz unvermutete Geldverlegenheit in der mich jene Geschichte versetzt hat, da ich von Ew Wohl〈geboren〉 kei〈ne〉 Zahlung erhalten konnt〈e〉
Hochachtungsvoll
ganz ergebenst Hoffmann
⟨27. Februar 1822.⟩
〈Von Michalina Hoffmann; Nachschrift Hoffmanns:〉
NS. Mit meiner Genesung geht es gar langsam, aber es geht selbst zur Verwunde〈run〉g des Arztes! — Ich diktiere den Schluß des M〈ärchens〉 mit geschloss〈enen〉 Augen — Hr. Thiele wünscht die Abdrücke auf ungeleimtem Papier weil sie sich besser ausnehm〈en〉 und die Platte länger hält — bitte die 8 Fr〈iedrichs〉d’or bald güt〈i〉gst anzuweisen — Ich empfehle mich Ihr〈er〉 Fr〈eun〉dschaft u〈nd〉 gütig〈em〉 Wohlwollen
Hff
⟨23. März 1822.⟩
Schon am 7 t März sandte Hitzig Ew. WoblGeboren den Rest des M〈a〉n〈u〉skr〈i〉pts, und da ich bis jetzt ohne alle Nachricht blieb, ist mir bange vor neuem Unglück; ich bitt〈e〉 mich darüber, ist die Antwort nicht schon unterweges, umgehend zu beruhigen〈.〉
Die Erzählung solle〈n〉 Sie bis in den Lauf des Junius erhalten, wen〈n〉 mir Gott nur Kräfte gibt. Noch bin ich elend d. h. der Körper — der Geist nicht, der ist frisch und stark, aber ich kann nicht schreiben, denke ich auch alles auf das lebendigste.
Als Gunst würd ich es erkenn〈en〉 wenn Sie mir die zuerst erhalten〈en〉 20 Fried〈richsd’〉or erst auf das Honorar für die Erz〈ählung〉 abrechnete〈n〉.
Hochachtungsvoll
Ew. WohlGb.
B. 23 Mrz 1822
ganz ergebenst〈er〉
Hoffm
Berlin d. 15 April 1822.
Ewr. Wohlgeborn danke ich sehr für die Übersendung des Restes meines Honorars für den Meister Floh und die Platte des Umschlags. Es erfolgt die General-Quittung. Herrn Thiele konnte ich unmöglich auf sein wohlverdientes Honorar noch drei Wochen warten lassen; so sehr es mir auch selbst an Gelde fehlt und so wünschenswert es mir gewesen wäre weniger Genauigkeit von Ewr. Wohlgeborn zu erfahren so habe ich doch sogleich aus meiner Tasche Herrn Thiele acht Fr〈ie〉d〈richs〉d’or und zwar nicht nach einer Berechnung in Courant sondern in barem Golde wie es contrahiert war, ausgezahlt.
Mit Dank werde ich den versprochenen Vorschuß von 20 Frdor annehmen, wollen aber Ewr. Wohlgebom daß ich die versprochene Erzählung a 5 Druckbogen mit Beiseitsetzung anderer Arbeit ausarbeite so würde ich bitten müssen mir das ganze Honorar a 40 Frdor: zu avancieren wobei Sie wohl nichts riskieren werden da alsdann die Erzählung im Junius einlaufen soll.
Hochachtungsvoll
Ewr. Wohlgeborn
ganz ergebenster
Hoffmann
Als Folge meiner Krankheit leide ich an einer gänzlichen Lähmung der Füße. Mein Geist ist aber ganz frisch und tätig und ich diktiere mit Leichtigkeit〈.〉
Berlin den 26 Mai 1822.
Es ist nicht recht, daß Ewr. Wohlgeborn mich kranken, kontrakten Mann nicht besucht haben. Um so mehr nicht recht, als mein Geist von besonderer Frische und Lebendigkeit ist, ich daher zur Unterhaltung wohl tauge. Sobald ich die für Schrag bestimmte Erzählung beendigt, folgt die Ihrige, die ich im Kopfe längst gänzlich ausgearbeitet.
Sie boten mir auf diese Erzählung einen Vorschuß von zwanzig Luisdor an, den ich damals nicht zu gebrauchen glaubte. Die unerwartete Verlängerung meiner Krankheit macht ihn mir jetzt wünschenswert und ich hoffe daher diesmal keine Fehlbitte zu tun, wenn ich Sie gehorsamst ersuche mit umgehender Post den Buchhändler Enslin anzuweisen, mir diesen Vorschuß von 20 Luisdor Gold, zu zahlen. Recht dringend bitte ich um Antwort umgehend.
Hochachtungsvoll
Ewr. Wohlgeborn
ergebenster
Hoffmann.
für mein Mann.
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