Schlagwortarchiv für: Rezeption

Neu im Bestand: Schnurrpfeifenkarussell

Schnurrpfeifenkarussell
E. T. A. Hoffmann – eine Biographie
in Gedichten von Bernd Hesse, kommentiert von Jörg Petzel und illustriert von Stephan Klenner-Otto

Zum Inhalt
Schriftsteller, Jurist, Komponist, Zeichner und Karikaturist – E. T. A. Hoffmann war ein wahres Multitalent. Anlässlich seines 250. Geburtstages gibt dieses Büchlein neue und spannende Einblicke in sein Leben, Werk und Wirken. In Gedichten des Juristen und Schriftstellers Bernd Hesse, Kommentaren des Literaturwissenschaftlers Jörg Petzel und Illustrationen von Stephan Klenner-Otto entfaltet sich Hoffmanns Leben als buntes Panorama. Denn wie kann man sich Hoffmanns Werk nähern, ohne seine Intermedialität widerzuspiegeln? Das Schnurrpfeifenkarussell zeugt von einer außergewöhnlichen Kennerschaft Hoffmanns und weiß einiges zu berichten: zum Beispiel von der Karikaturenaffäre, die Hoffmann als Beamten eine Strafversetzung einbrachte … Zahlreiche Fakten und Anekdoten sorgen für eine ebenso erhellende wie vergnügliche Lektüre.

Zu den Autoren / Zum Illustrator
Bernd Hesse ist Kulturwissenschaftler, Jurist und schreibt seit seiner Schulzeit Gedichte, Kurzgeschichten und Romane.
Jörg Petzel ist Vizepräsident der E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft. Als Germanist und Literaturwissenschaftler widmet er sich am liebsten seinem Spezialgebiet: E. T. A. Hoffmann.
Stephan Klenner-Otto lebt als freier Künstler in Oberfranken. Er hat sich mehrfach intensiv mit Werken E. T. A. Hoffmanns auseinandergesetzt.

 

Berlin: Edition Noack & Block
2025, 164 Seiten
ISBN 978-3-86813-217-5

Der Band befindet sich noch im Geschäftsgang und ist in Kürze einsehbar.

 

 

 

Neu im Bestand: „E.T.A. Hoffmann – Rezeption, Adaption, Interpretation“ – Tagungsband der Jahrestagung 2023

Im Herbst 2023 fand die Jahrestagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft mit dem Thema „E.T.A. Hoffmann – Rezeption, Adaption, Interpretation“ in der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Nun ist der Tagungsband erschienen.

Stephanie GroßmannIngrid LachenyDennis Schäfer und Bettina Wagner (Hrsg.):
E.T.A. Hoffmann – Rezeption, Adaption, Interpretation
189 Seiten
Reihe: Philologische Studien und Quellen (PhSt)
978-3-503-24058-6 (E-ISBN)
978-3-503-24057-9 (Print-ISBN)

https://doi.org/10.37307/b.978-3-503-24058-6

Der Band enthält die folgenden Beiträge:

Vorwort (S. 8-9)

Stephanie GroßmannIngrid Lacheny und Dennis Schäfer: E.T.A. Hoffmanns Werk zwischen Wort, Bild und Literatur (S. 10-21)

I. WORT / TON

Ingrid Lacheny: Französische Übersetzungen Hoffmanns: deutsche Romantik ver(d)erben? (S. 24-49)

Beata Kornatowska: Erzählungen von E.T.A. Hoffmann im Fokus der polnischen Hörspielkunst: Eine Untersuchung von Kawaler Gluck, Zloty garnek und Dziadek do orzechów (S. 50-75)

Julian Lembke: E.T.A. Hoffmann in der Oper – Drei Sandmann-Metamorphosen (S. 75-95)

II. BILD / FILM

Elena Giovannini: Eine intermediale Literaturadaption: Sandmann von M. Mikolajczak und J. Piotrowski (S. 98-117)

Gudrun Heidemann: Augenlust, Augenzwinkern und Augäpfel. Comic-Inszenierungen von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (S. 118-141)

Corinna Schlicht: Auf den Spuren von E.T.A. Hoffmanns Sandmann (1816) zu David Lynchs LOST HIGHWAY (F/USA 1997): Die Medialität von (männlicher) Wahrnehmung (S. 142-165)

Fiona O’Donnell: Zeitgenössische Rezeption und Einfluss Hoffmanns in Frankreich am Beispiel von Dans la nuit d’E.T.A. Hoffmann (2022) und Tristan Bonnemains modernen Nachtbildern (S. 165-187)

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren (S. 188-190)

Der Band befindet sich noch im Geschäftsgang (Signatur 10 A 200917) und ist in Kürze einsehbar.

 

 

 

Filmvorführung Barcarole im Zeughauskino

Dienstag, 01. April 2025, 19.00 Uhr

Einführung und Buchvorstellung: Anett Werner-Burgmann

Liebesnacht, Du schöne Nacht: Während eines rauschenden Festes in Venedig im Jahr 1911 wetten zwei Herren um die Tugendhaftigkeit einer Dame. Der gutgelaunte Gigolo Eugen Colloredo (Gustav Fröhlich) will dem reichen Mexikaner Alfredo Zubaran (Willy Birgel) beweisen, dass er nur eine Nacht benötigt, um dessen als besonders keusch geltende Gattin Giacinta (Lída Baarová) zu verführen. Gelingt es ihm und kann er als Beweis Giacintas Medaillon vorzeigen, stünde ihm im Duell gegen Zubaran, einem exzellenten Schützen, der erste Schuss zu. Colloredo rechnet jedoch nicht damit, sich in Giacinta zu verlieben.

Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film lud die Retrospektive Hoffmannesk im Frühjahr 2022 zu einer Reise durch seine fantastischen Welten ein. Nun ist im Wiener Verlag SYNEMA ein Sammelband erschienen, der sich nicht nur Jacques Offenbachs Barcarole aus der Oper Hoffmanns Erzählungen und Gerhard Lamprechts filmischer Anverwandlung widmet. Das von der Kunst- und Filmhistorikerin Anett Werner-Burgmann herausgegebene Buch Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film durchstreift 100 Jahre Kinogeschichte und führt die ungeheure Vielfalt vor Augen, mit der sich Figuren und Motive aus der literarischen Welt des deutschen „Schauerromantikers“ im Film wiederfinden.

Tickets
Eintritt 5 €

Ticket-Reservierung
Zu den Öffnungszeiten der Kinokasse
Tel. + 49 30 20304-770
Per E-Mail
zeughauskino@dhm.de

Kinokasse
geöffnet eine Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung
Tel. + 49 30 20304-770

Veranstaltungsort
Zeughauskino (Pei-Bau)
Deutsches Historisches Museum
Hinter dem Gießhaus 3
10117 Berlin

Zum Film Barcarole
Deutschland 1935, 35mm, OF
R: Gerhard Lamprecht, B: Gerhard Menzel, K: Friedl Behn-Grund, D: Gustav Fröhlich, Lída Baarová, Willy Birgel, Will Dohm, Hilde Hildebrand, 88‘

Zum Buch Hoffmannesk
Werner-Burgmann, Anett (Hrsg.): Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film. Mit Beiträgen von: Dorgerloh, Annette; Vanisian, Gary; Haupts, Tobias; Becker, Marcus; Hanley, Oliver; Nachtigall, Kathrin; Wedel, Michael. Wien: SYNEMA Gesellschaft für Film und Medien
2024, ISBN 978-3-901644-96-2

 

 

Neu erschienen: Anett Werner-Burgmann (Hrsg.): Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film

Basierend auf der gleichnamigen Filmreihe ist im SYNEMA Verlag der Sammelband Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film zu E.T.A. Hoffmanns Schaffen im Film erschienen. In dieser Neuerscheinung – herausgegeben von Annett Werner-Burgmann – lernen die Leser*innen E.T.A. Hoffmann, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Romantik, von einer völlig neuen Seite kennen: in der Rolle des „Filmemachers“.

Das Buch zeigt, wie weit E.T.A. Hoffmanns Einfluss über sein Leben und seine Literatur  hinausgeht – direkt hinein in die Welt des Films. Hier werden Hoffmanns Gabe, Illusionen zu erschaffen und seine überbordende Fantasie, die Filmemacher bis heute inspiriert, lebendig.
Hoffmanns Geschichten haben im Laufe der Zeit nicht nur Opern und Theater geprägt, sondern vor allem auch das Kino: von Hoffmanns Erzählungen und der Automatenpuppe Olimpia bis hin zu den mysteriösen Doppelgängern in Die Elixiere des Teufels, dem cleveren Fräulein von Scuderi und dem rätselhaften Anwalt Coppelius, dem Sandmann. In Hoffmanns bildstarken Welten finden sich unheimliche Orte, bizarre Figuren und fantastische Ereignisse, die Filmemacher seit jeher in ihren Bann ziehen.

Die Beiträge stammen von Annette Dorgerloh, Gary Vanisian, Tobias Haupts, Marcus Becker, Oliver Hanley, Kathrin Nachtigall, Michael Wedel, Wolfgang Jacobsen, Brigitte Mayr und der Herausgeberin.

Ergänzt wird der Band mit einer kommentierten Filmografie.

 

Zur Herausgeberin:
Anett Werner-Burgmann ist Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin in Berlin. Seit 2016 ist sie Mitarbeiterin im Forschungsnetzwerk BildFilmRaum (Kooperation zwischen dem IKB und dem Technischen Bild an der HU Berlin). Als Autorin und Kuratorin war sie für zahlreiche Ausstellungen im Filmmuseum Potsdam und dem Wilhelm Fraenger Institut Berlin tätig. Sie kuratierte die Filmreihe Hoffmannesk anlässlich des 200. Jahrestags des Dichters. Aufgeführt wurden die Filme 2022 in Berlin und Frankfurt am Main;  im Oktober 2024 wurden sie auch in Wien gezeigt. Forscherprofil im E.T.A. Hoffmann Portal

Im E. T. A. Hoffmann Portal verfasste Anett Werner-Burgmann den Beitrag „E. T. A. Hoffmann und die DEFA“ .

 

Zum Buch:
Werner-Burgmann, Anett (Hrsg.): Hoffmannesk. Auf den Spuren E.T.A. Hoffmanns im Film. Mit Beiträgen von: Dorgerloh, Annette; Vanisian, Gary; Haupts, Tobias; Becker, Marcus; Hanley, Oliver; Nachtigall, Kathrin; Wedel, Michael. Wien: SYNEMA Gesellschaft für Film und Medien

2024
ISBN 978-3-901644-96-2

Der Band wird in Kürze über den StabiKat ausleihbar sein.

 

Neu erschienen: Elke Riemer-Buddecke: E.T.A. Hoffmann – Porträts und Illustrationen

Nur wenige Werke der Weltliteratur sind so häufig und reichhaltig illustriert worden wie die E. T.A. Hoffmanns. Elke Riemer-Buddecke bietet in ihrem neuen Band neben einem umfassenden Überblick über die vielfältigen, oft großartigen Illustrationen zu seinem dichterischen Œuvre auch eine Zusammenstellung seiner Porträtisten.
Die erstaunliche Zahl an Bildnissen bezeugt Hoffmanns vielschichtige Persönlichkeit und spiegelt zugleich die mannigfaltigen Deutungen seiner Person und seines Werkes in Vergangenheit und Gegenwart.

Ein in den Band integrierter Katalog dokumentiert die Illustrationen von über 900 Künstlern. Darüber hinaus veranschaulichen mehr als 300 Abbildungen die Texte. Ein umfangreiches Personenregister ermöglicht den schnellen Zugang.

 

Zum Buch:
Elke Riemer-Buddecke
E.T.A. Hoffmann – Porträts und Illustrationen
Berlin: Frank und Timme 2024
ISBN: 978-3-7329-1011-3

Im Bestand der Staatsbibliothek: E-Book

 

Zur Autorin:

Elke Riemer-Buddecke studierte Germanistik, Philosophie, Kunst und Kunstgeschichte in Hamburg, Karlsruhe und ­Paris (Forschungs- und Promotionsstipendium der DFG) und ­promovierte in Kunstgeschichte und Germanistik. E. T.A. Hoffmann fasziniert sie seit Langem. Bereits 1976 (2. Auflage 1978) erschien ihre Dissertation E.T.A. Hoffmann und seine Illustratoren (Hildesheim, Gerstenberg). Sie veröffentlichte zudem mehrere Aufsätze zum selben Thema; auch die Seiten zur Illustrationsgeschichte  im E.T.A. Hoffmann Portal stammen von ihr.

Forscherprofil im E.T.A. Hoffmann Portal

 

Neu erschienen: Sahib Kapoor: E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen

Ende April 2024 erschien Sahib Kapoors Buch E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen im Verlag Königshausen und Neumann. Wir hatten die Gelegenheit, den Autor zu seinem Buch zu befragen.

Herr Kapoor, wie kamen Sie auf das Thema?

Die Überschneidung von Literatur und Bildender Kunst übt seit jeher eine besondere Faszination auf mich aus. Im Rahmen meines Bachelor-Studiums hatte ich erstmals die Gelegenheit, mich mit den Werken E. T. A. Hoffmanns zu befassen. Seitdem haben mich seine Texte immer wieder aufs Neue ästhetisch erfreut und inspiriert. Besonders angetan hat es mir dabei die Textillustration zu Hoffmanns Novelle Der Sandmann.

Warum wurde E.T.A. Hoffmann insgesamt aber eben auch im besonderen Maße im Expressionismus so häufig illustriert?

Im Expressionismus erfuhr E.T.A. Hoffmann eine Renaissance. Die Expressionist*innen griffen das Unheimliche und Undurchschaubare auf, da Hoffmann bereits die Kernproblematik der Expressionist*innen thematisierte, nämlich den physischen Aufruhr und die innere Zerrissenheit in einer rationalen Lebenswelt. In Hoffmanns Texten manifestierte sich der künstlerische Ausdruck. Hoffmanns Phantasiewelt fungierte für sie als sicherer Zufluchtsort.

Warum eignet sich der Expressionismus aus Ihrer Sicht besonders für die Illustration von E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann?

In der Zeitspanne zwischen 1913 und 1925 wurden 13 illustrierte Ausgaben von Hoffmanns Der Sandmann publiziert. In diesem Werk thematisiert Hoffmann die Existenzangst und den Wahnsinn, wobei der Protagonist Nathanael an der Schwelle zwischen Realität und Fantasie schwebt. Das gleiche Schicksal ereilte die Expressionist*innen, sei es, dass sie vom Krieg gestürzt wurden, sei es, dass sie die Auswirkungen des Krieges spürten. Wie Nathanael waren sie nicht imstande, ihren Alltag zu bewältigen. Insofern kann angenommen werden, dass Der Sandmann ein Werk ist, das die Psyche der Künstler visuell darstellt. Die Arbeit zeigt, dass Der Sandmann das am häufigsten illustrierte Werk Hoffmanns im Expressionismus ist.

Sind es vor allem deutsche oder auch internationale Künstler? Gibt es Künstlerinnen, die E.T.A. Hoffmann illustrieren?

Die Zahl der Künstlerinnen und Künstler, die Werke E.T.A. Hoffmanns illustrieren, ist groß. Hoffmann selbst illustrierte zahlreiche seiner Werke. Das allererste und berühmteste Bild zu Der Sandmann stammt von Hoffmann selbst. Nach der Erstausgabe wurden Hoffmanns Werk häufig in Frankreich illustriert. Anschließend wurde Der Sandmann von britischen und deutschen Illustrator*innen umgesetzt. In den Jahren zwischen 1913 und 1925 wurden zwei deutsche Künstlerinnen bekannt, die Hoffmanns Der Sandmann illustrierten. Über die beiden Künstlerinnen Gustel Königer und Trude Goldberg ist leider nur wenig bekannt. Es lässt sich jedoch feststellen, dass Männer in diesem Bereich deutlich häufiger vertreten sind.

 

Sind die Illustrationen typisch für den Expressionismus?

Die expressionistischen Künstler *innen neigten dazu, Übertreibungen und Verzerrungen zu bevorzugen. Die Künstler und Buchillustratoren des Expressionismus wiesen eine hohe Übereinstimmung in ihren Fähigkeiten und Stilen auf. In diesem Zusammenhang ist auch auf Ausgaben hinzuweisen, die von Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka und Alfred Kubin illustriert wurden. In diesem Sinne kann postuliert werden, dass die expressionistischen Künstler*innen für die Illustrationen prädestiniert waren. Die Werke aller expressionistischen Illustrator*innen sind durch einen hohen Abstraktheitsgrad gekennzeichnet.

Viele Illustrationen sind eher nach der Blütezeit des bildkünstlerischen Expressionismus entstanden, warum?

Es lässt sich vermuten, dass die Krise der Weimarer Republik von den Verlagen als Gelegenheit genutzt wurde, um das Publikum in eine Fantasiewelt zu entführen. Zudem könnte Hoffmanns hundertster Todestag ein weiterer Grund für die intensive Auseinandersetzung sein.

Gibt es andere Autor*innen, die im vergleichbaren Maße im Expressionismus illustriert wurden?

Es gibt auch andere Autoren, die im Expressionismus illustriert wurden, allerdings nicht in dem Maße wie Hoffmann. Die Kinder- und Hausmärchen (1812) der Gebrüder Grimm wurden vielfach am Anfang des 20. Jahrhunderts illustriert. Auch Adelbert von Chamissos Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) wurde von namhaften Künstlern wie Emil Preetorius und Ernst Ludwig Kirchner illustriert.

Handelt es ich bei den Illustrationen besonders um Buchillustrationen und waren es mehr freie oder mehr Auftragsarbeiten?

Überwiegend waren es Buchillustrationen, die mit Hoffmanns Text zusammen erschienen sind. Alle Ausgaben waren Auftragsarbeiten. Es gab jedoch auch einen Künstler, Hugo Steiner-Prag, der Hoffmanns Werke aus eigenem Antrieb illustrierte. Einige seiner Illustrationen sind heute nicht mehr zugänglich.

Gibt es Verlage, die sich im besonderen Maße um künstlerische Ausgaben von Hoffmanns Werken verdient gemacht haben?

Der Kurt Wolff Verlag in Leipzig (Der goldene Topf, 1913) und der Georg Müller Verlag in München (Nachtstücke, 1913) waren die ersten deutschen Verlage, die Hoffmanns Texte illustriert herausgaben. Eine große Leistung erbrachte der Hans von Weber Verlag, in dem bis heute die meisten illustrierten Bücher erschienen sind, darunter Der Sandmann (1916) mit Ursteinzeichnungen von Gustel Königer und Der blonde Eckbert (1920) von Ludwig Tieck. Ein weiterer bedeutender Verlag ist der heute noch bestehende Ullstein Verlag.

Welche künstlerischen Techniken wurden besonders häufig verwendet?

Die meisten Illustrationen waren Federzeichnungen oder Kupferstiche; es gab keine Ausgabe von Der Sandmann mit Holzschnitten, obwohl diese damals üblich waren. In diesem Sinne unterscheiden sich Hoffmanns Illustrator*innen von anderen Expressionist*innen. Der abstrakte Charakter ihrer Bilder, verbindet die Künstler*innen miteinander. Statt einer wortgetreuen Illustration versuchten die Künstler*innen, die innere Welt des Protagonisten und seinen physischen Aufruhr zum Ausdruck zu bringen.

Gibt es Szenen des Sandmanns, die besonders häufig illustriert wurden?

Jeder Künstler und jede Künstlerin nehmen sich die Freiheit bei der Gestaltung der Szenen. Am häufigsten illustriert wurden die erste Begegnung von Coppelius und Nathanael im Labor des Elternhauses von Nathanael sowie das Weggehen von Coppola mit Olimpia in der zweiten Hälfte der Erzählung. Bemerkenswert ist auch, dass sich die Illustrator*innen in der Erzählung eher auf die Figuren Coppelius bzw. Coppola als auf die Figur des Nathanael konzentrieren. Fast die Hälfte der Illustrator*innen hat Nathanael überhaupt nicht dargestellt. Das Böse erweckt offenbar mehr Interesse als der hilflose Nathanael.

Welche Illustration hat Sie besonders beindruckend?

Besonders eindrucksvoll ist die Illustration von Hans Windisch aus dem Jahr 1924, die Coppelius surrealistisch im Labor darstellt. Diese Figur ähnelt dem Grafen Orlok aus dem Film „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens” von F. W. Murnau aus dem Jahr 1922, so dass eine Überschneidung von Text, Bild und Film zu erkennen ist.

Vielen Dank für das Interview!

 

Zum Buch

Sahib Kapoor
E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen
Würzburg: Königshausen und Neumann
ISBN: 978-3-8260-8390-7
2024
Epistemata – Literaturwissenschaft 

Ebook (StabiKat-Link)

Zum Autor

Sahib Kapoor ist ein in Indien lehrender Literatur- und Kunsthistoriker. Er lehrt Literatur und Kunstgeschichte am Center of German Studies der Jawaharlal Nehru University. 2018 wurde er mit der Goldmedaille der University of Delhi ausgezeichnet. 2022 erhielt er das renommierte Exzellenzstipendium der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Er spezialisierte sich auf die deutsche Spätromantik und Kunstgeschichte und promovierte 2023 an der Jawaharlal Nehru University. Er sammelte umfangreiche Forschungserfahrung an verschiedenen ausländischen Universitäten und Institutionen, darunter die Universität Freiburg (Schweiz), die Universität Freiburg (Deutschland) und das Leo-Baeck-Institute (USA).

 

 

literatur für leser:innen 45/1+2 – Themenheft E.T.A. Hoffmann

Die internationale Zeitschrift „literatur für leser:innen“ (Peter Lang) widmet ihr aktuelles Themenheft E.T.A. Hoffmann.

„Kunst in E.T.A. Hoffmann – E.T.A. Hoffmann in der Kunst. Intermediale Aspekte seines Werkes und Wirkens“
herausgegeben von Ricarda Schmidt und Sheila Dickson.

Alle Beiträge sind online lesbar.

 

Ricarda Schmidt: Einleitung

Ricarda Schmidt: Von Callot bis Kolbe. Zur Heterogenität von E.T.A. Hoffmanns ästhetischen Bezugspunkten in der visuellen Kunst

Frederike Middelhoff: Hoffmann und die Kunst (nach) der Natur

Laura Vordermayer: Karikatur als Kunstgenre und Darstellungstechnik: E.T.A. Hoffmanns zeichnerische und literarische Karikaturen

Christian Quintes: „Jüngling, aus dir hätte viel werden können“. Künstlerfiguren und Kunsttheorie in E.T.A. Hoffmanns Werk

Polly Dickson: Hoffmann’s Signature Doodles

Monika Schmitz-Emans: Gezeichnetes Theater, gezeichnete Imaginationen: Comics und Graphic Novels zu Texten E.T.A. Hoffmanns

Sheila Dickson: Stephan Klenner-Otto’s E.T.A. Hoffmann Illustrations

Internetseite der Zeitschrift: https://blog.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/literatur-fuer-leser-innen/

Auch ein Download des gesamten Themenhefts ist möglich.

 

 

 

 

 

Neu erschienen: E.T.A. Hoffmann (1822–2022) – transdisziplinäre und transnationale Perspektivierungen, hrsg. von Lacheny/Viallet

Zum Inhalt

E.T.A. Hoffmann (1776–1822) ist einer der wichtigsten deutschen Erzähler des Märchenhaften und Wunderbaren. Der Meister des ­Phantastisch-Unheimlichen und des Grotesken gilt vielen als Hauptvertreter der „Schwarzen Romantik“. Sein Leben stand im Spannungsfeld von kreativem Genie und (selbst-)zerstörerischer Exzentrik. Hoffmann war und ist Inspirationsquelle für Kunstschaffende jeglicher Couleur und Herkunft. Dieser Band würdigt den facettenreichen Autor. In inter- und transdisziplinären Beiträgen hinterfragen die Autorinnen und Autoren die Gründe und Ursachen für die fortwährende Aktualität der Hoffmannschen Welt. Ihre Texte untersuchen zudem die Auswirkungen von E.T.A. Hoffmanns Werk auf das zeitgenössische Schaffen in den bildenden und visuellen Künsten. Sie geben damit neue Impulse für Forschung, Kunst und Literatur.

Herausgeberinnen

Dr. habil. Ingrid Lacheny lehrt Germanistik an der Universität Lothringen in Metz (Frankreich). Sie forscht und publiziert u. a. zur deutschen Romantik, zu Erzähltheorien, zum Wunderbaren und Phantastischen sowie zu inter- und transmedialen Themen.

Dr. Patricia Viallet ist Dozentin für Neuere Deutsche Literatur und deutsche Sprache an der Universität Jean Monnet in Saint-Étienne (Frankreich) und Mitglied des Forschungszentrums IHRIM/Saint-Étienne. Sie forscht und publiziert u. a. zu Literatur und Ästhetik der deutschen Romantik sowie zu Intermedialität.

Interview: Drei Fragen an Christina Schmitz

Ein Beitrag von Celina Imm.

Die große Jubiläumsausstellung „Unheimlich Fantastisch: E.T.A. Hoffmann 2022“ neigt sich dem Ende zu. Zeit für Rückblicke auf eine außergewöhnliche Ausstellung und hoffmanneske Highlights. Aber vor allem Zeit für Einblicke hinter die Kulissen, auf die Menschen, die E.T.A Hoffmann in Bamberg, Berlin und Frankfurt am Main so unheimlich fantastisch ins Jahr 2022 geholt haben. Wir haben den Köpfen hinter der Jubiläumsausstellung jeweils drei Fragen gestellt.

Last but not least: Dr. Christina Schmitz, Projektleitung der Jubiläumsausstellung.

 

1. Ihr persönliches Highlight, wenn Sie auf die Ausstellungszeit in Berlin zurücksehen?

Besonders fasziniert hat mich, wie sehr sich die Besucher:innen mit dem Apparatus II von Oliver Chanarin beschäftigt haben. Aufgrund einer Verhinderung des Künstlers mussten wir improvisieren und haben kurzerhand aus einer Automaten-Installation eine immersive Station geschaffen, die offensichtlich einen besonderen Reiz ausgeübt hat.

Oliver Chanarin: Apparatus II, Foto: Benjamin Schlodder

Oliver Chanarin: Apparatus II, Foto: Benjamin Schlodder

 

Oliver Chanarin: Apparatus II, Foto: Benjamin Schlodder

Oliver Chanarin: Apparatus II, Foto: Benjamin Schlodder

 

2. Die größte Herausforderung?

Das war für mich vermutlich das, was alle Austellungsmacher:innen herausfordert: Ständige unvorhergesehene Geschehnisse bei einer extrem engen Zeitplanung zu bewältigen. Einen Tag ohne solche Erlebnisse gab es praktisch nicht, aber mit meinem großartigen Team fand sich immer eine Lösung für baulich komplexe Situationen, Terminverschiebungen, kurzfristig zurückgezogene Leihobjekte uvm.

 

3. Man könnte sagen, Berlin hat sich in Hoffmanns Werk eingeschrieben. Wie ist es umgekehrt? Gibt es für Sie Momente, in denen Sie Hoffmann aufblitzen sehen, wenn Sie durch Berlin spazieren?

Davon gibt es tatsächlich zahlreiche: Auch wenn sich Berlin stark verändert hat und kaum noch Gebäude aus Hoffmanns Zeit erhalten sind, sieht man ihn förmlich über den Gendarmenmarkt huschen, in einer Kneipenecke verschwinden oder durch den Tiergarten streifen. Und wenn ich mal Zeit habe, in der Hektik der Großstadt innezuhalten, sehe ich die Passanten gelegentlich mit Hoffmanns Augen und male mir aus, wie ihr Leben aussehen könnte…

 

Interview: Drei Fragen an Benjamin Schlodder

Ein Beitrag von Celina Imm.

Die große Jubiläumsausstellung „Unheimlich Fantastisch: E.T.A. Hoffmann 2022“ neigt sich dem Ende zu. Zeit für Rückblicke auf eine außergewöhnliche Ausstellung und hoffmanneske Highlights. Aber vor allem Zeit für Einblicke hinter die Kulissen, auf die Menschen, die E.T.A Hoffmann in Bamberg, Berlin und Frankfurt am Main so unheimlich fantastisch ins Jahr 2022 geholt haben. Wir haben den Köpfen hinter der Jubiläumsausstellung jeweils drei Fragen gestellt.

Heute: Benjamin Schlodder. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am E.T.A. Hoffmann Portal der Staatsbibliothek zu Berlin und Kurator von ETAH2022.

 

1. Was ist Ihr All-time-Favourite-Ausstellungsstück?

Den Brief Hoffmanns an Ludwig Devrient: Er galt lange als verschollen, ist visuell beeindruckend und ein spannendes Zeugnis für die Bedeutung des Nachtlebens für E.T.A. Hoffmann.

E.T.A. Hoffmann: Brief an Ludwig Devrient. Frühjahr 1817. Privatbesitz Basel. Digitalisat: Universität Basel, Heidi Zimmermann.

E.T.A. Hoffmann: Brief an Ludwig Devrient. Frühjahr 1817. Privatbesitz Basel. Digitalisat: Universität Basel, Heidi Zimmermann.

 

2. Was lag Ihnen bei der Ausstellungsgestaltung besonders am Herzen?

Mir war es wichtig, möglichst viel über die Themen und Inhalte Hoffmanns literarischer Texte zu vermitteln und gleichzeitig die Ausstellungstexte nicht zu lang werden zu lassen.

 

3. Die Ausstellung nähert sich Hoffmann aus vielen verschiedenen Perspektiven. Unheimlich, Fantastisch, Dichter, Richter – welchen Hoffmann finden Sie am faszinierendsten?

Neben dem unheimlich-fantastischen Dichter, der mich aus literaturwissenschaftlicher Perspektive am meisten interessiert, fasziniert mich Hoffmann gerade als Grenzgänger; in der Kunst und im Leben.