Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an* – E.T.A. Hoffmann online Nr.3
Wenn für Nietzsche das Leben ohne Musik ein Irrtum wäre, so fängt für Hoffmann die Musik an, wo die Sprache aufhört?* Hoffmann war bekanntermaßen nicht nur Schriftsteller, Zeichner und Jurist, sondern auch Musiker. Deshalb geht es in der dritten Ausgabe unserer E.T.A. Hoffmann online-Reihe nun weiter mit musikalischen Empfehlungen.
Ein Musikalien-Werkverzeichnis und eine erste Einführung zu Hoffmann als Musiker finden Sie in unserem Portal. Dort gibt es neben Verweisen auf Hoffmanns Musikrezensionen (z.B. seine Besprechung der 5. Sinfonie Beethovens) unter anderem auch Digitalisate originaler Musiknoten und -handschriften Hoffmanns. Denn Hoffmann spielte nicht nur Klavier, Violine und Harfe und unterrichtete Gesang, er komponierte und dirigierte auch selbst.
Einige seiner Stücke können Sie z.B. bei spotify hören. So hat etwa das deutsche Barock- und Klassik-Orchester „Kölner Akademie“ unter dem Dirigenten Michael Alexander Willens die Symphony in E-Flat Major und Aurora & Undine Overtures eingespielt. Oder hören Sie in das Album von Luisa Guembes-Buchanan, das neben den Sonatas von Hoffmann auch die Kreisleriana von Robert Schumann enthält. 1838 inspirierte nämlich die von Hoffmann geschaffene Figur des Kappelmeisters Kreisler Schumann zu dieser Klavierkomposition. Wer mehr dazu erfahren möchte, sei verwiesen auf den Audio-Beitrag WDR3-Meisterstücke: Schumann „Kreisleriana“.
In der BR-Klassik Mediathek findet sich in dem Podcast Do Re Mikro – Klassik für Kinder neben einer Einführung und Geschichten zu Antonio Vivaldi und Franz Liszt auch ein kurzer Abschnitt zu Hoffmann. Außerdem gibt es in der Podcast-Rubrik Klassik aktuell der BR-Mediathek einen interessanten Interpretationsvergleich zu Hoffmanns Erzählungen. Zur aktuellen, weitläufigen Rezeption gibt es dort zudem eine Audio-Rezension von Sylvia Schreiber zur Ballettpremiere Coppélia an der Bayerischen Staatsoper und ein Gespräch mit dem Filmkomponisten James Newton Howard zum Filmstart von Disneys Nussknacker.
Im Hoffmann Portal selbst gibt es einige ausführlichere Beiträge zur musikalischen Rezeption Hoffmanns auf der Bühne und durch Komponisten. Und zum Abschluss, seien sie mit einer Ouvertüre und einem Nachwort der vielfältig von Hoffmann inspirierten Steampunk-Band Coppelius herzlich gegrüßt und musikalisch verabschiedet bis zur nächsten Empfehlung.
Sehr geehrte Damen und Herren,
woher (aus welchem Werk) stammt der Satz von E.T.A. Hoffmann „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“?
mit freundl. Gruß
A. Mühlen
Liebe:r A. Mühlen,
vielen Dank für Ihre Frage.
*Der Aphorismus „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“ wird E.T.A. Hoffmann häufig zugeschrieben, einen Nachweis zu dem wörtlichen Zitat konnten wir allerdings in seinen Schriften nicht finden. Inhaltlich sinngemäße Formulierungen finden sich jedoch u.a. in Hoffmanns Rezension zu Beethovens 5. Sinfonie:
„Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf; eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußern Sinnenwelt, die ihn umgibt, und in der er alle durch Begriffe bestimmbaren Gefühle zurückläßt, um sich dem Unaussprechlichen hinzugeben.“
(Quelle: Hoffmann, E.T.A: [Beethoven: 5. Sinfonie]. In: Sämtliche Werke in sechs Bänden. Band 1. Frühe Prosa/Briefe/Tagebücher/Libretti/Juristische Schrift. Werke 1794-1813, 532-552. Hg. von Allroggen, Gerhard; Auhuber, Friedhelm; Mangold, Hartmut; Petzel, Jörg; Steinecke, Hartmut. Band 1. Frühe Prosa/Briefe/Tagebücher/Libretti/Juristische Schrift. Werke 1794-1813, 532-552. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2003. S. 532.)
Oder in der Erzählung „Der Dichter und der Komponist“:
„Welcher tausend und abermal tausend Nuancen ist der musikalische Ausdruck fähig! Und das ist ja eben das wunderbare Geheimnis der Tonkunst, daß sie da, wo die arme Rede versiegt, erst eine unerschöpfliche Quelle der Ausdrucksmittel öffnet!“
(Quelle: Hoffmann, E.T.A: Der Dichter und der Komponist. In: Sämtliche Werke in sechs Bänden. Band 1. Frühe Prosa/Briefe/Tagebücher/Libretti/Juristische Schrift. Werke 1794-1813, 752-775. Hg. von Allroggen, Gerhard; Auhuber, Friedhelm; Mangold, Hartmut; Petzel, Jörg; Steinecke, Hartmut. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2003. S. 772.)