Carl Reichsgraf von Brühl
1815/16
⟨24. Februar 1815.⟩
Ew. HochGeboren überreicht, wie ich höre, der Baron de la Motte Fouqué die von ihm gedichtete Oper Undine , welche ich früherer Übereinkunft gemäß, in Musik setzte, und dies veranlaßt mich bei Ew. HochGeboren gehorsamst anzufragen: ob und wenn es mir erlaubt sein dürfte die Partitur zur Prüfung, in wiefern die mannigfach gewünschte Aufführung statt finden könne, Ew. HochGeboren vorzulegen.
Ew. HochGeboren muß ich in meinen jetzigen Verhältnissen als Dilettant erscheinen, ich bemerke indessen, daß ich seit dem Jahre 1806 als ich durch die damalige Katastrophe meinen Dienst als Rat bei der preußischen Regierung in Warschau verlor, ganz der Kunst lebte, früher in Bamberg, zuletzt in Leipzig und Dresden Musikdirektor war, im September v. J. aber in den preußischen Dienst zurückkehrte und als mitarbeitender Rat provisorisch im Kammergericht angestellt wurde. Ich komponierte in dieser Zeit viel für Kirche und Theater, welches Beifall fand, und arbeitete auch fleißig an der Musikalischen Zeitung, der ich theoretische Aufsätze lieferte. Eine große mir natürliche Scheu mich vorzudrängen und der Umstand, daß meine Partituren ausschließliches Eigentum der Kirche und des Theaters, für die ich schrieb, blieben, hinderten mein Bekanntwerden.
Ew. HochGeboren sind, wie der allgemeine Ruf es verbürgt, ein tiefer Kenner der Kunst und so darf ich froh hoffen, daß Sie vielleicht selbst mein Werk in Stunden der Muße durchlaufen werden.
Möchte es mir gelungen sein den Geist der Tiefe und Anmut der in dem herrlichen Gedichte überall hervorleuchtet, in der Musik recht aufgefaßt zu haben, denn so könnte ich vielleicht erwarten, daß Ew. HochGeboren das Werk, das wenigstens Rücksicht des Gedichts sich so sehr über das Gewöhnliche erhebt, einiger Aufmerksamkeit würdig achten werden.
In tiefer Ehrfurcht und Ergebenheit habe ich die Ehre zu sein
Berlin
Französische Straße
No 28 zwei
Treppen hoch.
Den 24 Februar 1815.
Ew. HochGeboren
untertänigster
Der RegierungsRat Hoffmann.
⟨5. Juli 1815⟩
HochGeborner Herr Graf Ew. HochGeboren bitte ich ergebenst um gütige Zusendung der Partitur der Undine, da ich heute Abend einigen musikalischen Freunden etwas daraus vortragen soll.
Auch werde ich jetzt die beiden letzten Akte in Ordnung bringen, so wie den ersten nochmals durchgehen, damit, wenn Ew. HochGeboren die Aufführung für den Winter beschlossen, alsbald mit dem Ausschreiben der Partien begonnen werden könne.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin, Taubenstraße No 31
d. 5 t Julius 1815.
untertänigster
Hoffmann
⟨4. oder 5. August 1815.⟩
HochGeborner Herr Graf! Ew. HochGeboren habe ich die Ehre den ersten Akt der Oper Undine zu überreichen, da, wenn die Darstellung für den Spätherbst oder Winter beschlossen, es wohl Zeit sein dürfte mit dem Ausschreiben der Partien zu beginnen.
Unterdessen werde ich die beiden letzten Akte ebenfalls ins Reine bringen und Ew. HochGeboren zu übersenden die Ehre haben.
Sehr lieb würde es mir sein, wenn es mir vergönnt würde Rücksichts der Dekorationen und Maschinerie manche Idee den damit beschäftigten Personen mitteilen zu können.
Mit ausgezeichneter Hochachtung verharre ich
Ew. HochGeboren
untertänigster
Hoffmann
Berlin Taubenstraße No 31.
D. 5 Aug: 1815.
⟨4. Oktober 1815.⟩
HochGeborner Herr Graf! Ew. HochGeboren muß ich in der Tat recht um gütige Verzeihung bitten, wenn ich, gestützt auf das mir so erfreuliche Wohlwollen, welches ich in Ihrer letzten Zuschrift zu finden geglaubt habe, es wage Ihnen Madame Renner und Herrn Holbein (Verfasser des Ganges nach dem Eisenhammer, oder vielmehr Fridolin u. s. w.) welche hier aufzutreten wünschen, auf das dringendste zu empfehlen. Ew. HochGeboren können überzeugt sein, daß ich bei vieljähriger TheaterErfahrung alle Schwürigkeiten und Inkonvenienzen kenne, die der Debut fremder Künstler macht, indessen glaube ich, daß vielleicht hier in individueller Rücksicht manches beseitigt werden könnte, weil Mad. Renner von München und Wien aus bekannt, eine ganz vollendete, und in naiven, eigentlich humoristischen Rollen, wie z.B. in den Quälgeistern oder sonst, die einzige Künstlerin ist, die mit unserer verstorb〈enen〉 Bethmann zu vergleichen. So ist auch Holbein ein denkender Künstler und doch auch in der dramatischen Litteratur nicht ohne Namen. — Mit beiden lebte ich ein paar Jahre in Bamberg in den angenehmsten freundschaftlichsten Verhältnissen, und um so lieber ist es mir, abgesehen davon, aus echt künstlerischer Überzeugung ein gutes Wort für sie einlegen zu können. Möchten Ew. HochGeboren dieses gute Wort freundlich aufnehmen!
Mit ausgezeichneter Hochachtung
habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
d. 4 8br 1815.
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨8. Januar 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Sehr angenehm wäre es mir gewesen, wenn Ew. HochGeboren die Güte gehabt hätten mir den Text des Thassilo etwas früher zu senden, da wie ich jetzt sehe, außer der nun nötig gewordenen Ouverture, vier neue Chöre, die noch dazu weder zu leicht noch zu kurz abgefertigt werden dürfen, hinzugekommen sind, und es also für mich eine schwürige sehr angreifende Arbeit gibt. Damit die Choristen, welche, schon das erstemal nicht Zeit hatten die Chöre gehörig zu lernen so bald als möglich ihre Partien erhalten, würde es nötig sein, daß der Abschreiber jetzt gleich jede No so wie ich sie fertig habe ausschreibe und Ew. HochGeboren bitte ich daher ganz gehorsamst es zu verfügen daß der Notenschreiber sich morgen früh bei mir einstelle dem ich die erste No einhändigen und ihn zugleich anweisen werde wie er das übrige von mir erhalten kann, so daß wenigstens die Choristen übermorgen anfangen können zu studieren. Auch bitte ich Ew. HochGeboren mir gütigst die erste Partitur des Thassilo zu senden, welche Abänderungen erhalten muß. Erst heute ließen es meine Dienstgeschäfte zu die Komposition zu beginnen.
Hochachtungsvoll
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin
d. 8 Jan: 1816
⟨16. Januar 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Dem mir am 7 t d. M. gemachten gütigen Auftrage gemäß habe ich die neuen bedeutenden Chöre zum Thassilo komponiert und den nun nötig gewordenen ausgedehnteren kräftigeren SchlußChor so wie eine vollständige Ouverture hinzugefügt. Die Chöre hat der Notenschreiber Patzke nach und nach von mir abgeholt. Er erhielt schon Freitags den 12 t d. M. Mittags das letzte Stück, so daß Sonnabend früh sich die Partien in den Händen des Chormeisters befinden müßten. Die Ouverture nebst dem mir mitgeteilten Text lege ich zu Ew. HochGeboren weiteren Disposition gehorsamst bei. Die Arbeit war schwer und da sie so sehr beschleunigt werden mußte über alle Maßen angreifend. Daß nun die Chöre wirklich theatralisch wirkend und fleißig gearbeitet sind, werden Kenner beurteilen, wegen aufgewandter Zeit und Kraft glaube ich aber Ew. HochGeboren gehorsamst bitten zu müssen, das der Komposition angemessene Honorar mir auf die Königl: TheaterKasse gütigst anzuweisen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
untertänigster
Hoffmann
Berlin
d. 16 Jan: 1816
⟨29. Januar 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Ew. HochGeboren sende ich in der Anlage den zweiten und dritten Akt der Undine , nachdem ich schon früher den ersten Akt gesandt hatte.
Manches habe ich geändert, z. B. die Arie der Undine umkomponiert und der Berthalda, die sonst nur in den mehrstimmigen Sachen zu singen hatte, eine ganz ausgeführte Szene gegeben, mit der der dritte Akt beginnt.
Fouqué wünscht aufs sehnlichste, daß die Oper bald und zwar noch im Lauf dieses Frühlings gegeben werde, und ganz besondere tief in mein Leben eingehende Gründe bestimmen mich, seinem Wunsch beizutreten und Ew. HochGeboren auf das dringendste und angelegentlichste zu bitten jetzt das nötige zur Darstellung gütigst vorbereiten zu lassen. Sind die dazu angestellten Personen nur im mindesten tätig, so kann die Oper, deren Darstellung wohl nicht so schwürig ist, als es den Anschein haben dürfte, füglich in zehn Wochen auf der Bühne erscheinen. Das Ausschreiben der Partien könnte mehreren übertragen werden, deshalb ließ ich die Oper nicht einbinden, so daß die Sänger u. s. w. in wenigen Tagen ihre Rollen erhalten könnten, und eben so könnte ja auch das zur Szenerie nötige bald besorgt werden. Das Schwürige der Musik liegt nur in den Chören; die einzelnen Partien sind für geübte Sänger eine leichte Aufgabe.
Rücksichts der Besetzung erlaube ich mir nur den Wunsch zu äußern, daß Undine durch Demoiselle Eunike, Berthalda durch Mad. Schulz, Huldbrand durch Hrn. Rebenstein, der Fischer durch Hrn. Gern, Kühleborn durch Hrn. Fischer, der Herzog durch Hrn. Eunike, Heilmann durch Hrn. Labes dargestellt werden möge, die übrigen Partien finden sich wohl unter den vielen singenden Mitgliedern der Bühne von selbst heraus.
Ew. HochGeboren sagten mir, daß Sie die Anordnung der Dekorationen dem Baurat Schinkel übertragen hätten, ich wüßte in der Tat nicht, wer besser dazu geeignet sein sollte, als dieser in das Wahrhaft Romantische so tief eindringende Künstler. Überhaupt kann wohl jetzt jeder Dichter und Komponist; der ein Werk auf die hiesige Bühne bringt, der Darstellung mit froher Zuversicht entgegensehen, da Ew. HochGeboren, wie es jede Aufführung eines wichtigen Werks beweiset, das Ganze mit tiefer Einsicht, mit dem umfassenden Blick des wahren Kunstkenners lenken. — So wie jetzt hier , möchte Rücksichts der Szenerie, die Zauberflöte wohl nirgends gegeben werden! —
Wir, Fouqué und ich, empfehlen unser Werk Ew. HochGeboren nochmals auf das angelegentlichste; wir haben beide es mit aller Liebe gearbeitet, möge es, ins Leben getreten, so wirken, wie es unser Inneres erregte.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung und Ergebenheit habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
untertänigster
Hoffmann.
Berlin, d. 29 Jan: 1816
NS. Für die gütige Anweisung des Honorars für die Kompos: des Thassilo danke ich Ew. HochGeboren auf das verbindlichste.
⟨1. Juni 1816.⟩
Ew. HochGeboren danke ich um so mehr für die mir gütigst mitgeteilte Nachrichten über die Darstellung der Oper Undine , da ich dadurch in den Stand gesetzt werde, dem Baron Fouqué, der daran zu zweifeln anfing, daß sie jemals auf die Bühne kommen würde, etwas darüber zu schreiben. Freilich muß ich es Ew. HochGeboren überlassen, wer meine Oper dirigieren soll, indessen wäre es mir lieber gewesen, wenn der KapellMeister Weber die Direktion übernommen hätte, da mit p Romberg gänzlich fremd ist, und ich Ursache habe zu glauben, daß Weber sich der Sache lebhaft angenommen hätte.
Weiß Romberg schon bestimmt, daß er die Oper dirigieren soll, so ist freilich darin nichts zu ändern. Mit Fischer habe ich gesprochen und ihm versprochen noch eine Szene zu setzen, in der Kühleborn von den graulichen Gespenstertönen abläßt und ein aimabler Sänger wird. Dies Versprechen werde ich halten wie wohl Ew. HochGeboren mit mir einig sein werden, daß die Oper dadurch nicht gewinnt und die Einheit des Charakters auf die ich gerade hinarbeitete gestört wird.
Eine baldige OrchesterProbe wäre deshalb wünschenswert weil dadurch Sänger und Sängerinnen am besten orientiert werden und leichter studieren.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Der KammergerichtsRat Hoffmann
Berlin
D. 1 Jun: 1816
⟨9. Juli 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! So wie ich höre ist p Romberg erkrankt, dies und meine Gegenwart in der heutigen Probe, die p Weber dirigierte haben aufs neue in mir den lebhaftesten Wunsch erregt, daß meinem Freunde dem K〈apell〉M〈eister〉 Weber das Einstudieren und Dirigieren der Oper Undine überlassen bleibe, Ew. HochGeboren bitte ich auf das dringendste diesen Wunsch gütigst zu erfüllen, da bei Rombergs eingetretener Krankheit es ohne ihn zu kompromittieren geschehen kann. — Es zeigt sich, daß die Musik manche Schwürigkeiten hat; aber doch höchst wahrscheinlich um so mehr, als diese gehoben werden, effektuieren wird, Ew. HochGeboren bitte ich daher gehorsamst es gütigst zu veranlassen, daß keine Probe ausfalle und vorzüglich keine mitwirkende Person fehle. Heute waren abwesend, Kühleborn, der Geistliche, die Herzogin, mithin manche Sätze ganz defekt.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren
Ew. Hochgeboren
ganz gehorsamster
Hoffmann
Berlin
D. 9 Jul 16
⟨9. August 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Der Baron Fouqué frägt mich, ob ich mich des mir bei ihm gewordenen Auftrags, für sein Honorar für die Undine zu sorgen, entledigt hätte und nur allein deshalb bringe ich diese Angelegenheit bei Ew. HochGeboren mit dem Zusatz in Anregung, daß Fouqués Lage darin der meinigen gleich ist, daß wir beide genötigt sind bei unseren Geistesarbeiten den pekuniairen Gewinn zu beachten. Es würde sehr anmaßend sein, wenn ich zu Ew. HochGeboren von der Wichtigkeit und wie ich wohl sagen darf, Eigentümlichkeit des Werks, die von dem Publikum immer mehr anerkannt zu werden scheint, sprechen wollte, denn wie sehr Ew. HochGeboren vom ersten Moment die Dichtung (in Ton und Wort) im tiefsten Sinn auffaßten beweiset die gar nicht genug zu preisende Anordnung, die dem Werk einen besondern Glanz gab und die auf den übrigen Theatern in Teutschland wohl nicht zu finden sein dürfte. Dieses, die, von jedem mir in der Tat fremden Eigendünkel unabhängige Überzeugung, daß dem Werk die besondere Sensation welche es erregt hat, das Fortleben auf der Bühne verschaffen wird, so wie das unbegränzte Vertrauen zu Ew. HochGeboren gütigem Wohlwollen läßt mich über alles nähere unbedingt schweigen und ich bitte nur, das für den Dichter bestimmte Honorar auch mir zu weiterer Beförderung anvertrauen lassen zu wollen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann.
Berlin
D. 9 t Aug 16.
⟨30. Oktober 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Es ist mir endlich gelungen durch, von den Verhältnissen des Wiener KärntnerTor Theaters unterrichtete Personen genau zu erfahren wie Text und Partitur einer Oper die den Abend ausfüllt gewöhnlich honoriert zu werden pflegen. Man hat mir gesagt, daß entweder hundert Dukaten bar oder der Ertrag der fünften Vorstellung das Honorar des Komponisten ist. Mit Rücksicht darauf, daß ich als Komponist noch wenig bekannt bin und es sehr ungewiß ist ob Undine in Wien Glück macht, glaube ich daher mit Fug und Recht für Text und Partitur Achtzig Dukaten bares Geld fordern zu können. Ew. HochGeboren werden Sich gewiß für den Fortgang dieser Angelegenheit gütigst um so mehr interessieren, als, wie ich davon fest überzeugt bin, die Verhältnisse des hiesigen Theaters es nicht erlauben, den Komponisten der mühevollen Arbeit gemäß zu belohnen, ihm daher wohl eine Entschädigung auf andere Weise zu gönnen ist.
Ew. HochGeboren bitte ich gehorsamst es gütigst zu veranlassen, daß mir Text und Partitur der Undine baldigst zugesendet werde; ich habe im Sinn noch einige Kleinigkeiten zu ändern, vorzüglich bei dem Schluß, damit sich die Musik der durchaus genialen sinnvollen Anordnung die Dichter und Komponist lediglich Ew. HochGeboren zu verdanken haben, besser füge. —
Es ist mir auch gesagt worden, daß es ratsam sei (eigner Bewandtnis der Sache wegen — Vergeßlichkeit u. s. w.) den Grafen Palfy zu ersuchen das Honorar in sicherer Anweisung zu senden, worauf Partitur pp sogleich erfolgen werde — Doch Ew. HochGeboren Güte überlasse ich alles. Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin
D. 30 Okbr: 1816
⟨7. November 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Fouqué hat mit mir kein Wort über die Abänderung der Exposition der Oper Undine gesprochen und doch habe ich bei jeder Darstellung mehr gefühlt daß sie durchaus statt finden müsse. Um so erfreulicher ist mir Ew. HochGeboren Vorschlag, dessen Ausführung der Oper auf die zweckmäßigste Weise nützen wird. Meine Idee ist nun, die Ouverture förmlich zu schließen, dann aber die Oper mit einem kleinen sehr muntern Ensemble anfangen zu lassen welches die gewünschte Szene vorbereitet. Undine läuft weg, der Fischer äußert Besorgnisse daß es die Nacht wohl Gewitter und Sturm geben könne und so wird die Szene herbeigeführt an welche sich die Romanze des Fischers reiht so daß die jetzige Introduktion »Ach Undine holde Kleine«, ganz wegbleibt.
Gewonnen für die Musik wird dadurch, daß die Oper ganz heiter anfängt welches einen bessern Klimax gibt und daß nicht zweimal Sturm und Toben des Wassers gemalt wird. Daß auch die Exposition bei weitem deutlicher wird leidet gar keinen Zweifel. Ich schreibe sogleich an Fouqué und da er bekanntlich ein großer Tachygraph ist, erhalte ich gewiß in wenigen Tagen den Text des kleinen Ensembles welches ich sogleich in Musik setzen und Ew. HochGeboren zustellen werde. —
Meines Erachtens würde ich von dem Prager Theater wohl höchstens nur sechzig oder 50 Dukaten für die Undine fordern können.
Meiner Verhältnisse wegen würde es mir angenehm sein das ausschließliche Eigentum der Oper der hiesigen Bühne gegen ein angemessenes Honorar abtreten zu können. Es ist vorauszusehen daß Undine wohl auf alle bedeutendere Bühnen Deutschlands kommen dürfte und so würde die Theaterkasse, wenn sie sich ein für allemal mit mir abfände und dann für ihre eigene Rechnung die Oper weiter verkaufte, keinen Schaden leiden. Ich würde mir nur den KlavierAuszug vorbehalten. Ew. HochGeboren bitte ich gehorsamst meinen Vorschlag gütigst zu beachten und mich darüber zu bescheiden indem ich wiederhole, daß mir in meiner Geschäftslage dieser Gang der Sache sehr angenehm sein und ich deshalb größere Vorteile gern fahren lassen würde.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
Den 7 November 1816
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨18. November 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Wider Vermuten schickt mir so eben Fouqué das mitkommende Textbuch der Undine mit der Erklärung zurück, daß er kein Wort daran ändern oder zusetzen werde, bei dem besten Willen bin ich daher nicht im Stande Ew. HochGeboren Wunsch zu erfüllen, unerachtet ich mich schon ans Werk gemacht und der Ouverture einen Schluß gegeben hatte. In der Partitur habe ich einige kleine unbedeutende Abänderungen die nur in der Instrumentierung liegen, gemacht, und bitte Ew. HochGeboren ergebenst es zu veranlassen daß mir der Notenschreiber zugeschickt werde um ihn wegen der Änderungen in den Partien anzuweisen. — Sollte es möglich sein die Oper in diesen Tagen wieder auf die Bühne zu bringen, so würden mich Ew. HochGeboren dadurch unendlich verbinden, da ich deshalb von mehreren temporell sich hier aufhaltenden Freunden vorzüglich aber von Maria von Weber dringend angegangen worden bin und es mir sehr interessant und lehrreich sein würde diesen trefflichen Komponisten mein Werk hören zu lassen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 18 November 16
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨24. November 1816.⟩
HochGeborner Herr Graf! Schon seit mehreren Tagen bin ich so krank, daß ich nicht ausgehen, mithin der heutigen Darstellung der Undine auch nicht beiwohnen kann. Schriftlich muß ich daher Ew. WohlGeboren gehorsamst bitten, es doch gütigst zu veranlassen, daß heute ein Fehler vermieden werde, der bis jetzt jedesmal den Eindruck der Introduktion zerstört hat. Jedesmal ist nehmlich die Gardine statt während des schon eingetretenen Allegros der Introduktion wie es sein soll aufzugehen, schon in der Mitte der Romanze die sich an das Allegro der Ouverture schließt, aufgegangen. Sehr komisch macht es sich, daß Ritter und Fischer während einer sehr sanften Musik und zwar eines KlarinettSolo’s, mit vieler Unruhe durchs Fenster gucken. — Jedesmal habe ich diesen Fehler gerügt, es hat aber nicht helfen wollen, welches mich dann nötigt Ew. HochGeboren selbst damit zu belästigen. Die Weglassung der letzten Worte des Priesters vor dem SchlußChor »O stille« pp wird wie ich glaube, Ew. HochGeboren nicht unangenehm sein — es klang doch gar zu ohnmächtig und miserabel!
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz gehorsamster
Hoffmann
1817-1820
〈16. Januar 1817.〉
Hoch Geborner Herr Graf! So eben sagt mir Fouqué, daß das Melodram im Thassilo für Blasinstrumente arrangiert werden solle, da Mad〈emoiselle〉 Düring nicht genug durchdringe. Dies Arrangement würde die ganze von mir beabsichtigte und schon effektvoll ausgeführte Exposition der Szene in musikalischer Hinsicht verstören. Ew. HochGeboren glaube ich schon bewiesen zu haben, daß ich sonst in dergleichen Dingen nicht eigensinnig bin, um so mehr wage ich die gehorsamste Bitte, doch die erwähnte Szene unverändert zu lassen und versichere, daß bei diskretem Spiel des Orchesters die Mad〈ame〉 D〈üring〉 welche hoch auf einem Felsen und so viel möglich gegen die Mitte des Theaters durch Felsenstücke vorgebracht, steht, mit ihrer sonoren Stimme klar und deutlich durch die schwach instrumentierte Musik durchdringen wird.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 16 Jan: 17.
ganz ergebenster
Hoffmann
〈24. Juni 1817.〉
HochGeborner Herr Graf! Ew. HochGeboren kennen gewiß Calderons Schauspiel: El Galan Fantasma .
So ganz ohne alle Wirkung des ganz fremdartigen wegen auch die Aufführung dieses Schauspiels dem Original getreu bleiben müßte, so bietet doch die Idee des Ganzen einen herrlichen Opernstoff dar und diesen hat auf meinen Anlaß der Doktor Contessa genutzt und mit weiser Benutzung des Originals jedoch auch mit den glücklichsten Abänderungen eine Oper geschrieben, die Rücksichts der höchst interessanten Handlung, der frappanten Situationen und der wohllautenden echt musikalischen Verse wohl ihres Gleichen vergeblich suchen dürfte.
Ganz erfüllt von dem Gedicht trage ich schon all‘ die anmutigen Romanzen, die glänzenden Finales, kurz die ganze Oper mit mir im Kopfe herum und gedenke, sobald Contessa, der hin und wieder nur noch manches, was ich geändert wünschte des musikalischen Bedürfnis halber, wirklich ändert, mir das Gedicht abliefert, sofort rüstig das gedachte aufzuschreiben. Ehe ich dieses tue, frage ich aber bei Ew. HochGeboren ganz gehorsamst an, ob Sie wohl geneigt sein würden, die von Contessa gedichtete und von mir komponierte Oper unter dem Titel »Der Liebhaber nach dem Tode«, auf die Bühne zu bringen?
Ich bemerke, daß ich die Partitur bis zum 1 t Oktober abliefern würde, so daß die Aufführung im Lauf des Winters erfolgen könnte und daß die Oper durchaus keines Aufwandes in Dekorationen und Kleider, vielweniger irgend einer Maschinerie bedarf. Erhalte ich das Gedicht von Contessa so würde ich allenfalls Ew. HochGeboren es früher vorlegen um gütigst auch Ihrerseits zu bemerken was vielleicht noch anders gemacht werden könnte.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz gehorsamster
Hoffmann
Berlin
D. 24 Junius 1817.
〈28. August 1818.〉
HochGeborner Herr Graf! Ein Musikverleger geht seit einiger Zeit mich an wegen des KlavierAuszugs der Oper Undine . Des bessern Debuts wegen möchte es aber ratsam sein das Erscheinen jenes Auszugs mit der Oper selbst auf der Bühne gleichzeitig zu bewirken. Daß die Oper wohl wiederkehren dürfte, glaube ich mit Recht vermuten zu dürfen, vor einiger Zeit hörte ich, die Vorstellung derselben im Opernhause würde vorbereitet, dagegen sagt man mir jetzt, daß dieselbe erst im neuerbauten Hause stattfinden dürfte. Überzeugt daß Ew. Hochgeboren falls Sie die Renovation der Oper wirklich beabsichtigen sollten, gewiß dazu Ort und Zeit am besten und zweckmäßigsten wählen werden, frage ich nur ganz gehorsamst an, was vielleicht darüber beschlossen worden um mich mit jener Arbeit darnach einrichten zu können.
Contessa hat endlich den Text der nach dem Spanischen El galan fantasma , bearbeiteten Oper vollendet, die Abschrift werde ich Ew. HochGeboren nächstens zu geneigter Durchsicht überreichen. Mit der Musik bin ich beinahe fertig ohne jedoch zur Zeit eine Note aufgeschrieben zu haben. Meines Bedünkens muß das Werk Interesse erregen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
den 28 Aug 18
ganz gehorsamster
Hoffmann
〈3. März 1820.〉
HochGeborner Herr Graf! Beifolgendes Lustspiel eines unbekannten Verfassers ist mir durch den Buchhändler Reimer zugekommen, um es Ew. HochGeboren mit der Bitte zu überreichen, doch gütigst bald darüber entscheiden zu wollen, ob es auf die Bühne gebracht werden kann und soll oder nicht? — Bei flüchtiger Durchsicht (nur diese hat mir meine beschränkte Zeit gestattet) schien mir das Stück gar nicht übel doch enthalte ich mich wie billig jedes Urteils und bitte nur auch meiner Seits Ew. HochGeboren recht dringend, mir so bald als es nur sein kann die Entscheidung darüber zukommen zu lassen, da ich voraussehe von dem Dichter, der so wie alle seine Kollegen wahrscheinlich wünschen mag, daß sein Stück drei Tage darauf, nachdem er es eingereicht, auf der Bühne erscheine, ganz ungemein mittelst Reimer gequält zu werden. —
Erlauben Ew. HochGeboren daß ich bei dieser Gelegenheit der Undine gedenke und gehorsamst bitte Fouqué dahin zu bewegen daß er die gewünschte Änderung des Anfangs bald besorge.
Nach meiner Idee, die, irr ich nicht, mit Ew. HochGeboren Meinung völlig übereinstimmte, sitzt, wenn der Vorhang aufgeht, Ritter Huldbrand mit den Fischersleuten vor dem Herde, Undine auf einer kleinen Fußbank neben dem Ritter. Ein kurzes ganz fröhlich gehaltenes Quartett gleichgültigen Inhalts (d. h. ohne in Handlung überzugehen) dient zur Introduzzione. Dann folgt das Gespräch nach pag 14 und 37 des Märchens jedoch mit der Wendung, daß Undine, da Huldbrand von Berthalden erzählt, im plötzlichen Unmut ihn in den Finger beißt und in den Wald entläuft.
Die bisherige Introduzzione: Ach Undine pp fällt ganz weg, vielmehr leitet das Gespräch zwischen dem Ritter und den Fischersleuten zu der Romanze des Fischers ein u. s. w.
Meines Erachtens wird dadurch ein großer Fehler in der musikalischen Exposition gut gemacht der darin bestand, daß die Introd〈uzzione〉 den hereingebrochenen Sturm malte und dann bald darauf ein zweites Sturmgebraus eintrat.
Meine überaus beschränkte Zeit läßt es mich sehr wünschen die nicht unbedeutende Änderung der Musik mit Muße bewirken zu können.
Madame Schulz freut sich sehr auf die Berthalda die sie von Ew. HochGeboren Güte zu erhalten hofft und hat mir bereits die große Arie die ich der Dem〈oiselle〉 L〈eist〉 eskamotierte, mit vorzüglicher Anima vorgesungen!!!
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 3 t März 1820
〈10. März 1820.〉
HochGeborner Herr Graf! Schon vor langer Zeit hatten Ew. Hochgeboren die Güte mir freies Theater zu vergönnen und zwar ohne Rücksicht auf Darstellungen bei denen Freibilletts nicht gültig. Ich habe diese Güte mit gebührendem Dank erkannt, jedoch meiner Geschäfte halber nur höchst selten und nur dann davon Gebrauch machen können wenn Darstellungen bedeutender Opern oder eben solcher Schauspiele durch ihren besondern Reiz mich das Opfer der Zeit nicht scheuen ließen und bis heute (z. B. nur noch bei der vorigen Darstellung der Armide) dann ohne Widerspruch aus dem Bureau ein Parquett oder LogenBillett für mich erhalten unerachtet sonst keine Freibilletts gegeben werden sollten, in deren gewöhnliche Kategorie ich sonst auch nicht gestellt wurde.
Daß Ew. Hochgeboren die damals gütigst ausgesprochene Bestimmung geändert haben sollten, darf ich nicht vermuten und ich bitte daher ganz gehorsamst den Geh〈eimen〉 Sekret〈är〉 Tzschukke der mir so eben ein ParquettBillett zur Dienstagsvorstellung der Armide verweigert, um das ich übrigens auch schon vor mehreren Tagen vorläufig gebeten, gütigst anweisen zu wollen, mir das Billett zu verabfolgen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 10 März 1820
ganz gehorsamster
Hoffmann
〈8. Juni 1820.〉
Spontini sagte mir bei dem Besuch den er mir wenige Tage nach seiner Ankunft erstattete, daß er schon vor mehreren Monaten in Paris von mir als bekanntem Dichter und Komponisten gehört und daher gleich den Wunsch gehegt, daß ich die deutsche Bearbeitung seiner Olimpia übernehmen möge.
Bei seiner Ankunft in Berlin habe man ihm aber versichert, daß ich sehr feindselige Gesinnungen gegen ihn geäußert, weshalb man mir die Arbeit nicht anvertrauen wollen. Ich versicherte jedoch dagegen, daß meine feindselige Gesinnung nur auf einem feindseligen Mißverständnisse beruhen müsse, und daß ich mich geehrt fühlen würde, wenn man mir die Arbeit anvertrauen wolle.
Ew. Hochgeboren haben vollkommen Recht, daß das Bearbeiten eines solchen großen Werkes eine sehr schwierige Arbeit ist, will man nehmlich die Sache ernst nehmen und nicht eine schale Verdolmetschung der fremden Worte, sondern ein Werk liefern, dem man in poetischer und musikalischer Hinsicht nicht anmerkt, daß es aus einer fremden Sprache übertragen wurde. Kommt nun noch hinzu, daß wie Ew. Hochgeboren auch sehr richtig bemerken die Arbeit undankbar scheint und ich sehr beschäftigt bin, so würde ich in der Tat mich schwerlich dazu entschließen können, wenn nicht schon Spontinis hohe Meisterschaft Aufopferung verdiente. Außerdem ist mir aber durch jenes Mißverständnis die ganze Angelegenheit zur Ehrensache geworden, so daß ich jetzt die Bearbeitung der Olimpia nicht allein übernehmen, sondern auch alle meine Kraft daran setzen muß, die gute Meinung, die Spontini für meine Talente hegt, im ganzen Umfang zu bewähren.
Ew. Hochgeboren erkläre ich demnach, daß ich mich dadurch geehrt fühlen werde, wenn mir die deutsche Bearbeitung der Olympia anvertraut wird, und bitte für die schleunige Übersendung des Buchs und der Partitur des ersten Akts (so wie ich höre ist dieser erst in der Umarbeitung fertig) an mich gütigst sorgen zu wollen. Nur möchte ich nicht wünschen mit der in der Tat etwas kolossalen Arbeit sehr übereilt zu werden.
Was die Undine betrifft so lege ich Ew. Hochgeboren ein Blatt bei, worauf ich die Abänderung notiert so wie ich sie mir denke, mit der gehorsamsten Bitte mir sagen zu wollen ob mein Entwurf mit Ew. Hochgeboren Idee übereinstimmt.
Sollte dies der Fall sein, so könnte ja Fouqué aufgefordert werden die Szene auszuarbeiten, mit der Musik werde ich nicht zurückbleiben.
Rücksichts der szenischen Einrichtung behalte ich mir vor, künftig wenn es zur Wiederholung der Oper wirklich kommt, Ew. Hochgeboren einige Bemerkungen die vielleicht Rücksicht verdienen würden, mitzuteilen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 8 Junius 1820
ganz ergebenster
Hoffmann
〈 Beilage: 〉
Die erste Szene spielt, so wie es sonst gewesen in der Hütte des alten Fischers. Wenn der Vorhang aufgegangen, tritt eben der Fischer mit Huldbrand ein. Undine und die Fischerfrau befinden sich in der Hütte.
Die Bewillkommnung des Ritters, die Freude Huldbrands in Sicherheit zu sein, das Erstaunen Undinens und der Fischerfrau über die unerwartete Ankunft des fremden Gastes, bildet den Stoff eines kurzen Quartetts das neu komponiert wird und in die Stelle der jetzigen Introduktion »Ach Undine holde Kleine!« tritt, welche ganz ausfällt.
Nach Beendigung des Quartetts beginnt Undine das Gespräch Ei! — du schöner, du freundlicher Gast, wie bist du denn endlich in unsre arme Hütte gekommen pp pag 12 im Märchen.
Der Dichter kann hier all‘ den neckischen Mutwillen mit dem Undine im Märchen auftritt, wenigstens in ein paar Zügen andeuten.
Der Ritter erzählt nun davon was ihm im Walde begegnet (Undine: Danke lieber Bach pag 41 im Märchen) und erwähnt erst zuletzt der Ursache die ihn hineingetrieben nehmlich der schönen Bertalda, für die er wacker geritten und deren Gefährt er das ganze Fest hindurch gewesen pp und das blieb so alle Tage des Festes hindurch pag 37. d〈es〉 M〈ärchens〉.
Undine beißt ihn in den Finger und läuft unwillig hinaus in den Wald.
Huldbrand und der Fischer springen von ihren Sitzen auf, wollen ihr nach aber sie ist in der tiefen Nacht verschwunden ( pag 16) der Fischer äußert Besorgnisse pp
Nun folgt die Szene die in der Oper mit den Worten beginnt:
Aber um Gotteswillen, was soll denn daraus werden ppp
〈28. Juni 1820.〉
Die Übersetzung des ersten Akts der Olimpia habe ich beinahe ganz vollendet, aber nun bitte ich Ew. Hochgeboren auf das dringendste mir einen der Notenschreiber des Theaters, wo möglich morgen früh in der achten Stunde zuzusenden den ich instruieren werde, auf welche Weise er die Partitur der Singstimmen ausziehen soll, damit ich selbst (welches mit die Hauptsache ist) derselben den deutschen Text unterlegen kann. — Diese Partitur wird künftig vorzüglich dem ChorDirektor beim Einstudieren der Chöre sehr nützlich sein. —
Die Arbeit ist so schwierig als ich sie mir gedacht indessen gehe ich deshalb gern daran weil die Musik in der Tat ganz vortrefflich ist und nach meinem Urteil die des Cortez bei weitem übertrifft, indem die schönsten Melodien mit energischem Ausdruck bei leidenschaftlichen Stellen verbunden sind.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. Hochgeboren
Berlin
D. 28 Junius 1820
ganz ergebenster
Hoffmann
〈20. September 1820.〉
Ew. HochGeboren verfehle ich nicht auf Dero gütiges Schreiben vom heutigen dato ganz ergebenst zu erwidern, daß die Übersetzung der Olimpia schon bis zum Finale des zweiten Akts vorgeschritten ist und daß ich, erhalte ich nur jetzt bald die Partitur des dritten Akts, in künftger Woche die Übersetzung, die übrigens mir Mühe und Zeit genug kostet vollenden kann. —
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
〈23. September 1820.〉
Ew. HochGeboren gütigem Wohlwollen kann ich mit gutem Gewissen den Dekorateur Hrn. Arigoni empfehlen, der sonst bei dem Theater an der Wien angestellt war jetzt aber in Breslau angestellt ist, dieses ihm nicht genügende Verhältnis jedoch aufzugeben wünscht. Seine Malerei ist gut gedacht, richtig gezeichnet und von höchst frappanter Wirkung; vorzüglich ist aber auch zu rühmen daß er mit sicherer Faust sehr schnell arbeitet.
Er wünscht gar sehr hier nur eine Probe seiner Kunst abzulegen und dann vorläufig beschäftigt zu werden und da es denn doch bei unseren doppelten Bühnen jetzt gar viel zu malen geben wird, so würde Ew. HochGeboren ein tüchtiger Hülfsmaler vielleicht nicht unwillkommen sein dürfen. Deshalb wage ich es Ew. Hochgeboren ganz ergebenst zu bitten, wenn es die Umstände verstatten, gütigst auf Hrn. Arigoni, der es in der Tat verdient, Rücksicht nehmen zu wollen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin
D. 23 7br: 1820
〈28. November 1820.〉
Ew. HochGeboren habe ich die Ehre auf Dero gütiges Schreiben vom gestrigen dato ganz ergebenst zu erwidern, daß ich in dieser Woche, den Donnerstag ausgenommen, jeden Vormittag bereit bin mich zu der gewünschten Konferenz einzufinden und um gefällige Bestimmung von Tag, Stunde und Ort bitte.
Mit der vorzüglichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin
D. 28 Novbr: 1820
1821
⟨19. Januar 1821.⟩
HochGeborner Herr Graf! Endlich, nachdem mir Spontini die Partitur des dritten Akts brockenweise und das letzte Stück davon erst in dieser Woche zukommen lassen bin ich im Stande Ew. HochGeboren die vollständige Übersetzung der Oper Olimpia in der Anlage ganz ergebenst zu überreichen. Es war in der Tat eine mühselige etwas trostlose Arbeit indessen rechne ich es mir zum Verdienst an, daß keine einzige Note in der Partitur verändert, die musikalischen Accente und Rhythmen auf das strengste beobachtet, ja sogar meistenteils die Assonanzen des Originals beibehalten oder durch noch volltönendere ersetzt worden sind.
Ew. HochGeboren Güte und Diskretion überlasse ich ganz die Bestimmung des mir etwa anzuweisenden Honorars und habe die Ehre mit der ausgezeichnetesten Hochachtung zu verharren
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 19 Januar 1821.
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨24. Januar 1821.⟩
Ew. HochGeboren danke ich auf das verbindlichste für die gütige Anweisung des Honorars a 30 Fr’dor für die Übersetzung und Bearbeitung der Olimpia und bitte ganz ergebenst, sollten sich bei den Proben etwa noch kleine Anstöße finden und Änderungen nötig werden, es mir nur gütigst wissen zu lassen, indem ich zu jeder Zeit mit dem größten
Vergnügen bereit sein werde, das Nötige deshalb zu besorgen.
Ein junger Offizier von meiner Bekanntschaft will gern bei dem am 27 t d〈es〉 M〈onats〉 statt findenden Maskenball als ein junger persischer Held erscheinen und hat sich wegen des richtigen Costums an mich gewandt. Gewiß befindet sich bei der Bibliothek des Theaters die genaue Zeichnung eines solchen Costums und Ew. HochGeboren würden mich ganz unendlich verbinden, wenn Sie die Güte hätten mir diese Zeichnung nur bis Freitag früh anvertrauen zu wollen. Mit dem innigsten Dank werde ich Ew. HochGeboren dieselbe dann wieder zustellen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 24 Jan: 1821.
ganz gehorsamster
Hoffmann
⟨27. Januar 1821.⟩
HochGeborner Herr Graf! Erst in diesem Augenblick erfahre ich, daß Billette zum Orchester für den heutigen Maskenball existieren, deren Austeilung von Ew. HochGeboren Güte abhängt. Gar sehr würd‘ es mich interessieren Spontinis Musik zu hören, und vielleicht können Ew. HochGeboren noch auf mich, der sich doch auch zu den Künstlern zählt, gütige Rücksicht nehm〈en〉 und mir wohlwollend ein OrchesterBillett noch zukommen lassen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 27 Jan: 1821.
ganz gehorsamster
Hoffmann
⟨Berlin, 28. Januar 1821.⟩
Ew. HochGeboren habe ich die Ehre den mir gütigst anvertrauten »Atlas ou Collection de 40 Desseins« pp mit dem verbindlichsten Danke ganz ergebenst zu überreichen und mich mit der ausgezeichnetsten Hochachtung zu nennen
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 28 Januar 1821
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨14. Juli 1821.⟩
HochGeborner Herr Graf! Ganz allein von Ew. HochGeboren hängt ja die Bestimmung ab, wer für das Theater irgend eine Arbeit übernehmen soll, auf Spontinis Antrag die Oper oder vielmehr das Singspiel Milton ganz umzuarbeiten konnte ich mich daher nicht eher einlassen, bis ich Ew. Hochgeboren Genehmigung gewiß war. Ew. HochGeboren ausgesprochener Wunsch Rücksichts der Bearbeitung jenes Singspiels ist für mich so ehrenvoll und schmeichelhaft, daß ich gewiß alle meine Kräfte aufbieten werde, mir die gütige wohlwollende Meinung zu erhalten, die Ew. HochGeboren von mir zu hegen scheinen und ich kann um so mehr mich jetzt bestimmt zur Übernahme der Arbeit bereit erklären, als ich mich durch Einsicht des französischen (sehr insipiden) Textes und durch Rücksprache mit Spontini von dem eigentlichen Umfang und der Tendenz des Werks in Kenntnis gesetzt.
Dürfte ich bei dieser Gelegenheit wohl ganz ergebenst anfragen, wenn Ew. HochGeboren gedenken die Undine wieder auf das Theater zu bringen? Rücksichts der Abänderungen, die ich ganz nach Ew. HochGeboren Wünschen besorgen und überdem noch manches viel zu breite abkürzen und dage〈ge〉n manches zu abrupte klarer ausarbeiten werde, möchte ich mich, bei meinen mannigfachen Arbeiten gern nach jener Bestimmung einrichten. Ew. HochGeboren sind gewiß überzeugt daß ich keinesweges aus reiner Eitelkeit mich wieder auf der Bühne zu sehen die baldige WiederGeburt meines Kindes wünsche, aber von allen Seiten frägt man, warum und ob denn nicht Undine, die doch ziemliches Glück gemacht, wieder auf das Theater gebracht werde, woraus ich denn schließen zu können glaube, daß das Wiedererscheinen dieser Oper wohl das Publikum interessieren würde.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 14 Julius 1821.
ganz ergebenster
Hoffmann
⟨10. September 1821.⟩
HochGeborner Herr Graf! Ew. HochGeboren gütige Antwort auf meine ganz ergebenste, nur durch so viele Erkundigungen bei mir veranlaßte Anfrage wegen der Restauration der Undine war so unbestimmt, daß ich, vorzüglich da noch erst so viele Ritter und Bergknappen ihr Pensum absingen sollten, wohl nicht glauben konnte, diesen Winter das Werk auf die Bühne bringen zu sehen. Dies hielt mich ab, schon jetzt die gewünschten Abänderungen zu besorgen da ich, mit Arbeiten mancherlei. Art so sehr überhäuft, nur das, was einen bestimmten mir naheliegenden Zweck hat, vornehmen darf. Weiß ich aber bestimmt, ob und wenn Ew. HochGeboren es der Einrichtung des Repertoirs angemessen finden, die Undine wieder aufleben zu lassen, so werde ich augenblicklich das Werk vornehmen und kann denn mit Gewißheit versichern, daß ich es in sehr kurzer Zeit Ew. HochGeboren umgestaltet einschicken dürfte. Ganz ergebenst bitte ich hierüber um gütigen Bescheid.
Mit dem Milton beschäftige ich mich eben jetzt und werde mich bemühen in so kurzer Zeit als nur möglich damit fertig zu werden. Diese Umarbeitung ist deshalb sehr schwürig weil es darauf ankommt einem durchaus leblosen Dinge einiges Leben einzuhauchen〈.〉
Neben der Leblosigkeit sind auch einige merkwürdige Albernheiten in dem französischen Text enthalten. So kommt z. B. ein Quacker vor, der bei jeder Gelegenheit flucht und sakriert. — Was sich wohl Jouy unter einem Quacker gedacht haben mag! — Ich habe Lust diesen fluchenden Quacker in einen spleenischen Commodore von der englischen Marine umzuschaffen. Doch werde ich, wie es sich von selbst versteht, Ew. HochGeboren den fertigen Text erst zusenden und mich jeder von Ew. Hochgeboren gewünschten Änderung, wie ich es immer getan, willig fügen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. HochGeboren
Berlin
D. 10 7br: 1821.
ganz ergebenster
Hoffmann