Über das Stück & Termine
Beschreibung, Bildergalerie und Pressestimmen, sowie weitere Aufführungstermine auf der Website des Düsseldorfer Schauspielhauses
Der amerikanische Regisseur, Autor und Lichtdesigner Robert Wilson ist bekannt für seine Farb- und Lichtkontraste. Seine Inszenierung von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann feierte am 03. Mai 2017 beim renommierten Theaterfestival ›Ruhrfestspiele Recklinghausen‹ Premiere. In Zusammenarbeit mit der britischen Musikerin Anna Calvi übersetzt er Hoffmanns phantastische Erzählung über den vermeintlich wahnsinnigen Studenten Nathanael und den Wetterglashändler Coppola in ein Spiel aus Licht, Ton und Farbe. Die Handlung trägt sich somit kaum über Figurenrede oder Dialoge, sondern wird als Angebot des sensuellen Erlebens für das Publikums konzipiert.
Hoffmanns Sandmann, in dem der Protagonist Nathanael in Briefen von seinem Kindheitstrauma mit dem unheimlichen Advokaten Coppelius berichtet, wird von Wilson vornehmlich durch Klang- und Lichtkulissen inszeniert. Nicht ausgiebige Dialoge oder – um die Brieffiktion der Erzählung zu imitieren – alternierende Monologe tragen die Handlung an das Publikum heran. Der drohende Wahnsinn und der zunehmende psychische Verfall Nathanaels werden für das Publikum praktisch erfahrbar. Sanfte Melodien und an ASMR-Tonaufnahmen erinnernde Geräuschkulissen wechseln sich mit infernalischem Gekrächz und stereotypen Wortwiederholungen ab. Auch das Farbspiel der Bühnenkulisse korreliert mit Nathanaels psychischem Zustand.
Dr. Stefanie Junges, geb. 1986, studierte Erziehungswissenschaft und Germanistik in Bochum, Promotion 2018 zu »Oszillation als Strategie romantischer Literatur«; 2015-2018 Stipendiatin der Stiftung Bildung und Wissenschaft. Lehrbeauftragte am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität (NdL, Komparistik) und Ausschussmitglied der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft Bamberg. (→ Forscherinnenprofil)
Premiere
03. Mai 2017 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen
20. Mai 2017 am Schauspielhaus Düsseldorf (In der Spielzeit 2019/2020 wird es weitere Aufführungen geben)
Besetzung, Regie, Musik, Kostüm
Nathanael – Christian Friedel
Clara – Lou Strenger
Lothar – Jonas Friedrich Leonhardi
Vater – Rainer Philippi
Mutter – Rosa Enskat
Coppola/Coppelius – Andreas Grothgar
Spalanzani – Konstantin Lindhorst
Olimpia – Yi-An Chen
Siegmund – Alexej Lochmann
Sandmann – André Kaczmarczyk
Band – Zuzana Leherová (Violine, Keyboard), Radek Stawarz (Viola), Nathan Bontrager (Cello), Bernd Keul (Kontrabass, E-Bass), Annette Maye (Klarinette, Bassklarinette), Achim Fink (Tuba, Posaune), Roger Schaffrath (Gitarre, Mandoline), Tim Dudek (Schlagzeug, Electronics), Frank Schulte (Sounddesign)
Regie, Bühne, Licht – Robert Wilson
Musik, Lyrics – Anna Calvi
Kostüm – Jacques Reynaud
Beschreibung, Bildergalerie und Pressestimmen, sowie weitere Aufführungstermine auf der Website des Düsseldorfer Schauspielhauses
Eine ausführliche Rezension zur Aufführung finden Sie im Blog-Beitrag von Stefanie Junges.
Robert Wilson (*1941) studierte Betriebswirtschaft, Architektur und Malerei in Texas, New York und Arizona. Nach seinem Studium war er als Zeichner, Designer und Maler tätig und übernahm in den 1980er Jahren mehrmals Gastdozenturen am Institut für angewandte Theaterwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine vielfach ausgezeichneten, progressiven bühnenbildnerischen Lichtinstallationen und seine experimentellen Theaterinszenierungen gelten als richtungsweisend für das moderne Gegenwartstheater und Performance Art.
Die Britin Anna Calvi (*1980) studierte Musik an der University of Southampton. Ihr Musikstil lässt sich als melancholisch-atmosphärischer Poprock beschreiben. Die Wechselwirkung zwischen schrillem, hohem und tiefem Sprechgesang, begleitet von brachialen Gitarrenriffs sind charakteristisch für ihre Musik.
Die jährlich von Anfang Mai bis Mitte Juni stattfindenden Ruhrfestspiele sind die älteste und eine der renommiertesten Institutionen der internationalen Theaterlandschaft. Seit 1947 wird Recklinghausen für ca. 6 Wochen zur Festival-Bühne für Performanceproduktionen, Konzerte, Lesungen und bildende Künste.