Julius Eduard Hitzig
Hier finden Sie einen Beitrag zu dem Verleger Julius Eduard Hitzig.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Seminars „Romantik im E.T.A. Hoffmann Portal – Texten fürs Web“, das das Team E.T.A. Hoffmann Portal im Wintersemester 2019/2020 gemeinsam mit Prof. Dr. Anne Fleig am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin angeboten hat. Neun Studierende hatten sich in diesem Seminar mit den Themen Hoffmanns Berliner Orte und Bekanntschaften, Hoffmanns Netzwerke und Zeitgenossen sowie Romantik und Wissenschaften beschäftigt. Die besten Arbeiten, die von den Studierenden selbst webgerecht aufbereitet wurden, konnten im Portal veröffentlicht werden.
Janine Seidel, geb. 1997, studiert seit Oktober 2015 Biologie und Deutsche Philologie auf Lehramt an der Freien Universität Berlin.
(→ Forscherinnenprofil)
17.10.1764: Gerhard Friedrich Wilmans wurde in Bremen geboren[1].
1791: Er kehrte nach einer auswärtigen Lehre zum Buchhändler in seinen Geburtsort zurück.
1792: Wilmans eröffnete in Bremen ein eigenes Geschäft mit Verlagstätigkeit, welche sich auf unterhaltende und erzieherische Literatur konzentrierte.
Besonders über sein seit 1800 regelmäßig erschienenes „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet“ knüpfte der Buchhändler und Verleger Kontakte zu zahlreichen namhaften Autoren der Zeit; so bat er u.a. Schiller und Goethe um die Zusendung entsprechender Beiträge.
Das Taschenbuch erschien unter wechselnden Herausgebern noch bis 1840.
1802: Friedrich Wilmans siedelte nach Frankfurt am Main um.
In Frankfurt am Main verlegte Wilmans Werke von Clemens Brentano, Friedrich Hölderlin sowie von August Wilhelm und Friedrich Schlegel.
1815 bis 1821: Wilmans Bruder Heinrich, ebenfalls Buchhändler und Verleger[2], wurde Teilhaber des Geschäfts, weswegen das Unternehmen in diesem Zeitraum unter dem Namen „Gebrüder Wilmans“ geführt wurde.
08.02.1830: Friedrich Wilmans verstarb in Frankfurt am Main.
„Das Fräulein von Scudery“
Weinlieferung als Erinnerung
Friedrich Wilmans kontaktierte E.T.A. Hoffmann wie viele andere Autoren auch, um ihn für die Zusendung einiger Beiträge zu seinem „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet“ zu gewinnen. Auf das Gesuch Wilmans‘ steuerte Hoffmann schließlich einige seiner Erzeugnisse zu den Jahrgängen 1818 – 1820 des Taschenbuchs bei, darunter „Das Fräulein von Scudery“[3]. Letztere Erzählung brachte der Ausgabe des Taschenbuches aus dem Jahre 1820 einen unerwartet hohen Absatz ein, sodass Wilmans in der Folge an einer weiteren Zusammenarbeit mit E.T.A. Hoffmann sehr interessiert war. „Für 1821 hatte Hoffmann auch einen Beitrag versprochen“[4], der jedoch nicht rechtzeitig einging. Um E.T.A. Hoffmann an seine Versprechung zu erinnern und gleichzeitig weiteres Interesse an einer Zusammenarbeit mit ihm als Verleger zu wecken, ließ Friedrich Wilmans schließlich einem Schreiben an Hoffmann einige Flaschen Wein mitliefern. E.T.A. Hoffmann schrieb dazu an Friedrich Speyer:
„Aus reiner Dankbarkeit dafür, daß das Taschenbuch für Lieb[e] und Fr[eundschaft] der Scudery halber sehr gut gegangen ist, schickten mir die Gebrüder Willmanns aus Frankfurth, nachdem sie die Erzälung gar reichlich honorirt, eine Kiste mit 50 Bout[eillen] Hinterhäuser Eilfer der ganz köstlich ist“[5].
Kritische Sicht Julius Eduard Hitzigs
Das schließlich v.a. durch die ständige Erinnerung Wilmans‘ entstandene Werk „Meister Floh“ sieht E.T.A. Hoffmanns langjähriger Freund Julius Eduard Hitzig in seiner Biographie des Schriftstellers kritisch. Nicht aus Hoffmanns Kreativität und Phantasie, sondern aus seinem Interesse am schnellen Profit sei
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„dies Märchen aus längst verbrauchten Materialien im Laufe von wenigen Wochen zusammen[gewürfelt worden]“[6].
Beschlagnahmung des Manuskriptes
Das von Hoffmann bereits im September 1821 angekündigte Werk[7] konnte erst im Frühjahr 1822 von Friedrich Wilmans veröffentlicht werden[8]. Wilmans hatte mit der Beschlagnahmung und näheren Untersuchung des Manuskriptes aufgrund satirischer Anspielungen auf einen Fall der Immediatkommission zur Untersuchung demagogischer Umtriebe zu kämpfen; Hoffmann hatte dieser Kommission als aufsichtsführender Richter beigesessen und innerhalb seines Werkes einige vertrauliche Vorgänge veröffentlicht.
„Meister Floh“ als letztes Werk Hoffmanns
Die Arbeit am „Meister Floh“ dehnte sich v.a. durch Hoffmanns schlechter werdenden Gesundheitszustand stark aus. Diese Tatsache verhinderte schlussendlich auch das Abfassen eines dritten Bandes der „Lebens-Ansichten des Katers Murr“, welcher bei Ferdinand Dümmler erscheinen sollte. So wurde „Meister Floh“ Hoffmanns letztes Werk, Friedrich Wilmans sein letzter Verleger. Den Kontakt beider Männer schloss ein Brief Hoffmanns vom Februar 1822:
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„Dieser Brief hat nur den Zweck / Ew Wohlgeboren ganz ergebenst zu bitte[n], doch dem armen Schneider / d[e]m 1n Friedrichsd’or gut ist auf mein[e] Rechnung zalen zu wollen. Mag es gehen wie / es will mit dem Floh, so bin ich Ihnen doch für den 1 Frd’or dank[bar]“[9].
Die Verlagsbeziehung zu Friedrich Wilmans war durch Hoffmanns anhaltende Termin- sowie Geldnöte charakterisiert, welchen der Verleger jedoch bis zu Veröffentlichung des „Meister Floh“ nachkommen konnte.
[1] Für diesen Absatz vgl. Raabe, Paul: Der Verleger Friedrich Wilmans. Ein Beitrag zur Literatur- und Verlagsgeschichte der Goethezeit. In: Bremisches Jahrbuch 45 (1957). S.82, 89, 104 u. 148
[2] https://www.deutsche-biographie.de/pnd143112139.html (02.02.2020, 16:07 Uhr)
[3] Für die folgenden Sätze vgl. Raabe, Bremisches Jahrbuch 45 (1957), S.148,149
[4] Ebd., S.149
[5] Müller, Hans von (Hg.): E.T.A. Hoffmann im persönlichen und brieflichen Verkehr. Sein Briefwechsel und die Erinnerungen seiner Bekannten. Gesammelt und erläutert von Hans von Müller. Zweiter Band. Zweites Heft. Berlin: 1912 Gebrüder Paetel. S.408
[6] Hitzig, Julius Eduard: E.T.A. Hoffmanns Leben und Nachlass. Mit Anmerkungen zum Text und einem Nachwort von Wolfgang Held. 1. Auflage. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1986. S.340, 341
[7] Weiss, Hermann F.: Neue Brieffunde zu E.T.A. Hoffmann. In: Mitteilungen der E.T.A. Hoffmann Gesellschaft 30 (1984), S.5
[8] Raabe, Bremisches Jahrbuch 45 (1957), S.150
[9] Schemmel, Bernhard: Neue Hoffmanniana der Staatsbibliothek Bamberg. In: E.T.A. Hoffmann Jahrbuch 10 (2002). S.22