Redaktion der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“
Bamberg Den 15 ten April 1809
Einer HochVerEhrten Redaktion der Musikalischen Zeitung übersende ich die mir Anfangs März zugekommenen Musikalien nebst der ausführlichen Rezension der Wittschen Simphonien so wie einer kurzen Beurteilung der Stumpfschen Entr‘ Actes . Die Tuchsche Harmonie ist sehr unbedeutend, ich habe daher nichts darüber sagen mögen, die beiden Quatuor von Haensel und Dotzauer hatte ich aber wider Vermuten nicht Gelegenheit gut ausführen zu hören, ich habe daher auch ihre Rezension unterlassen müssen.
Nochmals muß ich die lange Verzögerung meiner Rez〈ensionen〉 mit meinen sehr drückenden Verhältnissen die mir alle Muße raubten entschuldigen, indessen ändert sich mit dem Eintritt des Sommers sehr vieles darin und ich werde nun viel prompter sein können. Die WinterKonzerte haben indessen jetzt aufgehört und es würde Schwürigkeiten haben Simphonien u. d〈gl〉, gut ausführen zu lassen, dagegen würde ich KlavierSachen so wie Sachen für den Gesang, ja ganze Opern im KlavierAuszuge oder Partitur so wie Kirchensachen in eben dieser Art um so gründlicher beurteilen können, als es mir zu Gebote steht wenigstens die SingPartien auf der Stelle ausführen zu lassen. Diese Rezensionen würden mir auch zu allgemeinen Bemerkungen Anlaß geben, die auch dem nicht ganz musikalischen Leser nicht ganz uninteressant sein dürften. Mir im Fall des Zutrauens solche Rezens〈ionen〉 zu übertragen, ersuche ich E. HochVerEhrte Redaktion ganz ergebenst und vorzüglich würden mir Partituren zu rez〈ensierender〉 Werke sehr willkommen sein indem sie das Studium ungemein erleichtern.
Mit dem was an dem Ritter Gluck geschehen ist, bin ich sehr wohl zufrieden, nur habe ich den alten Italiäner mit dem gekrümmten Finger so wie die Berliner Egoisten nicht ganz gern vermißt, wiewohl ich mich gern bescheide, daß die Züge des Gemäldes etwas zu grell aufgefaßt sein mochten. Dagegen haben mich der zugesetzte geschlossene Handelsstaat und die bösen Groschen recht sehr erfreut —
Mein lebhaftester Wunsch ist E. HochVerEhrten Redaktion bei jeder Gelegenheit zu beweisen mit welcher Liebe und Lust ich Anteil an einem Institut nehme, das so wohltätig für die Kunst wirkt, und ich werde nichts verabsäumen mich des mir so freundlich geäußerten Zutrauens wert zu erhalten.
Recht bald sehe ich neuen gütigen Aufträgen entgegen.
Hoffmann.
Den 1 t Julius 1809
Bamberg Zinkenwörth 50
Den 1 t Julius 1809
Einer HochVerehrten Redaktion der Musik〈alischen〉 Zeitung Antrag Rücksichts der zu übernehmenden Rezension der Beethovenschen Sinfonien ist mir sehr schmeichelhaft und ich finde mich durch das gütige Zutrauen zu meiner Kenntnis, welches jener Antrag voraussetzt, geehrt. — Noch vor dem Eintritt des Herbstes habe ich Gelegenheit Orchesterstücke ausführen zu lassen, dieses, so wie um zum voraus jene wichtigen Kompositionen genau durchsehen und mir allenfalls manches in Partitur setzen zu können veranlaßt mich um baldige Zusendung der zu rezensierenden Stücke zu bitten — Erlaubt wird es mir gewiß sein in diesem Fall den Umfang einer gewöhnlichen Rezension in so fern zu überschreiten, als es das tiefere Eingehen in den Geist der Kompos〈itionen〉 und ihres individuellen Charakters nötig macht. —
Noch darf ich nicht unbemerkt lassen, daß ich das Klavier mit einiger Virtuosität spiele, und daher erforderlichen Falls auch größere KlavierKompositionen gründlich zu beurteilen im Stande sein würde. — Sollte E〈ine〉 Hochverehrte Redaktion der Mus〈ikalischen〉 Zeit〈ung〉 wohl geneigt sein in einiger Zeit einen nicht zu langen Aufsatz aufzunehmen, der über die Forderungen, die der Komponist an den Dichter einer Oper mit Recht macht, sprechen würde? Manches über die jetzige ausgeartete Form der Oper so wie über die Bedingnisse des wahren OpernSujets und die Behandlung desselben von Seiten des Dichters und des Komp〈onisten〉 würde darin vorkommen; ich erbitte mir gütige Antwort darüber.
Mit der innigsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
E〈iner〉 HochVerEhrten Redaktion
ergebenster
Hoffmann.
6. Mai 1810
Bamberg Zinkenwörth No 50
D. 6 Mai 1810
Einer Hochverehrten Redaktion der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 übersende ich in der Anlage die Rezension der fünften Beethovenschen Sinfonie; ihr werden bald mehrere folgen, da ich endlich anhaltend mit Muße arbeiten kann, woran ich zeithero immer verhindert worden bin. —
Holbein (Verfasser des Fridolin pp) hat eine Oper unter dem Tit〈el〉: die Blinden, gedichtet und Winter sie komponiert; ich habe das Manuskript gelesen und finde, daß es mit vielem Talent im Geschmack des Waisenhauses geschrieben ist, und seinen Effekt auf der Bühne kaum verfehlen kann. Sehr interessant ist es, daß Winter, der bis jetzt nur Opern im größern Styl schrieb durch den Text veranlaßt worden ist, Lieder und überhaupt Gesangstücke von kleinerem Umfange zu schreiben; bei seinem melodiösen Reichtum kann es ihm nicht fehlen etwas vortreffliches zu liefern, und dies vortreffliche wird als sein erstes Produkt dieser Art neu sein. E〈ine〉 HochVerehrte Red〈aktion〉 würde mich durch eine vorläufige Anzeige dieses Werks die das obige berühren könnte (wie es von dem Verfasser selbst, den ich hier gesprochen gewünscht wird) unendlich verbinden. — Holbein wünscht auch den Debut der Partitur und des Textes an die deutschen Bühnen durch die Handlung oder durch E〈ine〉 H〈ochverehrte〉 Red〈aktion〉 zu betreiben, in wie fern und unter welchen Bedingungen dies tunlich sein dürfte, darüber bitte ich um gütige Auskunft.
— Sehr angenehm würde es mir sein, wenn ich nur auf kurze Zeit die Partitur der Pärschen Sofonisba erhalten könnte, da ich gern eine gründliche Rez〈ension〉 der Oper liefern und mich überhaupt über Pärsche Musik aussprechen möchte.
Hochachtungsvoll
E〈iner〉 HochVerehrten Reda〈ktion〉
ergebenster
Hoffmann
Bamberg D. 2 t Aug: 1811.
Einer HochVerehrten Redaktion der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 letztes Schreiben finde ich bei meiner Rückkehr nach Bamberg vor und beeile mich es zu beantworten. — Recht sehr schmerzt es mich, daß überhäufte größtenteils sehr undankbare TheaterGeschäfte mich bis jetzt ganz abhielten für die Musikalische Zeitung die gewünschten Aufsätze zu liefern, in diesem Augenblick bin ich aber freier geworden und es ist mein sehnlichster Wunsch noch ferner Mitarbeiter des mir so werten Instituts zu bleiben. — Ich bitte um gütige Anweisung, ob ich noch die Rezensionen der Beethovenschen Trios op. 72, 73 so wie der Sinfonie No 4 einsenden soll oder ob es schon zu spät ist? — Letzternfalls bitte ich mich mit neuen Aufträgen zu beehren, die ich ungesäumt erfüllen werde, da ich vorzüglich deshalb und um mir überhaupt zu dankbarern Arbeiten mehr Muße zu verschaffen mit dem Unternehmer des hiesigen Theaters, Hrn. v. Holbein, den 1 ten d. M. ein anderes Abkommen getroffen habe.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
E〈iner〉 HochVerehrten Red〈aktion〉
ergebenster
Hoffmann
Bamberg d. 1 t Julius 1812
E〈iner〉 HochVerehrten Redaktion der M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 übersende ich in der Anlage: 1. Die Rezension des Pustkuchenschen Choralbuchs 2. — — — — der Beethovenschen Ouverture zum Coriolan 3. Des Kapellmeisters Johannes Kreisler Gedanken über den hohen Wert der Musik
mit dem gehorsamsten Bemerken, daß ich nun im Stande sein werde fleißiger als bisher mit meinen Beiträgen fortzufahren, da ich mich vor der Hand von den drückenden TheaterGeschäften ganz losgemacht und mich daher mit neuen Aufträgen zu beehren bitte. —
Bei Sinfonien muß ich aber wo möglich um Mitsendung der Partitur bitten um die Komp〈osition〉 schneller übersehen und gründlicher urteilen zu können. Sehr angenehm würde es mir sein Sachen für den Gesang zB. Opern, vorzüglich aber Kirchenmusik zur Rez〈ension〉 zu erhalten.
Dem scherzhaften Aufsatz No 3. wird E〈ine〉 Verehrte Red〈aktion〉 die Aufnahme in die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 wohl nicht versagen, da er gegen die gemeine Art wie die Kunst und vorzüglich die Musik beurteilt und getrieben wird gerichtet und meines Bedünkens die Ironie die beste Waffe dagegen ist.
Für den Hrn. HofRat Rochlitz lege ich die Partitur der Spohrschen Sinfonie der mir geschehenen Anweisung zu Folge, für die Handlung aber außer den rezensierten Stücken noch einige Musikalien, die ich in Kommission hatte aber bis jetzt nicht los werden konnte, bei. Nehmlich
– 1. Kreutzer Caprices 4 Exempl:
– 2. Mozart Der SchauspielDirektor
– 3. Schneider Fantaisie Op: 10
– 4 —— Op 12
– 5. Dussek Sonate Op: 35
In der angenehmen Erwartung mit E〈iner〉 HochVerehrten Red〈aktion〉 jetzt in einer ununterbrochenen mir so schätzbaren Verbindung zu bleiben nenne ich mich
E〈iner〉 HochVerehrten Red〈aktion〉
ganz ergebenster
Hoffmann.
Bamberg den 2 t Februar 1813.
E〈iner〉 HochVerehrten Redaktion d〈er〉 M〈usikalischen〉 Z〈eitung〉 letztes Schreiben hat mich auf das innigste erfreut und zu neuen litterarisch musikalischen Arbeiten ermutiget. — Schon fürchtete ich ganz wider meinen Willen von der Art wie E〈ine〉 H〈och〉V〈erehrte〉 R〈edaktion〉 die Rezensionen wünscht abgekommen zu sein, da ich manche meiner Aufsätze (Pustkuchens Choralbuch, AugenArzt) nicht abgedruckt fand, welches mich um so mehr beunruhigte als ich jeder Rezension auch durch das Aufstellen genereller Prinzipe das allgemeinere Interesse einer Musik〈alischen〉 Abhandlung zu geben suche, indessen bin ich durch die in dem letzten Schreiben enthaltene schmeichelhafte Äußerungen ganz beruhigt und bitte nur recht sehr jeden vielleicht unverschuldet begangenen Verstoß in jenen zurückgehaltenen Sachen zu rügen. — Ich lege die Rezension der Beethovenschen Trios op 70 bei, die etwas lang geraten ist, indessen dem herrlichen Klassischen Meister und dem würdigen Gegenstande glaubte ich es schuldig zu sein, mich recht ausführlich über das Werk zu verbreiten und auch zur völligen Übersicht und zum Studium des Kenners die Beispiele da, wo sie zur Verständlichkeit nötig waren, nicht zu sparen; daß E〈ine〉 H〈och〉V〈erehrte〉 Red〈aktion〉 die Beurteilung eines solchen klassischen Werks unseres größten Instrumental-Komponist〈en〉 einen Platz gönnen wird, bin ich fest überzeugt. — Noch füge ich einen kleinen Aufsatz: Don Juan pp bei, von dem ich in der Tat nicht weiß, ob E〈ine〉 H〈och〉V〈erehrte〉 Red〈aktion〉 ihn der Aufnahme in die Zeitung würdig finden wird oder nicht? — Mir scheint, als wenn über die Darstellung des Don Juan manches Neue gesagt worden und als wenn der »reisende Enthusiast« die Überspannung und die darin herrschende Geisterseherei entschuldigen könne, weshalb ich denn wohl die Aufnahme wünschte, indessen ergebe ich mich ganz dem gütigen Urteil E〈iner〉 H〈och〉V〈erehrten〉 R〈edaktion〉 und bitte nur um gütige Rücksendung des einzigen Manuskripts falls der Abdruck nicht sollte erfolgen können. — Ich komme jetzt zu einer Bitte, die mir der würklich bis auf’s Höchste gestiegene Druck der Zeit abnötigt — Meine ganze Einnahme beschränkt sich jetzt auf die Revenuen eines kleinen Vermögens, das in meiner Vaterstadt Königsberg in Preußen aussteht; die Saumseligkeit meines dortigen Geschäftsträgers, der mir schon im November eine Remesse machen sollte und damit bis in den Jan〈ua〉r zögerte, hat mich nun in die größte Verlegenheit gestürzt, da nunmehr aller Briefwechsel unterbrochen ist und ich die Remesse nicht mehr erhalten kann! — Meine einzige Zuflucht sind jetzt meine litterarischen Arbeiten, und da die Breitkopf und Härtelsche Handlung mir schon für ein kleines Werk ein Honorar übersendet welches für die augenblicklichen Bedürfnisse hinreichte, darf ich E〈ine〉 HochV〈erehrte〉 Red〈aktion〉 nur bitten mir wo möglich auf Abschlag meiner gelieferten und noch zu liefernden Arbeiten den kleinen Vorschuß von 25 rth sächs. gütigst bald zu übermachen. Ich werde dann im Stande sein wenigstens bis Mitte März ohne die drückendsten Nahrungssorgen zu existieren und diese Zeit gar gern einem Institut ausschließlich widmen, das so das Gute in der Kunst will und befördert. Ich gedenke nun mit Eifer an die mir im letzten gütigen Schreiben gegebenen Aufgaben zu gehen. — Mitte oder Ende März gehe ich nach Würzburg indem ich dort die Stelle eines MusikDirekt〈or〉 und TheaterCompositeur bekleiden werde. Da ich aber nicht allein stehe, sondern von Rieth unterstützt werde bleibt mir Zeit genug zu liter〈arischen〉 Arbeiten übrig; ich bitte daher E〈ine〉 H〈och〉V〈erehrte〉 Redaktion mir fernerhin das gütige Zutrauen zu gönnen, das ich zu verdienen mich immer bestreben werde. Auf das inständigste bitte ich um baldige Antwort und habe die Ehre mit der vorzüglichsten Hochachtung zu sein
E〈iner〉 HochVerehrten Redaktion
ergebenster
Hoffmann.
〈10. Dezember 1814.〉
E〈iner〉 HochVerehrten Redaktion wollte ich gleich mit der Tat beweisen, wie gern ich den mir gütigst gegebenen Auftrag erfülle, daher kommt die Verspätung meiner Antwort auf das letzt erhaltene Schreiben.
AmtsGeschäfte hielten mich nehmlich ab beiliegenden Aufsatz zu endigen, der, ist auch die Veranlassung dazu längst vorüber doch wohl noch von Interesse sein möchte, weil er sich im Allgemeinen über den Charakter des Rombergschen Spiels so wie Spontinischer Musik ausspricht, und ich auch beiläufig mich bemüht habe den Unterschied zwischen Styl und Manier in der Musik klar anzudeuten.
Von Zeit zu Zeit werde ich bemüht sein E〈iner〉 hochverehrten Redaktion manchen Aufsatz über hiesige Musik〈alische〉
Darstellungen nach der angegebenen Weise mitzuteilen.
Hochachtungsvoll E. HochVerehrten Redaktion
Berlin ganz ergebenster
Französische Straße No 28 Der RegierungsRat Hoffmann
Den 10 Dezbr: 1814.
D. 5 Oktober 1815.
Berlin Taubenstraße No 31.
D. 5 Oktober 1815.
Nicht genug kann ich mich bei E〈iner〉 HochVerehrten Redaktion meiner anscheinend unverzeilichen Saumseligkeit halber entschuldigen. Immer hoffte ich tätig beweisen zu können, wie sehr es mir am Herzen liegt an einem solchen hochgeachteten Institut fortwährend Teil zu nehmen, aber immer mehrte sich der Andrang der DienstGeschäfte, so daß es mir unmöglich wurde mit gehöriger Muße und Anstrengung für die M〈usikalische〉 Z〈eitung〉 etwas auszuarbeiten; mittelmäßiges oder flüchtiges mochte ich nicht liefern. Jetzt endlich, nachdem das Bureau des JustizMinisters vergrößert ist, wird mir Muße, und die Anwesenheit der Milder, die in Beethovens Fidelio auftreten wird, gibt mir Gelegenheit einen Aufsatz zu liefern, der nicht ohne Interesse sein wird, da ich die Partitur der Oper Fidelio zur genauen Durchsicht erhalte, folglich eine gründliche Beurteilung dieses Meisterwerks liefern kann. Bald nach der Darstellung werde ich diesen Aufsatz liefern, so wie auch die mir übertragene〈n〉 Rezensionen besorgen. — Meine Undine kommt im Lauf des Winters auf das Theater, sie wird bereits studiert.
Hochachtungsvoll
E〈iner〉 HochVerehrten Redaktion
ergebenster
Hoffmann
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