Eine Vision der ästhetischen Groteske – »Der Sandmann« am Schauspielhaus Düsseldorf

Rezension von Stefanie Junges (→ Forscherprofil)

Robert Wilsons Inszenierung eines der bekanntesten Texte der sogenannten ›Schauerromantik‹ ist – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Erlebnis. Gemeint ist damit nämlich nicht einfach ein zweifellos vergnüglicher Abend am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo das Stück derzeit aufgeführt wird, sondern das kontrastreiche, sensuelle (Mit-)Erleben des Stücks. Beinahe wie Spiegelfiguren der Akteure auf der Bühne erfährt das Publikum mit allen (auf die Probe gestellten) Sinnen den drohenden psychischen Verfall des traumatisierten Protagonisten Nathanael.

 

Nathanael verfasst einen Brief an Lothar © Lucie Jansch

Nathanael verfasst einen Brief an Lothar © Lucie Jansch

 

Ein Sprung in der Platte oder: lautlich-repetitiver Minimalismus als ästhetisches Leitprinzip

Medias in res wird der Zuschauer in das Stück gesogen. Schon beim Betreten des Theatersaals, während noch alle plaudernd ihre Plätze suchen, präsentiert sich dem einströmenden Publikum eine pechschwarze Bühnenkulisse, in der alles Licht wie in einem Schwarzen Loch zu verenden scheint. Die am vorderen Bühnenrand angebrachten kaltweißen LEDs blenden die Zuschauer und lassen die Schwärze auf der Bühne damit regelrecht schwer und bedrohlich wirken.

Das Schwarz, in dem sich jeder Blick verliert, bildet damit die ideale Kontrastfolie für ein groteskes Bühnenbild: Am rechten Bühnenrand dreht sich zur den Saal erfüllenden Spieluhrmelodie Spalanzanis Automate Olimpia, während sich links ein Bett befindet, in dem ein Mann – der Sandmann – liegt, der die sanfte Melodie gelegentlich mit einem markerschütternden Schrei durchbricht. Über und hinter ihm steht eine absurd große und bizarr grün-glitzernde Blütenstange ohne Blütenkelch. Diese nächtliche Szenerie, bei der nicht einmal der grelle, weiße Neumond im Hintergrund das schwere Schwarz der Bühne zu erhellen vermag, wird in der Bühnenmitte durch einen in schwarze Pailletten gekleideten ›Horrorclown‹ mit verzerrendem schwarzem Makeup ergänzt.

Nachdem das Publikum dieses Treiben eine Weile beobachten kann, wird durch einen explosionsartigen Knall der Beginn des eigentlichen Stücks signalisiert: Christian Friedel, der die Hauptrolle des Nathanael spielt, singt Anna Calvis »there will be a horror« und leitet so das ›Horror-Thema‹ auf gesanglicher Ebene in den Prolog des Stücks über. Währenddessen läuft im Schatten des vorderen Bühnenrands das Ensemble auf. Von links nach rechts bewegen sich die Darsteller ruckartig mit übersteigerten Gesten wie schwarze Silhouetten über die Bühne und erinnern an die grafische Darstellung der drei in Tinte getunkte Buben aus dem Struwwelpeter.

In getakteten Abständen fällt der Scheinwerfer auf ihre exaltierten Gesichter, die großen Augen und weit aufgerissenen Münder, aus denen laute Schreie in Richtung Publikum Nathanaels melodischen Gesang konterkarieren. Diese fratzenhaften Gesichter und Gestiken der Schauspieler erinnern einerseits an Michail Bachtins Idee des ›grotesken Körpers‹[1], andererseits lässt sich Robert Wilson von den traditionellen japanischen Masken- oder Nō-Theaters inspirieren.[2]

»Robert Wilson verkörpert den Anspruch, auf der Bühne jegliche Realität, jeglichen Naturalismus hinter sich zu lassen.«[3]

Die Abstraktion von Wilsons Bühnenbild, das überwiegend aus Form, Farbe und Licht besteht – wenn man vom Studierzimmer des Vaters absieht – abstrahiert und pointiert so die Realität. Was für den einen Zuschauer befremdlich sein kann, kann für den anderen ein neuer Zugang zu Hoffmanns Sandmann sein. Auch ohne Kenntnis des Textes kann man der Handlung des Stücks folgen, doch sind es paradoxerweise die kleinen Textnuancen, die durch die übersteigerten Gesten und grotesken Gestalten fokussiert werden.

 

Nathanaels Vater schreitet über die Bühne © Lucie Jansch

Nathanaels Vater schreitet über die Bühne © Lucie Jansch

 

Theater für die Sinne

Hoffmanns Text wird mithilfe von Farb- und Formspielen und deren lautliche Übersetzung als Erlebnis für die Sinne inszeniert. Silhouetten, große, monochrome Flächen, buntes Licht, das entweder sanfte Farbverläufe zeichnet oder starke Kontraste manifestiert, sowie kräftige Signalfarben bestimmen die beinahe klinisch-sterile, aber zeitgleich sanfte Ästhetik des Bühnenbilds und der Kostüme. Das Spiel mit Licht und Farben kreiert in Kombination mit der vielfältigen ›Geräuschkulisse‹ eine Atmosphäre, die dem Publikum einen anderen Zugang zu Hoffmanns Erzählung gewährt – plakativer, dafür aber auch erfahr- statt nur verstehbar.

Nathanaels beginnende und zunehmende Manie, das Auf und Ab seiner Stimmungen spiegelt sich visuell in seinem giftgrün oder rot beleuchteten Gesicht sowie in Laut-Leise-Kontrasten wider. Die Spieluhrmelodie vor dem Prolog wird mit einem lauten Knall beendet, Gewitterlärm wird von Möwenklängen und Meeresrauschen abgelöst und manisches Kreischen steht nächtlichem Grillenzirpen gegenüber.

Auch hier gilt wieder das regelrecht neurotische Gesetz der Dauerschleife, das die Manie Nathanaels in akustische und visuelle Reize übersetzt: Die wenigen dialogischen Passagen, die die Handlung tragen, werden – die Intensität steigernd – stets mit je unterschiedlicher Mimik, Intonation und Lautstärke wiederholt. Liebliches Flüstern wechselt mit krächzenden Stimmen und manischem Kreischen und konterkariert so die Songs von Anna Calvi, die sich selbst zum Ziel setzt, mit Instrumenten zu malen und durch ihre Kompositionen zu hypnotisieren.[4] Es ist also wenig verwunderlich, dass Wilsons Musikwahl auf Calvi fällt; sie überträgt sein mit Licht- und Farbflächen spielendes Bühnendesign auf die musikalische Ebene.

»Die Kunst ist der Hebel, der einen Spalt aufreißt zwischen zwei sonst strikt getrennten Welten: den poetischen, anarchischen Gebildeten des Traums einerseits und der seelenlosen, bigotten Realität andererseits.«[5]

 

Nathanaels Wahnsinn wird durch grünes Scheinwerferlicht visuell signalisiert. Das Thema der Auto-maten und Maschinen wird durch den mechanischen Arm sowie das Einspielen des Geräuschs eines Zahnarztboh-rers aufgegriffen © Lucie Jansch

Nathanaels Wahnsinn wird durch grünes Scheinwerferlicht visuell signalisiert. Das Thema der Auto-maten und Maschinen wird durch den mechanischen Arm sowie das Einspielen des Geräuschs eines Zahnarztbohrers aufgegriffen © Lucie Jansch

 

Anna Calvis hypnotische Tonmalerei

Ihre Lieder sind nicht nur eine ästhetische Ergänzung, sondern unterstützen die Handlung auf unterschiedliche Weise. Sie werden ebenfalls wiederholt, rahmen das Geschehen und stehen doch für sich, denn lediglich zwei Lieder hat Calvi eigens für die Inszenierung komponiert (»Nathaniel« und »I whip the night«). Wenn Nathanael bei einer Gesellschaft im Spiegelkabinett auf seine geliebte Olimpia trifft, die – lediglich ihren Mund mechanisch öffnend – aus dem ›Off‹ ein seichtes, hallendes »Ach« säuselt, greift er mit »The Hurricane« singend das Motiv der belebten Automate auf: »Flesh to flesh, bone to bone, your love will turn me into a real boy«.[6]

 

Nathanael und Olimpia © Lucie Jansch

Nathanael und Olimpia © Lucie Jansch

 

Der rasche Wechsel der Musiktempi, der Tonvariationen und der Lautstärke erzeugen eine klangliche Atmosphäre zwischen Trance und Wahnsinn. Während zum Beispiel der Sandmann, gespielt von André Kaczmarczyk, mit zwei großen Eisblöcken regelrecht hypnotisierend über Wolken zu schreiten scheint, sing Nathanaels Mutter, dargestellt von Rosa Enskat, mit sanfter, aber kraftvoller Stimme ihren Sohn in den Schlaf: »Just surrender to the wave, surrender to it all, no fear under the oil, surrender to it all«[7] – und erzeugt ein Ambiente eines meditativen Traums, das auch das Publikum in Trance versetzt.

In anderen Szenen tönt wiederrum das garstige Geräusch eines Zahnarztbohrers durch den Saal, der bedrohlich über der Bühne schwebt, und versetzt das Publikum in mindestens unangenehme, wenn nicht sogar angsterfüllte Zustände. Das Dauerdröhnen dieses akustischen Inbegriffs des Unangenehmen korrespondiert dabei mit einem zunehmend dem giftgrünen Wahnsinn anheimfallenden Nathanael. Der endgültige psychische Verfall wird dem Publikum durch die Beschallung mit infernalischem Schuss- und Kriegslärm demonstriert, der gemeinsam mit beinahe epileptische Anfälle auslösenden Lichtblitzen den Eindruck erweckt, man sei inmitten eines Flashbacks eines Soldaten mit posttraumatischer Belastungsstörung gestolpert.

 

Der Sandmann schreitet hypnotisch zu den Klängen von »Surrender« über die Bühne © Lucie Jansch

Der Sandmann schreitet hypnotisch zu den Klängen von »Surrender« über die Bühne © Lucie Jansch

 

Symbolfarben als Informationsträger

Nicht nur die in Signalfarben erleuchteten Gesichter – oder eher: Fratzen – der Darsteller verdeutlichen den Wahnsinns-Plot des Stücks. Auch die schlichte, einfarbige Kostümierung der Figuren ermöglicht eine präzise Differenzierung der Psychopathogenese des Protagonisten: Nathanaels Robe wechselt die Farbe. Der ›weiße Nathanael‹ repräsentiert ihn als unschuldiges, naives und auch albern-verspieltes Kind: Die Farbe der Unschuld fungiert als Symbol der unbefleckten Psyche im Stadium der Prä-Traumatisierung. Auch Nathanaels Mutter und Clara treten in ihrer albernen Art – wenn bspw. die Mutter wie ein Huhn gackert – ausschließlich in cremefarbenen Kleidern auf die Bühne, während Lothar gegen Ende den ebenfalls cremefarbenen Gehrock durch einen schwarzen ersetzt. Während also die weiße Kleidung Nathanaels die unbeschwerte Kindheit symbolisiert, lassen sich Mutter, Clara und Lothar durch ein ›nachgedunkeltes‹ Weiß dennoch optisch dieser Phase des Lebens und des prätraumatischen Geisteszustand zuordnen.

Der ›schwarze Nathanael‹ ist der erwachsene Student, der erst nach Coppolas Besuch endgültig dem Wahn anheimfällt, und steht zum ›Weißen‹ in Kontrast. Auch die schillernden, mit Pailletten besetzten Figuren Spalanzani und Olimpia treten in schwarzen Kostümen und der matt-seiden gekleidete Siegmund, Nathanaels Kommilitone, durchgehend im dunkelblauen Gewand auf. Die Texturen der Kostüme transportieren so, trotz kaum zu unterscheidender Farbwahl, die Konstellationen im Figurentableau, denn alle repräsentieren das akademische Milieu der Universitätsstadt.

Der ›rote Nathanael‹ hingegen versinnbildlicht den flammenden Wahnsinn, das überhitzte, rasende Gemüt. Dass das Potenzial einer feurigen Manie von frühester Kindheit an vorhanden ist, wird nicht zuletzt durch die zinnoberroten, an Flammen erinnernden Haare des Protagonisten deutlich. Nathanaels der Alchemie zugewandter Vater weicht mit seinem waldgrünen Gehrock von der monochromen weiß-rot-schwarzen Kostümästhetik ab, ebenso wie der Sandmann, der als einziger – sieht man von Coppolas violetter Schleife ab – kein einfarbiges Outfit trägt.

 

Das gesamte Ensemble am Ende des Stücks © Lucie Jansch

Das gesamte Ensemble am Ende des Stücks © Lucie Jansch

 

Wer anhand des symbolträchtigen Farbspiels glaubt, es mangele an Liebe zum Detail, irrt. Denn die plakative Farbwahl verdeutlicht auch die subtile Komplementärbeziehung zwischen Nathanael und den anderen Figuren: Weiß als Zeichen der unschuldigen, unbeschwerten Kindheit und das Cremeweiß als Symbol des familiären Umfelds. Schwarz als Ausdruck des erwachsenen, bereits durch den Tod des Vaters traumatisierten und einsamen Studenten, aber auch des ›Dunklen‹, ›Ungewissen‹ und ›Unheimlichen‹, über das der Sandmann im seinem erzählenden Monolog philosophiert und das den Studenten Nathanael in seinen – aus dem ›Off‹ vorgelesenen – Briefen an Lothar beschäftigt. Während Nathanaels Lippen schwarz und sein Mund leuchtend rot sind, verkehrt sich diese Farbdarstellung bei Coppolas Mund und pointiert die Kontrastbeziehung beider Figuren.

Die Handlung dieses »Puppentheater[s]«[8], wie Wilson es selbst nennt, trägt sich nicht durch epische Dialoge, sondern vornehmlich durch ein kontrastreiches Spiel aus Gesten, Licht, Farben und Tönen. Robert Wilson übersetzt die Essenz der Sandmann-Erzählung mithilfe dieser Licht-, Farb- und Geräuschkontraste in eine Bühnenatmosphäre, die die Handlung über die Sinne und Emotionen greif- und erfahrbar werden lässt. Die Stimm- und Körperpräsenz der Darsteller vereinnahmt den gesamten Saal und weiß gerade aufgrund der sich wiederholenden Muster die Aufmerksamkeit zu fesseln. Sprache, Gestik und Mimik aller am Stück beteiligten Figuren kennzeichnen sich durch überspitzte Stereotypie. Was wäre passender, um ein Automaten-Motiv in Szene zu setzen?

 

Nathanael und seine Mutter im Arbeitszimmer des Vaters © Lucie Jansch

Nathanael und seine Mutter im Arbeitszimmer des Vaters © Lucie Jansch

 

Hoffmanneske Motive und minimalistische Ästhetik

Populäre Motive der Hoffmann-Erzählung werden mit minimalistischer Ästhetik in Szene gesetzt, ohne die Handlung zu überformen. Die von Yi-An Chen dargestellte Automate Olimpia ist bereits vor Beginn des Stücks präsent. Dass es sich um eine Puppe handelt wird nicht nur – wieder plakativ – durch den Aufzieh-Schlüssel in ihrem Rücken deutlich, sondern auch durch die mechanischen Bewegungen und die starre Mimik sowie ihre hallenden, metallisch klingenden »Ach«-Seufzer.

Nicht nur weil der vermeintliche Sandmann, der Advokat Coppelius, nachts Nathanaels Vater besucht und die Mutter ihre Kinder mit der Warnung »Zu Bette! Zu Bette! Der Sandmann kommt« auf die Stuben schickt, weil er unartigen Kindern Sand in die Augen streue, »bis diese ihnen blutig zum Kopf herausspringen«[9], wird das berühmteste Motiv der Erzählung aufgegriffen. Wenn der Advokat Nathanael entdeckt und nach seinen Augen verlangt, wird die Leinwand im Hintergrund von hunderten von Augen überschwemmt. Aber auch wenn der offensichtlich mit ›sköne Oke‹ handelnde Coppola seine augenförmigen Wettergläser anbietet oder Nathanaels Wahn auf den Höhepunkt steigt und er dabei zwei Augäpfel in den Händen hält, tauchen die Augen als zentrales Motiv subtil im Geschehen auf.

Doch hebelt die Darstellung des Sandmanns ein Charakteristikum der Hoffmannschen Erzählung aus: die Frage nach dem Doppelgänger. Die Handlung um den – möglicherweise – dem Wahnsinn anheimfallenden Nathanael trägt sich im Kern, wie es für phantastische Erzählungen charakteristisch ist, gerade durch diese Unentscheidbarkeit von ›wahr‹ und ›falsch‹ der Figurenwahrnehmung. Es ist die bewusst unbeantwortet gebliebene Frage, ob es sich beim Sandmann, beim Advokat Coppelius und beim Wetterglashändler Coppola um verschiedene Personen oder doch um eine Mehrfachidentität handelt. Wilson negiert mit seiner Entscheidung für eine Doppelbesetzung (André Kaczmarczyk als Sandmann und Andreas Grothgar als Coppola/Coppelius) gerade dieses signifikante Element Hoffmannschen Schreibens.

 

Der Wetterglashändler Coppola preist Nathanael Augen zum Verkauf an © Lucie Jansch

Der Wetterglashändler Coppola preist Nathanael Augen zum Verkauf an © Lucie Jansch

 

Der mit Augen und Wettergläsern handelnde Coppola verknüpft aber auch auf andere Art Hoffmanns Augenmotiv mit der Frage nach der ›richtigen Wahrnehmung‹. »Hoffmanns Erzählung zeigt mit beeindruckender Konsequenz, dass die Zusammenschau von Innen und Außen den Verfall des Bewusstseins bedeutet: Nathanael hält die Brillen, die ihm der Wetterglashändler Coppola […] verkaufen will, für blitzende Augen.«[10] Nachdem Nathanael die schöne Olimpia tagein, tagaus durch das von Coppola erworbene Perspektiv beobachtet, pointiert Siegmund diese verzerrte Wahrnehmung. Aber auch die Wahrnehmung des Publikums wird während der gesamten Aufführung auf die Probe gestellt – sei es durch eine alles verzehrende Dunkelheit auf der Bühne oder durch die grellweiße Blendung. Zugrunde liegt die Annahme, dass der Mensch auch während des Blinzelns etwas sieht – und zwar das Negativbild.

Das hoffmanneske Oszillieren zwischen ›Innen‹ und ›Außen‹, das in Bezug auf die Sandmann-Figur vernachlässigt wird, findet hingegen auf der Bühne seinen Platz, wenn Nathanaels Mutter von dort aus mit den Musikern und mit dem Publikum interagiert und so die Handlung sich über den Orchestergraben in den Zuschauerraum ergießen lässt. So wie schon der Wahnsinn Nathanaels für das Publikum simultan erfahrbar wird, wird es auch die Unsicherheit der Grenzziehung zwischen Bühne und Zuschauerraum.

Obgleich dem Publikum die Handlung vor allem durch die Mithilfe von Ton-, Licht-, Farb- und Formspielen erzeugte Atmosphäre emotional erfahrbar gemacht, statt einfach frontal präsentiert wird, und damit das Verschmelzen von ›Innen‹ und ›Außen‹ sowie ›Bühne‹ und ›Theatersaal‹ performativ inszeniert wird, findet diese Grenzauflösung ihre Grenze doch in der Doppelbesetzung der Coppola/Coppelius- und Sandmann-Rolle. Die Leitfrage der Erzählung ist gerade die, ob Nathanael einfach ein wahnsinniger Phantast ist, dessen kindliche Traumatisierung die Sinne vernebelt und Coppola und Coppelius einzig »in [s]einem Innern existieren und Fantome [s]eines Ich’s sind«[11] – die Inszenierung hingegen wirft diese Frage nicht nur auf, sondern beantwortet sie für den Zuschauer.

Die Handlung trägt sich nicht über Dialoge, sondern durch das Kreieren einer emotionalen Atmosphäre, die den entfachten Wahnsinn des psychisch instabilen Nathanael erlebbar werden lässt. Wilson gelingt es, den Kern der Erzählung zu pointieren und mit minimalistischer Ästhetik durch Ton-, Farb- und Lichtgestaltung in groteske Kontraste zu übertragen. Obgleich die humorvolle Überspitzung der Darstellungsleistung konzeptuell sinnvoll erscheint, droht sie das ein ums andere Mal ins Alberne abzugleiten. Dennoch lässt sich resümieren: Die Aufführung oszilliert zwischen silhouettenhafter Romantik, moderner Lichtinstallation und progressiven, horrifizierenden Elementen und ist damit nicht zuletzt phantastisch.

 

Anmerkungen

[1] Vgl. Bachtin, Michail: Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur. Frankfurt am Main 1996; Ders.: Rabelais und seine Welt. Frankfurt a.M. 1995 oder auch Previšić, Boris: Rabelais-Bachtin. Offene Körpertexte-Textkörper und ihre Nicht-Theoretisierbarkeit. In: Ders. [Hrsg.]: Die Literatur der Literaturtheorie. Bern 2010, S. 73-86.

[2] Vgl. Ortiz, Janine: »I want to be a machine«. Über Robert Wilsons »Sandmann«-Adaption. In: Programmheft »Der Sandmann«, hrsg. vom Düsseldorfer Schauspielhaus (Spielzeit 2016/2017), S. 10.

[3] Ebd., S. 11.

[4] Vgl. ebd., S. 45.

[5] Ebd., S. 11.

[6] Ebd., S. 41.

[7] Ebd., S. 38.

[8] Ebd., S. 10.

[9] Ebd., S. 20.

[10] Ebd., S. 9.

[11] Hoffmann, E.T.A.: Der Sandmann. In: Ders.: Nachtstücke. Klein Zaches. Prinzessin Brambilla. Werke 1816-1820. Hrsg. von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen. Frankfurt am Main 2009, S. 24.

Quo vadis E.T.A. Hoffmann Portal? – Erkenntnisse und Maßnahmen aus unserer Evaluation 2018

Mit Forscher*innen, Schüler*innen, Lehrer*innen und Hoffmann-Interessierten zielt das E.T.A. Hoffmann Portal auf vier ganz unterschiedliche Zielgruppen, für die jeweils passende Angebote entwickelt wurden. Ob diese tatsächlich dem Bedarf und den Interessen der Nutzenden entsprechen, und ob diese Nutzenden tatsächlich auch die konzipierten Zielgruppen sind, haben wir im Herbst 2018 mit einer Selbstevaluation ermittelt. Dadurch sollte überprüft werden, wie die verschiedenen Gruppen das Portal nutzen und wie sie jeweils die Inhalte und die Gestaltung des Portals beurteilen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse leiten seitdem die nutzerorientierte Weiterentwicklung des Portals an.

In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen die angewandten Methoden, präsentieren die Ergebnisse und beschreiben, welche Maßnahmen wir aufgrund der Ergebnisse ergriffen haben und in der nächsten Zeit noch planen. Denn durch die Evaluation gestalten Sie das E.T.A. Hoffmann Portal maßgeblich mit!

Ausgangssituation

Evaluation 2018 | Zielgruppen und Portalelemente

Evaluation 2018 | Zielgruppen und Portalelemente

Als das E.T.A. Hoffmann Portal Ende 2016 online ging, war es eines der ersten Personenportale in diesem Umfang und ein vergleichsweise neues Format für die Staatsbibliothek zu Berlin – zum einen hinsichtlich der Technik (WordPress), zum anderen als innovative Form der Sammlungsvermittlung. Zu Beginn des Projekts stand eine Zielgruppenanalyse, durch die wir in einem Persona-Konzept die Hauptnutzertypen und ihre Bedarfe beschreiben und in einem Zielgruppenmanifest die Ansprüche an das Portal hinsichtlich Struktur, Zugang, Vertrauen und Interaktion festhalten konnten (nähere Informationen hierzu können Sie im damaligen Blogbeitrag nachlesen). Auf dieser Grundlage haben wir Angebote für die Nutzergruppen Forschende, Lehrende, Schüler*innen und Interessierte entwickelt.

Erkenntnisinteresse

Nach knapp zwei Jahren Laufzeit galt es nun zu überprüfen, ob die ermittelten Nutzergruppen und Interessen auch den tatsächlichen  entsprechen und wie die Nutzung des Portals bewertet wird. Denn Erkenntnisse zu Nutzerstruktur und Nutzungsverhalten sind einerseits generell für die Weiterentwicklung des Portals relevant, helfen andererseits aber auch bei der Lösung ganz konkreter Gestaltungsfragen (wie können wir bspw. das Bildvergleichstool besser positionieren?) und bei der Antragstellung für ein Folgeprojekt.

Das Erkenntnisinteresse, das der Evaluation zugrunde lag, umfasste die folgenden Fragenkomplexe:

  • Nutzer*innen und Nutzungskontexte
    • Wer nutzt das Portal?
    • Sind die konzipierten Zielgruppen auch die realisierten Zielgruppen?
    • Inwieweit entsprechen die vermuteten Nutzungsanlässe und –situationen den tatsächlichen?
    • Entsprechen die angenommenen Bedarfe den tatsächlichen Bedarfen?
  • Usefulness
    • Wie bewerten die jeweiligen Nutzergruppen das Portal unter inhaltlichen Gesichtspunkten?
    • Nutzen die jeweiligen Zielgruppen die Bereiche des Portals, die v.a. für sie konzipiert wurden?
    • Welche Inhalte sollen ausgebaut werden, welche fehlen?
    • Um welche Funktionen soll das Portal ggf. erweitert werden (Kommunikationsplattform, Vernetzungsangebot für Forschende)?
  • Usability
    • Wie bewerten die Nutzer*innen die Usability insgesamt?
    • Welche Usability-Schwachstellen gibt es?
    • Schwerpunkte: Navigation, diverse Suchfunktionen, Mirador-Vergleichsviewer
  • Nutzungserlebnis (UX)
    • Wie bewerten die Nutzer*innen das Nutzungserlebnis insgesamt?
    • Ist das Portal ansprechend gestaltet, lädt es zum Stöbern ein?
    • Wirkt das Portal seriös?

Methoden

Die Evaluation stützte sich auf drei Datenerhebungen.  Mit einer sogenannten Logfile-Analyse wurden die Zugriffe auf die einzelnen Elemente des Portals ausgewertet, um Nutzungsschwerpunkte und weniger genutzte Bereiche des Portals zu erkennen. Gezählt wurden die Zugriffe mit Hilfe der Open-Source Plattform „Matomo“, mit der auch andere Webangebote der SBB ausgewertet werden.

  • Zeitraum der Durchführung: Oktober/November 2018
  • Beobachtungszeitraum: 01.10.2017-30.09.2018
  • Schwerpunkte:
    • Informationen zu den Nutzer*innen
    • Nutzungsintensität der einzelnen Bereiche und Funktionen des Portals

Um zu verstehen, zu welchen Zwecken und in welchen Zusammenhängen Menschen das Portal aufsuchen und was sie dort tun, wurden Nutzer*innen aus den jeweiligen Zielgruppen in Experteninterviews ausführlich zu ihrem Nutzungsverhalten befragt.

  • Zeitraum der Durchführung: Oktober/November 2018
  • Formate:
    • face-to-face in der SBB oder bei der Testperson, Skype, Chat
    • national und international
    • Einzel- und Gruppeninterviews
  • Erhebungen:
    • 4 Forscher*innen (2x Musik, 2x Literatur)
    • 4 Lehrer*innen
    • 3 Schüler*innen
    • 1 Hoffmann-Interessierte
  • Schwerpunkte:
    • Informationen zu den Nutzer*innen
    • Nutzungsanlässe
    • Nutzungsmotive
    • Nutzungskontexte

Schließlich haben wir einigen Nutzer*innen noch live bei der Verwendung des Portals über die Schultern geschaut, um Genaueres über die Nutzerfreundlichkeit der Portaloberfläche zu erfahren. In diesen sogenannten Usability-Tests wurden die Testpersonen gebeten, eine Reihe von vorab festgelegten Aufgaben im Portal zu bearbeiten. Dabei kommentierten die Testpersonen ihre Handlungen fortlaufend laut, während ihre Bildschirmaktivitäten aufgezeichnet wurden.

  • Zeitraum der Durchführung: November/Dezember 2018
  • Erhebungen:
    • 4 interne cognitive walkthroughs unterstützt durch SBB-Kolleg*innen
    • 4 Nutzertests (2 Studierende, 1 Schüler, 1 Interessierter)
  • Schwerpunkte:
    • Menügestaltung
    • Mirador-Viewer
    • Usability-Lücken allg.

Erkenntnisse

Die Ergebnisse der Evaluation sind äußerst vielfältig. Mit knapp 34.000 eindeutigen Besuchen in den ersten vier Monaten 2019 wird das E.T.A. Hoffmann Portal intensiv genutzt. Es befindet sich unter den Top10-Websites der SBB und weist seit dem Launch eine konstante Wachstumsrate auf.

Insgesamt sehr positiv

Feedback Evaluation 2018

Feedback Evaluation 2018

Zentral ist die Erkenntnis, dass das Portal als eine seriöse, ansprechende und strukturierte Informationsquelle zu E.T.A. Hoffmann erlebt wird, die zum Stöbern einlädt und Entdeckungen auch von Nicht-Gesuchtem möglich macht. Inhalte, Usability und Nutzungserlebnis werden als sehr positiv wahrgenommen. Erfreulicherweise finden sich auch alle der ursprünglich konzipierten Nutzergruppen vom Portal und seinen Angeboten angesprochen: die Passung zwischen den Personas und den vorgefundenen Nutzungsszenarien ist hoch.

Neue Nutzergruppe

Allerdings konnte durch die Evaluation noch eine weitere wichtige Nutzergruppe ermittelt werden, die bislang nicht im Fokus stand: Studierende (BA und MA), vor allem in den Fächern Germanistik und Literaturwissenschaft. Sie wurden bisher unter die Forschenden subsumiert, doch unterscheiden sich ihre Interessen und ihr Nutzungsverhalten von anderen Forschenden.

Nutzer*innen und Nutzungskontexte

Für die einzelnen Nutzungsgruppen konnten folgende Hauptnutzungskontexte identifiziert werden:

Forschende:

  • Recherche in Bibliothekskatalogen als Normalfall
  • tendenziell konventionell (keine Literaturverwaltungssoftware, keine kollaborativen Forschungsinfrastrukturen)
  • Suche nach konkreten Objekten (Forschungsliteratur, Digitalisate)
  • thematische Anregungen für Forschung und Lehre
  • Studierende (BA) als relevante Nutzergruppe (!)

Lehrkräfte:

  • Nutzung diverser Lehrmaterialien / Unterrichtshilfen (online und print)
  • fallweise ergänzt um online-Recherchen
  • schulische Infrastrukturen für den Einsatz von Online-Quellen im Unterricht nicht optimal
  • Quellenempfehlung für das Selbststudium der Schüler*innen (!)
  • Einsatz im Unterricht im Einzelfall vorstellbar

Schüler*innen:

  • Nutzung digitaler Informationen als Regelfall
  • Quellensuche mobil, Rezeption am Desktop/Laptop
  • Fokus auf gleichermaßen zugängliche wie seriöse Quellen
  • Vorbereitung von Referaten, Klausuren, Hausarbeiten (Interpretationshilfen, Bilder, Illustrationen, Autoreninformationen)

Interessierte:

  • Sehr heterogen
  • Interessiertes Stöbern

International und mobil relevant

Insgesamt besuchten laut Logfile-Analyse Personen aus 67 verschiedenen Ländern das E.T.A. Hoffmann Portal (nach Browser-Einstellungen). Nach der weit überwiegenden Mehrzahl von Besuchen aus Deutschland (82 Prozent) folgen erstaunlicherweise die USA (2.252 Besuche) und Südkorea (1.077 Besuche) mit Besuchen im vierstelligen Bereich für den gesamten Betrachtungszeitraum. Erst danach folgen die anderen deutschsprachigen Länder und alle anderen.

Ebenso interessant war die Erkenntnis, dass das E.T.A. Hoffmann Portal intensiv mobil genutzt wird. Mehr als 40 Prozent der Nutzung entfallen auf Smartphones, Tablets und Phablets. Bei anderen Webangeboten der SBB liegt die Mobilnutzung dagegen nur bei etwa 20 Prozent.

Beliebteste Inhalte

Die Bereiche Leben und Werk und Erforschen mit ihren informativen, einführenden Forschungsbeiträgen werden laut Logfile-Analyse mit jeweils knapp 30 Prozent mit Abstand am intensivsten genutzt. Eine Mittlere Nutzungsintensität kann für die Bereiche Hoffmann digital, Unterrichten und Index (=Startseite) festgestellt werden, während die Metasuche mit nur gut einem Prozent kaum genutzt wird.

Bibliografie statt Metasuche?

Neben dem positiven Feedback zum Portal wurden also auch Bedarfe erkennbar, die bislang noch nicht berücksichtigt werden konnten, sowie Funktionen des Portals, die bisher kaum genutzt wurden. So zeigte sich, dass Wissenschaftler*innen die Metasuche nicht als datenbankübergreifende Literatursuche identifizierten. Zudem scheint es keinen ausgeprägten Bedarf für eine solche Funktion zu geben. Dies unterstreichen auch die oben genannten Ergebnisse der Logfile-Analyse, die für die Hoffmann-Suche nur sehr wenige Zugriffe ausweist. Stattdessen wünschen sich die befragten Wissenschaftler*innen eine Hoffmann-Bibliographie. Im Portal wurde der Bereich zunächst umbenannt in Literatur, um ihn von der Webseitensuche abzugrenzen. Inzwischen laufen die Vorbereitungen für einen neuen Projektantrag, der den Wunsch nach einer Bibliografie aufgreift. Wenn der Antrag erfolgreich ist, kann in den Jahren 2020 bis 2022 eine Hoffmann-Onlinebibliografie erstellt werden, die die Metasuche ersetzt.

Mehr Sichtbarkeit für das Bildvergleichstool

Bei Hoffmann digital wurde ausdrücklich die hohe Qualität der Digitalisate gelobt, die Usability des Viewers wurde aber als verbesserungswürdig eingestuft. Exemplarisch für eine Vielzahl von detaillierten Hinweisen und Anregungen soll hier der sogenannte Vergleichsviewer Mirador erwähnt werden. Er ermöglicht es, digitalisierte Objekte, bspw. Illustrationen aus verschiedenen Büchern, nebeneinander zu betrachten und auf Wunsch auch zu annotieren. Diese Funktion begeisterte die Nutzer*innen in unseren Tests, doch von allein entdeckte kaum einer der beteiligten Nutzer*innen die Funktionen dieses Viewers. Für die Portalentwicklung bedeutet das, dass die Sichtbarkeit des Viewers im Portal erhöht und die Handhabung selbsterklärender gestaltet werden müssen. Zudem arbeitet das Projektteam an einer Dokumentation der in Hoffmann digital enthaltenen Inhalte, die von einigen Nutzer*innen gewünscht wurde. In den nächsten Monaten ist ein größerer Relaunch von Hoffmann digital geplant, damit Digitalisate aus anderen Einrichtungen besser eingebunden und neue thematische Kollektionen angeboten werden können. Dabei werden auch noch einige Bugs behoben und das Layout überarbeitet.

Kooperation mit Schulen

Das Portal enthält auch Unterrichtsmaterialien mit Hoffmann-Bezug für Lehrer*innen der Sekundarstufe II. Die Evaluation zeigte, dass es schwierig für Außenstehende ist, die Lehreinheiten so zu dimensionieren, dass sie für Lehrkräfte direkt verwendbar sind. Im Anschluss an die Evaluation wurden deshalb bereits weitere Lehreinheiten gemeinsam mit Berliner Lehrer*innen erarbeitet und im Schulunterricht erprobt. In Planung sind derzeit Lehreinheiten zu Hoffmanns Der Goldne Topf und Das Fräulein von Scuderi.

Kontinuierliche Akquise von Textbeiträgen

Erstaunt hat uns die Tatsache, dass besonders die einführenden Forschungsbeiträge so gut ankommen. Die Evaluation hat viele Hinweise und Anregungen zu weiteren thematischen Bereichen hervorgebracht, für die wir kontinuierlich Texte akquirieren.

Wer nutzt das Portal?

Eine einzelne wichtige Frage konnten wir mit der Evaluation allerdings nicht bewerten: Wer nutzt eigentlich das Portal? Eine quantitative Erhebung zum Anteil der jeweiligen Nutzergruppen an allen Nutzer*innen haben wir nicht durchgeführt. So konnten wir auch nicht ermitteln, ob es neben den Studierenden weitere bisher nicht bekannte Nutzergruppen gibt, für die wir unsere Angebote anpassen könnten. Dies werden wir voraussichtlich im Herbst 2019 mit einer sehr kurzen Onlinebefragung auf der Webseite nachholen.

Resümee

Für uns war die Evaluation anregend und motivierend. Wir freuen uns sehr, dass das E.T.A. Hoffmann Portal grundsätzlich so positiv bewertet wurde und haben uns mit großem Elan an die Optimierung der einzelnen Angebote gesetzt. Einige Veränderungen konnten Sie inzwischen schon sehen, andere sind noch in der Planung. So hoffen wir, dass wir das Angebot kontinuierlich so verbessern, dass das Nutzungserlebnis für Sie optimal ist. Wir danken allen, die sich an der Evaluation beteiligt haben.  Ohne Ihre Unterstützung wäre das nicht möglich gewesen. Und natürlich freuen wir uns auch weiterhin über Feedback und Anregungen!

„Der goldene Topf“ am Schauspielhaus Stuttgart

Achim Freyers „Inszenierung von E.T.A. Hoffmanns Märchen „Der goldne Topf“ ist wie ein Blick in ein unscharfes Kaleidoskop. Man verliert die Orientierung. Wo ist oben, wo unten? Wer spricht? Wer singt? Wer musiziert? […] Freyer bringt den Text zum Tanzen und zum Schweben, lässt prosaische und poetische Welt ineinanderfallen“ (Nicole Golombek, Stuttgarter Zeitung, 19. Mai 2019).

Nach der Premiere am 18. Mai führt das Schauspielhaus Stuttgart „Der goldene Topf – Ein Märchen aus neuester Zeit, auf dem Theater erzählt nach E.T.A. Hoffmann“ in dieser Spielzeit noch mehrmalig im Juni, Juli und Oktober auf.

Termine: 20. , 21. Juni, 14., 18., 19. Juli, 11., 22. Oktober
Dauer: ca. 1:15 Std, ohne Pause
Ort: Schauspielhaus Stuttgart

Weitere Informationen und Karten

DER GOLDENE TOPF
Ein Märchen aus neuester Zeit
auf dem Theater erzählt nach E.T.A. Hoffmann

Inszenierung, Bühne, Kostüm: Achim Freyer
Mitarbeit Regie: Sebastian Sommer
Mitarbeit Bühne: Moritz Nitsche, Petra Weikert
Mitarbeit Kostüm: Wicke Naujoks
Musik: Alvin Curran
Video: Jakob Klaffs, Hugo Reis
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Klaus-Peter Kehr, Ingoh Brux
Besetzung: Boris Burgstaller, Gabriele Hintermaier, Ulrich Hoppe, Amina Merai, David Müller, Valentin Richter, Sven Prietz, Paula Skorupa, Felix Strobel, Live-Musik: Anne-Maria Hölscher (Akkordeon), Bernd Settelmeyer (Percussion)

Foto: Monika Rittershaus

 

 

 

 

 

Erika Landertingers Lithographien zum Nussknacker

Im Frühjahr dieses Jahres erwarb die Staatsbibliothek zu Berlin für das E.T.A. Hoffmann Archiv das Künstlerbuch Der Nussknacker: Illustrationen zum Ballett nach P. I. Tschaikowsky von Erika Landertinger.

Kostüm- und Bühnenbildnerin

Die gebürtige Salzburgerin Erika Landertinger studierte am dortigen Mozarteum sowie an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Kostüm- und Bühnenbild; im Anschluss verantwortete sie als freischaffende Kostümbildnerin über 200 Theaterproduktionen. Im Jahr 1995  übernahm sie eine Gastprofessur in Amsterdam, seit 2003 lehrt sie an der Toneelacademie in Maastricht. Seit vielen Jahren gestaltet sie zudem für das Theater und Orchester Heidelberg Kostüme – in dieser Saison für Franz Lehars Operette Die lustige Witwe sowie Carlo Goldonis Bühnenstück Der Diener zweier Herren. Neben ihrer Tätigkeit als Kostüm- und Bühnenbildnerin arbeitet Erika Landertinger zudem als bildende Künstlerin.

Erika Landertinger: Der Nussknacker. Salzburg 2007 © Erika Landertinger

Das Künstlerbuch

Ihre Mitarbeit an der Theaterproduktion zu Tschaikowskis Ballett Der Nussknacker am Koblenzer Stadttheater inspirierte sie zu der Umsetzung des Bühnenstoffes in Lithographien. Die farbenfrohen Steindrucke auf Büttenpapier wurden in einer Auflage von zwölf Stück von Thomas Franke in der Neuhauser Kunstmühle in Salzburg im Jahr 2007 gestaltet und gedruckt. Der Deckel ist mit einer doppelblattgroßen Lithographie bezogen. Der Titel und der Druckvermerk wurden nach der Handschrift der Künstlerin gestaltet.

Die Vorlage

Das Ballett Der Nussknacker von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893) gehört weltweit zu den populärsten Ballettstücken (op. 71 – Ballett in 2 Akten, Libretto: M. Petipa). Tschaikowski vertonte dabei aus E.T.A. Hoffmanns Sammlung Serapionsbrüder (Berlin 1816) die Geschichte Nussknacker und Mausekönig in der Bearbeitung von Alexandre Dumas dem Älteren (1802-1870) aus dem Jahr 1845.

Der Band befindet sich momentan in der restauratorischen Bearbeitung. Er kann demnächst für den Lesesaal der Abteilung Historische Drucke bestellt werden.

Originalillustrationen von Wilhelm Heise erworben

Im April 2019 hat die Staatsbibliothek zu Berlin aus Privatbesitz eine Mappe mit zehn Originalillustrationen des deutschen Künstlers Wilhelm Heise zu E.T.A. Hoffmanns ‚Das Fräulein von Scuderi‘ erworben. Sie wird derzeit in den Bestand der Kinder- und Jugendbuchabteilung eingearbeitet.

Ausbildung in Kunstakademie und Buchgewerbe

Erst nach seiner Schulzeit in Metz und einer kaufmännischen Ausbildung entdeckte Wilhelm Heise (1892–1965) die Malerei für sich und schuf erste impressionistische Bilder. Er folgte dem Impressionisten Hans Olde von Weimar 1912 an die Kunstakademie Kassel und erhielt durch dessen Vermittlung ein Stipendium für eine Ausbildung im Buchgewerbe in Berlin und Leipzig. Dort spezialisierte er sich auf künstlerische Buchgestaltung. Nach einer kriegsbedingten schöpferischen Pause und einer kurzen Ehe mit Lisa Schmidt (1916–1919) fertigte Heise erste expressionistische Buchillustrationen in seinem Atelier in München, zu denen auch die Federzeichnungen zu E.T.A. Hoffmanns ‚Das Fräulein von Scuderi‘ gehören, auf denen die neu erworbenen kolorierten Handdrucke beruhen.

Ziffernblätter, Steinstiche und Leitungsfunktionen

1920 machte Heise mit bemalten Ziffernblättern auf sich aufmerksam, die er exklusiv für einen Uhrenhändler zum Export in die USA herstellte. In seinen produktivsten Jahren zwischen 1924 und 1936 schuf Heise bedeutende graphische Arbeiten wie seine Steinstiche ‚Nächtliche Blumenstücke‘, die in zahlreichen Museen im In- und Ausland zu sehen sind. Ab 1937 wirkte er vor allem als Lehrer, zunächst in Königsberg, später in Frankfurt am Main, wo er 1946 die Leitung der Städelschule übernahm, und schließlich an der Münchner Akademie der bildenden Künste. Im September 1965 nahm Heise sich in München das Leben (→ vgl. Wikipedia-Eintrag zu Wilhelm Heise).

Federzeichnungen für einen signierten Pressendruck

Die Illustrationen zu E.T.A. Hoffmanns ‚Das Fräulein von Scuderi‘ schuf Heise 1919 für eine bibliophile Ausgabe der Kriminalnovelle, die 1920 im Hyperionverlag in München erschien. Die als hochwertiger Pressendruck bei Knorr & Hirth hergestellte Ausgabe besteht aus nur fünfzig Exemplaren, die auf echtes Bütten abgezogen und vom Künstler koloriert und signiert wurden. Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt neben den neu erworbenen Originalillustrationen auch das handsignierte nummerierte Exemplar Nr. 45 des Pressendrucks.

Da die Handdrucke noch urheberrechtlich geschützt sind, dürfen sie online nicht gezeigt werden. Interessierte können aber sowohl die Mappe mit den Handdrucken (im Haus am Westhafen) als auch die bibliophile Hyperion-Ausgabe (im Haus Unter den Linden) vor Ort einsehen.

Neuerscheinung: E.T.A. Hoffmanns Stadterkundungen und Stadtlandschaften

 

E.T.A. Hoffmanns Stadterkundungen und Stadtlandschaften. Herausgegeben von Tiziana Corda / Jörg Petzel. Würzburg: Königshausen & Neumann 2018. 168 S.

Ende Dezember 2018 erschien der Tagungsband E.T.A. Hoffmanns Stadterkundungen und Stadtlandschaften.

Der Band enthält elf überarbeitete Vorträge namhafter Germanisten und Komparatisten, die 2017 bei der Berliner Tagung E.T.A. Hoffmanns Stadterkundungen und Stadtlandschaften referiert haben. Die Beiträge eröffneten neue, interessante Erkenntnisse und Anregungen über E.T.A. Hoffmanns Literarisierung von deutschen und italienischen Landschaften und Städten – Berlin, Rom, Neapel.

Berlin, das in mehreren Erzählungen – von Ritter Gluck über Das öde Haus bis hin zu Des Vetters Eckfenster – die historische Kulisse für Hoffmanns Stadtbeschreibungen darstellt, wird in allen Facetten beleuchtet.

Die preußische Hauptstadt, die um 1800 mit ihrem rasanten Bevölkerungswachstum zum beliebten Reiseziel wurde, erscheint in Hoffmanns Werk als Mikrokosmos und als Bündelung der Vielfalt auf kleinem Raum. Die Großstadt im Umbruch wird mit seinen düsteren und hellen Bruchstücken dargestellt. Gespensterhäuser (Das öde Haus), Weinkeller (Die Brautwahl), Gartenlokale (Ritter Gluck, Aus dem Leben dreier Freunde) mit einem bürgerlichen Publikum und grotesk wirkenden Außenseitern bilden das neue Szenario dieser Stadt. Der Antisemitismus, der sich seit den Befreiungskriegen gegen Napoleon in Preußen ausgebreitet hatte und der ein wichtiges Motiv in Erzählungen wie Die Brautwahl, Die Irrungen / Die Geheimnisse ist, wird unter Einbeziehung antisemitischer Literatur wie Carl Sessas Stück Unser Verkehr sowie Wilhelm d’Elpons Erzählung Herz der Große beleuchtet.

Anders als viele seiner Zeitgenossen ist Hoffmann bekanntlich nie in Italien gewesen und musste, mangels eigener Erlebnisse und Erfahrungen, mit zeitgenössischen Quellenwerken arbeiten. Die Stadt Rom fasziniert Hoffmann als teatro mundi und wird in seinen Erzählungen Prinzessin Brambilla und Signor Formica mithilfe literarischer Quellen wie u.a. Reisen eines Deutschen in Italien von Karl Philipp Moritz und Das Römische Carneval von Johann v. Goethe zum Schauplatz theatralischer Inszenierungen.

Kaum eine andere italienische Stadt ist in Hoffmanns Werk so präsent und so strukturprägend wie Neapel, die Stadt unter dem Vulkan. Das italienische Lokalkolorit und vor allem die für die Zeit typische und klischeehafte dargestellte Italianität besitzen in einigen Erzählungen (Ignaz Denner, Kater Murr) eine neapolitanische Prägung, die sich als ausschweifende heidnische Lebensart offenbart.

Der einführende Beitrag dieses Tagungsbandes Unter dem Vulkan. Goethe, de Sade, E.T.A. Hoffmann vermittelt die Faszination für den Vesuv als mysteriös-unheimliche Brutstätte und betont zugleich den interdisziplinären Charakter.

Im Kontrast zu Hoffmann und seinem Werk kommen in zwei Beiträgen auch italienische und deutsche Dichter zu Wort, die lange oder zeitweilig in Italien lebten.

Ludwig Tieck unternahm von Sommer 1805 bis Sommer 1806 ein romantisches Wandern von Stadt zu Stadt; die berühmten Städte auf seinem Hin- und Rückweg – Venedig, Bologna, Florenz, Rom – hat er in seinen Reisegedichte[n] eines Kranken gewürdigt.

Alessandro Manzoni hat hingegen die Metropole Norditaliens, Mailand, als Ort der Handlung für seinen berühmten historischen Roman I Promessi Sposi (erste Fassung 1827) gewählt: die konkrete, rationale Stadtbeschreibung löst sich von der romantischen Topografie und kündigt bereits den literarischen Realismus an.

 

Inhaltsverzeichnis

Patrizio Collini (Florenz): Unter dem Vulkan: Hoffmann, Sade, Goethe

Matteo Galli (Ferrara): Effet du réel und inemendabilità: Realismus reloaded bei E.T A. Hoffmann

Joachim Küpper (Berlin): Das Mailand von Manzonis I Promessi Sposi

Tiziana Corda (Berlin): Rom als Schauplatz des theatralischen Erzählens: Signor Formica und Prinzessin Brambilla

Elena Agazzi (Bergamo): Das öde Haus im Zeichen der Fledermaus. Stadtgeschichten, Landgeschichten

Walter Schmitz (Dresden): Ludwig Tieck: Stadtbilder – Stadtentwurf – Stadtwirklichkeit

Elena Giovannini (Bologna):E.T.A. Hoffmanns Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde: düstere und helle Bruchstücke der Großstadt Berlin

Klaus Deterding (Berlin): Hoffmann, der Türmer

Giulia Ferro Milone (Verona): Weiblichkeitskonstruktionen in E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr und Meister Floh

Jörg Petzel (Berlin): Antijüdische Affekte oder vermeintlicher Antijudaismus in E.T.A. Hoffmanns späten Almanach-Erzählungen

Claudia Albert (Berlin): Von der Brambilla zur Branzilla. Kunst und Künste in kleinen wie großen italienischen Städten

 

Gastbeitrag von Frau Dr. Tiziana Corda, Berlin

Mehr zur E.T.A. Hoffmann-Rezeption in Italien

Internationale Gluck Festspiele 2019

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RITTER GLUCK revisited

Ein Fantasiestück nach E.T.A. Hoffmann

Freie Lesung und Musik mit Dominique Horwitz und Norbert Nagel

E.T.A. Hoffmann muss ein glühender Verehrer des Komponisten Gluck gewesen sein. Anders ist die irrlichternde Intensität, mit der er ihn und seine musikalische Welt schildert, kaum zu erklären. Fast möchte man meinen, er sei von seinem Idol besessen – so liest sich Hoffmanns erste im Druck erschienene Erzählung RITTER GLUCK von 1809. Dominique Horwitz, der faszinierende Sprecher und Sänger, Schauspieler, Regisseur und Jacques Brel-Interpret, vergegenwärtigt gemeinsam mit Norbert Nagel, dem Jazz-Zauberer, Klang-Erfinder und Multi-Instrumentalisten diesen vielschichtig bebenden Text. Ein großer Abend über Glück und Verzweiflung der Künstlerseele.

Termin: Freitag, den 28. Juni (Premiere) und Samstag, den 06. Juli 2019, 20.00 – 21.15 Uhr
Ort: Tafelhalle Nürnberg / GLUCKWerkstatt

Weitere Informationen, eine Anfahrt-Karte und ein Webshop zum Ticket-Erwerb unter: www.gluck-festspiele.de

 

 

Die Gluck-Festspiele 2019 präsentieren vom 27. Juni bis 14. Juli ein vielfältig attraktives Programm zwischen Barock-Opern-Originalklang und heutigen Formen der Annäherung an einen bedeutenden Komponisten des 18. Jahrhunderts. Auch E.T.A. Hoffmann gehört dazu.

 

 

 

Veranstaltungen im Hoffmann-Haus Bamberg: Mai/Juni 2019

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Die Schreibkammer des Nathanael – Soiree und Vernissage

Am 4. Mai steht Ihnen Die Schreibkammer des Nathanael offen. Inspiriert von E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann hat die Künstlerin Christina Heurig die Schreibkammer Nathanaels, des Protagonisten eben dieser Geschichte, als begehbare Installation im E.T.A. Hoffmann-Haus geschaffen – angefüllt mit Schattenbildern, Fotografien, obskuren Buchausschnitten und vergessenen Tagebüchern, und sie wird Ihnen am 4.5. all das persönlich vorstellen.

Die Pianistin Anna Köbrich wird die Gelegenheit nutzen nicht nur die Schreibkammer sondern das ganze E.T.A. Hoffmann-Haus mit Klang zu erfüllen, und Andreas Ulich wird ausgewählte Texte aus dem Sandmann hinzufügen. Was ist Wahn? Was ist real? Was ist Traum? Kommen Sie und finden Sie es heraus.

Samstag, 4.5.2019, Beginn: 20 Uhr
Ort: E.T.A. Hoffmann-Haus / Schillerplatz 26 / 96047 Bamberg
Anmeldung erforderlich unter info@ulich-wortkunst.de / Tel: 0951-9684493

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Johannes Kreislers musikalisch-poetischer Klub – Soiree

Am 1. Juni erwartet Sie ein alter Bekannter im E.T.A. Hoffmann-Haus. Der Kapellmeister Johannes Kreisler – Hoffmanns alter ego – lädt im Rahmen einer Soiree ein zu seinem persönlichen musikalisch-poetischen Klub. Unter anderem wird er bei der Gelegenheit ein Kleid tragen, dessen Farbe in Cis-moll geht, weshalb er zu einiger Beruhigung der Beschauer einen Kragen in E-dur-Farbe darauf hat setzen lassen, was Sie, geneigte Gäste, hoffentlich nicht irritieren wird.

Auch in diesem Fall wird Anna Köbrich Ungewöhnliches auf dem Tafelklavier von 1810 spielen und Andreas Ulich wird Texte aus den Kreisleriana von E.T.A. Hoffmann beisteuern.

Samstag, 1.6.2019, Beginn: 20 Uhr
Ort: E.T.A. Hoffmann-Haus / Schillerplatz 26 / 96047 Bamberg
Anmeldung erforderlich unter info@ulich-wortkunst.de / Tel: 0951-9684493

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Weitere Informationen:

Andreas Ulich

info@ulich-wortkunst.de

www.ulich-wortkunst.de

www.bamberger-wortkunst-verlag.jimdo.com

Lehrveranstaltungen an Schule und Unis

E.T.A. Hoffmann Portal an FU und HU

Am Montag, 29. April, startet die erste von zwei Lehrveranstaltungen, die das Projektteam E.T.A. Hoffmann Portal im Sommersemester 2019 an den Berliner Universitäten HU und FU anbietet. Damit weitet das Projekt sein Netzwerk um zwei hochkarätige Institutionen aus und stärkt die Position der Bibliothek als Kooperationspartner für Forschung und Lehre. Ziel der Lehrveranstaltungen ist zum einen die Vermittlung der Portalinhalte an eine der Hauptzielgruppen, zum anderen die Erarbeitung neuer Portalinhalte durch die angehenden Forscherinnen und Forscher, die dadurch die Möglichkeit haben, ihre Arbeitsergebnisse gleich als (erste) Publikation online zu präsentieren. Germanistik-Studierende der Humboldt Universität Berlin werden in fünf Ganztagsveranstaltungen neue Portalinhalte zur Rezeption in Kunst, Literatur und Musik erarbeiten, während die Lehrveranstaltung an der Freien Universität Berlin im Zeichen von „E.T.A. Hoffmann und Europa“ steht. Mit Studierenden der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaften wird sich das Projektteam u.a. den Themenkomplexen Hoffmann in Polen und Europäische Einflüsse widmen.

E.T.A. Hoffmann Portal am Albert Einstein-Gymnasium Berlin-Neukölln

Im Mai 2019 wird das Projektteam zudem drei neue Lehreinheiten zu Hoffmanns Werk „Der Sandmann“ in einer Zehnten Klasse des Albert Einstein-Gymnasiums Berlin-Neukölln durchführen und damit das Lehrkonzept auf Praxistauglichkeit testen. Die Lehreinheiten sind bereits im Bereich „Unterrichten“ über das E.T.A. Hoffmann Portal zugänglich. Gemeinsam mit Claudia Grethe, Lehrerin am Albert Einstein-Gymnasium Berlin-Neukölln, hat das Team im ersten Quartal 2019 Unterrichtsbausteine für die Themenkomplexe „Augenmotiv“, „Automatenmotiv“ und „Sandmann-Ausgaben“ entwickelt, die entweder als komplette Lehreinheiten in jeweils einer Doppelstunde umgesetzt oder als einzelne Module in den Unterricht integriert werden können. Je nach technischer Ausstattung der Klasse können die Lehreinheiten unter Einbeziehung des E.T.A. Hoffmann Portals am Smartboard/per Beamer oder an einzelnen Schüler-PCs durchgeführt werden oder auch ganz ohne technische Unterstützung. Für die komfortable Offline-Nutzung sind übersichtliche Arbeitsblätter in Arbeit, die in Kürze zum Download bereitgestellt werden.

Während die ersten beiden Unterrichtseinheiten in der Schule stattfinden, ist die dritte Lehrveranstaltung als kleine Exkursion geplant: Bei einem gemeinsamen Stadtrundgang lernen die Schülerinnen und Schüler zunächst einige Wohnorte und Gedenkstätten E.T.A. Hoffmanns in der Berliner historischen Mitte rund um den Gendarmenmarkt kennen, danach präsentiert das Projektteam in Staatsbibliothek zu Berlin (Haus Unter den Linden) herausragende Sandmann-Ausgaben aus dem Bibliotheksbestand und erarbeitet mit den Schülerinnen und Schülern den Weg vom ersten Manuskript über verschiedene Änderungen des Autors bis zum gedruckten Buch.

Der Stadtrundgang kann seit Anfang April 2019 auch virtuell durchgeführt werden: Stadtrundgang Berlin. Als Grundlage dienten Informationen und Fotos aus Michael Bienerts Publikation E.T.A. Hoffmanns Berlin. Literarische Schauplätze. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2014. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Michael Bienert sowie an Praktikantin Kathrin Ulrich, die wesentlich an der Umsetzung beteiligt war! Die Hauptroute führt in rund 90 Minuten durch das historische Zentrum Berlins rund um den Gendarmenmarkt, wo sich insgesamt 28 Stationen finden, die mit Hoffmanns Leben in Verbindung stehen. Auch wenn viele Orte heute ganz anders aussehen und die Gebäude aus Hoffmanns Zeit oft nicht mehr existieren, kann man sich doch einen ganz guten Eindruck von seinem Leben in Berlin verschaffen. Die Hauptroute wird ergänzt durch drei mögliche Erweiterungsrouten, die auch jeweils in rund 90 Minuten zu weiteren Stationen außerhalb des Zentrums führen.

2. November 2024: agung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft in Bamberg

Die Jahrestagung 2024 findet am 2. November in Bamberg statt.
Am Vorabend besteht Gelegenheit zu einem gemeinsamen Besuch der Neuinszenierung von ‚Der goldne Topf‘ im Bamberger Marionettentheater.

Das Forschungsforum bietet Raum, aktuelle Forschungsergebnisse zu E.T.A. Hoffmann und seinem Werk vorzustellen und zu diskutieren. 2024 soll es neben dem offenen Forschungsforum, dessen thematisches Spektrum bewusst breit gefächert ist, ein bis zwei thematisch konzentrierte Panel geben, die sich mit E.T.A. Hoffmanns ‚Die Fantasiestücke in Callots Manier‘ (1814/1815) auseinandersetzen.

Weitere Informationen zum Programm folgen im Sommer 2024.

 

E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft (etahg.de)

 

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