Illustrationsgeschichte in Zahlen
Vorlieben für einzelne Werke E.T.A. Hoffmanns
Künstler, die Hoffmanns Erzählstil aufgreifen
Alimow, Sergej Alexandrowitsch
Antonow, Alexander
Bagautdinow, Anwar
Bauer, Karl-Heinz
Borutscheff, Alexej
Bremer, Uwe
Čapek, Jindra
Dziewulski, Anke
Ehrt, Rainer
Ensikat, Klaus
Erko, Vladislav
Faust, Steffen
Gille, Carsten
Glück, Gerhard
Goltz, Nika
Haller, Bettina
Häfner, Johannes
Hechelmann, Friedrich
Held, Wolfgang
Hirschmann, Lutz
Jahr, Christa
Janssen, Horst
Klemke, Werner
Klenner-Otto, Stephan
Knobel, Michael
Knorr, Ruth
Konrad, Kay
Lentz, Herbert
Ludwig, Hans Günter
Metzkes, Harald
Mirtschin, Jutta
erthen, Christine
Prechtl, Michael Mathias
Schmitt, Veit
Schumann, Barbara
Shemjakin, Michail
Ticha, Hans
Ulikasten (Uli Kasten)
Vinagrodov, Ali
Wehrling, Yann
Xago (Rolf Xago Schröder)
Die oben beschriebenen Erscheinungsformen entsprechen Hoffmanns Erzählstil und so kommen etliche Künstler mit ihren Illustrationen Hoffmann nah, können überzeugen. Als wahre Meister ihres Fachs beherrschen sie sowohl naturalistische Maltechniken als auch Verfremdungstechniken und erweisen sich als subtile Ironiker, die entweder E.T.A. Hoffmann als Phantasten und Gestalter einer rätselhaften Welt gerecht zu werden versuchen oder mit ihm um die Entlarvung von Missverhältnissen und Absurditäten wetteifern, Komisches und Groteskes hervorheben. Bezeichnend ist ihre Vorliebe für Werke wie Der goldene Topf (am zweithäufigsten illustriert), Klein Zaches genannt Zinnober (4.), Rat Krespel (6.), Die Abenteuer der Silvesternacht (7.), Lebensansichten des Katers Murr (8., neu erwachtes großes Interesse, auch bei den Russen), Meister Floh (10.), Die Brautwahl (13.).
Für die nebenstehenden deutschen und russischen Künstler gilt jedoch, dass ihre Stilmittel und bildkünstlerischen Deutungen vielfältiger Natur sind und sich einer einseitigen Zuordnung zur Karikatur widersetzen. Die Überzeichnung ins Komische erscheint nur als dominant.
Anzahl der Illustratoren von einzelnen Werken Hoffmanns
- Nussknacker und Mausekönig (159 Illustratoren)
- Der goldene Topf (88)
- Der Sandmann (72)
- Klein Zaches genannt Zinnober (68)
- Das Fräulein von Scuderi (63)
- Rat Krespel (54)
- Die Abenteuer der Silvesternacht (47)
- Kater Murr (44)
- Die Elixiere des Teufels (40)
- Meister Floh und Don Juan (36)
- Meister Martin der Küfner und seine Gesellen (34)
- Das Majorat (30) und Die Brautwahl (30)
- Ritter Gluck (26)
- Signor Formica (23)
- Das fremde Kind (21)
- Das öde Haus und Die Bergwerke zu Falun (20)
- Doge und Dogaresse (19)
- Die Königsbraut und Prinzessin Brambilla (18)
- Ignaz Denner(14)
- Das Gelübde (14)
- Der unheimliche Gast (12)
- Die Jesuiterkirche in G. (11) und Das Sanctus (11)
- Des Vetters Eckfenster (10) und die Fermate (10)
- Kreisleriana (9), Vampirismus (9) und Spielerglück (9)
- Der Artushof (7) und Das steinerne Herz (7) usw.
Diese Rangliste könnte sich geringfügig verschieben, wäre ein Einblick in alle illustrierten ausländischen Hoffmann-Editionen möglich gewesen. Grundlage der jetzigen Einschätzung: der Karlsruher Virtuelle Katalog, der Bestand der Bamberger und Berliner Staatsbibliotheken, der Pariser Bibliothèque Nationale, Privatbesitz von Sammlern wie Alexander Fingrut und Sammlung der Verfasserin.
Elke Riemer-Buddecke beforscht seit vielen Jahren Hoffmanns Illustrationsgeschichte. 1976 publizierte sie das inzwischen als Standardwerk geltende Buch E.T.A. Hoffmann und seine Illustratoren (Gerstenberg Verlag). Aktuell beschäftigt sich Riemer-Buddecke mit Hoffmann-Porträts. (→ Forscherprofil)
Illustratoren von tiefenpsychologisch interessanten Werken
Bauer, Ernst Arnold
Brucks, Eberhardt
di Battaglia, Dino
Fekete, Esteban
Gauger, Barbara
Grosso Ciponte, Andrea
Häfner, Johannes
Hirsch, Karl Georg
Hoffmann, Carl
Hussel, Horst
Jedlicka, Jan
Kardinar, Alexandra
Oser, Edgar
Simonin, Francine
Stiller, Günther
Zens, Herwig
Vorlieben im zeitlichen Wandel
Ferner fällt seit etwa drei Jahrzehnten die Vorliebe für tiefenpsychologisch interessante Werke Hoffmanns auf wie Der Sandmann (3.), Das Fräulein von Scuderi (5.), Rat Krespel (6.), Die Elixiere des Teufel (9.), Don Juan (10.), Ritter Gluck (13.), Die Bergwerke zu Falun (16. neu erwacht!), Das öde Haus (16.), Der unheimliche Gast (21.).
In diesem Zusammenhang wären auch die Comic-Adaptionen von Dino di Battaglia (Der Sandmann, Das öde Haus), Alexandra Kardinar (Das Fräulein von Scuderi), Andrea Grosso Ciponte (Der Sandmann) zu nennen.
Überzeichnete Illustrationen
Gossmann, Gerhard
Großmann, Rudolph
Nückel, Otto
Rössing, Karl
Staudinger, Karl
Jugendstilhafte Illustrationen
Bauriedl, Otto
Enders, Ludwig
Liebenwein, Maximilian
Stern, Ernst
Techner, Richard
von Divécky, Joseph
Weiß, Emil Rudolf
Expressive oder surreale Illustrationen
Brasse, Otto Adolf
Dannemann, Karl
Engelhorn, Christine
Hemmerich, Karl Georg
Königer, Gustel
Kubin, Alfred
Kuhfuß, Paul
Rabinovitsch, Gregor
Rabitz, Helmut
Schenke, Max
Schultheiß, Carl
Schwetz, Carl
Steiner-Prag, Hugo
Stockmann, Helmuth
von Zülow, Franz
Wacik, Franz
Wetzenstein, Ernst
Windisch, Hans
Winkler, Paul Gerhard
Winzer, Walter
Vorlieben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Vorher, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor allem von 1910-1930, gab es die Tendenz zur Karikatur oder Überzeichnung ins Komische in der deutschen Hoffmann-Illustration auch schon, etwa bei Gerhard Gossmann, Rudolph Großmann, Karl Rössing, Karl Staudinger und Otto Nückel. Aber es überwog entweder die jugendstilhafte Ausschmückung zum ‚schönen‘, kostbaren Buch wie bei Emil Rudolf Weiß, Ernst Stern, Otto Bauriedl, Maximilian Liebenwein, Joseph von Divécky, Richard Techner und Ludwig Enders oder, häufiger und inhaltlich besonders interessant, die existentiell gefärbte expressive oder surreale Darstellung, der es im Wesentlichen um die düstere Phantastik von Hoffmanns Werk ging.
Bezeichnend war die Vorliebe für Hoffmanns Fantasie- und Nachtstücke, Erzählungen aus den Serapionsbrüdern wie Rat Krespel, Das Fräulein von Scuderi, Der unheimliche Gast und für den Roman Die Elixiere des Teufels, generell also für seine eher phantastischen und unheimlichen Werke.
So mancher Sammelband oder Illustrationszyklus zu Hoffmann wurde in diesem Sinne betitelt: Phantastische Geschichten von E.T.A. Hoffmann (Ernst Stern, 1914), Phantastische Galerie oder E.T.A. Hoffmann. Der unheimliche Gast und andere Erzählungen (Hugo Steiner-Prag 1923 u. 1943, Alfred Kubin 1913, 1920), Das Grausen (Spuk). Unheimliche Geschichten von E.T.A. Hoffmann (Helmuth Stockmann 1914/16), Phantasien über wunderliche Geschichten des Herrn E.T.A. Hoffmann (Walter Wellenstein 1922/23), Geschichten um Mitternacht (Franz Wacik, 1923) etc.
Erzählungen: Meister Martin der Küfner und Nussknacker und Mausekönig
Illustratoren von Meister Martin der Küfner und seine Gesellen
de Curzon, Alfred
Felten, Wolfgang
Goldschmitt, Bruno
Goltz, Nika
Halleger, Kurt
Hegenbarth, Josef
Kutzer, Ernst
Mühlmeister, Karl
Müller-Münster, Franz
Raydt, Else
von Führich, Joseph
von Schwind, Moritz
Weiß, Emil Rudolf
Wolk, Winfried
Unbeeinflusst von solchen Tendenzen, aber vielfach illustriert wurde sowohl im 19. Jahrhundert[1] als auch zwischen 1910-1950 die Erzählung Hoffmanns: Meister Martin der Küfner und seine Gesellen (insgesamt 34 x). Mit wenigen herausragenden Ausnahmen wie Josef Hegenbarth (1956, Abb. 9), Winfried Wolk (1991, Abb. 10) und Nika Goltz (russ., 1981/1988, Abb. 11), die freie Umsetzungen der literarischen Vorlage wagten, wird und wurde diese im Wesen eher biedermeierliche Erzählung auch biedermeierlich im Stil des 19. Jahrhunderts illustriert, den 1825 entstandenen, aber lebendigeren Bleistiftzeichnungen von Joseph von Führich und Moritz von Schwind (Abb. 41) verwandt.
Mit stimmungsvoll-pathetischen Kohlezeichnungen (Abb. 12) illustrierte sie 1845/46 dagegen der Franzose Alfred de Curzon, der sich vor allem durch heroische Landschaften hervorgetan hat, und wurde ihr auf seine Weise gerecht. Denn Hoffmann hat hier gänzlich auf verfremdende Ironie und phantastische Irritationen verzichtet.[2] Er verklärte die Welt des 16. Jahrhunderts zur Idylle, ihre bürgerlichen Arbeitsverhältnisse und von der Dürerzeit geprägten Künstlerideale. Er wollte sowohl dem Gemälde Karl Wilhelm Kolbes Die Böttcherwerkstatt (1817) entsprechen als auch der Nürnberger Chronik von Johann Christoph Wagenseil aus dem Jahr 1697, die ihn zu diesem biedermeierlichen Bilderbogen[3] (Kremer) anregten.
Illustratoren von Nussknacker und Mausekönig
Antonov, Alexander
Bauriedl, Otto
Briswalter, Maren
Delamare, David
Filippowski, Georg G.
Geissler, Carl
Goltz, Nika
Goshko, Anya
Hirschmann, Lutz
Hosemann, Theodor
Innocenti, Roberto
Liebenwein, Maximilian
Micklait, Carl
Mitrofanow, Maksim
Nikitina, Tatjana
Oleinikov, Igor
Osadtschaja, Michail
Raydt, Else
Scheiner, Artur
Sendak, Maurice
Spirin, Gennadij
Stupica, Marija Lucija
Szancer, Jan Marcin
Volkert, Hans
von Krannhals, Hanns
Weiß, Emil Rudolf
Wurmdobler, Monika
Zwerger, Lisbeth
Nussknacker und Mausekönig
Kontinuierlich, bis heute in Deutschland und Russland der Spitzenreiter in der Hoffmann-Illustration (159 Künstler), erschien das Kindermärchen Nussknacker und Mausekönig, meist in Kinderbuchform und adaptiert, also für Kinder gemacht und sprachlich vereinfacht, oft im Zusammenhang mit Tschaikowskis Nussknacker-Suite. Beeindruckend waren hier bereits Carl Geisslers Zeichnungen von 1840[4] (Abb. 13) sowie Theodor Hosemanns Federzeichnungen von 1844. Von gleichem Rang erscheinen Artur Scheiners farbige Einschaltbilder von 1924 (Abb. 14) und die Jan Marcin Szancers (Abb. 15) von 1959 durch ihren skurrilen erzählerischen Reichtum, der jede Sentimentalität vermeidet.
Andere Nussknacker-Illustrationen der Jahrzehnte von 1900-1950, die Zeichnungen oder farbigen Illustrationen von Maximilian Liebenwein (1909), Otto Bauriedl (1909), Emil Rudolf Weiß (1910), Carl Micklait (1909), Else Raydt (1911), Hans Volkert (1919) und Hanns von Krannhals (1948) sind handwerklich beachtliche, aber eher konventionelle Illustrationen für das typische Kinderbuch, das eigenen Regeln und Vorstellungen vom Adressaten folgt. Nichts Aufregendes, das den in Hoffmanns ‚Kindermärchen‘ ausgelösten Irritationen und Ängsten, die die Welt des Kindes bedrohen, entsprechen könnte.[5]
Dass die Erzählung Nussknacker und Mausekönig sehr anspruchsvoll, auf Kinder und Erwachsene zugeschnitten, illustriert werden kann, beweisen ab etwa 1970 deutsche Künstler wie Lisbeth Zwerger (* 1954, Abb. 16), Maren Briswalter (* 1961), Monika Wurmdobler (* 1940) und Lutz Hirschmann (* 1949), die gebürtigen Russen Gennadij Spirin (* 1948, jetzt USA, Abb. 17) und Igor Oleinikov (* 1968, jetzt Deutschland, Abb. 18), die Amerikaner Maurice Sendak (1928-1912) und David Delamare (gest.1916, Abb.19), der Italiener Roberto Innocenti (*1940, Abb. 20), die Slowenin Marija Lucija Stupica (1950-2002, Abb. 21), die Russen Georg G. Filippowski (1909-1987, Abb. 22), Nika Goltz, Maksim Mitrofanow (Abb. 23), Tatjana Nikitina (*1961) Anya Goshko (* 1981, Abb. 24), Alexander Antonov (*1946, Abb.25) und der Ukrainer Michail Osadtschaja (Abb. 26).
Das fremde Kind
Deutlich seltener wurde Das fremde Kind (15. Platz) illustriert. Herausragend sind Alexej Borutscheffs (1911-1994) expressive, eigenwillige Kohlezeichnungen von 1967 (Abb. 27) und Lisbeth Zwergers einfühlsame, nie der Gefahr der typischen Kinderbuchverniedlichung ausgesetzten Aquarelle von 1977 (Abb. 28). Künstlerisch überzeugen ferner die Zeichnungen von Barbara Schumann (Abb. 29), Carsten Gille sowie Carl Hoffmanns großformatige, dem Wiener phantastischen Realismus verpflichtete Farbillustrationen (Abb. 30).
Aquarelle von Marija Lucija Stupica
Die weitgehend negative Rezension von Reinhard Heinritz zu Marija Lucija Stupicas Aquarellen zu Nussknacker und Mausekönig (E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch Bd.9, 2001, S. 149) erscheint mir als unsensibel. Die Botschaft dieser stillen, teils minimalistischen Miniaturen, die auf eigentümliche Weise und mit einer gläsernen Zerbrechlichkeit (Rezension der Neuen Züricher Zeitung vom 29.11.2000) Phantastisches, Reales und Bedrohliches zugleich sichtbar machen, entspricht durchaus dem Hoffmann’schen Kindermärchen. Immerhin erkennt Heinritz, dass dieses Märchen auch für anspruchsvolle Buchillustratoren [wozu er Stupica dennoch zu zählen scheint] immer wieder zur Herausforderung wird und dass Stupica eine eigene, ganz neue Version geliefert hat.
Carl Hoffmanns Farbillustrationen
Carl Hoffmanns farbige ganzseitige ‚Einschaltbilder‘ ‚erdrücken‘ gelegentlich den dichterischen Text. Ihre Qualität ist nicht gleichbleibend, da der Künstler dazu neigt, sich selbst zu kopieren, deutlich etwa bei den Figuren und Gesichtern. Manche Illustrationen sind jedoch von hoher malerischer und kompositorischer Qualität. Dasselbe gilt auch für seine Illustrationen zum Unheimlichen Gast und acht weiteren Erzählungen E.T.A. Hoffmanns, die ebenfalls 1980 in Berlin veröffentlicht wurden.
Hoffmann-Illustration ab 1960 – Entwicklung in Deutschland und Russland
Deutsche Illustratoren
Bauer, Ernst Arnold (* 1949)
Bauer, Karlheinz (1925-1976)
Borutscheff, Alexej (1911-1994)
Bremer, Uwe (*1940)
Brucks, Eberhard (1917-2008)
Ehrt, Rainer (*1960)
Faust, Steffen (*1957)
Glück, Gerhard (*1944)
Häfner, Johannes (*1968)
Held, Wolfgang (1933-1916)
Janssen, Horst (1929-1995)
Kasten, Uli (*1933)
Klenner-Otto, Stephan (* 1958)
Knobel, Michael (*1952)
Konrad, Kay (geb. 1952)
Metzkes, Harald (geb. 1929)
Prechtl, Michael Mathias (1926-2003)
Schröder, Rudolf Xago (*1942)
Schwarz, Reiner (*1940)
Seit 1960 wächst die Hoffmann-Illustration unaufhörlich, deutlich stärker als zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als sie zum ersten Mal boomte. Zunehmend entstehen anspruchsvolle auftrags- und verlagsunabhängige freie Illustrationen in grafischen Zyklen oder Mappen oder als Einzelwerk. Dies gilt bis heute gleichermaßen für Deutschland und für Russland, wo das Erbe der intensiven Hoffmann-Rezeption des 19. Jahrhunderts lebendig geblieben ist. Jedes Jahr entstehen neue, für Sammler bestimmte bibliophile Ausgaben und freie Illustrationen. Sie sind nicht selten von beachtlich künstlerischem Zuschnitt, meist von Künstlern, die sich seit vielen Jahren künstlerisch mit E.T.A. Hoffmann auseinandergesetzt und einen so ausgeprägt eigenen Stil entwickelt haben, dass ihr Anspruch, mit Hoffmann auf Augenhöhe in einen Dialog zu treten, kaum zu übersehen ist. So manche ihrer Grafiken könnte man als kongenial bezeichnen, obwohl bei diesem Prädikat allergrößte Vorsicht geboten ist.
Russische Illustratoren
Alimow, Sergej Alexandrowitsch (*1938)
Bagautdinow, Anwar (*1962)
Goltz, Nika (1925-2012)
Isaew, I.W.
Jachnin, O.J.
Michail Gawritschkow (*1963)
Nikitina, Tatjana (*1961)
Schemjakin, Michail (*1943)
Scherstianoj, Lev (Kaliningrad)
Sveshnikov, Boris (1927-1998)
Traugot, Alexander (*1931)
Vinagrodova, Ali(na?)
von Kuguschew, Tatjana Petrowa (1940-1995)
Ukrainische Illustratoren
Erko, Wladyslav (* 1962)
Ionin, Fedor
Kultstatus in Russland
Beeindruckende russische Illustrationen stammen von nebenstehenden Künstlern, die nur eine Auswahl der 142 russischen Hoffmann-Illustratoren darstellen. Aus Kaliningrad wären noch etliche Künstler mit hochinteressanten Arbeiten hinzuzufügen.
Zudem wurden inzwischen bemerkenswerte Schülerarbeiten veröffentlicht, die nicht nur verdeutlichen, welchen Kultstatus E.T.A. Hoffmann bis heute in Russland hat, sondern auch, welche kreativen Kräfte die Beschäftigung mit Hoffmanns Erzählungen, z.B. den Kindermärchen, bei den Schülern freigesetzt werden können.[6]
Neuere Buchillustratoren
Čapek, Jindra (*1953)
Ensikat, Klaus (*1937)
Hechelmann, Friedrich (*1948)
Hirsch, Karl-Georg (*1938)
Hirschmann, Lutz (*1949)
Hoffmann, Carl (geb. 1930)
Jahr, Christa (*1931)
Schumann, Barbara (*1951)
Sendler-Peters, Renate (*1941)
Wurmdobler, Monika
Zwerger, Lisbeth
Neuere Buchillustrationen
Die neuere Buchillustration ist ähnlich individuell in der künstlerischen Handschrift. Die Zeiten der Kubin-Nachfahren mit Feder oder textbegleitend-dienender Illustration, serienhaft und wenig engagiert gefertigt, scheinen vorbei zu sein. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang Illustratoren wie Karl-Georg Hirsch (*1938), Friedrich Hechelmann (*1948), Carl Hoffmann (geb. 1930), Christa Jahr (*1931), Jindra Čapek (*1953), Lutz Hirschmann (*1949), Klaus Ensikat (*1937), Barbara Schumann (*1951), Renate Sendler-Peters (*1941), Monika Wurmdobler (*1940) und Lisbeth Zwerger.
Monika Wurmdobler
Bei Monika Wurmdobler wirkt die einzelne Illustration durch Witz und Textnähe, stilistisch durch die farbige und kompositorische Raffinesse, in der Serie durch Wiederholungen gleicher Figurentypen jedoch weniger.
Hoffmann-Illustration im In-und Ausland
Erfasst man die bisherigen Erkenntnisse statistisch, so ergibt sich folgendes Bild: In Deutschland konnten bislang 363, in Russland und der Ukraine 142, in Frankreich 56 Künstler, im englischsprachigen Raum 58, in Spanien 20, in Italien 11 und in Tschechien (einschließlich Tschechoslowakei und Serbien) 20 als Hoffmann-Illustratoren ermittelt werden. Andere Länder wie Dänemark, die Niederlande, Belgien, Italien, Portugal, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Polen Litauen, Lettland, Thailand) haben zwar Hoffmanns Werk ediert (bis hin zu Südkorea und Japan), aber relativ selten mit Illustrationen (oder sie haben Illustrationen aus Deutschland, Russland oder den USA übernommen). Dass diese Ergebnisse immer wieder zu ergänzen sein werden und sich das Bild von der Hoffmann-Illustration im In-und Ausland verschieben könnte, liegt in der Natur der Sache. Aber sie vermitteln einen Überblick, der über frühere Erkenntnisse zur Hoffmann-Illustration deutlich hinausgeht.[7]
Das Erbe der DDR und der Sowjetunion
Illustratoren in der DDR
Ensikat, Klaus
Fischer, Fritz
Georgi, Hanns
Haller, Bettina
Hegenbarth, Josef
Hirsch, Karl Georg
Hirschmann, Lutz
Jahr, Christa
Klemke, Werner
Klemm, Walter
Knorr, Ruth
Leo, Wolf
Lewinger, Ernst
Metzkes, Harald
Mirtschin, Jutta
Naumann, Hermann
In Deutschland ist zudem seit dem Fall der Mauer, einem Glücksfall der Geschichte, deutlich geworden, wie intensiv, möglicherweise infolge einer ‚Nischenfunktion‘ für geistige Freiheit in einer ideologisch eng gewordenen Wirklichkeit, und mit welch beachtlichem Erfolg die Hoffmann-Illustration in der ehemaligen DDR gepflegt wurde.
Auffallend ist die technische, teils altmeisterliche Perfektion ihrer Grafiken, ihrer Zeichnungen, Holzstiche und Radierungen. Die besondere Hochschätzung des Handwerklichen bewirkte dort trotz schwieriger wirtschaftlicher und technischer Bedingungen eine Blütezeit der Buchillustration. Die eben genannten Künstler hatten einen entscheidenden Anteil daran. Fritz Fischer und Josef Hegenbarth, beides brillante Zeichner und über Jahrzehnte hinweg engagierte Hoffmann-Illustratoren von besonderem Format, sind ebenfalls ostdeutsche Künstler, wurden aber im Westen schon früh als bedeutende Hoffmann-Illustratoren bekannt. Fischer ‚emigrierte‘ bereits 1950 aus der DDR, während Hegenbarth bis zu seinem Tod in der DDR blieb.[8]
Illustratoren aus Osteuropa
Borutscheff, Alexeij
Bronovsky, Albin
Čapek, Jindra
Eidrigevecius, Stasys
Erko, Wladyslaw
Hruska, Karel
Jedlicka, Jan
Kozlov, N.
Oleinikov, Igor
Osadtschaja, M.
Seydl, Zdenek
Zidarov, Lyuben
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden zudem bemerkenswerte, stilistisch deutlich abweichende Illustrationen aus Litauen von Stasys Eidrigevecius, aus Tschechien von Jan Jedlicka, Zdenek Seydl, Albin Bronovsky, Jindra Čapek und Karel Hruska, aus der Ukraine von Wladyslaw Erko und M. Osadtschaja sowie aus Bulgarien von Lyuben Zidarov und N. Kozlov bekannt.[9] Manche Künstler, die sich intensiv mit E.T.A. Hoffmann auseinandergesetzt haben, sind nach Deutschland emigriert.
Alexeij Borutscheff (1911-1994) gehört dazu. Seit dem Zweiten Weltkrieg war er in Westdeutschland in Bamberg ansässig. Der aus Krasnodar stammende russische Künstler Igor Oleinikov lebt nach dem Besuch der Karlsruher und Düsseldorfer Kunstakademien (1997-2003, Meisterschüler von Markus Lüpertz) heute in Berlin. Beide Künstler haben wie ihre russischen Kollegen, die Künstler aus Kaliningrad oder Bagautdinow und Petrowa von Kuguschew z.B., die Hoffmann-Illustration ohne Frage bereichert. Nicht zuletzt, da sie durch russische Traditionen geprägt erscheinen. Die seit ein paar Jahrzehnten expandierende, nahezu explodierende russische Hoffmann-Illustration ist etwas Besonderes.
Anmerkungen
[1] Im 19. Jahrhundert in Deutschland außer von Schwind, Führich und Hosemann noch 1875 von Carl Röhling und 1889 von Ch. Blechinger.
[2] Detlef Kremer (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung. De Gruyter, Berlin/Boston, 2012. Darin: S. 304-309: Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, S. 307.
[3] Ebd, S. 306, Überschrift des Kapitels: Ein biedermeierlicher Bilderbogen.
[4] Im Besitz der Berliner Staatsbibliothek (Westhafen)
[5] Nach Wulf Segebrecht : E.T.A. Hoffmanns ‚Nussknacker und Mausekönig‘ nicht nur ein Weihnachtsmärchen, in E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 2009, Bd. 17, S. 62-87, spiegelt sich in den Phantasien von Marie und Fritz, den zentralen Kinderfiguren aus Nussknacker und Mausekönig, auch die Wirklichkeit der napoleonischer Kriege wider. Ihre Psyche verarbeite so das in der Welt der Erwachsenen Erlebte. Es sei falsch, das Kindermärchen nur als Plädoyer für die Phantasie der Kinder zu lesen. (S. 72).
[6] Die Illustration von literarischen Werken wie denen E.T.A. Hoffmanns würde die Kunsterziehung an deutschen Schulen bereichern und zudem die Lesebereitschaft von Jugendlichen fördern. Sie wird kaum genutzt. Das scheint in Russland deutlich anders in sein.
[7] Elke Riemer: E.T.A. Hoffmann und seine Illustratoren. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1976/1978, Grützmacher: E.T.A. Hoffmann. Illustrierte Bücher. 1840-1980. Eine Bibliographie. Hochschule der Künste Berlin 1981.
[8] 1962 in Dresden gestorben.
[9] Die Illustrationen, teils sogar die Originale, und die Buchausgaben konnten von der Berliner und Bamberger Staatsbibliothek erworben werden.