Franziska Mark
⟨7. September 1812.⟩
Auf eine mir selbst unbegreifliche Weise bin ich gestern mit einem gewaltsamen Ruck nicht berauscht worden — nein — in einen völlig wahnsinnigen Zustand geraten so daß die letzte halbe Stunde in P〈ommersfelden〉 wie ein böser schwerer Traum hinter mir liegt! — Nur der Gedanke, daß man Wahnsinnige in ihren wütendsten Ausbrüchen nur bemitleiden, ihnen das Böse was sie in diesem Zustande tun aber nicht zurechnen kann läßt mich hoffen, daß Sie mir alles wahrhaft impertinente, was ich wie meine Frau und Hr. K〈unz〉 mir leider versicherten, geradebrecht habe (denn reden konnte ich nicht sonderlich) nach Ihrer mir so oft bewiesenen Güte und Bonhommie verzeihen werden! — Sie haben gewiß keinen Begriff von dem tiefen innigen Schmerz, den ich über meine gestrige Tollheit empfinde — ich büße dafür dadurch, daß ich mich des Vergnügens Sie und Ihre Familie zu sehen so lange beraube bis ich Ihrer gütigen Verzeihung gewiß bin! — Könnte ich nur Mittel erfinden Sie zu überzeugen wie sehr mir Ihr Wohlwollen wert ist, und wie fern mir jede Idee Ihnen auch nur die mindeste Unannehmlichkeit zuzufügen liegt — möchten Sie doch jenes mir wahrhaft Unheil bringenden Zustandes wegen keinen Groll gegen mich im Herzen hegen — möchten Sie doch auch dem Teil Ihrer Familie, dem ich leider in meinen sonderbaren Tendenzen noch unbekannt bin, versichern, daß nur wirklicher Wahnsinn mich so wie gestern erscheinen lassen konnte!
Ihr innigst erg〈ebener〉
Hff