„Fragmente aus der Zukunft“: Ein Kolloquium zur Romantikforschung

Tagung am 16.-17. Juni 2025
Universität Frankfurt

Im 22. Athenäum-Fragment definiert Friedrich Schlegel den Begriff „Projekt“. Laut Schlegels Auffassung ist ein Projekt „der subjektive Keim eines werdenden Objekts“ oder auch: ein „Fragment[] aus der Zukunft“ (KFSA II 1967, S. 168). Das Kolloquium zur Romantikforschung macht sich dieses Verständnis des Projekts als Arbeit an Fragmenten zur Maßgabe und lädt dazu Romantikforschende ein, ihre Entwürfe, Ideen, Schreibproben und (noch) fragmentarischen Arbeitsergebnisse als „Fragmente aus der Zukunft“ im Rahmen regelmäßig stattfindender Treffen zu diskutieren. Das Kolloquium findet abwechselnd in Frankfurt und Freiburg statt und dient einerseits dem Austausch und der Vernetzung zwischen etablierten und early-career Romantikforschenden und zielt andererseits darauf ab, Projekte und Forschungsbeiträge zur Romantikforschung in einem geschützten Raum vorstellen und mit einschlägigen Wissenschaftler:innen besprechen zu können. Das Format ist daher offen und vielfältig bespielbar: Präsentiert und diskutiert werden können u.a. Forschungsvorhaben, Primärtexte, Kapitel aus Abschlussarbeiten, Aufsatzentwürfe usw. Texte, die als Diskussionsgrundlage für das Treffen dienen, werden im Vorfeld an alle Teilnehmenden verschickt.

Nach einem ersten Treffen im Januar 2024 in Frankfurt a.M. und einem zweiten im November 2024 in Freiburg erfolgt das dritte Treffen nun erneut in Frankfurt. Das vierte Treffen findet am 19. und 20. Februar 2026 in Freiburg statt. Bei Interesse an einer Teilnahme wenden Sie sich gern an die Organisator*innen.

Dominik Zink (ALU Freiburg) dominik.zink@germanistik.uni-freiburg.de 
Frederike Middelhoff (GU Frankfurt) middelhoff@em.uni-frankfurt.de

Programm

als PDF: Fragmente aus der Zukunft, Juni 25

 

Montag, 16.06.2025
Goethe Universität Frankfurt, Campus Westend, IG-Gebäude, Eisenhower-Raum 1.314 

12:00-12:15 Uhr Frederike Middelhoff (Frankfurt a.M.). Dominik Zink (Freiburg): Begrüßung

Moderation: Frederike Middelhoff

12:15-13:15 Fabio D’Addona (Mainz): Das Idyllische in der Romantik

13:15-14:15 Anna Traurig (Würzburg): Waldökologie in L. Tiecks William Lovell

Moderation: Dominik Zink

14:45-15:45 Elena Schorz (Mainz): Atmosphärologisches bei Caroline de la Motte Fouqué

15:45-16:45 Hong Van Le (Frankfurt): Die Natur im Wechsel der Jahreszeiten: Eine komparatistische Untersuchung der deutschen und vietnamesischen Naturlyrik der Romantik

Moderation: Raphael Stübe (Frankfurt)

17:15-18:15 Franziska Bergmann (Erlangen-Nürnberg): Romantische Motive bei Alexander von Humboldt

18:15-19:15 Antonia Eder (Münster): Der Roman des Freiherrn von Vieren von Chamisso, Contessa, Fouqué und Hoffmann

 

Dienstag, 17.06.2025

Goethe Universität Frankfurt, Campus Westend, IG-Gebäude, Eisenhower-Raum 1.314 

Moderation: Maria Becker (Jena)

09:00-10:00 Dominik Zink (Freiburg): Sophie Tieck: Der Unglückliche

10:00-11:00 Bogdan-Gabriel Burghelea (Berlin): Das queere Kind. Überwindung des binären Systems und queere Raumsemantik im Märchen Das fremde Kind (1817/19) von E.T.A. Hoffmann

Moderation: Cornelia Ilbrig (Hamburg)

11:30-12:30 Anton Bröll (Osnabrück): Autorschaftsreflexionen in Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater und Prinz Zerbino

14:00-15:00 Nico Imhof (St. Gallen/Frankfurt): Einen ‚Faust‘ in der Tasche gemacht? Clemens Brentanos theaterkritische Beschäftigung mit dem Fauststoff

15:00-16:00: Frederike Middelhoff (Frankfurt): Romantische Emigranten-Komödien

Abschlussdiskussion, Ausblick auf nächstes Kolloquium und Verabschiedung

 

 

Neu im Bestand: Teilsammlung Christine Becker

Im letzten Herbst hatten wir das große Glück, ca. 20 Bände der beeindruckenden E.T.A. Hoffmann-Sammlung von Christine Becker als Geschenk zu erhalten. Diese großzügige Geste hat es uns ermöglicht, unseren Bestand an Hoffmanniana um einige außergewöhnliche und seltene Stücke zu bereichern.

E.T.A. Hoffmann-Sammlung Christine Becker

Unter den Neuzugängen befindet sich neben Übersetzungen ins Türkische, Russische oder Spanische z.B. eine faszinierende koreanische Kinderbuchausgabe des „Nussknackers“.
Zudem konnten wir weitere Künstlerbücher von Johannes Häfner und Michael Knobel in unsere Sammlung aufnehmen. Ein weiteres Highlight ist die Schulausgabe von „Meister Martin“ aus der Nachkriegszeit, die uns einen wertvollen Einblick in das Bildungssystem dieser Zeit bietet.

Diese neuen Stücke sind nicht nur eine Bereicherung für unsere Sammlung, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, die Vielfalt und den Reichtum der Literatur von und zu E.T.A. Hoffmann sichtbar zu machen. Wir freuen uns darauf, diese Schätze mit Ihnen zu teilen!

Zu den Titeln (ein Teil befindet sich noch in der Bearbeitung)

 

 

„Gedankenspiele“ – Ausstellung im Kaliningrader Gebietsmuseum für Geschichte und Kunst (Russland)

20. Dezember 2024 – 18. März 2025
Ein Ausstellungsbericht von Iris Berndt
Valentina Pokladova neben dem Eingang mit dem Plakat der E. T. A. Hoffmann-Ausstellung „Gedankenspiele“

Valentina Pokladova neben dem Ausstellungplakat © Kaliningrader Gebietsmuseum, 2024

Bereits zum 19. Mal hat 2024 die Kunsthistorikerin Valentina Pokladova zeitgenössische Künstler eingeladen, sich mit E. T. A. Hoffmann zu beschäftigen. Sie ist in der E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft keine Unbekannte, denn sie wurde im Mai 2014 mit der Medaille der Gesellschaft ausgezeichnet. Für die diesjährigen Hoffmaniana lautete das Motto Gedankenspiele. Es wird also ausdrücklich nicht zu einer Illustration eines Werkes von E. T. A. Hoffmann eingeladen, sondern es sind freie Assoziationen möglich. Über 50 Künstler sind diesem Aufruf gefolgt. Sie stammen meist aus der Kaliningrader Oblast, aber auch aus Moskau, St. Petersburg oder etwa aus Nowsibirsk. Das Ausstellungsformat und die Tatsache, dass in Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg in Ostpreußen, dieses Genie zur Welt kam, hat sich in Russland herumgesprochen. Besonders herausragende Kunstwerke werden vom Museum angekauft, manchmal schenken Künstler ihre Arbeiten auch an das Museum. So ist im Laufe der Jahre ein beachtlicher Fundus zusammengekommen, der 2021 in einem Katalog zusammengefasst wurde, und auf den auch für diese Ausstellung zurückgegriffen werden konnte.

Das schwarz-weiß gemusterte Spielbrett gab das Grundmotiv für die diesjährige Hoffmann-Ausstellung Gedankenspiele. Im Ausstellungssaal begrüßt den Besucher überlebensgroß als Kostümierung E. T. A. Hoffmann selbst, hoch oben über ihm schwebend sein Markenzeichen, der schwarze Zylinderhut. Zwei Musen begleiten ihn, es könnten auch Dora oder Julia, seine schmerzvoll unerfüllten Liebessehnsüchte sein. Oder ist eine von beiden auch Michaela, seine treusorgende Ehefrau? Gedankenspiele.

 

Details der Mittelinstallation der E. T. A. Hoffmann-Ausstellung „Gedankenspiele“

Details der Mittelinstallation © Iris Berndt, 2025

Von der Decke hängen Gedankensplitter aus seinen Werken in Form von kurzen Zitaten herab, sehr markant: „Das Denken; meinte Knarrpanti sei an und vor sich selbst schon eine gefährliche Operation.“  („Meister Floh„). Weitere finden sich auf bunt gestalteten Würfeln und sind um die Gruppe in der Mitte herumgewürfelt und übereinandergestapelt zum Halt gekommen. Eines aus den Serapionsbrüdern mahnt uns, die guten Freundschaften zu pflegen: „Die Geliebte, die wir verlassen, der Freund von dem wir uns trennen mußten, verloren sind beide für uns auf immer! — Die, die wir vielleicht nach Jahren wiedersehen, sind nicht mehr dieselben, von denen wir schieden, und sie finden ja auch uns nicht mehr wieder!“ (Einführung „Serapionsbrüder“). Diese Würfel sind zugleich Stellfläche für erste Objekte, allen voran den Nussknacker-Variationen. Denn E. T. A. Hoffmann kennt in Russland jedes Kind durch Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“.

Kinder, Schüler und ihre Großeltern kommen regelmäßig in der Winterszeit in unsere Hoffmann-Ausstellungen. Unsere Spaziergänge, Lesungen und Aktionen in der Ausstellung sind nachgefragt. Schon die Eröffnung ist eine beliebte Veranstaltung, es gibt immer eine Tanzaufführung. Am 24. Januar 2024 feiern wir gemeinsam in der Ausstellung E. T. A. Hoffmanns Geburtstag.“, erzählt mir Kuratorin Valentina Pokladova. Außerdem findet seit zehn Jahren während der Hoffmaniana auch der von Boris Bartfeld, dem Physiker und Schriftsteller sowie Vorsitzendem des Schriftstellerverbandes des Kaliningrader Gebietes, geleitete Schreibwettbewerb „Russischer Hoffmann“ statt. „Dieser Literaturwettbewerb zieht die Aufmerksamkeit tausender Literaturinteressierter und Dichter aus der ganzen Welt an“, beschreibt es Valentina Pokladova.

Um den Ausstellungsmittelpunkt mit E. T. A. Hoffmann sind locker Vitrinen und Raumteiler angeordnet, die den großen Saal in kleine Kabinette einteilen. Die Anordnung folgt keiner Systematik und erst recht keiner, die von den Künstlern und deren Herkunft bestimmt ist, über deren Wohnort und Werdegang ich überhaupt erst durch Valentina erfahre. Es ist vielmehr so, dass die Künstler an einem Ganzen mitwirken und nicht ihr einzelnes Werk, sondern die Korrespondenz der Werke im Raum das Entscheidende ist. Was zählt, ist das im intensiven Dialog der Künstler mit der Kuratorin über mehrere Monate – wie mir Valentina Pokladova sagt – erarbeitete Gesamtkunstwerk. Der Platz des einzelnen Werkes im Ganzen ist von seinen Motiven und seiner Form bestimmt. Da gibt es eine Drachen-Ecke, ich finde ein den Blumen und dem Tanz geweihtes Kabinett mit extravaganten Kleidern, phantasievollen Ballettschuhen, Keramik und Glas, eine Schlangen-Vitrine und ernste, dunkle sowie helle, kleine und große Werke.

Ausstellungseröffnung

Ausstellungseröffnung, Foto: Igor Duplinski, 2024 © Gebietsmuseum Kaliningrad

Manche der Künstler, so erzählte Valentina Pokladova, haben vor Jahren von E. T. A. Hoffmann nur die Oper „Hoffmanns Erzählungen“ und das Ballett gekannt. Inzwischen sind sie begeisterte Leser seines Werkes. „Der Sandmann“ oder „Kater Murr“ zählen dabei neben dem Hauptwerk „Der Goldene Topf“ zu den wohl beliebtesten. Valentina blickt hier auf fast 30 Jahre am Kaliningrader Gebietsmuseum: „Dank unserer Ausstellungen sind Theaterproduktionen entstanden – in den Schauspiel- und Musiktheatern, Hoffmanns musikalische Werke werden von Orchestern aufgeführt – Sinfonie- und Volksorchestern. Das Museum der Schönen Künste arbeitet auch mit Künstlern zusammen.  Unsere Regionalzeitschrift „Baltika“ hat wiederholt Materialien über Hoffmaniana gedruckt, darunter auch meine. Wir haben drei Wanderausstellungen gemacht, die regelmäßig in verschiedenen Städten der Region sowie in Moskau, Elabuga (Tatarstan) und im Haus von Tjutschew (Ovstug bei Brjansk) gezeigt werden. Eine Ausstellung aus unseren Mitteln mit Unterstützung der Kulturstiftung (Moskau) war in Rostow am Don zu sehen.“

Dmitri Dermidenko, Plakat „Hast Du schon E. T. A. Hoffmann gelesen?“

Dmitri Dermidenko: „Hast Du schon E. T. A. Hoffmann gelesen?“ © Iris Berndt, 2025

Trotzdem hat der Chefgestalter des Kaliningrader Gebietsmuseum, Dmitri Dermidenko, augenzwinkernd noch einen übermannshohen Aufsteller gefertigt (2024), der das berühmte amerikanische „Uncle Sam“ Rekrutierungs-Plakat von 1917 weiterentwickelt, so dass dieser bzw. eine russische Variation von ihm jetzt fragt: „Hast Du schon E. T. A. Hoffmann gelesen?“.  Das Plakat findet sich im vorderen Bereich der Ausstellung, in welchem auch in drei Vitrinen historische deutsch- und russischsprachige Ausgaben E. T. A. Hoffmanns und eine Auswahl der zahlreichen Kataloge des Museums zu sehen sind. Ich entdecke etwa das deutschsprachige Verzeichnis der bildkünstlerischen Werke E. T. A. Hoffmanns von Dietmar E. Ponert oder das monumentale, 2024 erschienene Verzeichnis von E. T. A. Hoffmann-Illustrationen von mehr als 900 Künstlern, das Elke Riemer-Buddecke erarbeitete. Die E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft kann auf eine längere Zusammenarbeit mit dem Kaliningrader Gebietsmuseum für Geschichte und Kunst zurückblicken. Bereits 2013 und 2017 gab es Sonderausstellungen aus Kaliningrad im Hoffmann-Haus in Bamberg. Mit jüngsten Schenkungen etwa der ersten wissenschaftlichen Biographie zum Künstler von 1920 ebenso wie älteren mehrbändigen Ausgaben und dem wunderbaren Katalog der Hoffmann-Ausstellung 2022 in der Berliner Staatsbibliothek wurden diese Kontakte wieder intensiviert. Das Museum antwortete herzlich mit einer Schenkung seiner Kataloge. Valentina Pokladova selbst ist dankbar für diesen Austausch und diese Arbeitsmaterialien, denn sie versteht sich mit allem Schalk und großer Phantasie, die sie bei ihrer Arbeit entwickelt, immer auch als gründliche Wissenschaftlerin. Vielleicht ist überhaupt diese enge Verbindung von Kreativität und Ernsthaftigkeit, bei der Wissenschaft und Kunst noch nicht auf getrennten Gleisen fahren, das Wesen der russischen E. T. A. Hoffmann-Rezeption. Bei der Bildenden Kunst ist es im Grunde ähnlich, sie setzt auf Realistisches und Surreales gleichermaßen, knüpft an Traditionen an bis zurück auf die mit mehreren Malschichten arbeitende Ikonenmalerei und pflegt ebenso moderne Acryl- und Mischtechnik. Dabei ist die Malerei auch von expressiven oder pointilistischen Formen inspiriert, nie tritt sie – in dieser Ausstellung zumindest – rein abstrakt auf.

Ein Gedankensplitter schneite Anfang des Jahres mit einem Neujahrswunsch herein und wurde noch in die Ausstellung eingefügt: Er kam mit der Post aus Australien, und zwar vom Russischen Klub in Sydney, den es dort seit 1924 gibt. Beigelegt war Band 6 einer E. T. A. Hoffmann-Anthologie, die 1897 in St. Petersburg erschien – mit schönen Stempeln und Besitzerwidmungen auf der Haupttitelseite, die schon wieder Geschichten erzählen.

Igor Lysenko „Doppelgänger“ Aquarell und Mischtechnik auf Papier, 2023

Igor Lysenko: „Doppelgänger“ © Kaliningrader Gebietsmuseum 2025

Valentina sind die Besucher am liebsten, die kreuz und quer ihrer Laune folgen und sich von der Ausstellung anregen lassen. Mein Favorit ist eine surreale Begegnung von E. T. A. Hoffmann mit Fjodor Dostojewski, die von Igor Lysenko stammt, der dem Werk (Aquarell und Mischtechnik auf Papier), 2023 den Titel „Der Doppelgänger“ gab: Auf diesem hält Hoffmann einen Spiegel, hinter welchem er durchnächtigt und etwas sorgenvoll hervorschaut, und in welchem sich der russische Schriftsteller, der vielen bis heute als der tiefste ihrer Autoren gilt, ansehen kann. Das Besondere: Dostojewski kann sich in diesem Spiegel in die Augen sehen, der Betrachter ist heimlicher Beobachter dieses Momentes, denn Dostojewski steht mit dem Rücken zum Betrachter und E. T. A. Hoffmann blickt intensiv auf den Schriftsteller. Umgeben ist die Szene von zwei weiteren Dostojewskis, auf welchem dieser jedoch blicklos in sich gefangen ist. E. T. A. Hoffmann hat Dostojewski die Augen geöffnet! Das Phantastische, das in der russischen Literatur damals noch keine Heimat hatte, befreite Dostojewski zu produktivem Weiterschreiben. Ein anderer Maler ist Alexander Derkash, der im letzten Jahr mit einem Gemälde und in diesem gleich mit dreien dabei. Er ist eigentlich Arzt, pflegte aber die Malerei Zeit seines Lebens, so dass sie ihm jetzt eine treue Gefährtin geworden ist. Er versetzt sich in Hoffmanns Mitleiden bei der Erschaffung seiner Figuren. Als Puppenspieler von Klein Zaches, der die Fäden des kleinen Gernegroß in der Hand hält, hat die junge Malerin Tamara Wasiljauskene E. T. A. Hoffmann gesehen.

Olga Uljanova neben ihrem Gemälde „Fee Rosabelverde“, Mischtechnik auf Leinwand, 2024

Olga Uljanova: „Fee Rosabelverde“, Mischtechnik auf Leinwand © Iris Berndt, 2025

Länger bleibe ich vor Olga Uljanowas „Fee Rosabelverde“ stehen – ein Gemälde, das in sich die ganze Ruhe der Tradition trägt, besonders die der italienischen Frührenaissance. Auf der Finissage habe ich noch Gelegenheit sie persönlich kennenzulernen und neben ihrem Bild zu fotografieren.  Ich erfahre, dass sie die Kunstschule in Jaroslawl absolvierte, mit ihrem Mann inzwischen seit 50 Jahren in der Kaliningrader Oblast lebt und bis vor 20 Jahren mit künstlerischen Webarbeiten hervorgetreten ist, für die sie wesentliche Anregung aus der großartigen Webschule in Riga/Lettland empfing. Wie die meisten Künstler verdient sie ihren Lebensunterhalt in angestellter Arbeit, sie ist Kunstpädagogin in einem Kinderheim.

Es fehlt hier der Platz, um wenigstens auf die schönsten Bilder einzugehen! Aber was heißt schon „schön“; beim zweiten Blick gefallen mir die gleich drei Musen Hoffmanns auf Keramikplatten von Waleri Kusnezow besonders. Sie erinnern an Arcimboldos vegetabile Porträts und sind zugleich von großer Sinnlichkeit. Stehen bleibe ich auch bei dem Bild mit dem über der Kurischen Nehrung fliegenden Drachen. Es stammt von Vitali Iwanischtschew, der sich auf die im dortigen Rositten spielende Erzählung „Die Majoratsherren“ bezieht. Er hat auch einen Text dazu verfasst, wie andere Künstler etwa Zitate von E. T. A. Hoffmann neben ihre Werke setzten. Derlei ist manchmal hilfreich für den Einstieg in die Gedanken der Künstler. Denn der heutige Museumsbesucher ist ein medial verwöhntes Wesen, das auf schnelles Wahrnehmen und Weitergehen trainiert ist. Damit verbindet sich auch das einzige Manko der Ausstellung. Es gibt keinen Katalog. Deshalb seien die Kaliningrader Gedankenspiele wenigstens in diesen Gedankensplitter erinnert. Vielleicht auch mit der Aussicht darauf, dass die 20. Ausstellung im nächsten Jahr, die dem 250. Geburtstag E. T. A. Hoffmanns gewidmet sein wird, für Freunde E. T. A. Hoffmanns noch einen besonderen Anreiz zum Besuch Kaliningrads bietet.

Valentina Pokladova hat noch besondere Träume: „Ich hoffe, dass wir eines Tages ein Hoffmann-Festival veranstalten werden. Nicht umsonst hat unser wunderbarer Dirigent Waleri Gergijew gesagt, dass das Ballett ‚Der Nussknacker‘, das vor allem am Vorabend des Jahreswechsels so viel Aufsehen erregt, unbedingt auf der Bühne der Filiale des Bolschoi-Theaters in Kaliningrad [derzeit im Rohbau vollendet, IB] gezeigt werden sollte, in der Geburtsstadt von E. T. A. Hoffmann. Wir werden natürlich an der künftigen Hoffmann-Jubiläumsausstellung arbeiten, und wir möchten, dass dieses Datum nicht unbemerkt bleibt, insbesondere in zwei Ländern – Russland und Deutschland. Es wäre interessant, die Werke zeitgenössischer deutscher Künstler kennen zu lernen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, Gäste aus Städten zu sehen, die mit Hoffmanns Leben verbunden sind – schließlich sind wir mehr als alle anderen durch kulturelle Fäden verbunden.“

 

Zu Iris Berndt:
Iris Berndt ist Kunsthistorikerin, Historikerin und Autorin. Sie verfügt über Erfahrung in Konzeption und Durchführungen von Ausstellungen und Sammlungsprojekten. Sie war als Direktorin des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin tätig und hat einen Bezug zu Russland durch Stipendien an bedeutenden Kulturinstitutionen.

 

Zum Ausstellungsraum im Kaliningrader Gebietsmuseums für Geschichte und Kunst:
Der annähernd quadratische große Ausstellungsraum von etwa 25 x 20 Metern befindet sich im Obergeschoss des Kaliningrader Gebietsmuseums für Geschichte und Kunst gleich neben dem großen Veranstaltungsaal. In einem übrigens alten repräsentativem Museumsgebäude am Schlossteich im Zentrum der Stadt, 1912 als Stadthalle eingeweiht. Das Gebäude wurde im August 1944 durch das  angloamerikanische Bombardement ebenso wie die Kämpfe im April 1945 schwer beschädigt. Von 1981 bis 1986 wurde es in den historischen Formen wiedererrichtet und 1991 zog in dieses Gebäude das bereits 1946 neubegründete Gebietsmuseum. Das Museum widmet sich der Geschichte und Kunst des nördlichen Ostpreußens, das in Folge der Verhandlungen zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges an Russland überging. Das Vielspartenhaus beherbergt geologische und archäologische Ausstellungen ebenso wie etwa ein Diorama zum „Sturm auf Königsberg“ und eine Ausstellung zur Sowjetzeit im Kaliningrader Gebiet und zur Herkunft seiner Menschen. Jährlich werden etwa zehn Sonderausstellungen durchgeführt.

„Die schmelzende Allgewalt, mit der die Harmonika zum Herzen spricht.“ – Die Glasharmonika im Mesmerismus und bei E.T.A. Hoffmann (27. Mai 2025, Halle / Saale)

27. Mai 2025, 18.15 Uhr
Mit Musikbeispielen von Wolfgang Amadeus Mozart und Carl Leopold Röllig
Prof. Dr. Jürgen Barkhoff (IE—Dublin)
Ort: Halle, Franckesche Stiftungen, Haus 26, Englischer Saal

Die Glasharmonika war das Modeinstrument des Zeitalters der Empfindsamkeit. Von Benjamin Franklin 1761 entwickelt, stand sie im Ruf, die Emotionen des Interpreten besonders direkt auf sein Publikum zu übertragen. Ihre ziehenden, sphärischen Klänge wurden einerseits mit der menschlichen Stimme, andererseits mit der kosmischen Naturmusik in Verbindung gebracht und ihren Tönen wurden versöhnende und heilende Kräfte zugesprochen. Ihre Kritiker aber behaupteten das genaue Gegenteil: die Glasmusik sei schädlich und würde Melancholie und Nervenkrankheiten befördern. Der skandalumwitterte Arzt Franz Anton Mesmer setzte sie ein, um die therapeutischen Wirkungen seines Tierischen Magnetismus, einer Vorform der Hypnose, zu verstärken. Mozart, der für die Glasharmonika komponiert hat, hatte das Instrument in Mesmers Haus kennengelernt. In seinen Musiknovellen literarisierte E.T.A. Hoffmann den Zauber der Glasmusik, schlug zugleich aber auch skeptische und kritische Töne an. Dieser Verschränkung musikästhetischer, naturphilosophischer, medizinischer, psychologischer und literarischer Perspektiven wird der Vortrag – mit musikalischen Beispielen – nachgehen.

 

Ein Vortrag in der Veranstaltungsreihe „Musik – Mathematik – Welterkenntnis“. Beiträge zu einer Theologie des Klangs.

Unter dem Titel Musik – Mathematik – Welterkenntnis veranstalten das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung (IZP) und der Lehrstuhl für Historische Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine aus dem Programm des diesjährigen Sommersemesters herausragende Reihe mit vier unterschiedlichen Abendveranstaltungen.

Im Fokus der Reihe stehen theologische und musiktheoretische Entwürfe aus vier Jahrhunderten, die mit dem Anspruch versehen waren, Aufschluss über den göttlichen Schöpfungsplan zu geben und sogar heilsame Wirkungen der Musik versprachen. Die Veranstaltungsreihe bringt die außergewöhnliche Verbindung von Klangerfahrung und Erkenntnisinteresse zur Darbietung.

Zum vollständigen Programm

 

 

Stellenausschreibung der Stadt Bamberg: wissenschaftliche Mitarbeiter:in (m/w/d) und Kurator:in für das E.T.A. Hoffmann-Haus

Bitte beachten Sie folgende Stellenausschreibung der Stadt Bamberg!

Die Stadt Bamberg sucht für die Museen der Stadt Bamberg zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine:n
wissenschaftliche:n Mitarbeiter:in (m/w/d) und Kurator:in für das E.T.A. Hoffmann-Haus!

Die Stadt Bamberg bietet als UNESCO-Weltkulturerbe vielfältige Zeugnisse ihrer über 1000-jährigen Geschichte. Sie liegt in landschaftlich reizvoller Lage, bietet ein reiches kulturelles Angebot und besitzt einen hohen Freizeitwert (www.bamberg.de).

Die Museen der Stadt Bamberg sind verantwortlich für das Historische Museum am Domberg mit kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen, die herausragende Sammlung Ludwig im Alten Rathaus, das Ausstellungshaus Villa Dessauer sowie den Betrieb des Dokumentationszentrums Mikwe. Seit 2023 liegt auch das E.T.A. Hoffmann-Haus in der Verantwortung der Museen. Es ist das weltweit einzige Museum für den mehrfach talentierten Schriftsteller und Künstler. Das denkmalgeschützte Gebäude wird derzeit saniert.

In den vergangenen zwei Jahren wurde bei den Museen das kuratorische Konzept für sämtliche Ausstellungsbereiche des zukünftig als Literaturmuseum und Künstlerhaus zu präsentierenden Museums erarbeitet. Das zuständige Gestaltungsbüro hat hierfür eine Szenografie entwickelt. Auf Seiten der Museen wurde außerdem ein Betriebskonzept für die Zeit nach der Wiedereröffnung vorgelegt. Letztere ist je nach Stand der Baumaßnahme für die Zeit ab Herbst 2026 vorgesehen.

Als professionell geführtes, erlebnisorientiertes Museum wird das neue E.T.A. Hoffmann-Haus danach eine Dauerausstellung und Wechselausstellungen für ein breites Publikum anbieten. Es soll durch attraktive Vermittlungs- und Bildungsangebote ganzjährig Menschen aus dem In- und Ausland sowie regionale Gäste, insbesondere auch Schülerinnen und Schüler aus Bamberg und Umgebung, anziehen.
Im Januar 2026 jährt sich der Geburtstag E.T.A. Hoffmanns zum 250. Mal. Aus diesem Anlass wird derzeit zusammen mit Kooperationspartnern ein entsprechendes über das Jahr verteiltes Veranstaltungsprogramm entwickelt.

Ihr Aufgabengebiet umfasst:
– die konzeptionelle und organisatorische Mitwirkung beim spartenübergreifenden Veranstaltungsprogramm für das Jubiläumsjahr „250 Jahre E.T.A. Hoffmann“
– die Contentproduktion (Texte, Bilder, Inhalte für die etliche Formate umfassenden Medien-Installationen) für die neue Dauerausstellung des E.T.A Hoffmann-Hauses für ein breites Publikum in enger Abstimmung mit dem Museumsdirektor und auf Grundlage des bestehenden musealen, kuratorischen und szenografischen Konzepts
– die enge Zusammenarbeit mit den Ausstellungsgestaltern zur szenografischen Umsetzung der Ausstellungsinhalte von der Ausführungsplanung bis zur Fertigstellung und Eröffnung
– die Konzeption der ersten Wechselausstellung für das wieder eröffnete Museum
– die Konzeption und Produktion von Begleitmedien und Vertiefungsangeboten (Print und online)
– die Berücksichtigung partizipativer Ansätze in der Museumsarbeit

Wir erwarten von Ihnen:
– ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium (zumindest Master oder Magister, gern mit Promotion) bevorzugt in Literaturwissenschaft
– hervorragende Kenntnisse zum Leben und Werk von E.T.A. Hoffmann
– sehr gute Kenntnisse der Literatur-, Kultur- und Geistesgeschichte der Klassik und Romantik
– nachweisbare relevante Erfahrungen im Konzipieren und Umsetzen von Ausstellungen
– sehr gute Kenntnisse der aktuellen Diskurse und Methoden der Museumsarbeit
– sehr gute Fremdsprachenkenntnisse in Englisch und einer weiteren modernen Fremdsprache
– Ihre Bereitschaft, sich in einem kleinen Team verantwortlich und über Fachgrenzen hinweg engagiert einzubringen.

Wir bieten Ihnen
– ein spannendes und kreatives Arbeitsumfeld in einem kleinen, interdisziplinären Team
– individuelle Beratungsangebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinder-Ferienprogramm und Kinder-Mitbringtag
– eine faire Bezahlung auf der Grundlage des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD-V)
– eine zusätzliche attraktive arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge
– eine jährliche Sonderzahlung („Weihnachtsgeld“)
– ein bezuschusstes Deutschlandticket oder VGN-Abo für den öffentlichen Nahverkehr
– ein attraktives Angebot zum Fahrrad- und E-Bike-Leasing
– verschiedene Mitarbeiterrabatte
– ein gutes Betriebsklima mit gemeinsamen Mitarbeiter-Events, wie unserem Sommerfest und regelmäßigen Treffen unserer Sportgruppen

Die Projektstelle ist zunächst bis zum 31.12.2026 befristet. Die Verstetigung ist in Planung. Bei Vorliegen der haushaltsrechtlichen Voraussetzungen wird eine spätere unbefristete Übernahme angestrebt. Die Beschäftigung erfolgt in Vollzeit und richtet sich nach den Bestimmungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD). Die Stelle ist mit TVöD EG 13 bewertet und grundsätzlich teilzeitfähig.

Sollten Sie noch Fragen zu der ausgeschriebenen Stelle haben, so steht Ihnen die stellvertretende Direktorin der Bamberger Museen, Frau Dr. Eva Schurr (Telefon 0951/87-1149), gerne zur Verfügung.

Für personalwirtschaftliche Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Linda Güthlein als Ansprechpartnerin des Personal- und Organisationsamtes unter der Telefonnummer 0951/87-4036.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen Unterlagen inklusive Textproben über das Bewerbungsportal der Stadt Bamberg (www.stadt.bamberg.de/stellenangebote) bis spätestens 30.04.2025.

Filmvorführung Barcarole im Zeughauskino

Dienstag, 01. April 2025, 19.00 Uhr

Einführung und Buchvorstellung: Anett Werner-Burgmann

Liebesnacht, Du schöne Nacht: Während eines rauschenden Festes in Venedig im Jahr 1911 wetten zwei Herren um die Tugendhaftigkeit einer Dame. Der gutgelaunte Gigolo Eugen Colloredo (Gustav Fröhlich) will dem reichen Mexikaner Alfredo Zubaran (Willy Birgel) beweisen, dass er nur eine Nacht benötigt, um dessen als besonders keusch geltende Gattin Giacinta (Lída Baarová) zu verführen. Gelingt es ihm und kann er als Beweis Giacintas Medaillon vorzeigen, stünde ihm im Duell gegen Zubaran, einem exzellenten Schützen, der erste Schuss zu. Colloredo rechnet jedoch nicht damit, sich in Giacinta zu verlieben.

Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film lud die Retrospektive Hoffmannesk im Frühjahr 2022 zu einer Reise durch seine fantastischen Welten ein. Nun ist im Wiener Verlag SYNEMA ein Sammelband erschienen, der sich nicht nur Jacques Offenbachs Barcarole aus der Oper Hoffmanns Erzählungen und Gerhard Lamprechts filmischer Anverwandlung widmet. Das von der Kunst- und Filmhistorikerin Anett Werner-Burgmann herausgegebene Buch Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film durchstreift 100 Jahre Kinogeschichte und führt die ungeheure Vielfalt vor Augen, mit der sich Figuren und Motive aus der literarischen Welt des deutschen „Schauerromantikers“ im Film wiederfinden.

Tickets
Eintritt 5 €

Ticket-Reservierung
Zu den Öffnungszeiten der Kinokasse
Tel. + 49 30 20304-770
Per E-Mail
zeughauskino@dhm.de

Kinokasse
geöffnet eine Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung
Tel. + 49 30 20304-770

Veranstaltungsort
Zeughauskino (Pei-Bau)
Deutsches Historisches Museum
Hinter dem Gießhaus 3
10117 Berlin

Zum Film Barcarole
Deutschland 1935, 35mm, OF
R: Gerhard Lamprecht, B: Gerhard Menzel, K: Friedl Behn-Grund, D: Gustav Fröhlich, Lída Baarová, Willy Birgel, Will Dohm, Hilde Hildebrand, 88‘

Zum Buch Hoffmannesk
Werner-Burgmann, Anett (Hrsg.): Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film. Mit Beiträgen von: Dorgerloh, Annette; Vanisian, Gary; Haupts, Tobias; Becker, Marcus; Hanley, Oliver; Nachtigall, Kathrin; Wedel, Michael. Wien: SYNEMA Gesellschaft für Film und Medien
2024, ISBN 978-3-901644-96-2

 

 

CFP: Tagung E.T.A. Hoffmanns „Serapionsbrüder“. Form und Faktur

Universität Mannheim, 27. & 28. November 2025

Organisation: Prof. Dr. Claudia Liebrand und Prof. Dr. Thomas Wortmann

Die Tagung, die am 27. und 28. November 2025 an der Universität Mannheim veranstaltet werden wird, nimmt E.T.A. Hoffmanns Novellensammlung „Die Serapionsbrüder“ in den Blick, mit der der Autor auf die eigene Praxis romantischer Geselligkeit und ‚Sympoesie‘ rekurriert – war er doch Mitbegründer sowohl des Seraphinenordens als auch des Bundes der Serapions-Brüder. Mit seiner Kombination von Literatur und Kritik, aber auch von Literatur und Wissenschaft führt der Novellenzyklus eine als genuin romantisch zu klassifizierende Verfahrensweise vor.

Erbeten sind nicht nur Beiträge zu einzelnen in den „Serapionsbrüdern“ abgedruckten Erzählungen/Novellen, sondern auch solche zu den Bauprinzipien der Sammlung (von der Hoffmann sagte, er habe für sie eine Einkleidung „nach Art des Tieckschen Phantasus“ gewählt), zu den literaturhistorischen (bis zu Boccaccio zurückzuführenden) Traditionslinien, zur Modellierung des – über den Novellenzyklus hinaus wirkmächtigen – serapiontischen Prinzips, zu Erzählverfahren und Verhandlungen zeitgenössischen Wissenskonfigurationen.

Eine Publikation ausgewählter Beiträge im E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch ist geplant.

Vortragsvorschläge (Titel und Abstract) sind bis zum 31.03.2025 zu senden an: wortmann@uni-mannheim.de und c.liebrand@uni-koeln.de.

Fantastisch modern. Der E.T.A. Hoffmann-Podcast

Warum sind E.T.A. Hoffmanns über zweihundert Jahre alte Erzählungen gerade heute lesenswert? Welche persönlichen Eindrücke und Erfahrungen verbinden Menschen mit Hoffmanns Texten?

Um darüber mehr zu erfahren, haben wir für Euch das Hör-Format „Fantastisch Modern. Der E.T.A. Hoffmann-Podcast“ entwickelt. Darin spricht der Kurator des E.T.A. Hoffmann-Hauses, Roman Gibhardt, mit ganz unterschiedlichen Menschen über jeweils ein Werk des Dichters und Künstlers und darüber, was es so besonders macht.

In der ersten Folge des Podcasts unterhält sich Roman Gibhardt mit seinem Gast Marta Famula über Hoffmanns Märchen „Der goldene Topf“. Hoffmann nannte seine Erzählung ein „Märchen aus der neuen Zeit“. Marta Famula erläutert uns, was das Märchen und Hoffmanns Hinweis auf die „neue Zeit“ mit uns heute zu tun hat.

In der ersten Folge spricht Roman Gibhardt mit Marta Famula, Leiterin des Bamberger Marionettentheaters, über E.T.A. Hoffmanns Märchen „Der goldene Topf“.

 

 

Neu im Bestand: E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 32 (2024)

Der 32. Band des E.T.A. Hoffmann-Jahrbuchs versammelt innovative Perspektiven auf Hoffmanns Erzähltexte. Hoffmanns schreibender Kater Murr aus den „Lebens-Ansichten“ wird vor dem Hintergrund der Cultural Animal Studies mit zoologischen und naturhistorischen Diskursen der Zeit um 1800 neu gelesen. Mit Funktionen der Deixis im „Meister Floh“ befasst sich ein weiterer Beitrag unter narratologischer und rezeptionsästhetischer Perspektive und eröffnet so Fragen nach den narrativen Instanzen und der raumzeitlichen Orientierung des Textes. Ein Aufsatz ordnet die vermeintliche Heilung in Hoffmanns Erzählung „Das Sanctus“ in medizinhistorische Kontexte ein und fasst sie in Rekurs auf Foucault’sche Disziplinarmaßnahmen als Normalisierung. Drei Beiträge beschäftigen sich mit den „Fantasiestücken in Callot’s Manier“. So wird die Titelvignette zum ersten Band der Erzählsammlung in den Blick genommen. Für Hoffmanns „Abenteuer der Sylvester-Nacht“ werden Strukturen der Verdopplung herausgearbeitet, während der letzte Beitrag die verschiedenen Quellen für das Vorwort der „Fantasiestücke“ erschließt. Der Gesellschaftsteil dokumentiert Neuigkeiten aus der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft.

Das E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch für das Jahr 2024 ist in der Staatsbibliothek zu Berlin (Lesesaal Haus Unter den Linden) unter der Signatur HA 5 Sr 5731-32=70.2024 oder (mit Bibliotheksausweis) online einsehbar.

 

Inhaltsverzeichnis:

Aufsätze

Frederike Middelhoff: Sichtwechsel zum Schwellentier. Neue Ansichten von Hauskatzen in E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr 

Judith Niehaus: Wir sind da! Deiktische Prozeduren in E.T.A. Hoffmanns Meister Floh 

Alina Boy: Stimmgewalt. Heilung und Normalisierung in E.T.A. Hoffmanns Sanctus 

Jörg Petzel und Bernd Hesse: Die isisköpfige Sphinx. E.T.A. Hoffmanns allegorische Titelvignette zu den Fantasiestücken in Callot’s Manier 

Barbara Di Noi: Hoffmanns Fantasiestück Die Abenteuer der Sylvester-Nacht. Die Dissemination des Originals vor dem Hintergrund einer neuen Poetik

Agathe Duperron: Zu den Quellen von E.T.A. Hoffmanns Erzählung Jaques Callot 

 

Besprechungen

Sandra Beck über: Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022. Begleitbuch zur Ausstellung, hg. von Benjamin Schlodder, Christina Schmitz, Bettina Wagner und Wolfgang Bunzel

Ingrid Lacheny über: Sahib Kapoor: E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen

Sandra Beck über: Sir Walter Scott: E.T.A. Hoffmann und das Übernatürliche

Thomas Wortmann über: Matthias Glaubrecht: Dichter, Naturkundler, Welterforscher. Adelbert von Chamisso und die Suche nach der Nordostpassage

 

Aus der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft

Bericht über das Jahr 2023/24

Tagungsbericht

 

Das E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch ist einer der wichtigsten Publikationsorte für die internationale Hoffmann-Philologie; es bietet ein Forum für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zum Werk E.T.A. Hoffmanns sowie zur Literatur und Kultur der (europäischen) Romantik. Ebenfalls publiziert werden Beiträge zur internationalen Rezeption Hoffmann’scher Texte in der Literatur der Gegenwart sowie in anderen Medien wie dem Theater, dem Film oder der Oper bzw. der Musik. Herausgegeben wird es aktuell von Claudia Liebrand (Köln), Harald Neumeyer (Erlangen-Nürnberg) und Thomas Wortmann (Mannheim).

Das Jahrbuch erscheint im Auftrag der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft beim Erich Schmidt Verlag Berlin; die Redaktion des Jahrbuchs ist am Lehrstuhl für Allgemeine Literaturwissenschaft und Medientheorie an der Universität zu Köln angesiedelt. Weitere Informationen zum Jahrbuch finden sich auf der Homepage der Hoffmann-Gesellschaft: https://etahg.de/publikationen/jahrbuch/

 

 

E.T.A. Hoffmann und der Artushof in Danzig (10. März 2025, Berlin)

Vortrag von Jörg Petzel 

E.T.A. Hoffmanns engster Lebensfreund war Theodor Gottlieb von Hippel, 1811 Vortragender Rat beim Staatskanzler Hardenberg und seit 1814 Vizepräsident und danach Chefpräsident der Westpreußischen Regierung in Marienwerder. 1823 Versetzung nach Oppeln. 1801 reiste Hoffmann von Posen aus nach Danzig, auch um seinen Freund Hippel wiederzusehen; beide Freunde trafen sich in Danzig im Spätherbst 1801 und verlebten dort zwei erlebnisreiche Tage und Hoffmann war von der altertümlichen Stadt tief ergriffen. In Hoffmanns Erzählung „Der Artushof“ (1815) benutzte er seine früheren Reise-Eindrücke. Darin kommt der Maler Matuszewski sowie eine Criminalrätin Muthesius aus Marienwerder vor, dem damaligen Wohnsitz Hippels. „Der Artushof“ ist eine für Hoffmann typische Künstlergeschichte und der Handlungsknoten dreht sich um ein wunderbares Bild im Artushof.

Termin: Mo., 10. März 2025, 18.30 Uhr

Treffpunkt: Saal im Theater-Coupé, Hohenzollerndamm 177, 10713 Berlin-Wilmersdorf

Eintritt frei

 

Referent:
Jörg Petzel ist seit 2006 Vizepräsident der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft. Zahlreiche Aufsatz- und
Buchpublikationen zu E.T.A. Hoffmann, Friedrich Baron de la Motte Fouqué, Theodor
Fontane, Franz Fühmann, Arno Schmidt.

Veranstalter:
Westpreußisches Bildungswerk Berlin-Brandenburg in der Landsmannschaft Westpreußen e.V., Berlin
Ostdeutscher Hochschulbund Danzig-Westpreußen
Landesarbeitsgemeinschaft Ostkunde im Unterricht e.V.
www.westpreußen-berlin.de