Georg Andreas Reimer
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Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Seminars „Romantik im E.T.A. Hoffmann Portal – Texten fürs Web“, das das Team E.T.A. Hoffmann Portal im Wintersemester 2019/2020 gemeinsam mit Prof. Dr. Anne Fleig am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin angeboten hat. Neun Studierende hatten sich in diesem Seminar mit den Themen Hoffmanns Berliner Orte und Bekanntschaften, Hoffmanns Netzwerke und Zeitgenossen sowie Romantik und Wissenschaften beschäftigt. Die besten Arbeiten, die von den Studierenden selbst webgerecht aufbereitet wurden, konnten im Portal veröffentlicht werden.
Janine Seidel, geb. 1997, studiert seit Oktober 2015 Biologie und Deutsche Philologie auf Lehramt an der Freien Universität Berlin.
(→ Forscherinnenprofil)
23.10.1777: Ferdinand Dümmler wurde in Battgendorf geboren[1].
Ab 1792 absolvierte ab eine Lehre zum Buchhändler in Leipzig.
1798: Dümmler kam nach Berlin und trat in die „Realschulbuchhandlung“ ein, mit dessen Pächter Georg Andreas Reimer er engen Kontakt schloss.
1804: Dümmler verlagerte seinen Wohnsitz nach Göttingen, um die dort ansässige Dietrichsche Buchhandlung als Geschäftsführer zu übernehmen.
1814: Er kehrte er nach einem Einsatz innerhalb der Befreiungskriege sowie französischer Gefangenschaft nach Berlin zurück und übernahm gemeinsam mit Georg Andreas Reimer die Buchhandels- und Verlagsgeschäfte von Julius Eduard Hitzig.
Innerhalb seines Verlages veröffentlichte Dümmler in den folgenden Jahren v.a. wissenschaftliche Schriften, weswegen sein Geschäft besonders von Gelehrten frequentiert wurde.
1815: Ferdinand Dümmler heiratete mit Caroline Friederike Reinhardt die jüngere Schwester von Georg Andreas Reimers Ehefrau, wodurch sich das enge Verhältnis beider Männer auch in familiärer Hinsicht festigte.
15.03.1846: Dümmler verstarb in Berlin.
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Korrespondenz ab 1816
Der Kontakt Ferdinand Dümmlers zu E.T.A. Hoffmann ist über die Bekanntschaft Georg Andreas Reimers mit Hoffmanns Freund und erstem Biographen Julius Eduard Hitzig zu erklären; die Korrespondenz zwischen Dümmler und Hoffmann bestand ab 1816, wobei nur wenig Informationen bezüglich des Kontaktes beider Männer noch vorhanden sind[2]. Hitzig selbst hatte ein positives Bild von Ferdinand Dümmler, wie er in einem Brief bezüglich des Verkaufs seiner Geschäfte anmerkte:
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„Ich habe das Glück gehabt, daß mir ein alter Freund, der […] ein Muster von Redlichkeit u Tüchtigkeit ist, der Buchhändler Ferdinand Dümmler, […] zurückgekehrt ist. Diesem habe ich mit dem vollsten Vertrauen mein VerlagsGeschäft […] übertragen können“[3].
„Klein Zaches genannt Zinnober“
Mit „vollstem Vertrauen“ konnte Hitzig sicherlich auch Dümmler selbst an Hoffmann weiterempfehlen.
Bei Ferdinand Dümmler erschienen schließlich 1819 das Spottmärchen „Klein Zaches genannt Zinnober“ sowie beide Teile der „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ 1819 und 1821, wobei die Umschläge beider Werke „von Hoffmann selbst erfunden und gezeichnet“ waren[4]. In der Vorrede zu den „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ fand Ferdinand Dümmler als Verleger sogar eine entsprechende Erwähnung durch E.T.A. Hoffmann:
„Herr Dümmler meinte, bis jetzt habe er zwar nicht unter seinen Autoren einen Kater gehabt, wisse auch nicht, daß irgendeiner seiner werten Kollegen mit einem Mann des Schlages bis jetzt sich eingelassen, indessen wolle er den Versuch wohl machen.“[5]
„Lebensansichten des Katers Murr“
Geldnöte Hoffmanns
Die Inspiration zu dieser Erzählung erhielt Hoffmann durch einen von ihm aufgezogenen und für höchst verständig sowie klug gehaltenen Kater; zudem tritt mit Johannes Kreisler in der Erzählung „eine Personifizierung seines [Hoffmanns, J.S.] humoristischen Ichs [auf], weshalb auch in keinem [anderen] Werke soviel auf Wahrheit gegründete Beziehungen auf sein eigenes Leben zu finden sind als in diesem“[6]. Der dritte Band der Erzählung, der nach Hitzig „leider auf dem Papier nicht angefangen[], aber im Kopfe schon ganz vollendet[]“ war[7], ist nicht mehr erschienen.
Hoffmanns Verlagsbeziehung zu Ferdinand Dümmler war, wie auch seine Kontakte zu anderen Verlegern und Buchhändlern, von Termin- und Geldnöten geprägt; dies lässt ein Brief Hoffmanns an seinen Verleger Dümmler vom 21. Dezember 1821 erahnen, in dem es u.a. hieß:
„das noch schwerere Neujahr komt und mir fehlt es, da ich trotz des besten Willens die Frankfurter Sachen nicht endigen können, an Geld“[8].
Die „Frankfurter Sachen“
Terminnöte Hoffmanns
Die Bezeichnung „Frankfurter Sachen“ stand für die Arbeit an Hoffmanns Werk „Meister Floh“, welches er nach mehrmaliger Aufforderung des Bremer Buchhändlers Friedrich Wilmans für dessen Verlag begonnen hatte. Diese Tätigkeit ist mit einiger Sicherheit auch als Grund dafür zu nennen, dass der erwähnte dritte Band der „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ nicht mehr verschriftlicht und bei Dümmler verlegt werden konnte. Ferdinand Dümmler kam Hoffmanns Forderungen nach Vorschüssen pflichtbewusst nach und bewies in einer Zeit, in der Hoffmann vielerlei schriftstellerische Arbeiten zur gleichen Zeit umzusetzen versuchte, ein hohes Maß an Geduld. Denn auch Beschwichtigungsversuche bezüglich nicht eingehaltener (Abgabe-)Termine sprachen aus dem Brief Hoffmanns an Dümmler:
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„und beginne dann auf der Stelle Murrs dritten Theil so daß er ganz unfehlbar zur Ostermeße, wie ich es dem Publikum versprochen, fertig seyn wird“[9].
Bereits am 2. September 1821 hatte Hoffmann Dümmler die Fertigstellung des dritten Bandes angekündigt[10], schien aber zum Zeitpunkt des Briefes die Arbeit an der Erzählung noch nicht begonnen zu haben.
Förderlicher Einfluss Hoffmanns auf Dümmlers Verlag
Auch trotz der nicht mehr erfolgten Veröffentlichung des dritten Teils der „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ zählen die bei Ferdinand Dümmler in Berlin erschienenen Titel Hoffmanns zu den bedeutenden Arbeiten des Dichters. Die Beziehungen des Verlegers Dümmler zu Georg Andreas Reimer und über diesen zu Julius Eduard Hitzig haben sich also nicht nur aus Sicht der Übernahme der Geschäfte des letzteren ausgezahlt; auch die Zusammenarbeit mit dem bekannten Autor E.T.A. Hoffmann wird einen förderlichen Einfluss auf Dümmlers weitere Verlagsgeschäfte gehabt haben.
[1] Für den folgenden Absatz vgl. Kelchner, Ernst: „Dümmler, Ferdinand“. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) 5 (1877), S. 460-461 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116235632.html#adbcontent
[2] Weiss, Hermann F.: Neue Brieffunde zu E.T.A. Hoffmann. In: Mitteilungen der E.T.A. Hoffmann Gesellschaft 30 (1984), S.4-5
[3] Hitzig an Fanny Tarnow, Berlin, 29.Okt. 1814, Märk. Mus. Berlin, XV 635
[4] Hitzig 1986, S.329
[5] Hoffmann, E.T.A.: Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Mit Anhang und Nachwort herausgegeben von Hartmut Steinecke. Ditzingen: Reclam jun. GmbH & Co. KG 1972. S.7
[6] Hitzig 1986, S.334
[7] Ebd., S.334
[8] Weiss, MHG 30 (1984), S.4
[9] Weiss, MHG 30 (1984), S.4
[10] Ebd., S.5