Helmina von Chézy
〈10. September 1816.〉
Gnädige Frau! Mir ist, wie es Ihnen längst bekannt sein wird, Ihre ausführliche Vernehmung in der bewußten DenunziationsSache von dem KammerGericht übertragen worden und ich habe zur Genügung dieses Auftrags einen Termin auf Morgen angesetzt. Gern möchte ich Ihnen, Gnädige Frau! das unangenehme Erscheinen auf dem KammerGericht ersparen, und überhaupt eignet sich die Sache nicht zur Verhandlung im geräuschvollen TerminSaal. Ich bitte Sie daher ganz ergebenst mir einen Aufsatz der die ganze Sache gehörig entwickelt und vorzüglich genau die Angabe der Beweise enthält durch die Sie Ihre Anklage wider die LazaretVerwaltung und sonst zu unterstützen gedenken gütigst heute oder Morgen früh zuzusenden. Es liegt in der Form, daß der Entwicklung der Sache selbst die Angabe Ihrer Lebensverhältnisse im Allgemeinen, Namen, GeburtsOrt, Alter, Stand, Religion und Schicksale (ganz im Allgemeinen wie gesagt) vorausgehen müßte. Aus diesem Aufsatz werde ich dann das Protokoll anfertigen und Ihnen, Gnädige Frau! vorlegen, ohne daß Sie nötig haben Sich unter die im TerminSaal zankende Parteien zu mischen. Der Krim〈inal〉Rat Hitzig sagt mir, daß Sie, gnädige Frau! bereits eine solche vollständige Darstellung der Sache aufgesetzt hätten, um so leichter wird es sein meinen Wunsch zu befriedigen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Gnädige Frau
Ihr ganz ergebenster
Der KammerGerichtsRat Hoffmann
Berlin Taubenstraße No 31.
Den 10 Septbr: 1816
〈27. September 1816.〉
Gnädige Frau! Vermöge des mir von dem Königlichen KammerGericht erteilten Auftrags lade ich Sie ein Sich
Morgen Den 28 ten September Vormittags um Elf Uhr gefälligst in dem TerminSaal des Kammergerichts einzufinden und das nach der mir schriftlich erteilten Information aufgenommene VernehmungsProtok〈ol〉l zu vollziehen.
Hoffmann
Königl. KammergerichtsRat
Berlin
Den 27 September 1816
〈16./17. Oktober 1818.〉
Gnädige Frau! Erst in diesem Augenblick, d. h. den 16 t Oktober Nachmittags um 5 Uhr, erhalte ich durch die Reimersche Handlung Ihr gütiges Schreiben vom 17 Septbr: nebst beigelegter Cornelia für deren Mitteilung ich auf das verbindlichste danke. Gewiß hegen Sie ein zu günstiges Vorurteil für meine Werke, das mich zwar ehrt aber auch zugleich beschämt, da ich bis jetzt, das Märchen vom goldnen Topf vielleicht ausgenommen, nichts von eigentlicher Bedeutung geliefert. — Mit Vergnügen werde ich irgend eine Erzählung für die Cornelia schreiben und mich mühen daß etwas ordentliches herauskomme, wenn Hr. Engelmann die Bedingungen eingeht, die meine übrigen Taschenbuchverleger mir von selbst angetragen und erfüllt haben. Fürs erste ist es nun unmöglich, daß ich den Beitrag im Lauf des Oktobers liefern kann, vielmehr müßte Hr. E〈ngelmann〉 sich bis spätestens Weihnachten um so mehr gedulden als ich früherm Versprechen gemäß noch Beiträge für das Becker-Gleditsch〈sch〉e Taschenbuch, für das Rheinische T〈aschen〉B〈uch〉, für die Urania und für den Wintergarten zu liefern habe. Für Liebe und Freundschaft habe ich bereits eine Erzählung abgesandt. Dann fordere ich als gewöhnliches Honorar vier Friedrichs’dor für den Druckbogen und zwar gleich nach dem Empfang des Manuskripts , dessen SeitenBetrag im Druck ich auf das genaueste berechne. Prompte Zahlung habe ich bis jetzt überall erhalten und muß darauf rechnen. Haben Sie die Güte, gnädige Frau! diese Bedingungen, von denen ich nicht abgehen darf, Hrn. E〈ngelmann〉 mitzuteilen und ihn zur Erklärung darüber aufzufordern, die ich dann baldigst zu erfahren wünschte um zu wissen, woran ich bin und wie ich mich mit meinen Erzählungen einzurichten habe —
Aufrichtig gesagt sind die Erzählungen in der mir mitgeteilten Cornelia etwas schwächlich, und daß Hr. Schreiber, der doch wirklich nur ein Hr. Schreiber ist, Fouqués vortreffliche herrliche Undine so als schlecht bearbeitete Ortenauische Volkssage abfertigt, will mir gar nicht gefallen. —
Ich empfehle Ihrer Güte und Nachsicht, gnädige Frau! meinen Dogen und Dogeressa, meinen Meister Martin und den Kampf der Dichter!
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Gnädige Frau
Ihr ganz ergebenster
Hoffmann
Berlin
Den 17 Oktober 18
Chamisso ist noch nicht in Berlin.