Kunz’scher Riss
Am 1. Juli 1815 bezieht Hoffmann mit seiner Frau Michalina eine Wohnung in der Taubenstr. 31, direkt am Gendarmenmarkt gelegen. Nach dem Einzug fertigt er eine Federzeichnung an, die an er seinem Freund und Verleger Carl-Friedrich Kunz nach Bamberg schickt. „Der Kunzische Riss“ wie Hoffmann sie nennt, soll Kunz vom seinem neuen Leben berichten und ihm eine lebendige Vorstellung von dem neuen Wohnort vermitteln.
Die Zeichnung ist eine Mischung aus Text und Bild, deren Gestaltung über das rein Faktische hinausgeht. Zu sehen sind in dem Stadtbild Orte und Personen – fiktive und reale – die in Hoffmanns Leben zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Rolle gespielt haben. Ihre Darstellung lässt heute Rückschlüsse sowohl auf Hoffmanns innere als auch äußere Welt zu: Es sind Personen seines Alltags dargestellt und auch sein literarisches Werk ist vertreten – fiktive und reale Elemente fügen sich zu einem Gesamtbild.
Interaktive Karte
Quelle: Federzeichnung Hoffmanns, Original verschollen. in: E.T.A. Hoffmanns Briefwechsel. Gesammelt und erläutert von Hans von Müller und Friedrich Schnapp. Herausgegeben von Friedrich Schnapp. 2. Band, Berlin 1814-1822, München 1968.
Literatur
- Deterding, Klaus: Der Kunzische Riss als zeichnerische Gestaltung von Hoffmanns Poetischer Weltsicht. Aus: Mitteilungen der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft e. V, 28, Fränkischer Tag, Bamberg,1982.
- E. T. A. Hoffmanns Briefwechsel / gesammelt und erl. von Hans von Müller und Friedrich Schnapp. Hrsg. von Friedrich Schnapp; Bd. 2, München : Winkler, 1968
- Steinecke, Hartmut: Die Kunst der Fantasie. E.T.A. Hoffmanns Leben und Werk. Frankfurt am Main: Insel, 2004.
- Wirth, Georg: „Taubenstraße No. 31. III. Etage. Hoffmanns Wohnung in Berlin.“, Mitteilungen der Hoffmann Gesellschaft 28 (1982). S. 36-44.
- Deterding, Klaus: Hoffmanns Erzählungen: eine Einführung in das Werk E.T.A. Hoffmanns.
- Bienert, Michael: E.T.A. Hoffmanns Berlin. Literarische Schauplätze.
vbb Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2015.