Die neue Wissenschaft der Biologie
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Seminars „Romantik im E.T.A. Hoffmann Portal – Texten fürs Web“, das das Team E.T.A. Hoffmann Portal im Wintersemester 2019/2020 gemeinsam mit Prof. Dr. Anne Fleig am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin angeboten hat. Neun Studierende hatten sich in diesem Seminar mit den Themen Hoffmanns Berliner Orte und Bekanntschaften, Hoffmanns Netzwerke und Zeitgenossen sowie Romantik und Wissenschaften beschäftigt. Die besten Arbeiten, die von den Studierenden selbst webgerecht aufbereitet wurden, konnten im Portal veröffentlicht werden.
Sophia Wagener, geboren 1995 in Hamburg, lebt und studiert seit 2014 in Berlin. Sie ist an der Freien Universität Berlin immatrikuliert, an der sie die Fächer Deutsch und Englisch im Lehramtsmaster studiert. (→ Forscherinnenprofil)
Einführung
Ähnlich wie seine literarischen Zeitgenossen Johann Wolfgang von Goethe und Adalbert von Chamisso, hegte auch E.T.A. Hoffmann ein großes Interesse für die Naturwissenschaften. Eine Vielzahl an lebenswissenschaftlichen Forschungsfragen zieht sich durch seine literarischen Werke. Auf zwei spannende Themen, die die Biologen im 18. Jahrhundert beschäftigten und die Hoffmann in seinen Werken thematisiert, wird in diesem Beitrag eingegangen.
Die Biologie im 18. Jahrhundert
Erkenntnisflut durch Expeditionen und Experimente
Interdisziplinäre Teilnahme
Taxonomie der Pflanzen und Tierarten
Das 18. Jahrhundert war geprägt von Expeditionen und Experimenten, die zu einem Reichtum an neuen Erkenntnissen innerhalb des lebenswissenschaftlichen Forschungsgebiets, der Biologie, führten. Die Biologie löste sich somit allmählich von anderen naturwissenschaftlichen Teildisziplinen und entwickelte sich zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert zu einer selbstständigen Fachrichtung. Zu den wichtigsten zeitgenössischen Forschern gehören Carl von Linné, Charles Bonnet, George Buffon und Albrecht von Haller. Aber auch Priester, Ärzte, Philosophen und Schriftsteller, wie Johann Wolfgang von Goethe, formten die Lebenswissenschaft mit. Aufgrund des interdisziplinären Interesses kam der Literatur eine wichtige Funktion als Plattform für den naturwissenschaftlichen Diskurs zu. Auch E.T.A. Hoffmann ereiferte sich an den lebenswissenschaftlichen Fragen und nahm mithilfe seiner Werke am zeitgenössischen Diskurs teil.[1]
Zunächst gab es während der Entwicklungsphase der Biologie keine etablierten Normen und Richtlinien für die Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten, sodass beispielsweise der Arzt Erasmus Darwin, Großvater von Charles Darwin, seine Naturauffassungen teilweise in Versen niederschrieb. Die evidente Notwendigkeit für ein einheitliches Klassifikationssystem der Artenvielfalt wuchs mit dem Gewinn an biologischen Entdeckungen. Carl von Linné entwickelte eine Taxonomie, deren Funktion es war, die Pflanzen und Tiere anhand von spezifischen Merkmalen voneinander abzugrenzen. Diese „regelhafte[…] Klassifizierung [zeichnete sich durch ein] hierarchische[s] System mit festen Benennungen und regelhaften Charakteristiken der Klassen, Ordnungen, Gattungen und Arten“[2] aus.[3]
Die Ursprungsfrage
Präformation vs. Epigenese
Im Zuge der Erforschung der Artenvielfalt entstanden verschiedene Theorien bezüglich des Ursprungs und der Entwicklung des organismischen Lebens. Es rivalisierten zwei Erklärungsansätze, die Präformation und die Epigenese, wobei erstere im 18. Jahrhundert dominierte. Die Uneinigkeiten und die öffentlichen Diskussionen innerhalb dieser Debatte spiegeln den zeitgenössischen Wetteifer und Forschungsdrang in der neu gegründeten naturwissenschaftlichen Teildisziplin Biologie wieder:
Ovisten vs. Animalkulisten
Präformation
Anhänger der Präformationstheorie postulierten, dass sich alle Arten aus einem bereits vorgebildeten (=präformierten) Keim entwickeln. Hinsichtlich der Verortung dieses Keimes spalteten sie sich in zwei verschiedene Lager auf: Den Ovisten zufolge befand sich der vorgebildete Organismus in der Eizelle, wohingegen die Animalkulisten argumentierten, dass sich der präformierte Keim im Spermium befinde. Trotz der Beobachtungen, dass sowohl mütterliche als auch väterliche Merkmale vererbt werden, wird somit nur der männlichen oder der weiblichen Keimzelle eine Funktion zugeschrieben. Die Präformationstheorie stützte sich auf zahlreiche empirische Beobachtungen, wie beispielsweise auf „die Vermehrung des koloniebildenden Einzellers Volvox […], in dessen kugligem Körper man drei und mehr ineinandergeschachtelte [sic.] Generationen beobachte[te]“[4] sowie dass „sich die Weibchen der Blattläuse auch ohne Männchen […]fortpflanzen können“[5]. Der Erklärungsansatz der Präformisten ließ sich mit der theologischen Weltanschauung vereinbaren, laut der Gott alle Lebewesen in ihrer Vollkommenheit geschaffen habe.[6]
Epigenese
Im Gegensatz zum Ansatz der Präformation war die Epigenese zunächst primär eine Theorie, die kaum durch empirische Untersuchungen belegt wurde. Aufgrund dieses abstrakten Charakters konnte sie sich im 18. Jahrhundert trotz der vielen Risse in der präformationstheoretischen Argumentation, wie z.B. die Vererbung weiblicher und männlicher Merkmale und Fehlbildungen, noch nicht durchsetzen.[7]
Der epigenetischen Theorie zufolge sind die Organismen nicht im Keim präformiert, sondern entwickeln sich spontan, selbstorganisiert und in Interaktion mit ihrer Umwelt. Ein empirischer Beweis für diese Annahme erfolgte 1748 durch ein Experiment John T. Needhams. Er untersuchte aufgebrühtes, zerfallenes „tierische[s] und pflanzliche[s] Gewebe“[8] in luftundurchlässigen Gefäßen, sodass keine Keimzellen eindringen konnten. Die Tatsache, dass er dennoch so genannte Animalkulen unter seinem Mikroskop identifizierte, diente als Beweis für die selbstorganisierenden Eigenschaften von Atomen, aus denen sich die Organismen zusammensetzen.[9]
Der italienische Naturwissenschaftler und Ovist Lazarro Spallanzani (1729-1799)[10] replizierte Needhams Experiment und konnte keine Animalkulen nachweisen. Er warf seinem Meinungsgegner eine fehlerhafte Experimentdurchführung vor, insofern – als dass sich ihm zufolge- sehr wohl Keimzellen in der Luft befanden, aus denen die beobachteten Animalkulen entstanden sein mussten. Sämtliche Gegenargumente von Needham ließen sich von Spallanzani entkräften, sodass die Epigenese im 18. Jahrhundert als endgültig „unbewiesen und unwissenschaftlich widerlegt“[11] galt und sich erst im 19. Jahrhundert durchsetzen konnte.[12]
Die Vererbung
Determinismus
Fossilien vs. Schöpfungslehre
Das lebende Filament
Im 18. Jahrhundert dominierte das theologische, deterministische Weltbild. So interpretierte Linné „die Erkenntnis der Fortpflanzungsorgane […] [, durch die] die erbkonstante Produktion von Nachkommen in einer Art nachgewiesen werden konnte“[13], als Beweis für die theologische Schöpfungslehre. Aufgrund der Entdeckung und Erforschung von Fossilien kamen jedoch Zweifel an der theologischen und deterministischen Naturauffassung auf. Dem entgegenwirkend wurden unter anderem von Charles Buffon und Erasmus Darwin Thesen formuliert, dass Fossilien die Vorfahren der gegenwärtigen Arten seien. Demnach handele es sich um Zwischenstufen der gleichen Spezies, die ihre erworbenen Merkmale an ihre Nachkommen vererbten. Erasmus Darwin entwickelte das epigenetische Konzept des „einfachen >>lebenden Filament[s]<<“[14], welches der Ursprung des organismischen Lebens sei, aus dem sich die Artenvielfalt entwickelte.[15]
Der darwinistischen Vererbungstheorie zufolge war die gegenwärtige Artenvielfalt das Ergebnis einer Anpassung an die verschiedenen Umwelteinflüsse, wodurch sich Merkmale transformierten und optimierten. Auf den Menschen bezogen postulierten sie, dass sowohl die erlernten als auch die über mehrere Generationen erworbenen Merkmale des Vaters an dessen Nachkommen weitervererbt wurden. Dies führte laut Lehleiter zur damaligen Schlussfolgerung, dass die Entwicklung des Sohnes durch die Lebensgeschichte und Merkmale des Vaters determiniert (=vorherbestimmt) sei.[16]
Literarische Auseinandersetzung mit der Biologie
Zum Ende des 18. Jahrhunderts gewann das Medium Literatur zunehmend die Funktion einer kritischen Plattform, auf der über aktuelle wissenschaftliche Theorien diskutiert werden konnte. Insbesondere der erkenntnistheoretische Wahrheitsanspruch, den die Naturwissenschaften für sich beanspruchten, wurde auf poetisch-ästhetische Weise in Frage gestellt, und es wurden Alternativen aufgezeigt. Als an der neuen Disziplin der Lebenswissenschaften interessierter Schriftsteller, nutzte Hoffmann die Novelle als Möglichkeit, sich am naturwissenschaftlichen Diskurs zu beteiligen. Mithilfe der Protagonisten in seinen Werken philosophiert er über die moralischen und empirischen Grenzen der biologischen Erkenntnisse und die Schattenseiten des geltungsbedürftigen Forschungsdranges.[17]
Hoffmanns Zugang zur biologischen Forschung
Es ist davon auszugehen, dass Hoffmanns Wissenshunger zum einen durch seinen Freund, den Schriftsteller und Naturwissenschaftler, Adalbert von Chamisso (1781-1828), sowie durch die private Sammlung naturwissenschaftlicher Schriften seines Verlegers Carl Friedrich Kunz (1785-1849) genährt wurde. In seinem Sortiment befand sich wahrscheinlich auch die deutsche Übersetzung von Erasmus Darwins Zoonomia (1794). Die Tatsache, dass Zoonomia in mehrere Sprachen übersetzt wurde, zeugt von dessen Einflusskraft sowie von der zeitgenössischen Nachfrage nach neuen lebenswissenschaftlichen Erkenntnissen. Zwei in Zoonomia behandelte Thematiken, die Frage der Fortpflanzung und die der Vererbung, finden sich auch in Hoffmanns literarischen Werken wieder.[18]
Kritik am Determinismus
Die Elixiere des Teufels
Die Familiendynamik in Die Elixiere des Teufels entspricht auf den ersten Blick der zeitgenössischen darwinistischen Vererbungslehre: Über mehrere Generationen wiederholt sich die väterliche Lebensgeschichte in dessen Nachkommen. Aufgrund der konstanten Abwesenheit der biologischen Vaterfigur im Leben des Sohnes, scheint der ähnliche Werdegang, inklusive psychischer Krankheiten und Gewalttaten, durch Vererbung determiniert zu sein. Die auf empirischen Beobachtungen beruhende Vererbungstheorie wird jedoch auf literarisch-ästhetische Weise hinterfragt.[19] Zum einen übt Hoffmann Kritik am deterministischen Vererbungsgedanken, welcher suggeriert, dass die Menschheit gegen ihr Schicksal machtlos sei. Zur Veranschaulichung folgt ein Ausschnitt aus dem Dialog zwischen Medardus und dem Papst:
„Wie, wenn die Natur die Regel des körperlichen Organism auch im geistigen befolgte, daß gleicher Keim nur Gleiches zu gebären vermag? … Wenn Neigung und Wollen […] sich fortpflanzte von Vätern zu Vätern, alle Willkür aufhebend? … Es gibt Familien von Mördern, von Räubern![…]“– „Muß der vom Sünder Geborne wieder sündigen vermöge des vererbten Organism …, dann gibt es keine Sünde“, so unterbrach ich den Papst. „Doch!“ sprach er, „der ewige Geist schuf einen Riesen, der jenes blinde Tier, das in uns wütet, zu bändigen und in Fesseln zu schlagen vermag. Bewußtsein heißt dieser Riese, aus dessen Kampf mit dem Tier sich die Spontaneität erzeugt. Des Riesen Sieg ist die Tugend, der Sieg des Tieres die Sünde.“[20]
Vorstellungskraft
Bezug zum lebenden Filament
Kritik am empirischen Wahrheitsanspruch
Des Weiteren thematisiert Hoffmann einen in der Biologie außer Acht gelassenen Einflussfaktor auf das menschliche Verhalten: Die Macht der Vorstellungskraft. Das der Novelle zugrundeliegende Muster ist die väterliche Abwesenheit. So erhält der Protagonist Medardus nur über verschiedene vage Quellen Informationen über seinen Vater, aus denen er sich ein imaginiertes Bild zusammenschneidet, das ihn beeinflusst und in dessen Abbild er sich letztlich entwickelt. Lehleiter erklärt treffend: „If we consider that the father is a product of the son’s productive perception, we have to suspect that these sins have less to do with the father’s biological heritage than with the son’s imagination of them“[21]. Diesbezüglich weist Lehleiter darauf hin, dass sich Hoffmann auch mit Darwins Konzept des lebenden Filaments auseinandersetzt. In Form des fiktiven Herausgebers wird auf die Möglichkeit hingewiesen, dass „das, was wir insgemein Traum und Einbildung nennen, wohl die symbolische Erkenntnis des geheimen Fadens sein [könne], der sich durch unser Leben zieht […]“[22].[23]
Die Elixiere des Teufels ist jedoch nicht als Versuch zu interpretieren, die biologische Vererbungstheorie zu bestreiten. Viel mehr macht Hoffmann mithilfe seiner Novelle darauf aufmerksam, dass die erfahrene Lebenswelt nur ein Produkt der Imagination ist. Folglich beruhen auch die neuen erfahrungswissenschaftlichen, sprich durch Beobachtung und Experimente erworbenen, Erkenntnisse schlussendlich nur auf der menschlichen Vorstellungskraft und Wahrnehmung. Hoffmann, so Lehleiter, kritisiert aus diesem Grund den postulierten Wahrheitsanspruch einer einzigen Disziplin und fordert stattdessen einen interdisziplinären Austausch, durch den verschiedene Perspektiven in den Diskurs mit einbezogen werden.[24]
Lehleiter bezeichnet Die Elixiere des Teufels als eines der ersten literarischen Werke, in denen die Geistes- und Naturwissenschaften auf ihre unterschiedlichen Einflussgebiete, Funktionen und wechselseitiges Verhältnis hin untersucht werden. Folglich erhalten sie innerhalb der Novelle einen Raum, um als separate Disziplinen zu existieren, aus deren Verbindung sich die romantische Naturauffassung zusammensetzt. Hoffmann verschmilzt seine literarischen Werke somit mit philosophischen, psychologischen und naturwissenschaftlichen Fragen, die seine Zeitgenossen und ihn bewegten. Ferner zeigt er auf, dass weder die Biologie, noch die Literatur alle Fragen zur menschlichen Existenz beantworten können. Letztere bietet jedoch eine Plattform, auf der verschiedene Disziplinen, Theorien und Erkenntnisse zur selben Fragestellung diskutiert und examiniert werden können.[25]
künstliches Leben
Forschungswahn
Professor Spalanzani in Der Sandmann
Die Reichweite Spallanzanis Einflussnahme bezüglich der biologischen Ursprungsfragen erstreckte sich bis in Hoffmanns Kunstmärchen Der Sandmann. Die Parallele zwischen dem „berühmte[n] Naturforscher“[26] und dem fiktiven italienische Physikprofessor Spalanzani wird in der Erzählung explizit angesprochen.
Auf dieser fiktiven Ebene erreicht Spallanzanis Interessengebiet der künstlichen Befruchtung seinen Höhepunkt, indem ein künstliches menschliches Leben erschaffen wird: Die Automatenpuppe Olimpia. Sie wird als Tochter des Physikprofessors ausgegeben und wirkt so täuschend echt, dass sich der Protagonist Nathanael in sie verliebt. Anstatt Olimpias artifizielle Natur preiszugeben und ihr erfolgreiches Experiment zu beenden, verlieren sich ihre Schöpfer Spalanzani und Coppola in ihrem Forschungs- und Geltungsdrang und lassen Nathanael im Ungewissen. Erst als Nathanael Zeuge von Olimpias Zerstörung wird, erkennt er in ihr die Automatenpuppe. Indem Hoffmann seinen Protagonisten daraufhin wahnsinnig werden lässt, beleuchtet er die Schattenseiten und moralischen Grenzen der biologischen Forschung. Des Weiteren problematisiert Hoffmann die öffentlichen Anfeindungen unter den Lebenswissenschaftlern, die im Grunde ein gemeinsames Ziel verfolgen. Die Aufspaltung der Präformisten gleicht trotz ihrer gemeinsamen Grundauffassung dem fiktiven Konflikt zwischen Coppola und Spalanzani. Im Streit um die Frage, wessen Beitrag wichtiger war in der Schöpfung der Automatenpuppe und wem somit der Ruhm gebührt, zerstören sie letztlich ihr gemeinsames Werk.[27]
Lazarro Spallanzani und die künstliche Befruchtung
Der italienische Naturwissenschaftler forschte unter anderem im Bereich der Präformation. Im Zuge der Forschung rund um die Funktion der Keimzellen bezüglich der Entstehung und Entwicklung von Organismen erfolgten auch Experimente zur künstlichen Befruchtung. Auch hier wirkte Spallanzani eifrig mit. In zahlreichen Experimenten untersuchte er tierische Spermien und Eizellen und unternahm eine erfolgreiche künstliche Befruchtung an einer Hündin.[28]
Grenzen des Forschungsdranges
Heimatochare
Das Motiv der „groteske[n] Demaskierung einer Passion, die sich vom leidenschaftlichen Forschungsdrang in einen blinden Geltungswahn verwandelt“[29] findet sich auch in Heimatochare wieder. Im Mittelpunkt der Briefnovelle befinden sich zwei Wissenschaftler, die eine Forschungsreise nach O-Wahu unternehmen und in einem Streit um eine wunderschöne Insulanerin ihr Leben lassen. Die Verzückung über die wunderschöne Insulanerin, die die Gedanken des scheinbar verliebten Protagonisten vollständig für sich eingenommen hat, nimmt einen absurden Charakter an, als sich herausstellt, dass es sich beim Objekt seiner Begierde um eine Laus handelt. Die Rivalität zwischen den ehemaligen Freunden bezieht sich folglich nicht darauf, das Herz einer Frau zu gewinnen, sondern in wissenschaftlichen Kreisen die Anerkennung für die Entdeckung einer neuen Läuseart zu erhalten. Das Medium Literatur ermöglicht es Hoffmann, in einem fiktiven Raum die extremen Folgen eines uneingeschränkten Forschungsdranges zu ergründen, welcher durch das menschliche Geltungsstreben korrumpiert ist.[30]
Anmerkungen
[1] Vgl. Jahn 1998, S. 235, 248, 251, 255-256; Vgl. Köchy 1997, S. 52, 66-69, 73, 79, 103, 105.
[2] Vgl. Jahn 1998, S. 236.
[3] Vgl. Köchy 1997, S. 73, 75, 79, 103-104.
[4] Jahn 1998, S. 256.
[5] Jahn 1998, S. 256.
[6] Vgl. Jahn 1998, S. 256-257.
[7] Vgl. Jahn 1998, S. 260. 263.
[8] Jahn 1998, S. 259.
[9] Vgl. Burns 2003, S. 89; Jahn 1998, S. 259-260.
[10] Vgl. Kremer 2010, S. 179-180.
[11] Jahn 1998, S.268.
[12] Vgl. Jahn 1998, S.266-268; Roe 2003, S.19.
[13] Jahn 1998, S. 237.
[14] Jahn 1998, S.271.
[15] Vgl. Jahn 1998, S. 271; Lehleiter 2011, S. 43-46.
[16] Vgl. Lehleiter 2011, S. 47.
[17] Vgl. Lehleiter 2011, S. 43, 50-53.
[18] Vgl. Lehleiter 2011, S.43-44 ; Lubkoll/ Neumeyer 2015, S. 175-177.
[19] Vgl. Lehleiter 2011; S.46.
[20] Die Elixiere des Teufels 1907, S. 240.
[21] Lehleiter 2011, S. 47.
[22] Die Elixiere des Teufels 1907, S. 2.
[23] Vgl. Lehleiter 2011, S. 50.
[24] Vgl. Lehleiter 2011, S. 47-48, 50-51; Die Elixiere des Teufels 1907.
[25] Vgl. Lehleiter 2011, S. 51, 53; Die Elixiere des Teufels 1907.
[26] Der Sandmann 2016, S. 16.
[27] Vgl. Der Sandmann 2016.
[28] Vgl. Schreiber 2007, S. 92; Kremer 2010, S. 180; Jahn 1998, S. 267-268.
[29] Kremer 2010, S. 226.
[30] Vgl. Kremer 2010 S. 227-229.
Literatur
Burns, William E.: Science in the Enlightenment. An Encyclopedia. Santa Barbara, Kalifornien: ABC-CLIO 2003.
E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & CO KG 2016.
E.T.A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels. Berlin: Grote 1907.
Jahn, Ilse (Hrsg.): Geschichte der Biologie : Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. Jena [u.a.]: Fischer 31998.
Kremer, Detlef (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: De Gruyter 2010.
Köchy, Kristian: Ganzheit und Wissenschaft : das historische Fallbeispiel der romantischen Naturforschung. Würzburg : Königshausen & Neumann 1997.
Lehleiter, Christine: On Genealogy : Biology, Religion, and Aesthetics in E. T. A. Hoffmann’s Elixiere des Teufels (1815 – 16) and Erasmus Darwin’s Zoonomia (1794 – 96). In: The German Quarterly. Cherry Hill, NJ: 84(1)2011. S. 41-60.
Lubkoll, Christine/ Harald Neumeyer (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart: J.B. Metzler 2015.
Roe, Shirley A.: Matter, Life and Generation. Eighteenth – century embryology and the Haller-Wolff debate. Cambridge: Cambridge University Press 2003.
Schreiber, Christine: Natürliche künstliche Befruchtung? Eine Geschichte der In-vitro-Fertilisation von 1878 bis 1950. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007.