Ponert: Abb. 191

CFP: Hoffmann 250: E.T.A. Hoffmann and Other Bodies

University of Oxford
July 2026

E.T.A. Hoffmann has long been recognized for his interest in psychology, and his literary studies of the mind famously inspired Sigmund Freud. But his investigation into problems of embodied experience is equally striking, and turns on the question of how bodily norms are established, perceived, and challenged. His ‘other bodies’ include  shapeshifters (‘Der goldene Topf’; ‘Meister Floh’); colonized bodies (‘Das Sanctus’; ‘Haimatochare’); sick and disabled bodies (‘Rat Krespel’; ‘Klein Zaches, genannt Zinnober’; ‘Des Vetters Eckfenster’); pregnant women (‘Das Gelübde’; ‘Vampirismus’); automata and humans who behave as such (‘Der Sandmann’; ‘Die Automate’); aging and elderly protagonists (‘Meister Floh’; ‘Nussknacker und Mausekönig’); as well as a range of gendered stereotypes and subversions thereof. These bodies provoke an equally wide range of reactions, including confusion, prejudice, fear, delight, desire, and jealousy.

The body has come to be defined as a site of complex and dynamic social and cultural processes: a signifier that is never static in meaning because of the subjectivity of different viewers. Often it seems to threaten the process of enlightenment: Elizabeth Grosz (1994) states that historically ‘the body has been regarded as a source of interference in, and a danger to, the operations of reason,’ and that in Platonic thinking, the body traps the spirit and imprisons the soul (p. 5). In Hoffmann’s works, however, the body is ambiguous. He explores how the body responds when the artist experiences psychological and physical illnesses, and investigates how mental difference affects (and enhances) sensory perception and the creative imagination. The ways in which different bodies are alternately idealized, idolized, overlooked, ridiculed, or marginalized also gives rise to a critique that is not only aesthetic but also social and potentially political.

‘Hoffmann and Other Bodies’ will be held at the University of Oxford in July 2026, the 250th anniversary year of Hoffmann’s birth. We would like to invite 20-minute papers that investigate the manifold ways in which Hoffmann presented, critiqued, and theorized the place of the body in the world. Topics on Hoffmann’s reception within this area are also welcome. Papers may address the following areas, or others:

  • Gendered bodies
  • The politics of the body/bodily difference
  • Magic and the body
  • The sick or disabled body
  • Ethnic difference and discourses of race
  • Children and/ or aging characters
  • Mythical bodies
  • Animals

An abstract of 200 words in English or German (with a short biography) should be sent by 15 November 2024  to both Dr Joanna Neilly (St Peter’s College, University of Oxford) joanna.neilly@mod-langs.ox.ac.uk and Dr Eleoma Bodammer (University of Edinburgh) eleoma.bodammer@ed.ac.uk.

Romantikforschung Universität Frankfurt am Main

„Fragmente aus der Zukunft“: Ein Kolloquium zur Romantikforschung

Tagung am 14.-15. November 2024
Universität Freiburg

Im 22. Athenäum-Fragment definiert Friedrich Schlegel den Begriff „Projekt“. Laut Schlegels Auffassung, in der frühromantische Dialektik und epigenetisch-progressive Theorie miteinander verschränkt werden, ist ein Projekt „der subjektive Keim eines werdenden Objekts“ oder auch: ein „Fragment[] aus der Zukunft“ (KFSA II 1967, S. 168). Wer ein Projekt verfolgt, müsse in der Lage sein, Idealisierung und Realisierung, Komplementierung und Applikation gleichzeitig zu adressieren. Das Kolloquium zur Romantikforschung möchte sich dieses Verständnis des Projekts als Arbeit an Fragmenten zur Maßgabe machen und lädt dazu Romantikforschende ein, ihre Entwürfe, Ideen, Schreibproben und (noch) fragmentarischen Arbeitsergebnisse als „Fragmente aus der Zukunft“ im Rahmen regelmäßig stattfindender Treffen zu diskutieren.

Das Kolloquium findet abwechselnd in Frankfurt und Freiburg statt und dient einerseits dem Austausch und der Vernetzung zwischen etablierten und early-career Romantikforschenden und zielt andererseits darauf ab, Projekte und Forschungsbeiträge zur Romantikforschung in einem geschützten Raum vorstellen und mit einschlägigen Wissenschaftler:innen besprechen zu können. Das Format ist daher offen und vielfältig bespielbar: Präsentiert und diskutiert werden können u.a. Forschungsvorhaben, Primärtexte, Kapitel aus Abschlussarbeiten, Aufsatzentwürfe usw.

Organisation:

Dominik Zink (ALU Freiburg) dominik.zink@germanistik.uni-freiburg.de 
Frederike Middelhoff (GU Frankfurt) middelhoff@em.uni-frankfurt.de

Programm

(als PDF: hier)

Ort: Albert-Ludwigsuniversität Freiburg

14.11.2024 (Donnerstag)
Bismarckallee 22, 4. Obergeschoss

Raum R6

Anreise bis 12:00 Uhr

12:00-12:15 Uhr Dominik Zink (Freiburg), Frederike Middelhoff (Frankfurt a.M.): Begrüßung

Moderation: Dominik Zink

12:15-13:15 Antonia Eder (Karlsruhe): Der Roman des Freiherrn von Vieren von Chamisso, Contessa, Fouqué und Hoffmann

13:15-14:15 Anna Traurig (Würzburg): William Lovell digital

14:15-14:45 Pause

Moderation: Frederike Middelhoff

14:45-15:45 Fabio D’Addona (Mainz): Idylle und Romantik

15:45-16:45 Janina Endner (Frankfurt a.M.): Clemens Brentanos Drama Gustav Wasa als literaturkritisches Popularisierungsexperiment

16:45-17:15 Pause

Moderation: Claudia Bamberg (Trier)

17:15-18:15 Pauline Preisler (Bonn/St. Andrews): Theatrale Innenwelten in der europäischen Romantik (Novalis, Jean Paul, Thomas De Quincey, Gérard de Nerval)

18:15-19:15 Frederike Middelhoff (Frankfurt a.M.): Romantik und Migration. Poetik – Politik – Wissen

20:00 Uhr: Abendessen

 

15.11.2024 (Freitag)

Wilhelmstraße 26, 1. Obergeschoss

R 01 014

Moderation: Barbara Thums (Mainz)

09:00-10:00 Daniela Henke (Gießen): Leben und Ästhetik. Der Lebensbegriff im romantischen Denken und in Rahel Levin Varnhagens Briefen

10:00-11:00 Maria Becker (Jena): Friederike Bruns lyrisches Werk

11:00-11:30 Pause

Moderation: Dominik Zink

11:30-12:30 Nicole Fischer (Madison/USA): Novalis’ Mind- and Landscapes

12:30-14:00 Mittagspause

Moderation: Cornelia Ilbrig (Hamburg)

14:00-15:00 Elena Schorz (Mainz): Atmosphärologie um 1800

15:00-16:00: Bogdan-Gabriel Burghelea (Berlin): Romantik Queer Lesen

 

Der nächste Treffen wird im Sommer 2025 in Frankfurt a.M. stattfinden. Der Termin wird noch bekannt gegeben, bitte melden Sie sich bei Interesse bei:
Dominik Zink (ALU Freiburg) dominik.zink@germanistik.uni-freiburg.de 
Frederike Middelhoff (GU Frankfurt) middelhoff@em.uni-frankfurt.de

 

Die Kupferminen zu Fahlun in Schweden (1841) Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. 8. Band Bibliographisches Institut, Hildburghausen [https://de.wikipedia.org/‌ wiki/Datei:Meyers_Universum_Band_08_45.jpg, gemeinfrei]

E.T.A. Hoffmann in Literatur, Musik und Film – Seminar an der Universität Passau

Gastbeitrag von Dr. Stephanie Großmann (Universität Passau)

Im Wintersemester 2023/24 habe ich das Hauptseminar E.T.A. Hoffmann in Literatur, Musik und Film an der Universität Passau gehalten. Mit 20 Studierenden verschiedener Studiengänge (BA Sprach- und Textwissenschaften, Deutsch Lehramt Gymnasium und Realschule, MA European Studies und MA Text- und Kultursemiotik) haben wir uns der intensiven Textarbeit an Hoffmanns Texten und uns aufbauend darauf mit verschiedenen musikalischen und filmischen Adaptionen der Texte auseinandergesetzt. Im Fokus standen Der Sandmann (1816), Ritter Gluck (1809), Die Bergwerke zu Falun (1819), Das Fräulein von Scuderi (1819) und Nußknacker und Mausekönig (1816).

Das Seminar fand in Kooperation mit dem E.T.A. Hoffmann Portal der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Die Studierenden haben an einer virtuellen Führung durch das Portal teilgenommen und sich intensiv mit den Inhalten des Portals auseinandergesetzt. Im Rahmen des Seminars sind zahlreiche studentische Arbeiten entstanden, von denen die besten in das Portal aufgenommen werden.

Skander Fiala und Sebastian Kotschenreuther habe sich gemeinschaftlich mit Hoffmanns Konzeption von Träumen als Katalysator für die Entwicklung der Künstlerfigur auseinandergesetzt und in einem umfangreichen Beitrag textübergreifend diese Konstellationen in den Blick genommen (Hoffmanns (T)räume und deren (Be-)Deutung: (Künstlerische) Reifungsprozesse durch literarische Träume – Eine semiotische Analyse).
Des Weiteren sind vier Unterrichtsentwürfe entstanden, die in Kürze im Portal veröffentlicht werden: Sophia Rivinius zu Die Bergwerke von Falun, Nina Neuleitner zu Das Fräulein von Scuderi, Jenny Stöter zum Augenmotiv in Der Sandmann und Martina Schuller zur filmischen Adaption von Nußknacker und Mausekönig.

Wir würden uns sehr freuen, wenn der Beitrag zahlreiche Leserinnen und Leser findet und die Unterrichtsentwürfe sich einer regen Nutzung im Unterricht erfreuen können, sodass sich unsere Begeisterung für E.T.A. Hoffmann weiterträgt.

Ganz herzlich danken möchten ich auch im Namen der Studierenden dem Team des E.T.A. Hoffmann Portals, insbesondere Ursula Jäcker und Dr. Christina Schmitz, die dieses zeitintensive Projekt mit großem Engagement unterstützt und betreut haben. Für uns alle ist es ein großer Gewinn, Literaturwissenschaft nicht nur im elfenbeinernen Universitätskontext zu betreiben, sondern einen Einblick bekommen zu haben, wie unsere Forschungsergebnisse anwendungsorientiert ihren Weg in die (digitale) Welt finden können.

 

Zur Person:
Stephanie Großmann hat Diplom Kulturwirtschaft in Passau und Verona studiert, 2012 zum Thema „Inszenierungsanalyse von Opern. Eine interdisziplinäre Methodik“ promoviert und 2024 zum Thema „Kartographisches Denken und Poetisierung der (Grenz-)Landschaft im historischen Wandel. Mediale Konzeptionen des deutschen Territoriums vom Deutschen Kaiserreich bis zur Gegenwart (1871–2021)“ habilitiert. Sie ist Akademische Oberrätin a. Zt. am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Passau und hat sich in zahlreichen Vorträgen und Publikationen intensiv mit E.T.A. Hoffmann auseinandergesetzt. Sie ist Ausschussmitglied der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft.

 

Filmreihe: „Magic Movies – E.T.A. Hoffmann und das Kino“ (Wien, 1.10.-16.10.2024)

Für Fans des Fantastischen führt an E.T.A. Hoffman kein Weg vorbei: Wie gut, dass seine Literatur auch in über 100 Jahren Kinogeschichte ihre Spuren hinterlassen hat. Die ungeheure Vielfalt, mit der sich Figuren und Motive aus seiner Feder im Film wiederfinden, ist beachtlich – vom Kintopp bis zum Autorenkino reicht die Bandbreite. Anlässlich der neuen SYNEMA-Publikation „Hoffmannesk. Auf den Spuren von E.T.A. Hoffmann im Film“ (hrsg. von Anett Werner-Burgmann, Wien 2024) können Sie sich selbst ein Bild machen – und die wunderbare Welt des deutschen »Schauerromantikers« durch die Linsen einiger der bedeutendsten Regisseure erkunden und entdecken.

Für alle, die nun Lust bekommen haben in Hoffmanns fantastische Welten auf filmisch einzutauchen, sind hier die Aufführungsdaten des Metro Kinokulturhauses:

Programm:

Metro Kinokulturhaus Wien – Filmarchiv Austria

Die Retrospektive findet in Zusammenarbeit mit SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien statt.

Die Filmreihe wurde 2022 anlässlich des 200. Todesjahres E.T.A. Hoffmanns von Anett Werner-Burgmann erarbeitet und in Berlin (2022) und Frankfurt am Main (2023) aufgeführt.

 

 

Neu erschienen: Elke Riemer-Buddecke: E.T.A. Hoffmann – Porträts und Illustrationen

Nur wenige Werke der Weltliteratur sind so häufig und reichhaltig illustriert worden wie die E. T.A. Hoffmanns. Elke Riemer-Buddecke bietet in ihrem neuen Band neben einem umfassenden Überblick über die vielfältigen, oft großartigen Illustrationen zu seinem dichterischen Œuvre auch eine Zusammenstellung seiner Porträtisten.
Die erstaunliche Zahl an Bildnissen bezeugt Hoffmanns vielschichtige Persönlichkeit und spiegelt zugleich die mannigfaltigen Deutungen seiner Person und seines Werkes in Vergangenheit und Gegenwart.

Ein in den Band integrierter Katalog dokumentiert die Illustrationen von über 900 Künstlern. Darüber hinaus veranschaulichen mehr als 300 Abbildungen die Texte. Ein umfangreiches Personenregister ermöglicht den schnellen Zugang.

Zur Autorin:

Elke Riemer-Buddecke studierte Germanistik, Philosophie, Kunst und Kunstgeschichte in Hamburg, Karlsruhe und ­Paris (Forschungs- und Promotionsstipendium der DFG) und ­promovierte in Kunstgeschichte und Germanistik. E. T.A. Hoffmann fasziniert sie seit Langem. Bereits 1976 (2. Auflage 1978) erschien ihre Dissertation E.T.A. Hoffmann und seine Illustratoren (Hildesheim, Gerstenberg). Sie veröffentlichte zudem mehrere Aufsätze zum selben Thema; auch die Seiten zur Illustrationsgeschichte  im E.T.A. Hoffmann Portal stammen von ihr.

Forscherprofil im E.T.A. Hoffmann Portal

Der Band wird im Lesesaal des Hauses Unter den Linden unter der Signatur: HA 5 Sr 5737 einsehbar sein.

 

Zum Buch:

Elke Riemer-Buddecke
E.T.A. Hoffmann – Porträts und Illustrationen
Berlin: Frank und Timme 2024
ISBN: 978-3-7329-1011-3

 

Sahib Kapoor: E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen

Neu erschienen: Sahib Kapoor: E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen

Ende April 2024 erschien Sahib Kapoors Buch E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen im Verlag Königshausen und Neumann. Wir hatten die Gelegenheit, den Autor zu seinem Buch zu befragen.

Herr Kapoor, wie kamen Sie auf das Thema?

Die Überschneidung von Literatur und Bildender Kunst übt seit jeher eine besondere Faszination auf mich aus. Im Rahmen meines Bachelor-Studiums hatte ich erstmals die Gelegenheit, mich mit den Werken E. T. A. Hoffmanns zu befassen. Seitdem haben mich seine Texte immer wieder aufs Neue ästhetisch erfreut und inspiriert. Besonders angetan hat es mir dabei die Textillustration zu Hoffmanns Novelle Der Sandmann.

Warum wurde E.T.A. Hoffmann insgesamt aber eben auch im besonderen Maße im Expressionismus so häufig illustriert?

Im Expressionismus erfuhr E.T.A. Hoffmann eine Renaissance. Die Expressionist*innen griffen das Unheimliche und Undurchschaubare auf, da Hoffmann bereits die Kernproblematik der Expressionist*innen thematisierte, nämlich den physischen Aufruhr und die innere Zerrissenheit in einer rationalen Lebenswelt. In Hoffmanns Texten manifestierte sich der künstlerische Ausdruck. Hoffmanns Phantasiewelt fungierte für sie als sicherer Zufluchtsort.

Warum eignet sich der Expressionismus aus Ihrer Sicht besonders für die Illustration von E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann?

In der Zeitspanne zwischen 1913 und 1925 wurden 13 illustrierte Ausgaben von Hoffmanns Der Sandmann publiziert. In diesem Werk thematisiert Hoffmann die Existenzangst und den Wahnsinn, wobei der Protagonist Nathanael an der Schwelle zwischen Realität und Fantasie schwebt. Das gleiche Schicksal ereilte die Expressionist*innen, sei es, dass sie vom Krieg gestürzt wurden, sei es, dass sie die Auswirkungen des Krieges spürten. Wie Nathanael waren sie nicht imstande, ihren Alltag zu bewältigen. Insofern kann angenommen werden, dass Der Sandmann ein Werk ist, das die Psyche der Künstler visuell darstellt. Die Arbeit zeigt, dass Der Sandmann das am häufigsten illustrierte Werk Hoffmanns im Expressionismus ist.

Sind es vor allem deutsche oder auch internationale Künstler? Gibt es Künstlerinnen, die E.T.A. Hoffmann illustrieren?

Die Zahl der Künstlerinnen und Künstler, die Werke E.T.A. Hoffmanns illustrieren, ist groß. Hoffmann selbst illustrierte zahlreiche seiner Werke. Das allererste und berühmteste Bild zu Der Sandmann stammt von Hoffmann selbst. Nach der Erstausgabe wurden Hoffmanns Werk häufig in Frankreich illustriert. Anschließend wurde Der Sandmann von britischen und deutschen Illustrator*innen umgesetzt. In den Jahren zwischen 1913 und 1925 wurden zwei deutsche Künstlerinnen bekannt, die Hoffmanns Der Sandmann illustrierten. Über die beiden Künstlerinnen Gustel Königer und Trude Goldberg ist leider nur wenig bekannt. Es lässt sich jedoch feststellen, dass Männer in diesem Bereich deutlich häufiger vertreten sind.

 

Sind die Illustrationen typisch für den Expressionismus?

Die expressionistischen Künstler *innen neigten dazu, Übertreibungen und Verzerrungen zu bevorzugen. Die Künstler und Buchillustratoren des Expressionismus wiesen eine hohe Übereinstimmung in ihren Fähigkeiten und Stilen auf. In diesem Zusammenhang ist auch auf Ausgaben hinzuweisen, die von Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka und Alfred Kubin illustriert wurden. In diesem Sinne kann postuliert werden, dass die expressionistischen Künstler*innen für die Illustrationen prädestiniert waren. Die Werke aller expressionistischen Illustrator*innen sind durch einen hohen Abstraktheitsgrad gekennzeichnet.

Viele Illustrationen sind eher nach der Blütezeit des bildkünstlerischen Expressionismus entstanden, warum?

Es lässt sich vermuten, dass die Krise der Weimarer Republik von den Verlagen als Gelegenheit genutzt wurde, um das Publikum in eine Fantasiewelt zu entführen. Zudem könnte Hoffmanns hundertster Todestag ein weiterer Grund für die intensive Auseinandersetzung sein.

Gibt es andere Autor*innen, die im vergleichbaren Maße im Expressionismus illustriert wurden?

Es gibt auch andere Autoren, die im Expressionismus illustriert wurden, allerdings nicht in dem Maße wie Hoffmann. Die Kinder- und Hausmärchen (1812) der Gebrüder Grimm wurden vielfach am Anfang des 20. Jahrhunderts illustriert. Auch Adelbert von Chamissos Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) wurde von namhaften Künstlern wie Emil Preetorius und Ernst Ludwig Kirchner illustriert.

Handelt es ich bei den Illustrationen besonders um Buchillustrationen und waren es mehr freie oder mehr Auftragsarbeiten?

Überwiegend waren es Buchillustrationen, die mit Hoffmanns Text zusammen erschienen sind. Alle Ausgaben waren Auftragsarbeiten. Es gab jedoch auch einen Künstler, Hugo Steiner-Prag, der Hoffmanns Werke aus eigenem Antrieb illustrierte. Einige seiner Illustrationen sind heute nicht mehr zugänglich.

Gibt es Verlage, die sich im besonderen Maße um künstlerische Ausgaben von Hoffmanns Werken verdient gemacht haben?

Der Kurt Wolff Verlag in Leipzig (Der goldene Topf, 1913) und der Georg Müller Verlag in München (Nachtstücke, 1913) waren die ersten deutschen Verlage, die Hoffmanns Texte illustriert herausgaben. Eine große Leistung erbrachte der Hans von Weber Verlag, in dem bis heute die meisten illustrierten Bücher erschienen sind, darunter Der Sandmann (1916) mit Ursteinzeichnungen von Gustel Königer und Der blonde Eckbert (1920) von Ludwig Tieck. Ein weiterer bedeutender Verlag ist der heute noch bestehende Ullstein Verlag.

Welche künstlerischen Techniken wurden besonders häufig verwendet?

Die meisten Illustrationen waren Federzeichnungen oder Kupferstiche; es gab keine Ausgabe von Der Sandmann mit Holzschnitten, obwohl diese damals üblich waren. In diesem Sinne unterscheiden sich Hoffmanns Illustrator*innen von anderen Expressionist*innen. Der abstrakte Charakter ihrer Bilder, verbindet die Künstler*innen miteinander. Statt einer wortgetreuen Illustration versuchten die Künstler*innen, die innere Welt des Protagonisten und seinen physischen Aufruhr zum Ausdruck zu bringen.

Gibt es Szenen des Sandmanns, die besonders häufig illustriert wurden?

Jeder Künstler und jede Künstlerin nehmen sich die Freiheit bei der Gestaltung der Szenen. Am häufigsten illustriert wurden die erste Begegnung von Coppelius und Nathanael im Labor des Elternhauses von Nathanael sowie das Weggehen von Coppola mit Olimpia in der zweiten Hälfte der Erzählung. Bemerkenswert ist auch, dass sich die Illustrator*innen in der Erzählung eher auf die Figuren Coppelius bzw. Coppola als auf die Figur des Nathanael konzentrieren. Fast die Hälfte der Illustrator*innen hat Nathanael überhaupt nicht dargestellt. Das Böse erweckt offenbar mehr Interesse als der hilflose Nathanael.

Welche Illustration hat Sie besonders beindruckend?

Besonders eindrucksvoll ist die Illustration von Hans Windisch aus dem Jahr 1924, die Coppelius surrealistisch im Labor darstellt. Diese Figur ähnelt dem Grafen Orlok aus dem Film „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens” von F. W. Murnau aus dem Jahr 1922, so dass eine Überschneidung von Text, Bild und Film zu erkennen ist.

Vielen Dank für das Interview!

 

Zum Buch

Sahib Kapoor
E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen
Würzburg: Königshausen und Neumann
ISBN: 978-3-8260-8390-7
2024
Epistemata – Literaturwissenschaft 

Ebook (StabiKat-Link)

Zum Autor

Sahib Kapoor ist ein in Indien lehrender Literatur- und Kunsthistoriker. Er lehrt Literatur und Kunstgeschichte am Center of German Studies der Jawaharlal Nehru University. 2018 wurde er mit der Goldmedaille der University of Delhi ausgezeichnet. 2022 erhielt er das renommierte Exzellenzstipendium der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Er spezialisierte sich auf die deutsche Spätromantik und Kunstgeschichte und promovierte 2023 an der Jawaharlal Nehru University. Er sammelte umfangreiche Forschungserfahrung an verschiedenen ausländischen Universitäten und Institutionen, darunter die Universität Freiburg (Schweiz), die Universität Freiburg (Deutschland) und das Leo-Baeck-Institute (USA).

 

 

Von Flöhen, Katzen, Affen und der Literatur. Franz Kafkas und E.T.A. Hoffmanns Bestiarien

In den Texten von Franz Kafka und E.T.A. Hoffmann kreucht und fleucht es: Der einer Akademie berichtende Affe Rotpeter, der Autorschaft behauptende Kater Murr und Meister Floh sind Beispiele für ein Schreiben, dem Tiere weit mehr als Metaphern sind. Der Vortrag zeigt anhand der „Bestiarien“ der beiden Autoren, wie literarische Tiere durch ihre Darstellung als handlungsfähige Figuren der poetologischen Reflexion dienen.

Dr. Esther Köhring ist Theater- und Literaturwissenschaftlerin an der Goethe-Universität Frankfurt/M. Sie forscht zu Tieren in der Literatur und auf Bühnen, ist Mitherausgeberin von Texte zur Tiertheorie (Reclam 2015) und veröffentlichte zuletzt Theatralisieren, Experimentalisieren, Bestiarisieren. Tiere auf Bühnen des Wissens von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart (Metzler 2023).

Termin:

Donnerstag, 19. September 2024
19 Uhr

Veranstaltungsort:

Staatsbibliothek zu Berlin
Theodor-Fontane-Saal
Unter den Linden 8
10117 Berlin

Weitere Informationen und Anmeldung

 

Logo der ETAH-Gesellschaft

E.T.A. Hoffmanns ‚Fantasiestücke‘ im Kontext – Jahrestagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft 

Am 2. November 2024 findet die internationale Jahrestagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft in der Staatsbibliothek Bamberg statt. Bei der diesjährigen Tagung werden schwerpunktmäßig Beiträge präsentiert, die sich mit E.T.A. Hoffmanns ‚Die Fantasiestücke in Callots Manier‘ (1814/1815) auseinandersetzen, sich also entweder mit einzelnen der in den Fantasiestücken enthaltenen Werke beschäftigen oder die Gesamtkonzeption der Textsammlung in den Blick nehmen.

Am Vorabend, dem 1.11.2024, um 17:30 Uhr, besteht die Gelegenheit zum Besuch einer Sondervorstellung von ‚Der goldne Topf‘ im Bamberger Marionettentheater. Es stehen nur 30 Plätze zur Verfügung. Karten zum Preis von 26 € können bei der Anmeldung zur Tagung verbindlich reserviert und am 1.11.2024 an der Abendkasse abgeholt werden. Auf Wunsch ist eine Zusendung der Karten nach Überweisung der Kosten möglich.

Wir bitten um Anmeldung zur Tagung bis zum 20.10.2024. Für die beiden Kaffeepausen wird ein Unkostenbeitrag von 10 € pro Person erhoben. Um Barzahlung am 2.11. wird gebeten.

 

02.11.2024

Staatsbibliothek Bamberg, Lesesaal

09.00 Panel 1: Reflexion – Ästhetik – Medialität

  • Ruth Neubauer-Petzoldt: Künstler – Narren – Affen: Reflexionsfiguren in den Kreisleriana E.T.A. Hoffmanns
  • Oliver Ruf und Andreas Sieß: „Schattenreiche Leerstellen“: E.T.A. Hoffmanns ‚Virtualität‘
10.20 Kaffeepause
10:45 Panel 2: Einzelstücke der Fantasie – Looking close

  • Holda Guth: „Träume sind Schäume” Illegale Machtausübung und Vereinigungsmodell in E. T. A. Hoffmanns Erzählung Der Magnetiseur
  • Barbara Di Noi: Phantastik, Synästhesie und Schriftverfahren in Hoffmanns Märchen Der goldene Topf als Fazit für den Zyklus der Fantasiestücke
  • Skadi Fiala und Sebastian Kotschenreuther: Prinzessin Blandina – Aufhebung künstlerischer Grenzen
12.45 gemeinsames Mittagessen (auf Selbstzahlerbasis)
14.15 Panel 3: Die Fantasiestücke in Callot’s Manier in der Gesamtschau

  • Judith Niehaus: „so verdunstet es von selbst in Staub und Rauch“ Aerosole als Grenzphänomene in den Fantasiestücken
  • Christoph Rauen: Paratextuelle und narrative Werkkonstitution. E.T.A. Hoffmanns Fantasiestücke in Callot’s Manier und das romantische Buch
15.45 Kaffeepause
16.15 Panel 4: Hoffmann im Kontext

  • Jörg Petzel, Sophie Scheiper und Bernd Hesse: Die Dame mit dem Samthalsband ein Fantasiestück von Alexandre Dumas d. Ä. über E.T.A. Hoffmann
  • Andreas Reuß: Dichter, Maler, Musiker. Kunsttheoretische Ansätze bei Felix Mendelssohn Bartholdy und E.T.A. Hoffmann im Vergleich
17.30 Lesung mit Illustrationen von Steffen Faust
18.30 gemeinsames Abendessen (auf Selbstzahlerbasis)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Call for Papers: E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 33 (2025)

Das E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch bietet ein Forum für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zum Werk E.T.A. Hoffmanns sowie zur Literatur und Kultur der (europäischen) Romantik. Ebenfalls publiziert werden Beiträge zur internationalen Rezeption Hoffmann’scher Texte in der Literatur der Gegenwart sowie in anderen Medien wie dem Theater, dem Film oder der Oper bzw. der Musik.
1992 als Nachfolger der Mitteilungen der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft von Hartmut Steinecke, Franz Loquai und Steven Paul Scher begründet, entwickelte sich das Periodikum im Verlauf der letzten dreißig Jahre zu einem der wichtigsten Publikationsorte für die internationale Hoffmann-Philologie. Herausgegeben wird es aktuell von Claudia Liebrand (Köln), Harald Neumeyer (Erlangen-Nürnberg) und Thomas Wortmann (Mannheim). Das Jahrbuch erscheint im Auftrag der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft beim Erich Schmidt Verlag Berlin; die Redaktion des Jahrbuchs ist am Lehrstuhl für Allgemeine Literaturwissenschaft und Medientheorie an der Universität zu Köln angesiedelt. Weitere Informationen zum Jahrbuch finden sich auf der Homepage der Hoffmann-Gesellschaft: https://etahg.de/publikationen/jahrbuch/.
Für die Ausgabe 33 (2025) des E.T.A. Hoffmann-Jahrbuchs werden Beiträge gesucht. Das thematische Feld ist dabei bewusst breit gehalten: Neben editionsphilologischen und literarhistorischen Beiträgen sind ebenso Texte erwünscht, die Hoffmanns literarisches, bildkünstlerisches und kompositorisches Werk auf der Basis aktueller literaturtheoretischer Strömungen (Animal Studies, Ecocriticism, Gender und Queer studies, ANT, etc.) in den Blick nehmen. Auch (medien-)komparatistische Beiträge sind willkommen, die Hoffmanns Arbeiten in einen (welt-)literarischen Kontext setzen oder aber aktuelle Adaptionen Hoffmann’scher Texte in anderen Medien (im Theater, in der Oper, als Graphic Novel etc.) analysieren. Gesucht sind Beiträge, die sich außerhalb der eingelaufenen Pfade der Forschung bewegen und entweder Neues zu viel beforschten Texten zu sagen haben oder aber sich mit den am Rande gelegenen Texten, Zeichnungen und Kompositionen Hoffmanns auseinandersetzen, denen die Forschung bisher nur wenig Interesse entgegengebracht hat. Beiträge aus der Musikwissenschaft, der Theater- und Filmwissenschaft oder der Kunstgeschichte sind deshalb ebenfalls willkommen. Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen sind explizit zur Einreichung von Beiträgen aufgerufen.
Aufsätze auf Deutsch und Englisch können bis zum 29. November 2024 an Prof. Dr. Claudia Liebrand (c.liebrand@uni-koeln.de) geschickt werden. Die Beiträge werden von den Herausgeber*innen und bei Bedarf durch die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates des Jahrbuchs geprüft. Eine Entscheidung über die Aufnahme erfolgt zeitnah.

Online-Kolloquium zum Thema „E.T.A. Hoffmann kuratieren“

24.05.2024, 14:00 bis 16:00

Organisation: Dennis Schäfer (Princeton University)

Moderation: Anna Köbrich (Universität Duisburg-Essen)

14.00
Grußwort von Prof. Dr. Bettina Wagner, Staatsbibliothek Bamberg, Präsidentin der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft

14.05
Dr. Christina Schmitz, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz:
„Unheimlich Fantastisch – Highlights und Lessons Learned aus dem Jubiläumsjahr ETAH2022“

14.35 Pause

14.40
Assoc. Prof. Dr. Svetla Cherpokova, Plovdiv (Bulgarien):
„E. T. A. Hoffmanns Ausstellungsstraße in Bulgarien – Erfahrungen und Träume“

15.10 Pause

15.15
PD Dr. Boris Roman Gibhardt, Kurator E.T.A. Hoffmann-Haus Bamberg:
„Die Zukunft des E.T.A. Hoffmann-Hauses in Bamberg. Die Neukonzeption im Kontext heutiger Literaturmuseen“

16.00 Schlusswort

Die Zugangsdaten erhalten Sie auf Anfrage per E-Mail.

Eine Veranstaltung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft.