Jean Paul
〈30. Januar 1822.〉
Hochverehrtester Herr LegationsRat! Eine geraume Zeit ist vergangen, seitdem ich das Vergnügen hatte, Sie, Hochverehrtester Herr! das letzte Mal in dem schönen freundlichen Baireuth zu sprechen. Doch glaube ich wohl, daß Sie Sich meiner noch erinnern werden, zumal ich nach der Zeit unter die Autoren gegangen bin und sattsam scharmuziert und geplänkert habe. — Gewiß haben Sie, Hochverehrtester Herr! in dies oder jenes Werklein, das ich kühn in die Welt geschickt, hineingesehen; sehr lieb würde das nur aus dem Grunde sein, weil Sie Sich dann gewiß überzeugt hätten, nicht allein, wie tief ich Sie verehre, sondern auch, wie Ihre Werke mein Innerstes durchdrungen und auf meine Gestaltung gewirkt haben. Sie, Hochverehrtester Herr! sind meinem Gemüt ein eben so lieber herrlicher Landsmann als Hamann, Hippel pp und der wunderbare Comet leuchtet mit solch frischer Lebenskraft in mein Leben hinein, daß ich recht wohl einsehe wie solch ein Licht ewig und unvergänglich ist. — Ein Freund von mir, der Baron von Vaerst, der Ihnen, Hochverehrtester Herr! diese Zeilen überreicht, wird des Katers Murr zweiten Teil beilegen. Nur als ein Zeichen meiner Verehrung empfangen Sie dies Büchlein, Hochverehrtester Herr! sonst würd‘ ich es gar nicht wagen Ihnen ein solches Membr 〈 um 〉 disj 〈 ecti 〉 p 〈 oetae 〉 zu senden. — Nicht umhin kann ich Rücksichts der vergnüglichen Druckfehler in diesem Buch zu bemerken, daß mein Verleger so glücklich gewesen ist, einen Setzer ausfindig zu machen, der mit ganz besonderer schalkischer Schlauigkeit dem Autor die anmutigsten Überraschungen bereitet, indem er noch in die AushängeBogen, seltsame Wörter von eigner Erfindung hinein zu schwärzen weiß. — Könnte der Mann nicht im südlichen Deutschland empfohlen werden? — An die FantasieStücke mag ich, Hochverehrtester Herr! gar nicht denken, denn ein überlästiger Verleger hat Sie damit gequält! —
Ich nehme die Gelegenheit wahr, Ihnen noch den Wunsch eines Freundes von mir vorzutragen.
Ein gewisser Max, doch weder der baiersche königliche, noch der Schillersche, sondern nur ein Buchhändler in Breslau und solider sowohl als splendider Verleger, gedenkt eine Sammlung kleiner Schriften verschiedener Autoren herauszugeben (Märchen, Erzählungen pp) wozu Ludwig Tieck, Hagen und meine Wenigkeit Beiträge versprochen haben. Nun will er sich auch an Sie, Hochverehrtester Herr weh und demütig wenden und einen Beitrag für ein erkleckliches Honorar zu erflehen suchen und ich soll eine Vorbitte für ihn einlegen.
Daß ich ein gar großes Interesse bei der Sache habe, da mir die Hoffnung aufgehen will mich mit Ihnen, Hochverehrtester Herr! in einem Buche zusammen zu finden, leuchtet ein. Aber auch abgesehen davon kann ich Herrn Joseph Max als einen sehr soliden rechtlichen und gebildeten Mann empfehlen, der die ihm anvertrauten Kinder gar hübsch ausstattet und die Väter zu ehren weiß wie es sich gebührt.
Lassen Sie, Hochverehrtester Herr! daher seine Bitte statt finden und spenden Sie ihm aus Ihrem reichen Goldschacht einige blinkende Körner! — Welch ein Sporn würde das für mich sein etwas recht tüchtiges — wie es nur in meinen Kräften steht — zu liefern.
Auf das dringendste und angelegentlichste empfehle ich mich Ihrem gütigen Wohlwollen und habe die Ehre mit der ausgezeichnetsten Hochachtung zu sein
Hochverehrtester Herr!
Berlin
D. 30 t Jan: 1822.
Ihr innigst ergebenster
E. T. A. Hoffmann