Serapions-Brüder
In den Werkinterpretationen finden Sie einen ausführlichen Beitrag zu den Serapions-Brüdern von Claudia Liebrand.
Nußknacker und Mausekönig ist möglicherweise das unterschätzte Märchen Hoffmanns.[1] Es gilt in der Forschung weithin als »gelungenes und heiter unkompliziertes Werk«.[2] Möglicherweise ist das der Grund, warum der Forschungsstand zum Nußknacker vergleichsweise klein ist. Auf den ersten Blick scheint diese Einschätzung durchaus zu stimmen; besonders, wenn man es mit komplexen Märchen wie dem Goldenen Topf oder Klein Zaches genannt Zinnober vergleicht. Dennoch bemerkt man bei intensiver Beschäftigung mit dem Nußknacker, dass er trotz seiner kindlichen Heiterkeit keinesfalls literarisch trivial ist. Im Text lässt sich eine verschachtelte Struktur erkennen, die einerseits für das Textverständnis von zentraler Bedeutung ist, und andererseits die Frage aufwirft, ob es sich bei aller narrativer, struktureller und inhaltlicher Komplexität noch um ein ›Kinder-Märchen‹ handelt.
Stefanie Junges, Dr. des., geb. 1986, studierte Erziehungswissenschaft und Germanistik in Bochum, Promotion 2018 zu »Oszillation als Strategie romantischer Literatur«; 2015-2018 Stipendiatin der Stiftung Bildung und Wissenschaft. Lehrbeauftragte am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft).
(→ Forscherinnenprofil)
An Heiligabend warten die Kinder des Medizinalrats Stahlbaum, Marie, Fritz und Luise, auf den Einlass in das »Prunkzimmer«[3] und die anstehende Bescherung. Die Ankunft des sonderbaren, aber doch geliebten und handwerklich-künstlerisch begabten Paten Droßelmeier weckt derweil bei den Kindern die größten Hoffnungen. Unter den prachtvollen Gaben befindet sich neben einem Fuchs, Husaren, Büchern, Kleidern und Puppen sowie des »herrliche[n] Schoß[es] mit vielen Spiegelfenstern und goldnen Türmen«[4], das der Pate beschert hat, auch ein Nußknacker, den die Protagonistin Marie sogleich lieb gewinnt.
Da Marie ein »frommes vernünftiges Kind«[5] ist, erlaubt die Mutter ihr, als alle zu Bett gehen, länger wach zu bleiben und mit den neuen Puppen zu spielen. Als die große Uhr Mitternacht schlägt, beobachtet sie jedoch allerlei »Wunderdinge«[6] – alle Spielzeuge erwachen zum Leben und es ereignet sich eine Schlacht zwischen den Puppen, Pfefferkuchen sowie Husaren, angeführt vom tapferen Nußknacker, und der Armee des garstigen Mausekönigs. Die Schlacht wird nur dadurch beendet, dass Marie verzweifelt ihren Schuh auf den Mausekönig wirft. Erschöpft von der Aufregung taumelt sie rückwärts in die Spielzeug-Vitrine und verletzt sich den Arm am Glas. Als sie am nächsten Tag wieder zu Bewusstsein kommt, hört sie den Chirurgus Wendelstern mit dem Vater über ihr »Wundfieber«[7] sprechen, während die Mutter berichtet, wie sie Marie nachts ohnmächtig und blutend auf dem Boden liegend fand, umgeben von Spielzeugen, Süßigkeiten, ihrem Schuh und dem Nußknacker, der auf ihrem Arm lag.
Das Märchen von der harten Nuß
Um die Patientin aufzumuntern, stattet Pate Droßelmeier Marie in den folgenden Tagen Besuche ab, bei denen er ihr, Fritz und der Mutter in drei Etappen das Märchen von der harten Nuß erzählt: Das Märchen handelt vom Arkanisten und Hofuhrmacher »Christian Elias Droßelmeier«[8], der zu Hilfe gerufen wird, um die von der bösen Frau Mauserinks verzauberte Prinzessin Pirlipat von ihrem Fluch zu befreien.
Frau Mauserinks, die Königin der Mäuse, drohte der Mutter Pirlipats, ihre hübsche Tochter zu zerbeißen, sollte sie sie und ihre Verwandtschaft nicht weiterhin mit gutem Speck aus der königlichen Küche versorgen. Der König befiehlt daraufhin, die Mäuse zu fangen und zu töten, weshalb Frau Mauserinks Rache an der Prinzessin nehmen will. Zu ihrem Schutz werden, einer Prophezeiung des Hofastronomen folgend, Wärterinnen um die Wiege der Prinzessin platziert, die jeweils eine Katze auf dem Schoß haben. Doch Frau Mauserinks gelingt es, in das Zimmer einzudringen und die Prinzessin in eine Nußknacker-Puppe zu verwandeln.
Der König beauftragt Droßelmeier, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Droßelmeier erstellt gemeinsam mit dem Hofastronom ein Horoskop, das besagt, dass die Prinzessin, um aus ihrer Verzauberung befreit zu werden, »nichts zu tun hätte, als den süßen Kern der Nuß Krakatuk zu genießen«[9], der ihr von einem unrasierten Jüngling, »der niemals Stiefeln getragen«[10], blind gereicht werden müsse. Nach langer Suche finden der Arkanist und der Astronom sowohl die Nuß als auch den geeigneten Jüngling bei Droßelmeiers Bruder in Nürnberg. Bei dem Befreiungsversuch wird zwar die Prinzessin entzaubert, doch der Jüngling stolpert und wird seinerseits in einen Nußknacker verwandelt, weshalb Pirlipat ihn aufgrund seiner Hässlichkeit als Bräutigam verschmäht.
Das »Puppenreich«
Im Anschluss an das Märchen hält Marie die Geschichte des Paten für wahr und versucht, den Fluch des Nußknackers aufzuheben. Sie opfert zu diesem Zwecke all ihre Süßigkeiten dem erpresserischen Mausekönig, der sie des nachts immer wieder aufsucht und ihr droht, andernfalls den geliebten Nußknacker zu zerbeißen. Der Nußknacker besiegt jedoch in einem finalen Kampf den Erzfeind und führt Marie zum Dank für ihre Loyalität und Verluste durch einen Pelzärmel im Kleiderschrank in das »Puppenreich«.[11] Dort reisen sie über die »Kandiswiese« durch die »Studentenfutterpforte«[12] und anderen süßen Orten wie »Pfefferkuchenheim« in der Nähe des »Limonadenstroms«[13] Richtung der Hauptstadt ins Marzipanschloss. Dort angekommen, nehmen die königlichen Schwestern des Nußknackers Marie in ihre Reihen auf, um ihr dafür zu danken, dass sie sein Leben gerettet hat.
Marie berichtet ihrer Familie von ihren nächtlichen Erlebnissen, die sie sogleich für eine Träumerin halten, doch sie hält an ihrer Überzeugung fest. Zum Schluss des Märchens stellt der Pate Droßelmeier der Familie Stahlbaum seinen Neffen vor, der erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Nußknacker besitzt. Marie und der junge Droßelmeier verloben sich und es bleibt unklar, inwiefern es sich dabei um den entzauberten Nußknacker handelt.
Hoffmanns Märchen Nußknacker und Mausekönig, das er im November 1816 schrieb, wurde zwei Mal veröffentlicht. Die Erstpublikation erfolgte im selben Jahr in den von Contessa, Fouqué und Hoffmann herausgegebenen Kinder-Mährchen, die Georg Reimers Realschulbuchhandlung rechtzeitig vor Weihnachten auf den Markt brachte. Neben Hoffmanns Nußknacker beinhalten die Kinder-Märchen Contessas Gastmahl sowie Fouqués Die kleinen Leute.[14] Im darauffolgenden Jahr erschien ein »Zweites Bändchen«[15], das unter anderem Das fremde Kind enthält. Der Nußknacker-Text wurde anschließend, wie auch später Das fremde Kind, nach nur wenigen redaktionellen Veränderungen im ersten Band der Serapions-Brüder (1819), ebenfalls bei Reimer, erneut veröffentlicht.[16]
Die Wiederveröffentlichung innerhalb der Serapions-Brüder ermöglicht einen besonderen Blick auf die zeitgenössische Rezeption, da das Märchen schon binnenfiktional besprochen wird und somit einen Teil der Kritik aufgreift bzw. antizipiert. Das Rahmengespräch zwischen Theodor, Lothar, Ottmar und Cyprian befasst sich im Wesentlichen mit der Frage, wie ›kindgerecht‹ das Märchen ist.[17] Schon die Einbindung in den Rahmenzyklus ermöglicht dem Leser also, unterschiedliche Aspekte und Motive mit bestimmten Deutungsansätzen miteinander zu verknüpfen.[18]
In den Werkinterpretationen finden Sie einen ausführlichen Beitrag zu den Serapions-Brüdern von Claudia Liebrand.
Eine im April 1817 in der Jenaer Allgemeinen Literatur-Zeitung erschienene Rezension greift diese Frage ebenfalls auf und verdeutlicht damit, dass Hoffmann hinsichtlich dessen, was man als für Kinder angemessene literarische Stoffe betrachtet hat, »gegen gängige Vorstellungen seiner Zeit«[19] verstieß. Vor dem Hintergrund der zeitgenössischen pädagogischen Konzepte lässt sich anhand der Kritik am Nußknacker ein Umdenken hinsichtlich des Verständnisses von Kind und Kindheit und demnach auch, was als ›kindgerecht‹ zu erachten sei, nachvollziehen.
Bearbeitungen des Stoffes
Bis heute handelt es sich bei Hoffmanns Text um eines der beliebtesten Kindermärchen, was die zahlreichen Adaptionen und Transformationen belegen. So dient das Theaterstück Die Geschichte eines Nussknackers (Histoire d’un noisette-casse, 1845) von Alexandre Dumas d. Ä., der den Stoff darin verkindlicht, als Vorlage für Pjotr Iljitsch Tschaikowskis berühmtes Ballett Der Nußknacker (Uraufführung 1892 in Sankt Petersburg). Neben vielfach illustrierten Kinderbuch-Auflagen des Märchens lassen auch zahlreiche Verfilmungen auf seine Beliebtheit schließen. Zuletzt verfilmte Walt Disney 2018 das Märchen aufwändig in Der Nussknacker und die vier Reiche (The Nutcracker and the Four Realms) mit Starbesetzung wie Keira Knightley, Morgan Freeman und Helen Mirren, entfernt sich dabei inhaltlich jedoch weit von der ursprünglichen Nußknacker-Handlung.
In diesem Blog-Beitrag finden Sie den Anfang des Märchens als Hörfassung, unterlegt mit Ausschnitten aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Ballett Der Nussknacker (1892).
Ansprache des Lesers und Zuhörers
Neben der Einbettung des Nußknackers in die Rahmenhandlung der Serapions-Brüder ist auch das Märchen selbst narratologisch und strukturell interessant. Wie es für Hoffmanns Texte im Allgemeinen typisch ist, spricht auch im Märchen der Erzähler die Leser direkt an. Im Vergleich zu seinen sonstigen Ansprachen gehen diese im Nußknacker mit einer fiktionalen Repräsentation der kindlichen Rezipienten einher, wenn der Erzähler »[s]eine aufmerksame Zuhörerin Marie!«[20] oder »[s]ein[en] kriegserfahrene[n] Zuhörer Fritz«[21] direkt adressiert. Auch an anderer Stelle zeigt sich die zielgerichtete Ansprache, die eine identifikatorische und pädagogische Intention nahelegt: »Ich wende mich an Dich selbst, sehr geneigter Leser oder Zuhörer Fritz – Theodor – Ernst – oder wie Du sonst heißen magst«.[22] Durch die Ansprache des Lesers und Zuhörers belegt der Erzähler ein Bewusstsein über die Umstände der Textrezeption: ältere Kinder, die das Märchen eigenständig lesen, oder aber jüngere, die es vorgelesen bekommen. Auch die immer wiederkehrende förmliche Ansprache an den »sehr geehrte[n] Leser« impliziert, dass auch die erwachsenen Rezipienten fiktional in das Rezeptionsgeschehen inkludiert werden.
Märchen ist ähnlich einer Nuss aufgebaut
Die vermeintlich einfache Kapitelstruktur des Nußknackers belegt bei näherer Betrachtung eine dynamische Verwebung von Form und Inhalt. Das in 14 Kapitel unterteilte Märchen weist selbst, passend zum Titel und zur Handlung, die Struktur einer Nuss auf.[23] Die ersten sechs und die letzten fünf Kapitel rahmen – wie eine Nussschale ihren Kern – das in drei Fortsetzungen erzählte Märchen von der harten Nuß. Nicht nur symbolisiert damit die Struktur des Binnenmärchens seinen Inhalt, sondern es bildet – sofern man sich für diese Lesart entscheidet – die Vorgeschichte der Nußknacker-Handlung und somit im doppelten Sinne seinen ›Kern‹.
Aufzählung der Kapitelüberschriften
Die Kapitel im Überblick: »Der Weihnachtsabend«, »Die Gaben«, »Der Schützling«, »Wunderdinge«, »Die Schlacht«, »Die Krankheit«, »Das Märchen von der harten Nuß«, »Fortsetzung des Märchens von der harten Nuß«, »Beschluß des Märchens von der harten Nuß«, »Onkel und Neffe«, »Der Sieg«, »Das Puppenreich«, »Die Hauptstadt«, »Beschluß«.
Dreiteilung des Märchens
Das Märchen von der harten Nuß nimmt nicht nur innerhalb des Nußknackers eine – wortwörtlich – zentrale Stellung ein, sondern ist auch für sich genommen narrativ und strukturell besonders. Das Märchen, das vom Paten Droßelmeier erzählt wird, wird durch dieses Setting zum binnenfiktionalen seriellen Erzählen und potenziert damit auf der intradiegetischen Erzählebene (bzw. der metadiegetischen, wenn man die Rahmenhandlung berücksichtigt) die Einbettung in das ebenfalls serielle, rahmenzyklische Erzählen der Serapions-Brüder – so wie es nicht nur strukturell eine Nuss repräsentiert, sondern inhaltlich zugleich die Nußknacker-Handlung fortführt als auch vorbereitet.
Droßelmeier erzählt an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Geschichte von der Prinzessin Pirlipat und ihrer Verzauberung – ein Umstand, der der Tradition der Märchentrias Tribut zu zollen scheint. Während der erste Teil die Vorgeschichte um die Königsfamilie und den Konflikt mit Frau Mauserinks darlegt, bereitet er damit nicht nur die Fortsetzungen des Märchens vor, sondern auch die Ausgangssituation für den Nußknacker (diese Lesart wird zumindest schon dadurch nahegelegt, dass der Pate Droßelmeier sein fiktionales Alter Ego eine zentrale Rolle im Binnenmärchen spielen lässt; er suggeriert damit, seine eigene Geschichte zu erzählen). In der Fortsetzung des Märchens berichtet der Pate den Kindern, wie es Frau Mauserinks gelingt, die kleine Pirlipat in einen Nußknacker zu verwandeln, und welche Anstrengungen unternommen werden, um sie aus dieser Verzauberung zu befreien. Der letzte Teil des Binnenmärchens weist dabei eine Zeitraffung auf: Fünfzehn Jahre, nachdem sich der Arkanist Droßelmeier und der Hofastronom auf die Suche nach der Nuß Krakatuk gemacht haben, kehren sie nach Nürnberg zurück und finden dort sowohl die Nuß als auch den gesuchten Jüngling.
Erzählebenen
In der Erzähltheorie wird zwischen drei Erzählebenen unterschieden: Die höchste Erzählebene, auf der die Rahmenhandlung stattfindet, wird als extradiegetisch (lat. extra ‚außerhalb von‘, altgr. diegesis ‚Erzählung, Erörterung, Ausführung‘) bezeichnet. Erzählungen innerhalb der extradiegetischen Ebene heißen intradiegetisch (lat. intra ‚innerhalb von‘) und Erzählungen innerhalb der intradiegetischen Ebene metadiegetisch (altgr. meta ’nach, hinter‘).
Beispiel: Wenn Nußknacker und Mausekönig die Rahmenerzählung (also die extradiegetische Ebene) ist, so steht das Märchen von der harten Nuß auf der intradiegetischen Ebene, weil es eine Erzählung innerhalb der Haupterzählung ist. Ebenso könnte man aber die Rahmenhandlung der Serapions-Brüder als extradiegetische Ebene auffassen, sodass der Nußknacker die intradiegetische Ebene und das Märchen von der harten Nuß die metadiegetische Ebene bildet.
›Happy End‹?
Entgegen der üblichen Märchentradition, in der der Held drei Aufgaben erfolgreich absolvieren muss, um sein ›Happy End‹ zu finden, bereitet der dritte Teil kein glückliches Ende vor. Doch genau durch diesen Bruch mit der Märchentradition gelingt es, die Handlung des Binnenmärchens als Vorgeschichte an den Nußknacker anzugliedern. Den glücklichen Ausgang der Geschichte, den die Prinzessin Pirlipat in ihrer Oberflächlichkeit verweigert, kann nun die tugendhafte Marie ihrem Nußknacker bescheren.
Dabei sei auf zwei Auffälligkeiten hingewiesen: Die Verzauberung Pirlipats, die am Ende der Neffe Droßelmeier selbst erleidet, spiegelt einerseits hier nicht die Handlung des Nußknackers wider, sondern der Nußknacker wiederholt – versteht man das Märchen von der harten Nuß als Vorgeschichte – die Handlung des Binnenmärchens. Das dynamische Wechselverhältnis zwischen extra- und intradiegetischer Ebene[24] in Nußknacker und Mausekönig erhält dadurch eine zyklische Struktur – und legitimiert somit die Frage, ob das Märchen ›kindgemäß‹ ist. Andererseits erscheinen die Titel der Kapitel besonders auffällig. Während die Überschriften der Kapitel auf der extradiegetischen Ebene auf den Inhalt verweisen, pointieren die Peritexte des Binnenmärchens die innerhalb der Nußknacker-Handlung beschriebene Erzählsituation: Das Märchen, seine Fortsetzung und sein Beschluß. Auch hier lassen sich strukturelle Parallelen zwischen Märchen und Binnenmärchen erkennen: Auch die Handlung um die Protagonistin Marie wird erzählt, vom Binnenmärchen unterbrochen, fortgesetzt und beendet.
Die gesamte Handlung des Nußknackers wird durch den personalen Erzähler aus der kindlichen Perspektive der siebenjährigen Marie geschildert und durch verschiedene Erklärungsmodelle anderer Figuren konterkariert.[25] Dabei lässt sich anhand des Figurentableaus nachvollziehen, inwiefern eine (durch die Eltern und Luise repräsentierten) aufgeklärt-bürgerliche Welt einem wunderbaren Reich gegenübergestellt wird. Die beiden Kinder Fritz und Marie sind, ganz in Hoffmann’scher Manier, durch ihr kindlich-unschuldiges Gemüt in der Lage, die Wunderdinge in der Welt erkennen zu können. Der mysteriös und kauzig erscheinende Pate Droßelmeier und sein Neffe scheinen zwischen diesen beiden ›Lagern‹ zu stehen, da sie als Doppelidentitäten beiden Welten anzugehören scheinen. Diese Grundbedingung, nämlich der Umstand, dass sich zwei Welten gegenüber stehen und einige Figuren beiden angehören, erzeugt erneut eine textimmanente Ambivalenz und somit die Möglichkeit der Oszillation zwischen Wunderbarem und Rationalem – nicht zuletzt auch deshalb, da sich die divergenten Standpunkte innerhalb einer als Einheit zu begreifenden Familie unvereinbar gegenüberstehen.[26]
Marie
Die beiden jüngsten Kinder der Familie Stahlbaum stehen im Zentrum der weihnachtlichen Geschichte. Marie rückt dabei als Protagonistin deutlicher im Fokus als Fritz, da das gesamte Geschehen vornehmlich aus ihrer Perspektive geschildert wird. Betrachtet man das Figurentableau, stehen beide Kinder abseits der restlichen Familie und dem Paten Droßelmeier. In ihrer kindlichen Naivität, wie es aus der Sicht des Lesers aber auch der Eltern erscheint, liegt die Fähigkeit verborgen, die Wunderdinge in der aufgeklärten Alltagswelt erkennen zu können. Die Kinder sind somit die einzigen aus dieser aufgeklärten, bürgerlichen Familie, die sich nicht vor dem Wunderbaren verschließen.
Maries Aufgeschlossenheit rührt nicht zuletzt von ihrem kindlichen Wesen und ist somit mit ihrem biologischen Alter sowie mit ihrer Fähigkeit verknüpft, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Weil sie ein siebenjähriges Kind ist, spielt sie mit ihren Puppen und anthropomorphisiert ihr Spielzeug.[27] Damit zeigt sich nicht nur ein altersgemäßes Verhalten Maries, sondern auch, inwiefern Hoffmanns Märchen zeitgenössische Pädagogikkonzepte verhandelt: Maries fürsorglicher Umgang mit ihren Puppen erweist sich als Ausdruck einer geschlechtsspezifischen Erziehung und Sozialisation, die sie auf ihre spätere Mutterrolle vorbereitet.[28] Bei Fritz lassen sich die gleichen Tendenzen erkennen. Auch er spielt – geschlechtsspezifisch sozialisiert – mit seinen Husaren und anthropomorphisiert diese.[29]
Maries Wahrnehmung der Innen- und Außenwelt
Im Gegensatz zu ihrem Bruder erstreckt sich Maries Phantasie jedoch nicht allein auf das Spiel mit ihren Puppen, sondern sie zieht sich zunehmend in ihre eigene wunderbare Welt zurück bis Innen- und Außenwelt ineinander übergehen.[30] Als sie am späten Weihnachtsabend zunächst meint zu bemerken, wie der Nußknacker Lebenszeichen von sich gibt, versucht sie, noch deutlich in der bürgerlichen Sphäre verankert, sich selbst zur Vernunft zu rufen[31], bevor sie letztlich doch »in ihr Inneres zieht: zur visionären Schau jener Wunderwelt«.[32]
Zunächst bleibt unklar, ob die nächtlichen, wunderbaren Ereignisse sich tatsächlich zugetragen haben oder nur das Produkt ihrer Einbildung sind. Dadurch entsteht die für Hoffmann so typische Ambivalenz.[33] Marie wird – ob nun tatsächlich oder in ihrer Phantasie – in das wunderbare Geschehen hineingezogen und hält ihre Erlebnisse für wahr. Diese Tendenz wird insbesondere durch den Paten Droßelmeier und das von ihm erzählte Märchen von der harten Nuß befördert und ist daher nicht zwangsläufig ein Indiz für eine psychopathologische Erscheinung, sondern könnte auch als Manipulationsversuch des Paten gewertet werden, damit Marie den Nußknacker aus seinem Bann befreit.[34] Somit ließe sich das Wunderbare im Nußknacker als »Tremendum«[35] verstehen, da es Marie aus der jenseitigen Welt abhole.
Fritz
Maries älterer Bruder Fritz, der dem Wunderbaren nicht grundsätzlich verschlossen gegenüber steht, ist selbst allerdings nicht in der Lage, es mit eigenen Augen zu sehen; ihm gelingt die Transzendenz in die wunderbare Sphäre nicht vollständig.[36] Dieser Umstand kann sowohl durch den Handlungsverlauf bestimmt sein – Marie als Beschützerin des Nußknackers, die allein um Mitternacht Augenzeugin des Szenarios wird – als auch dafür sprechen, dass es sich lediglich um innere Visionen Maries handelt.
Trotz allem lässt er sich ebenfalls auf das Märchen von der harten Nuß ein und zweifelt zunächst nicht an seinem Wahrheitsgehalt. Als Marie ihrem Bruder und ihrer Familie jedoch erneut von ihren nächtlichen Beobachtungen erzählt, wird sie von allen ausgelacht, außer vom Paten und Fritz[37], der sich jedoch später schließlich von seiner Schwester abwendet.[38] Dieses Verhalten erscheint paradox, da er Marie zuvor bedingungslos geglaubt hat. Fritz‘ Verhalten wird stark durch die An- bzw. Abwesenheit der ›aufgeklärten‹ Eltern beeinflusst.[39] Obwohl er sich also in Gegenwart der Eltern ihrer bürgerlich-prosaischen Meinung anschließt, ist er in seiner kindlichen Art dennoch in der Lage, sich auf das Wunderbare einzulassen, ohne zweifelsfrei mit der Gabe des ›richtigen Sehens‹ ausgestattet zu sein, die in Hoffmanns Texten oftmals eine bedeutende Rolle spielt.
Pate Droßelmeier als Alter-Ego Hoffmanns
Die wohl schillerndste Figur des gesamten Märchens ist der Pate Droßelmeier, in dem viele Forscher ein Alter-Ego Hoffmanns erkennen.[40] Er und sein Neffe, der Nußknacker, sind die dem magischen Reich zugehörigen Figuren des Textes und besitzen damit duale Identitäten. Sie verbinden als Figuren die Märchenhandlung mit dem erzählten Binnenmärchen und sind ursprünglich im Puppenreich verwurzelt.
Der Pate Droßelmeier ist unzweifelhaft eine mysteriöse Figur, die während des gesamten Handlungsverlaufs nicht eindeutig entschlüsselt wird.[41] Dass der Pate Droßelmeier jedoch nicht einfach Obergerichtsrat ist, sondern es mit ihm eine andere Bewandtnis haben muss, wird schnell deutlich. Seine Identität lässt sich nicht auf die bürgerliche Sphäre begrenzen. Nachdem er das Märchen von der harten Nuß erzählt hat, ist er – besonders für die Kinder – nicht nur der kauzige, aber talentierte Pate, sondern ein Arkanist, der durchaus mit dem Wunderbaren vertraut ist. Die Beschreibungen des Paten als künstlerischer Mann, der sich auf die Reparatur von Uhren versteht, korrelieren mit der Beschreibung seines Doppelgängers im Binnenmärchen. Auch sein unerklärliches Detailwissen[42] sowie sein kurioses Verhalten – z.B. das Singen des Uhrmacherliedchens[43] – nähren den Verdacht, er bewege sich mit einer doppelten Identität zwischen den Sphären.
Alter Ego
lat. ‚anderes Ich‘; eine Person, die Ähnlichkeiten mit mir aufweist. In diesem Fall hat Hoffmann in der Figur des Paten Droßelmeier einige Eigenschaften von sich selbst verarbeitet. Ein weiteres Beispiel für das Alter-Ego-Motiv ist der Kapellmeister Johannes Kreisler.
Der Pate hat im Märchen nur wenige Auftritte, ist aber zugleich omnipräsent und damit als Figur nur schwer zu fassen.[44] Hierin erkennen einige Forscher die Bestätigung für die These, dass es sich beim Paten um den geheimen ›Spielleiter‹ des Nußknackers handele.[45] Begreift man das Märchen von der harten Nuß als Vorgeschichte zur Handlung, so lässt sich sogar Droßelmeiers Status als geheimer Initiator belegen – ein narrativer Kniff, der sich auch in anderen Texten Hoffmanns findet (z.B. in Die Irrungen/Die Geheimnisse[46]).
Der Nußknacker
Wie der Pate hat auch der Nußknacker eine duale Identität. Zum einen ist er der verzauberte Nußknacker, der am Weihnachtsabend unter Maries Schutz gestellt wird. Zum anderen ist er der Neffe Droßelmeiers und, so verdeutlicht es das Ende des Märchens, sogar der Prinz des Puppenreichs.[47] Sein Wesen ist, abgesehen von der Doppelexistenz, durch die er zwei Weltsphären angehört, homogen und harmonisch. Er ist ein galanter Jüngling, der Marie stets seine Treue beweist und der, außer seiner Verzauberung, keine ambivalenten Charakterzüge aufweist. Obwohl er als Neffe aus Nürnberg aus der bürgerlichen Sphäre zu stammen scheint, gehört er als Prinz des Puppenreichs der Welt des Wunderbaren an. Jedoch geht mit dieser doppelten Verankerung in zwei Welten und der doppelten Identität kein ›psychischer Dualismus‹ einher. Der Nußknacker stellt für Marie den Zugang zu dieser Welt dar und ist scheinbar die einzige Figur, die die Welten ohne Hilfe in beide Richtungen übertreten kann.[48] Nicht nur, dass er damit als einziger uneingeschränkten Zugang zu beiden Welten hat, er wird dadurch zum Knotenpunkt für Paratexte, Binnenmärchen und die eigentliche Märchenhandlung.[49] Dennoch bleibt er als Figur vergleichsweise flach.
Das Märchen stellt gleich zu Beginn die gesamte Familie Stahlbaum vor, die dem bürgerlichen Stand angehört – entsprechend den im 18. und 19. Jahrhundert üblichen Familienstrukturen ist die Mutter mit der Erziehung der Kinder beauftragt, während der Vater als Medizinalrat ein angesehener Bürger ist.[50] Dabei gehört die Familie nicht lediglich durch die berufliche Stellung des Vaters dem gehobenen Bürgertum an, sondern sie repräsentiert auch die geistigen Prinzipien ihres Standes.[51]
Erziehungskonzepte der Eltern
Die Eltern zeigen einen überaus liebevollen, aber durchaus auch maßregelnden Umgang mit ihren Kindern. Dies zeigt sich beispielsweise, als Marie den Vater fragt, wem der Nußknacker gehöre. Der Vater teilt mit, dass es ein gemeinschaftliches Geschenk für die Kinder sei, nimmt ihn »behutsam vom Tische«[52], zeigt Marie, wie er zu benutzen ist, und überträgt ihr die Verantwortung für das neue Geschenk. Als Fritz den Nußknacker jedoch beschädigt, greift der Vater zu einer erzieherischen Maßnahme: Er beschämt seinen Sohn, indem er ihn ermahnt, »als guter Militair sollte er doch wohl wissen, daß man Verwundete niemals in Reihe und Glied stellt«.[53] Als Vertreter einer auf Verstand fußenden Gesellschaftsschicht empfindet er Maries ›Gerede‹ über das Puppenreich und den verwunschenen Nußknacker als das Produkt ihrer regen Phantasie und versucht, seine Tochter durch das Androhen von Sanktionen wieder zur Vernunft zu bringen.
Die Mutter Stahlbaum
Auch die Mutter Stahlbaum entspricht ihrer bürgerlichen Rolle als Vorsteherin des Hauses.[54] Sie beschwichtigt ihren Gast Droßelmeier, als dieser sich über die Ignoranz der Kinder ärgert, nachdem sie schnell das Interesse an seinem Geschenk verlieren, und begegnet ihren Kindern mit liebevoller Disziplin. Sie erlaubt Marie am Weihnachtsabend, länger wach zu bleiben, und umsorgt ihre kranke Tochter hingebungsvoll; zugleich ist aber voller Sorge und mahnt: »Sprich nicht solch albernes Zeug, liebe Marie«.[55] Obwohl sie mit ihrer Schilderung der nächtlichen Ereignisse das Geschehen der Schlacht und damit Maries Perspektive zu bestätigen scheint[56], versucht sie zugleich, ihre Beobachtung zu rationalisieren. Marie sei demnach etwas schläfrig gewesen und könne durch die Verletzung an Wundfieber leiden; die Mutter erweist sich somit erneut als Repräsentantin des aufgeklärten Bürgertums.
Die ältere Schwester Luise
Die ältere Schwester Luise nimmt im gesamten Märchen eine marginale Stellung ein. Ihre wenigen Auftritte lassen jedoch darauf schließen, dass sie von den jüngeren, kindlichen Geschwistern abzugrenzen und der bürgerlich-prosaischen Sphäre zuzurechnen ist, wenn sie beispielsweise das ›kindische‹ Verhalten ihrer jüngeren Geschwister tadelt.[57] Dass sie besonders der Mutter folgt, zeigt sich, wenn sie ebenfalls in das Gelächter über Maries Berichte einstimmt. Im Gegensatz zur Mutter wird bei ihr jedoch nicht deutlich, ob sie sich aus Überzeugung oder Gehorsam den Positionen der Eltern anschließt.
Die gesamte Familie Stahlbaum ist derart in der bürgerlichen Realität verhaftet, dass sie Maries Geschichten für Kinderpossen oder das Ergebnis des Wundfiebers erachten.[58] Die Eltern und die ältere Schwester Luise sind als bürgerlich-prosaische Einheit zu begreifen, die den Figuren, die für das Wunderbare empfänglich sind, gegenüberstehen und ihre Aussagen rationalisieren. Die Rollenverteilung in der Familie ermöglicht also die Ambivalenz des Märchens, da durch die divergenten Standpunkte erst eine Polyperspektivität und somit das Fluktuieren zwischen zwei Welten möglich wird.
Fantasie und Realität
Die Rationalisierungsversuche der ›Aufgeklärten‹ sowie die Perspektivierung des Geschehens befördern die Ambivalenz des Nußknackers. Während Märchen sich zumeist dadurch auszeichnen, dass das die wunderbaren Ereignisse unhinterfragt Teil der fiktionalen Figurenrealität sind, verhandeln Hoffmanns Märchen – sowie viele seiner anderen Texte – durch die Gegenüberstellung einer prosaischen und wunderbaren Sphäre die Frage nach dem ›richtigen Sehen‹, also der Figurenwahrnehmung. Schon die Anthropomorphisierung des Nußknackers bzw. das anthropomorphisierende Spiel mit Puppen und Süßigkeiten zeigt, dass Phantasiewelt und Figurenrealität, zumindest in der kindlichen Wahrnehmung, miteinander verschmelzen.
Existiert das Puppenreich?
Die Perspektivierung des Geschehens durch die verschiedenen Positionen der Figuren lässt Zweifel an der Faktizität des Puppenreichs zu. Ausgehend von Maries Verletzung, muss es aus der Sicht der aufgeklärten Eltern ein Wundfieber sein, dass ihr die phantastischen Halluzinationen beschert. Marie hingegen nimmt diese Vermutung zwar wahr, ist aber dennoch in ihrem Glauben nicht erschüttert, denn sie ist sich gewiss, dass die Schlacht stattfand und ihr Nußknacker unverletzt geblieben ist. Obwohl sie weiterhin von der Belebung des Nußknackers überzeugt ist und sich damit nicht der Meinung ihres Vaters anschließt, scheint ihre Wahrnehmung der wunderbaren Ereignisse oftmals getrübt zu sein; aufgrund ihrer Verankerung in der bürgerlichen Welt, der Konfrontation mit den aufgeklärten Erklärungsmustern und der Uneindeutigkeit des Erzählers an entscheidenden Textstellen bleibt ein Restzweifel bestehen.
Der pädagogische Sprachduktus des Erzählers zeichnet sich – weitgehend – durch Neutralität und beinahe konkrete Beschreibungen aus. Besonders im Vergleich zu anderen Märchen und phantastischen Erzählungen Hoffmanns fällt die häufige Verwendung des Indikativs auf; üblicherweise lassen sich interpretatorische Unsicherheiten in Hoffmanns Texten auf den verwendeten Konjunktiv, Verben des Zweifelns und Formeln wie ›es war als ob‹ bzw. anders gesagt: auf den unzuverlässigen Erzähler zurückführen.[59] Auch die steten Leseransprachen an das vermeintlich kindliche Publikum und die Erzählerkommentare scheinen die Faktizität des Wunderbaren zu bezeugen, denn in der Regel verbürgt die Erzählerinstanz die Wahrhaftigkeit des Geschehens. Obgleich also durchaus Zweifel durch die Figuren und den Erzähler gesät werden, lassen sich im Nußknacker (regelrecht untypisch) viele Indizien finden, die die tatsächliche Existenz des Puppenreichs nahelegen.
[1] Vgl. Segebrecht: E.T.A. Hoffmanns Nußknacker und Mausekönig, S. 62f.
[2] Vitt-Maucher: E.T.A. Hoffmanns Märchenschaffen, S. 42.
[3] Hoffmann: Nußknacker, S. 241.
[4] Ebd., S. 245.
[5] Ebd., S. 252.
[6] Ebd., S. 251.
[7] Ebd., S. 263.
[8] Ebd., S. 270.
[9] Ebd., S. 273.
[10] Ebd., S. 274.
[11] Ebd., S. 290.
[12] Ebd., S. 291.
[13] Ebd., S. 293.
[14] Vgl. Heimes: Nußknacker und Mausekönig, S. 287.
[15] Segebrecht: Kommentar zu ›Nußknacker und Mausekönig‹, S. 1339.
[16] Vgl. ebd., S. 1340.
[17] Vgl. exempl. Heimes: Nußknacker und Mausekönig, S. 287f und Segebrecht: Kommentar zu ›Nußknacker und Mausekönig‹, S. 1343f.
[18] Vgl. Vitt-Maucher: E.T.A. Hoffmanns Märchenschaffen, S. 41.
[19] Segebrecht: Kommentar zu ›Nußknacker und Mausekönig‹, S. 1344.
[20] Hoffmann: Nußknacker, S. 251.
[21] Ebd., S. 260.
[22] Ebd., S. 244.
[23] Vgl. Junges: Phantasie als Grenzgang. [30.07.2020]
[24] Bzw. intra- und metadiegetischer Ebene, wenn man die Rahmenhandlung der Serapions-Brüder als extradiegetische Ebene betrachtet. Vgl. Martínez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie, S. 78-83.
[25] Vgl. Paksy: Ein Spiel mit und über Grenzen, S. 440.
[26] Vgl. Orosz: Identität, Differenz, Ambivalenz, S. 111.
[27] Vgl. Vitt-Maucher: E.T.A. Hoffmanns Märchenschaffen, S. 47.
[28] Entsprechend den Erziehungskonzepten des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts ist die Frau dazu bestimmt ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zu erfüllen. Für einen genaueren Überblick der Parallelen empfiehlt sich bspw. die Lektüre von J.J. Rousseaus Emile oder Über die Erziehung, J.H. Campes Väterlicher Rat für meine Tochter oder auch die Schriften W. von Humboldts, J.B. Basedows und J. Stuves.
[29] Vgl. Hoffmann: Nußknacker, S. 245.
[30] Vgl. Pietzcker: Nussknacker und Mausekönig, S. 184.
[31] Vgl. Paksy: Ein Spiel mit und über Grenzen, S. 433.
[32] Pietzcker: Nussknacker und Mausekönig, S. 183.
[33] Vgl. Paksy: Ein Spiel mit und über Grenzen, S. 431.
[34] Vgl. Vitt-Maucher: E.T.A. Hoffmanns Märchenschaffen, S. 50f.
[35] Küchler-Sakellariou: Romantisches Kunstmärchen, S. 54.
[36] Vgl. Paksy: Ein Spiel mit und über Grenzen, S. 433f.
[37] Vgl. Hoffmann: Nußknacker, S. 283.
[38] Vgl. ebd., S. 303.
[39] Vgl. Paksy: Ein Spiel mit und über Grenzen, S. 434.
[40] Vgl. Vitt-Maucher: E.T.A. Hoffmanns Märchenschaffen, S. 42.
[41] Vgl. Hoffmann: Nußknacker, S. 241f.
[42] Vgl. ebd., S. 265.
[43] Vgl. ebd., S. 264.
[44] Vgl. Vitt-Maucher: E.T.A. Hoffmanns Märchenschaffen, S. 42.
[45] Vgl. bspw. Vitt-Maucher, Orosz oder Paksy.
[46] Vgl. Junges: Oszillation, S. 188-230.
[47] Vgl. Hoffmann: Nußknacker, S. 299f.
[48] Vgl. Orosz: Identität, Differenz, Ambivalenz, S. 124.
[49] Vgl. Pietzcker: Nussknacker und Mausekönig, S. 189.
[50] Der gesamte Nußknacker offenbart einige Parallelen zu den Forderungen und Erziehungskonzepten der Pädagogen des 18. Jahrhunderts. Dies erstreckt sich nicht nur auf die Familienstruktur, sondern, wie bereits angedeutet, auch auf die geschlechtsspezifische Erziehung – so bekommt Fritz Husaren und Marie Puppen geschenkt.
[51] Vgl. Orosz: Identität, Differenz, Ambivalenz, S. 99.
[52] Hoffmann: Nußknacker, S. 248.
[53] Ebd., S. 250.
[54] Dieser Begriff wurde von Campe geprägt, der der Frau unter anderem eine Rolle als weise Vorsteherin des Hauses zuordnet. Vgl. Campe: Väterlicher Rat für meine Tochter, S. 8.
[55] Hoffmann: Nußknacker, S. 262.
[56] Vgl. ebd., S. 262f.
[57] Vgl. ebd., S. 243.
[58] Vgl. Paksy: Ein Spiel mit und über Grenzen, S. 432.
[59] Vgl. Martínez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie, S. 99-110.
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