Friedrich Baron de la Motte Fouqué
1812-1815
⟨15. August 1812.⟩
Ein Glücksstern leuchtet meinen musikalischen Bemühungen, da, wie mir mein. Freund Hitzig versichert, Sie selbst, Herr Baron! Ihre herrliche gemütvolle Undine für meine Komposition bearbeiten wollen. — Nicht mit Worten sagen kann ich es, wie ich das tiefe Wesen der romantischen Personen in jener Erzählung nicht allein innig empfunden, sondern wie Undine — Kühleborn pp sich gleich beim Lesen meinem Sinn in Tönen gestalteten und ich so ihre geheimnisvolle Natur mit den wunderbarsten Erscheinungen recht zu durchdringen und zu erkennen glaubte. Die Überzeugung von dem ganz eigentlichen Opernstoff, den die Undine darbietet, war daher nicht das Resultat der Reflektion, sondern entsprang von selbst aus dem Wesen der Dichtung. Sie haben, Herr Baron! eine ausführliche Skizze der Oper, wie ich sie mir vorzüglich Rücksichts der historischen Fortschreitung denke, verlangt, und nur dieses konnte mich bewegen, die Beilage auszuarbeiten, welche Szene für Szene das Historische, so wie den musikalischen Gang des Stücks nach einzelnen Nummern darlegt. — Wie fern mir jede Anmaßung liegt, den herrlichen Dichter auch nur im mindesten beengen zu wollen, darf ich wohl nicht versichern, nur sei es mir erlaubt zu bemerken, daß wenn manche Begebenheiten wegfallen, weil der Raum des Dramas sie nicht aufnehmen kann, und dadurch manche Nüanzierung verloren zu gehen scheint, die Musik, welche mit ihren wunderbaren Tönen und Akkorden dem Menschen recht eigends das geheimnisvolle Geisterreich der Romantik aufschließt, alles wieder zu ersetzen im Stande ist. Tag und Nacht sehe und höre ich die liebliche Undine, den brausenden Kühleborn, den glänzenden Huldbrand pp und meiner Ungeduld die Komposition zu beginnen, verzeihen Sie, Herr Baron! die dringende Bitte, mich auf die Oper nicht zu lange warten zu lassen.
Mit Hochachtung und Verehrung nenne ich mich,
Herr Baron!
Ihren innigst ergebenen
Hoffmann
Bamberg den 15 t August 1812.
Bamberg Den 4 t Oktober 1812
Mein Freund Hitzig wird Ihnen, Herr Baron! die verdrüßlichen Ursachen sagen, die meine Antwort auf Ihren mir so höchst erfreulichen Brief vom 27 Aug: verspätet haben. — Wie höchst interessant es mir war wirklich schon den Anfang der Oper vorzufinden, kann ich nicht genug sagen! — Es ist allerdings gewöhnlich und zweckmäßig eine Oper mit Musik beginnen zu lassen und ich wollte daher auch nach wenigen Worten gleich die Romanze des Fischers eintreten und so die Exposition der Handlung erzählen lassen um der musikalischen Masse, die sich mit dem Eintreten des Unwetters bildet, durch den einfachsten Anfang gar keinen Abbruch zu tun, indessen wird dieser Zweck auch durch das kleine rund gehaltene Terzett ebenfalls erreicht; und um so weniger würde ich eine Abänderung des von Ihnen Hr. Baron! gedichteten Anfanges wünschen, als die Verse so zur Komposition geeignet, so sich in die rhythmischen Formen der Musik schmiegend sind, daß ich gleich bei dem Lesen, das Terzett sang und komponierte. Überhaupt kann ich es nicht genug wiederholen, daß ich Ihnen Hr. Baron! jede Abänderung meines Plans mit dem Zutrauen, das wohl jeder Komponist zu dem wahren Dichter hegen muß, überlasse; nur den zur musikalischen Wirkung nötigen Klimax der Musik〈alischen〉 Stücke habe ich bezeichnen wollen, und da sind es besonders drei musik〈alische〉 Massen, die, in näherer Beziehung aufeinander, das ganze Wesen der Oper aussprechend auf den Zuhörer mächtig wirken sollen; nehmlich der Sturm im ersten Akt, das zweite und dritte Finale.
Sie haben in mir, Hr. Baron! die frohe Hoffnung erregt den Text der Oper bald zu erhalten und ich sehe mit Ungeduld der Erfüllung meines sehnlichsten Wunsches die Komp〈osition〉 beginnen zu können entgegen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ihr
auf das innigste ergebener
Hoffmann.
⟨22. Dezember 1814.⟩
Freund Hitzig ist mit Sessionen, Auktionen und allem Möglichen, was nur der Teufel erfunden zu unserer Pein und Qual, so geplagt, daß er mir es auftragen mußte, Ihnen, Herr Baron! statt seiner auf den Brief vom 2 t Dezember d. J. zu antworten. Als treuer Expedient melde ich also:
1) Nach langem Suchen fanden wir endlich ein einziges Exemplar der Büste des Kronprinzen in der Porzellanfabrik, sehr sauber in Bisquit geformt a 50 rth. Hitzig war zweifelhaft, ob Sie, Hr. Baron! das nicht unbedeutende Quantum daran wenden wollten. Er , so wie ich heute, suchten vergebens, von Herrn von Rochow nähere Information einzuziehen, denn niemals fanden wir Hrn. v. R. zu Hause. Ich für meine Person gebe dem H〈itzig〉 den Rat, die Büste ohne Weiteres zu kaufen und zu senden; denn die Büste ist ein wahres Kunstwerk und ich glaube, Sie, Herr Baron, in einiger Grandiosität und Verachtung des schnöden Goldes als wahren Dichter zu kennen, weshalb nichts zu fürchten. (Für Werner und Konsorten übernähme ich so etwas nimmermehr). Sollte ich noch heute Hrn. v. Rochow sprechen, so wälze ich die Entscheidung und alle Last und Vertretung auf ihn.
2) Franz Passow hat sich bei Hitzig gar nicht sehen lassen, er weiß daher gar nicht, wo Bemeldeter aufzusuchen und zu finden.
3) Anbei erhalten Sie, Herr Baron, a) den wohlgeratenen Kupferstich eines Mannes, den Sie kennen, und der in poeticis viel erkleckliches getan. b) Tiecks Phantasus, 2 Bände. c) — Frauendienst. d) Jahreszeiten — Winter, wie es eben jetzt recht ist, in diesem Buche zeigt sich gleich Anfangs wieder jener ritterliche und dichterische Mann.
Nachdem auf diese Weise Gehöriges expediert, darf ich selbstständiger sprechen, und Sie, Herr Baron, recht herzlich und innig bitten, mich im treuen Andenken zu behalten und mich mit recht freundlichen Augen anzublicken, wenn ich einmal in der Nennhauser Burg einsprechen sollte — ein reisender Musikant mit allerlei Klängen und Melodien, daß selbst die kleine Marie dem Sänger unerachtet seines wunderlichen Gesichts und Rocks nicht abhold werden sollte.
Der Ihrigste
Hoffmann
auch Kreisler genannt
Berlin
D. 22 t Dezember 1814
⟨27. Dezember 1814.⟩
Wie sehr freut es mich, daß mir jetzt so oft der Anlaß kommt, zu Ihnen, Herr Baron! sprechen zu können! — In der Anlage sende ich Ihnen ein Brieflein von unserm lieben armen Adolph! — ich nenne ihn deshalb so, weil er so verlassen in trüber Umgebung durchs Leben schleicht, und in sich selbst hinein zehrt — Wenigstens herrscht in dem Briefe an mich solch eine düstre Stimmung, wie noch nie, und ich glaube, daß der Brief an Sie dem meinigen ähnlich sein wird. — Erfreuen Sie ihn bald mit solch‘ tröstenden freundlichen Worten, wie sie Ihnen der heitre lebendige Geist, mit dem Sie das Leben erfassen, eingibt, ich will die weitere Beförderung übernehmen.
Sollte Ihnen nächstens ein ganz wunderlicher Jüngling, Anselmus gennant, vorkommen, so empfehle ich ihn Ihrer Liebe und Güte, auch bitte ich Ihren Blick auf den Archivarius Lindhorst zu richten, wenn er vielleicht als Stoßgeier über die Burg Nennhausen wegfliegen sollte; die Serpentina wird sich wohl einzuschmeicheln wissen.
Mit Hitzig, Veith, Chamisso, Contessa glaube ich in Zeit von einer halben Stunde den mit edlem Wein gefüllten Pokal auf Ihr Wohl, auf Ihr herrliches Dichterleben anzustoßen!
Berlin
D. 27 Dezbr: 1814.
Abends 6 Uhr.
Der Ihnen innigst ergebene
Hoffmann
⟨28. Februar 1815.⟩
Den Text der Undine habe ich selbst sauber abgeschrieben und so das Manuskript mit Ihrem Briefe Hr. Baron! so wie mit einem Briefe von mir, indem ich mich auf Sie beziehe und anfrage: ob und wenn ich die Partirur einreichen soll, dem Grafen Brühl behändigen lassen.
— Die Sache ist also nunmehro im Gange — der Himmel gebe daß das Werk gedeihen möge. — Gefällt es wider Verhoffen nicht, so liegt die Schuld lediglich an mir und ich bin ein Esel gewesen! —
Anbei übersende ich Ihnen Hr. Baron! die Erzählung die nach unserer Verabredung für das Frauentaschenbuch bestimmt wurde, mit der gehorsamsten Bitte für das weitere gütigst zu sorgen. —
Es ist jetzt ein dürftig trocken Leben — es täte in Wahrheit Not, daß Ihre Gegenwart uns Alle wieder was weniges in die Höhe richtete! —
Behalten Sie nur fein lieb
Berlin
Den 28 Febr: 1815.
Den Ihrigsten
Hoffma〈nn〉
⟨8. Mai 1815.⟩
Mag mein Freund Hitzig mich des unverzeihlichen Stillschweigens halber entschuldigen, mag er Ihnen, Herr Baron! besser als ich es selbst tun kann sagen, wie mich seit einiger Zeit die heilige Justiz so fest mit ihren Armen umklammert hielt, daß ich den Schreibedaumen nur rühren konnte um ein Urtel oder ein Protokoll zu machen; an solche Allotria als da sind: schreiben an herzgeliebte Freunde, Märchen machen, komponieren, durfte ich gar nicht denken. — Der Brief des schwänzelnden Redakteurs, der seinen Mantel windgerecht zu tragen scheint hat es mir ganz verleidet an den unbedeutenden, hohlen, nie zu Früchten reifenden ZeitBlüthen mit zu arbeiten. Wer mag sich auf so etwas einlassen? — Deshalb, weil die ZeitBlüthen eben so ganz obskur sind, scheint mir auch Alles was darin gestanden pro non scripto geachtet werden zu müssen, und es wäre offenbar dem unbekannten Rezensenten viel zu viel Ehre angetan, wenn man ihn seiner Ausfälle wegen (die, in so fern sie persönliche Verhältnisse betreffen sollen, mir unverständlich sind) auch nur eines einzigen Wortes würdigen wollte — Mir sind überhaupt, wie gewiß auch Ihnen, Hr. Baron, die literarischen Fehden in der Seele zuwider, da sie den Tölpel nicht weise, den prosaischen nicht poetisch machen, und nur dem Publikum ein Schauspiel geben. Übrigens halte ich jene in Rede stehende Rezension, die mich selbst höchlich geärgert hat schon längst für in den tiefsten Abgrund des Meeres versunken. —
Möchten Sie, Herr Baron! doch bald durch Ihr Hiersein mir einige recht heitre Sonnenblicke ins Leben werfen, es bedarf derer in der Tat! — Unerachtet Brühl noch nicht geantwortet hat, ist mir doch aus der besten Quelle die angenehme Nachricht zugeflossen, daß der Text der Oper nicht so wohl gefallen, als eine durchgreifende Sensation erregt hat. Man kann die herrliche Bearbeitung des recht ins Innerste dringenden Sujets nicht genug rühmen. Ohne meine Komp〈osition〉 zu kennen ist die Aufführung beschlossen, und zwar soll sie mit allem nötigen Aufwande, mit neuen Dekorationen u. s. w. gegeben werden. —
Ehrfurchtsvoll küsse ich der Frau Baronesse die Hände! —
Berlin
D. 8 t Mai 1815
Ihr treuster
Johannes Kreisler.
⟨Pfingstsonntag, 14. Mai 1815.⟩
In diesem Augenblick erhalte ich Ihren erfreulichen Brief, Herr Baron! und antworte auf der Stelle, damit nicht ein feindseliges bedrohliches Aktenstück dazwischen trete und Aufschub veranlasse. — Sehr wehe würd‘ es mir tun wenn Ihre Frau Gemahlin in meiner Weigerung den Lobredner zu mystifizieren ein Nichtbeachten ihrer Idee fände, aufrichtig gesagt gingen damals, als ich die Aufforderung erhielt recht finstre Wolkenschatten durch mein Leben und so fand ich jene Kerzenlobrede nur höchst läppisch und jedes Spaßes darüber unwert; es war mir beim Lesen als müsse ich Zuckerwasser saufen, ein Getränk, das mir in der Seele (mehr noch im Magen) odios! In besserer Stimmung hätt ich vielleicht anders geurteilt! — Doch! — habeat sibi — die Sache ist vorüber! — Ich habe jetzt folgendes zu tun:
1) Allerlei Diebe, Notzüchtiger, Betrüger pp liegen auf dem grünen Tisch und warten, daß ich sie einigermaßen prügle und ins Zuchthaus schicke — neben an Rubrica II zänkische Naturen, die sich streiten um schnödes Geld, oder gar beleidigt auf einander losfahren, weil einer zum andern sagte: Sie sind borstig! und dieser meinte: Herr! — ich glaube gar, Sie nennen mich rhetorischer Weise (Synekdoche) ein Schwein? — worauf jener replizierte: Keinesweges — nur oder seulement . Schweinigel!
2) Muß ich den zweiten Teil der Elixiere des Teufels vollenden der zur MichaelisMesse bei Dunker und Humblot erscheint, da ich gesonnen bin nächstens bei Dietrich merkliches vom Honorar zu verfressen.
3) Ein großes Paket Recensenda für die Musikalische Zeitung, blickt mich im gräulichen Umschlag recht gespenstisch an, und aus ihm ertönen dumpfe Stimmen: erlöse — erlöse — erlöse uns aus dem Fegefeuer in dem wir schmachten!!! (ich höre bei Uhden jetzt Dante’s Purgartorio! — eine hier paßliche Bemerkung)
4) Hr. Kunz in Bamberg hat im MeßKatalog angezeigt, daß zur MichaelisMesse vom Verfasser der FantasieSt〈ücke〉 in C〈allots〉 M〈anier〉 erscheinen würden: Leichte Stunden eines wahnsinnigen Musikers, ein Buch für Kenner. Ich muß also aus Höflichkeit wirklich: Leichte Stunden e. w. M. schreiben.
5) Habe ich auf sonderbare Weise ohne es zu wollen zum zweiten Heft der deutschen Wehrblätter die jetzt hier erscheinen sollen einen Aufsatz geliefert: der Dey von Elba in Paris und dadurch die Quälerei veranlaßt, die man jetzt mit dem: Mehr Mehr! an mir übt.
6) Bin ich sehr faul!
Aus allen Gründen dieses VieltunSollens bitte ich Sie Hr. Baron es mit dem ZeitblüthenMann so zu machen, daß er zufrieden ist, wenn ich ihm Monatlich einen Beitrag über irgend eine Erscheinung am Berliner KunstHimmel oder sonst liefre, mich aber mit den polizeilichen Nachrichten pp verschone. — Mit Hitzig habe ich verabredet nach Potsdam zu gehen, wenn Sie Herr Baron! da sind! — Leider kann ich nur höchstens einen Tag von B〈erlin〉 abwesend sein ohne förmlich Urlaub zu nehmen, welches ich um so weniger tun wollte als ich vielleicht mich bald beurlaube — pour jamais! — Wahrscheinlich kommt Chamisso und Contessa mit nach Potsdam, und wir können Ihnen Hr. Baron einige Kapitel des Romans vom Hrn. Freiherrn von Vieren vortragen, in dem es ganz erschrecklich hergeht — Chamisso hat einen alten Mann mit sieben Stichen ermordet, und ich habe jetzt den verteufelten Kriminalprozeß am Halse! — Wie herzlich sehne ich mich Sie Herr Baron, zu sehen! —
Der Ihrigste
J〈ohannes〉 K〈reisler〉
Berlin
D. 14 Mai 1815.
Berlin d. 29 t Mai 1815.
Am Sonnabend (also einen Tag zu spät) schickte mir Brühl beiliegenden Brief an Sie, Hr. Baron! den ich zu öffnen mir die Erlaubnis nahm, weil die Undine ganz und gar jetzt unsere gemeinschaftliche Sache ist und mir jede Erklärung von Seiten der TheaterDirektion zu wissen nötig ist. — Jetzt haben wir es schriftlich daß Undine mit allem nötigen Aufwande und Fleiß im Anfange künftgen Winters gegeben wird. — Etwas komisch kommt es mir vor daß Brühl mich für einen angehenden Dilettanten zu nehmen scheint und vorzüglich mir die Kenntnis des Effekts nicht zutraut! — Lassen Sie Sich Hr. Baron! dadurch nicht anfechten was er über meine Komposition sagt. Ohne einbildisch zu sein glaube ich gerade den Ton , die Farbe des Gedichts getroffen zu haben, und finde nur darin, daß Brühl, als ich bei ihm spielte, immer heraus gerufen wurde, wenn Undine selbst sich vernehmen ließ, die Ursache, daß es ihm entgangen ist, wie die Partie der Undine, höchst einfach und kantabel gehalten ist. — Erinnern Sie Sich noch des: Morgen so hell! — Doch habeat sibi ! — die Oper wird gegeben, und ich vermute sogar, daß Brühl nach der ersten Probe mit gehörigen Sängern seine Meinung ändern wird. — Gott gebe daß man uns versteht! — Ich werde suchen Schinkel’n für die Sache zu gewinnen Rücksichts des Ordnens der Maschinen u. s. w. Übrigens finde ich so wie Hitzig daß Brühls Brief viel Worte aber wenig Ideen, vorzüglich tiefer eingreifende enthält —
Eben fällt mir ein, daß der neu gekaufte Anzug des Königs von Neapel den Intendanten auch merklich zerstreute und abzog vom Flügel! — Nun! es tut alles nichts! — seine Bereitwilligkeit das neue und ungewöhnliche auf die Bühne zu bringen macht alles gut und ich kann auch nicht ein〈en〉 Moment auf den Intendanten zürnen, werde vielmehr mich bereit finden lassen nach der ersten Probe sein〈e〉 gutgemeinte Winke zu benutzen. — Möge Ihnen Hr. Baron viel schönes und Angenehmes auf Ihrer Reise begegnen. Behalten Sie in gütigem Andenken
Ihren
Kreisler
⟨16. August 1815.⟩
Da Sie, Herr Baron! auch seit langer Zeit ein der Zauberei Beflissener sind, so will ich es auch gern offen gestehen, daß ich dergleichen treibe und eben jetzt mir wieder einen artigen Hexenkreis gezogen habe, in dem diverse absonderliche Wesen wunderbare spukhafte Sprünge und Tänze verführen. — Unter anderm werde ich auch jetzt tugendhaft, d. h. ich vergesse kein Versprechen und es erfolgt daher wirklich anliegend die Ouverture des Don Juan für 20 Finger, von denen Keiner fehlen darf. —
Brühl hat mir über Undine nochmals sehr freundlich geschrieben, sich meinen Rat bei der Szenerie erbeten, und mich zugleich aufgefordert, in dem (äußerst steifen und langweiligen) dramaturgischen Blatt die musikalische Partie zu übernehmen. Vielleicht gelingt es mir, da ich weder Professor noch Doktor bin, etwas Leben hineinzubringen, wenn mir der Himmel viel Laune und Atem schenkt! —
Nun ist es endlich unter Sängern und Schauspielern bekannt worden, daß ein großes Prachtstück emaniert von uns, und sie stoßen wie gewöhnlich die Köpfe zusammen. Nachher fährt das Volk auseinander in zwei Partien, die , welche keine Rollen haben, schimpfen, die andern loben! —
Heute früh ein Uhr ist die Bethmann an einer Hirnentzündung gestorben.
Wegen der UndineDekorationen ziehe ich Schinkel ins Interesse; vorzüglich soll er mir ein herrliches echt gotisches Grabmal bauen.
Gott mit Ihnen, lieber Herr Baron! Nur recht tüchtige Gesundheit und frohen lebendigen Mut recht im innigsten Gemüt.
Berlin
den 16 Aug. 1815.
Der Ihrigste
Hoffmann
⟨Berlin, 7. November 1815.⟩
Werden Sie durch kein Hoffest oder sonst abgehalten nach dem Theater den Roman en quatre zu hören und Sich mit uns über das fernere zu besprechen; so bitte ich, Sich gütigst, so bald das Stück geendet worden, zu mir herauf zu verfügen. Ich wohne an der Ecke der Tauben und Charlottenstraße im Hause des Geh:Rats von Alten zwei Treppen hoch. Also! — wenn man vom Theater aus in die Taubenstraße rechts hineingeht, rechter Hand die erste Türe No 31. — Doch will ich Abends so bald die Kutschen rollen, selbst vor meiner Türe, wo möglich mit einer Fackel stehn und harren. Sie finden Hitzig, Contessa, Thiermannschen Salat und einen anmutig dampfenden Napf Punsch!
Ob Sie kommen oder nicht, bitte ich freundlichst mir durch meine Cameriera sagen zu lassen!
Hoffmann
7 Novbr:
1816-1819
⟨2. März 1816.⟩
Ganz einleuchtend ist es mir, daß Sie, Herr Baron! nicht eine Gesellschaft besuchen werden, deren Wortführer Brentano ist. Dieser wahnsinnige Clemens schleppt mich heute Abend nicht allein zu einem Souper im englischen Hause, sondern hat mich auch zum Organ gemacht, wodurch er Sie im Namen obbesagter Gesellschaft, der Gebrüder von Gerlach, von Arnim pp einladen will, dem heutigen Souper beizuwohnen; im Fall der Zusage sollen Sie Abends wie ein Triumphator abgeholt werden.
Bloß um mein Gewissen rein zu erhalten und nicht lügen zu dürfen, richte ich den Auftrag mit dem Bemerken aus, daß ich gestern schon gleich aus freier Faust erwiderte, mir wär’s, als hätte ich was munkeln gehört, daß Sie heute schon bei einem Principe, Principessa , Eccellenza oder wenigstens einem Conte eingeladen wären.
Beiliegender Karte bitte ich denn aber doch gütigst einige Rücksicht zu schenken; es soll das Merkzeichen sein, von dem ich neulich sprach.
Der Ihrigste
Hoffmann.
Den 2 März 1816.
⟨22. September 1816.⟩
Ich wollte, liebster Baron! Sie filzten mich recht wacker aus wegen meiner leichtsinnigen Versprechungen und wegen meiner Faulheit! — Aber in der Tat sind mir die unangenehmsten Geschäfte (ich stelle die mir übertragene Untersuchung wider Chezy obenan) so über den Hals und zu Kopfe gestiegen, daß sich alle Lust und Laune zu den Poeticis verlor. — Nun ists viel zu spät etwas ins FrauenTaschenbuch nachrücken zu lassen, damit Sie Sich, bester Baron aber gütigst überzeugen, daß es mir Ernst ist etwas zu liefern schicke ich Ihnen anliegend den für jenes Taschenbuch bestimmten Aufsatz den ich ganz zu Ihrer Disposition stelle. Ist es dieses Jahr zu spät, so könnte er da er völlig zeitunabhängig ist für künftges Jahr dienen, in diesem Fall würde ich aber nach Schrags langweiliger Manier das schmale Honorar erst zu Neujahr 1818 erhalten und nötigenfalls meine Erben substituieren müssen weil mir in dieser Unzeit allerlei menschliches begegnen kann. — Alles überlasse ich Ihnen, so wie die Anfrage ob Schrag mich zu den diis minorum gentium (vielleicht gar sehr mit Recht) rechnet die er karger honoriert. Das sind recht gemeine Dinge die nach der juristischen Arbeitslampe riechen! — Nochmals Ihrer gütigen Disposition überlasse ich den Rat Krespel nebst werter Familie! —
So Gott will, hoffe ich Sie im Oktober, losgefesselt vom Joch des KammerGerichts, einige Stunden in Nennhausen zu sehen. Gänzlich und ganz und gar mit Leib und Seele
Berlin
D. 22 7br. 1816
Ihr auf das treueste ergebener
Hoffmann
⟨Berlin, 29. Oktober 1816.⟩
Verehrtester Herr Baron! Mit unserem Märchenbuch hat sich manches zugetragen das den ersten Plan ändert. Fürs erste will Dunker zu jedem einen illuminierten Kupferstich machen und das Werkchen erst zu Ostern erscheinen lassen! Habeat sibi! — unerachtet der Mann in seinen eignen Eingeweiden wühlt da er zu Weihnachten große Geschäfte damit gemacht hätte! —
Dann aber ist er in großer Verlegenheit wegen der Bogenzahl! — Nach meiner Idee sollte das ganze 18 Bogen nach beikommenden Probedruck werden; nun beträgt aber Puppedenzke nur 2½ und Contessa〈s〉 Gastmahl das ich auch schon erhalten nur 4 Bogen, mein Märchen müßte ich daher zu der ungemessenen Länge von 12 Bogen dehnen welches gar nicht angeht. Die Zahl drei zu überschreiten scheint mir nicht tunlich, ich schlage daher vor, daß Dunker uns Bogenweis honorieren soll und zwar schlage ich dann Ihr Manuskript zu drei Louisd’or p Bogen an, das meinige und Contessas aber nur zwei Louisd’or, so wird die TripleAllianz zufrieden gestellt denk‘ ich, und mag denn das Büchelchen auch nur 14 – 15 Bogen betragen. Das Honorar würde ich dann nach Ablieferung meines Manuskrpts das seiner Vollendung naht, zahlen lassen. — Wollen Sie dagegen, liebster Baron noch ein kleines Märlein anfertigen so ist’s auch sehr schön, mir scheint es aber besser es überhaupt bei dreien bewenden zu lassen.
Antworten Sie gütigst sehr bald mit Beilegung des Probedrucks
und behalten Sie in freundschaftlichstem Andenken
Berlin
D. 29 8br 16
Ihren treu ergebenen
Hoffm
⟨8. November 1816.⟩
Beiliegendes an mich gerichtetes Schreiben Brühls sagt Ihnen, teuerster Baron! manches. —
Was zuvörderst die gewünschte Abänderung der Exposition in der Undine betrifft, so glaube ich wohl, daß die von Brühl vorgeschlagene Art, Undine zuerst auftreten zu lassen, eine Krücke für die Lahmen, eine Brille für die Augenkranken, ein Hörrohr für die Tauben sein kann; in der Form, wie Brühl es will, geht es indessen durchaus nicht, da die Szene nicht ganz kurz werden kann und der Anfang mit einem langen Auftritt ohne Musik die ganze Oper von vorn herein tot schlägt. Ich denke mir das Ganze in folgender Art.
a) Die Ouverture schließt förmlich mit großem Lärm, Pauken und Trompeten.
b) Die Gardine geht auf. Der Ritter, die Fischersleute, Undine sitzen um den Tisch und singen ein sehr kurzes, ganz lustiges Ensemble, ungefähr 8 oder 10 gleichgültige Zeilen z. B.
Alle zusammen. Es ist recht hübsch, daß wir hier so zusammen im Trocknen sitzen, da draußen ist’s Nachts nicht geheuer pp Undine allein: Ei was ist das für ein hübscher Ritter pp Huldbrand . Ei was ist das für ein liebes Mädchen pp Fischersleute . Seht doch nur, wie der Ritter uns so ins Haus geschneit ist. Alle zusammen. Es ist recht hübsch, daß wir pp
Nach diesem sehr kurzen Ensemble geht nun die gewünschte Szene los, in der schon, wie mich dünkt, die Exposition, wie sie jetzt in das Gespräch der Fischersleute mit dem Ritter gelegt ist, wenigstens Rücksichts Bertaldens ganz enthalten sein kann. — Undine läuft weg. —
c) zweite Szene. Der Fischer äußert Besorgnisse, daß es in der Nacht Sturm und Gewitter geben könne. — Das Gespräch leitet auf die Frage des Ritters:
»Erzählt mir wenigstens, wie ihr zu dem holden Bildchen gekommen seid.«
Auf diese Weise wird die Romanze des Fischers und das Folgende eingeleitet.
Die jetzige Introduzzione: »Ach Undine, holde Kleine« pp bleibt hiernach ganz weg und daran ist auch nichts gelegen. Gewonnen wird durch diese Einrichtung, daß auch der Klimax in der Musik gewinnt (durch den lustigen Anfang) und daß das Ganze freilich deutlicher werden kann.
Ich hoffe, daß Sie Sich, liebster Baron! zu dieser Abänderung bereit finden lassen werden, zumal Undinchen es selbst so sehr wünscht und den Ritter gar zu gern in den Finger beißen möchte. In diesem Fall (nehmlich wenn Undine wirklich beißen soll) bitte ich mir gefälligst, so bald es sein kann, die paar Zeilen zu dem Ensemble zu senden« damit ich schleunigst komponieren kann, denn in diesen Tagen wird die Eunike erwartet und dann soll die Oper sogleich herankommen! — Ich bitte recht herzlich um baldige Verse! —
Ein zweites, was Sie aus Brühls Briefe entnehmen werden, ist, daß auch das Prager Theater Undine verlangt. Es ist vorauszusehen, daß alle bedeutenderen Bühnen Deutschlands nachkommen werden. Meine Geschäfts- und pekuniäre Lage läßt es aber nicht zu, daß ich mich jedesmal um die Abschriften bekümmern und die bedeutenden Auslagen (30 rth für jede Abschrift der Partitur) machen kann, ich habe daher der hiesigen Bühne das ausschließliche Eigentum der Musik mit Vorbehalt des KlavierAuszuges gegen ein angemessenes Honorar, dessen Höhe ich indessen noch nicht bestimmt, angetragen, so daß das hiesige Theater die Part〈itur〉 für sich weiter verkauft. Ich dächte, Sie forderten, im Fall Brühl darauf eingeht, ebenfalls ein AversionalQuantum für die Dichtung und behielten sich bloß, wie ich den KlavierAuszug, den Druck der Oper vor. — Sie glauben nicht, wie ärgerlich für uns die Verhandlungen mit fremden Theatern werden dürften, bei der hiesigen Bühne geht das alles nach dem GeschäftsEselstritt.
Nochmals bitte ich um baldigste gütige Zusendung des Ensembles! Eben fällt mir ein, daß es sehr lustig sein wird, wenn künftig die Gardine aufgeht und die Leute ganz was anders sehen und hören wie sonst. Mit freundschaftlicher
Hochachtung
Berlin
den 8 November 1816.
Ihr treu ergebener
Hoffmann
⟨17. Dezember 1816.⟩
In diesem Augenblick erhalte ich von Reimer vier Exemplare der Märchen und schicke Ihnen, Verehrtester Baron! augenblicklich zwei davon! — Das Honorar will Reimer bis zu Neujahr berichtigen! — Die Steinstiche sind elend und die Illumination miserabel! Nächstens schicke ich Ihnen meine OriginalZeichnungen legitimationis causa.
Berlin
D. 17 Dezber 1816
der Ihrigste
Hff
⟨3. April 1817.⟩
Daß ich, verehrtester Baron!
1) Die Handschrift des Altsächsischen Heldensaals auf das sauberste einbinden lassen und Morgens am 26. März dem Freunde Hitzig überreicht habe, werden Sie wohl schon von ihm brieflich vernommen haben. Anliegend Wolffhardts Quittung über 7 rth.
2) Den Helyot, 8 Bände in Leder gebunden, habe ich für 15 rth gekauft. Er liegt bei mir, bestimmen Sie nur gütigst, ob ich ihn nach Nennhausen transportieren lassen
soll, oder ob Sie ihn gelegentlich selbst mitnehmen wollen.
3) Mit dem Imperat. russ. gehts mir traurig! — Ein bloßer goldener Rahm würde lächerlich sein, ich hatte die Idee, das Ganze als einen Schild zu behandeln, in dessen Mitte der würdige Imper. Achilles eingesetzt ist, finde aber überall Widerspruch, Unverstand und ungeheuere Forderungen. So kommt es, daß dieser Auftrag noch nicht besorgt ist. — Wie viel wollen Sie circiter an diese Sache wenden? Sie erhalten von mir noch 4 Friedrichsd’or und 4 rth Courant oder überhaupt 26 rth Cour. Gezahlt habe ich jetzt 22 ” ” Bleiben noch 4 ” ” über die ich zu disponieren bitte.
Im Helyot sind die wunderlichsten Mönche und Nonnen abgebildet, der Text scheint mir aber ziemlich oberflächlich und steril zu sein.
Beide, Hitzig und ich, sind an den Prometheusfelsen, der wie ein Haus aussieht und am Ende der Markgrafenstraße angebracht ist, angeschmiedet, daher gibt es leider keine Feiertage für uns, die wir zu einem Ausfluge nutzen könnten. —
Kommen Sie fein bald nach Berlin und schauen Sie den vortrefflichen Devrient-Falstaff! — Gestern wurde der prächtige Heinrich zum zweiten Mal bei vollem Hause und vor teilnehmenden Zuschauern wiederholt. —
Meine Galle, durch die Unarten und Unziemlichkeiten des Schauspielervolks erregt, sprütze ich aus in einem langen Gespräch zweier Schauspieldirektoren, das schon durch vier Stücke des dramaturgischen Wochenblatts geht und viel Tumult erregt! — Brühl ist molto contento — Fischer kommt übel weg! — Lustig ist’s daß mir unwillkürlich ein Lazzo entschlüpft ist — Jene Herren unterscheide ich nach ihren Röcken, der Braune , der Graue , nun ist das aber abgekürzt gedruckt, der Br., der Gr., das Volk liest daher zu seiner Lust, der Br-ühl, der Gr-af — ohe iam satis! — Wenn Sie nach 6 kommen, sollen Sie über das tolle Zeug 5 3 / 7 ; Minuten lachen.
Von ganzem Herzen
Ihr getreulichst ergebener
Hoffmann
B., den 3. April 1817.
Gestern hat Jahn seine letzte Vorlesung gehalten, mithin für dieses Mal auskrakelt.
⟨3. September 1817.⟩
Devrient wüscht sehnlichst mit Ihnen, teuerster Baron! einige Worte über den zweiten Teil Heinrich IV zu sprechen. Am besten ist es denk‘ ich daß wir zusammen bei Dallach essen. Punkt 3 Uhr werd ich mich mit Devrient auf jeden Fall bei Dallach einfinden und sind Sie nicht versagt, so werden Sie gewiß auch wohl wie gewöhnlich speisen — so wird das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden!!
Hoffm
d. 3. 7br 17
postm. 1¾ Uhr
⟨Berlin, 15. Oktober 1817.⟩
Anliegend teuerster Baron! sende ich Ihnen den fabelhaften KuckkastenMann dessen vollendete Zeichnung zum Stich sich bereits in Reimers Händen befindet.
Er will diesmal alles sehr schön machen lassen (nehmlich Reimer) und ist mit den Zeichnungen zufrieden. —
Haben Sie nur die Güte Ihr Märchen mir recht bald zu senden.
Vale faveque!
Berlin
D. 15 Oktobr 17.
Der Ihrigste
Hoffm
Berlin, den 10. November 1817.
Ihr hübsches Märchen, teuerster Baron! ist richtig eingelaufen und sogleich Reimern eingehändigt, der gewaltig aber langsam daran drucken läßt. Die Bilder sind diesmal dem Kupferstecher allerliebst geraten, R〈eimer〉 findet aber für gut, sie durch Farbenkleckserei verderben zu lassen. Contessa fährt diesmal hoch daher mit Abenteuern, für Kinder möchte das Märchen nicht eben sein, aber es ist herrlich und lebendig erzählt. Dagegen wundere ich mich selbst diesmal über meine Unschuld und Frömmigkeit — kurz! — wir haben alle die Rollen gewechselt und daher ist es billig, daß wir auch in verkehrter Ordnung erscheinen. H〈offmann〉 — C〈ontessa〉 — F〈ouqué〉 — .
Muß ich denn nicht mit Liebe alles komponieren, was ich von Dir, hoch und wohlgeborner Wallborn! zum komponieren erhalte? — Sind es nun Opern, Festspiele, Geburtstags-und HochzeitsCarmina: alles egal! —
Schon einmal sprach ich mit Ihnen teuerster Baron darüber, ob Sie nicht durch Perthes oder sonst Einleitungen machen könnten, unsere Undine auf die Hamburger Bühne zu bringen? — Teuer wollen wir nicht sein, etwa 20 höchstens 25 Friedrichsd’or denk ich. — Leiten Sie die Sache doch gefälligst ein .
Leben Sie wohl teuerster Baron!
Unwandelbar Ihr getreuester
Hoffmann.
Die Breidenst. Lieder sind ganz ordinaire, wie es deren Millionen gibt ohne Würze — ohne Geschmack.
Berlin, den 15 t Julius 1819.
Den linken Fuß schon aufgehoben, um in einen kleinen französischen Reisewagen zu steigen, der mich nebst meiner Frau mittelst vorgespannter Pferde ins schlesische Gebürge bringen soll, sage ich Ihnen noch, verehrtester Baron! daß der Doktor Atterbom bei mir gewesen ist und mich ungemein witzig gefunden hat!! —
Der Olaf ist ein herrliches Sujet, das Sie ja nicht fallen lassen müssen, indessen möchte es doch zur reinen Opera seria zu bunt werden und jenes entsetzliche genus der Klugsch〈…〉 würde sagen, die Undine habe sich in eine Dryas umgesetzt! — Gewiß kommen Sie, teuerster Baron! im Spätherbst oder Winter nach Berlin, da wollen wir unsere Opera seria recht ordentlich besprechen. — Zwei oder drittehalb Monat will ich mich in Schlesien und Böhmen umhertreiben und mich dabei rein waschen von allen kammergerichtlichen und schriftstellerischen Sünden! — Woldermann hat mir den gutgemeinten und sehr ausführbaren Rat gegeben, an gar nichts zu denken , das heitere ungemein auf, er wisse das aus eigner Erfahrung! —
Meine Frau, die ausnehmend vergnügt ist, aus dem staubigten Berlin einmal herauszukommen, empfiehlt sich Ihrer Güte und Freundschaft angelegentlichst.
Haben Sie etwa ein gutes Fernrohr, so bitte ich den 30 t Julius, Morgens 11 Uhr, nach der Schneekoppe zu schauen, ich werde nicht verfehlen, Ihnen einen freundlichen guten Morgen zuzuwinken!
Ihr innigst ergebener
Hoffmann.