Ein Fühmann/Hoffmann-Abend am 15. Januar in Berlin

Im 20sten Jahr des Bestehens des internationalen Franz Fühmann Freundeskreis (iFFF) befassen sich die E.T.A.Hoffmann-Gesellschaft und der iFFF in gemeinsamen Veranstaltungen mit der Thematik „Unruhegeister manchen Ortes oder etwas über das Schauerliche des Alltags in der DDR“.

Für die Veranstaltungen zeichnen der Germanist Jörg Petzel, Vizepräsident der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft und Mitherausgeber der Sämtlichen Werke E.T.A. Hoffmanns (Deutscher Klassiker Verlag), und der Schriftsteller Paul Alfred Kleinert verantwortlich.

Die Auftaktveranstaltung findet am 15. Januar 2019, 19.30 Uhr, in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin statt.

Ort: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Kleiner Säulensaal, Breite Str. 36, 10178 Berlin-Mitte

Kontakt: Jörg PetzelPaul Alfred Kleinert

 

Opern-Rezension: Hoffmann trifft auf Steampunk

Beitrag von Stefanie Junges (→ Forscherprofil)

Die Bühne ist leer und düster, das Sinfonieorchester der Neuen Philharmonie Westfalen setzt ein und E. T. A. Hoffmann, gespielt von Rüdiger Frank, tüftelt an seinem Schreibtisch am vorderen Bühnenrand an seinem neuesten Werk – einer Oper: Klein Zaches, genannt Zinnober. Ein Werk, das wortwörtlich eine Herzensangelegenheit ist. Auf dem Höhepunkt reißt Hoffmann sich sein Herz heraus; es dient als Treibstoff für die gebaute Opern-Maschinerie, die er in Gang setzt. Das Orchester verstummt und, wie es bei der beteiligten Band Coppelius heißt:

 »Die Maschine läuft an«[1]

Dampf umhüllt das Bühnenbild und mit Surren und Quietschen fährt Hoffmanns zahnradbetriebene Maschine aus dem Boden und nimmt die Arbeit auf. Sie bringt drei automatenhafte Gestalten hervor, die anfangen, auf Cello, Kontrabass und Schlagzeug zu spielen. Zwei weitere folgen und begleiten die ersten drei mit Klarinetten. Zuletzt erscheint ein Sänger aus dem Boden der Bühne, der seinen Schöpfer Hoffmann begleitet: Die Coppelianer, wie sie genannt werden, haben die Bühne betreten. Noch bevor Hoffmann seine Oper erzählend einleiten kann, wird der Zuschauer von Coppelius mit »Kein Land so schön« medias in res in die Handlung um die von Fürst Paphnutius eingeführte Aufklärung und der Verbannung der Feen versetzt – und unvermittelt mit dem Stil der Oper und der Band konfrontiert.

Dass die Oper, die bereits am 14. November 2015 Premiere feierte, das Endprodukt der kreativen Zusammenarbeit von Regisseur Sebastian Schwab und der Berliner Band Coppelius ist, fällt spätestens nach diesem Einstieg auf, der mehr wie ein Gemisch aus Theaterperformance und Rockkonzert anmutet. Für die moderne Adaption des Märchens, das den Reiz dieses Gemischs gut in Szene zu setzen weiß, sind Coppelius die richtige Wahl, denn ihr musikalisches Schaffen wird mitunter von Hoffmanns Werken inspiriert. Es verwundert nicht, dass die Erwartung eines klassischen Opernbesuchs möglicherweise enttäuscht wird: Nicht Arien bestimmen die Aufführung, sondern eine überaus gelungene Kombination von sinfonischen Stücken mit teils neu komponierten, teils alten Stücken der Coppelianer, die den Zuschauer humorvoll und unmittelbar mit einer Subkultur konfrontieren.

Steampunk: Dampf und Punkrock

Candida und ›Coppelius‹ © Musiktheater im Revier

Der Stil des Steampunk prägt die Inszenierung des Märchens optisch und musikalisch. Die retro-futuristische Subkultur stellt sich, angeregt von literarischen Vorbildern wie Jules Vernes oder H. G. Wells, eine alternative Welt vor, in der der moderne Fortschritt unseres Zeitalters nicht durch Technologie, sondern durch dampfbetriebene Maschinen errungen worden wäre – Mode, Literatur, Musik und ein ganzes Lebensgefühl stehen im Zeichen des Steampunk. Coppelius ist eine etablierte Band der Szene, sticht jedoch heraus, weil sie sogenannten ›Kammercore‹, also Rock bzw. Heavy Metal fast ausschließlich auf klassischen Instrumenten spielt. Neben Kontrabass, Cello und Klarinetten (und gelegentlich einem Cembalo) findet sich nur ein Schlagzeug auf der Bühne, das die Atmosphäre des frühen 19. Jahrhunderts, den die sechs Herren mit Gehrock, Vatermörder und Zylinder sonst verströmen, mit rockig-brachialem Sound durchkreuzt.

 

Der Stil des Steampunk wird durch ruhige Balladen und das Sinfonieorchester ergänzt und fügt alles zu einem harmonischen Ganzen. Die moderne Musik wird mit klassischem Operngesang ergänzt. Dieser wird hingegen nicht durch Begleithefte gestützt, sondern der Text wird an eines der zahlreichen Metallrohre des Bühnenbildes projiziert und repräsentiert damit erneut ein für Hoffmann sehr typisches Merkmal: die Parodie. Damit das Publikum das Essentielle nicht verpasst, wird der Text der italienischen Arie übersetzt – »Bla Bla Bla…« prangt über den Köpfen. Spätestens hier wird der Tenor der Inszenierung deutlich: Humor als Leitprinzip. Wer also fürchtet, bei so viel Subkultur bleibt die Hoffmannsche Literaturkultur auf der Strecke, irrt.

Humor, Slapstick und Parodie

Obwohl die Darbietung des Märchens durch und durch modern ist und die Rocksongs das Opern-Genre an die Grenze zum Musical katapultieren, weicht die Handlung nicht von der literarischen Vorlage ab. Sogar typische Textstrategien und Motive aus Hoffmanns Werken werden auf die Bühne gebracht, wenn der tüftelnde Autor mit seinem Herz die eigene Opern-Dampfmaschine heizt, erzählend in die Handlung einleitet und im Anschluss sogar zur Figur seines eigenen Stücks mutiert.

Während der Aufführung dominiert die spezifische Komik der Handlung und des Hoffmannschen Erzählstils. So fragt Candida singend, ob man denn »die Luftpumpe [ihres] Vaters, schon gesehen« habe, der ganze Stolz ihres Vaters Mosch Terpin, der selbst wenig mehr als heiße Luft produziert. Balthasar bekundet, der Professor erkläre so lange, »warum es donnert, hagelt, regnet, blitzt«, bis Balthasar sich »am liebsten die Adern aufgeschlitzt«. Prosper Alpanus, der bei seinem ersten Auftritt, in dicke Rauchschwaden seiner Wasserpfeife gehüllt, auf einer überdimensionierten, leuchtenden gold-kupfernen Libelle über die Opernbühne fliegt, trifft als spleeniger Sonderling ebenfalls den satirischen Ton des Märchens. Die Inszenierung parodiert sich selbst – auch hier kann sich der Hoffmann-Liebhaber also darüber freuen, dass elementare Charakteristika seiner Werke deutlich zum Tragen kommen.

Balthasar, Fabian, Prosper Alpanus und sein Gehilfe versuchen, dem Geheimnis um das ›Wurzelmännlein‹ Klein Zaches auf die Spur zu kommen © Musiktheater im Revier

Deutlich wird das Modern-Komische der Oper besonders durch allerlei popkulturelle Anspielungen. Der Magier will dem jungen Studenten Balthasar helfen, den Zauber Zinnobers zu brechen, muss jedoch erst herausfinden, um was für ein Wesen es sich beim rothaarigen Klein Zaches handelt. Er stellt fest: Weder handelt es sich, wie eindrucksvoll dargestellt wird, um Stephen Kings Horror-Clown Pennywise noch um den allseits bekannten Pumuckl.

Die satirische Anlage des Märchens wurde für den sub- und popkulturaffinen Zuschauer des 21. Jahrhunderts angepasst. Neben Anspielungen auf Film, Fernsehen und virulente YouTube-Videos werden auch Prominente persifliert. Der zum Minister avancierte Zinnober, dem der Orden des grüngefleckten Tigers mit zwanzig Knöpfen verliehen werden soll, lässt seine Garderobe von niemand geringerem als Karl Lagerfeld schneidern. Auch die Begegnung der Fee Rosabelverde und des Zauberers Prosper Alpanus, die sich im Märchen ein Duell ihrer Kräfte liefern, wird zum videospielgesteuerten ›Showdown‹ mit Slapstickeinlage: Zaches und Balthasar steuern die beiden magischen Wesen über einen Joystick, die sich mit entsprechender, beinahe klischeehafter musikalischer Untermalung des Benny-Hill-Themes eine Verfolgungsjagd liefern.

Zahnräder, Dampf und Vatermörder

Ulrike Schwab als laszive Fee Rosabelverde im Stempunk-Outfit © Musiktheater im Revier

Neben Handlung und Musik verdeutlichen auch Bühnenbild und Garderobe eindrucksvoll die elegante Verschmelzung von historischem Märchen des 19. Jahrhunderts und dem Flair der am industriellen und viktorianischen Zeitalter orientierten Steampunk-Ästhetik. Symbole wie Zahnräder und nietenverzierte, dampfbetriebene Maschinen mit kupfer-goldener Patina verschmelzen gekonnt mit arabeskenhaft verziertem, edlem Biedermeier-Mobiliar und prägen das Design der hydraulischen, in Dampf gehüllten Hauptbühne. Hinter der gewaltigen Bühnenmaschine verbirgt sich das Sinfonieorchester und kreiert zusammen mit dem zwischen rockig-brachialen und melodischen Tönen changierenden Steampunk-Sound von Coppelius eine akustische Harmonie.

Die Kostümierung der Darsteller ist eine für den Steampunk typische Hybridisierung aus historischer Mode und modernen Elementen: Gehrock, Zylinder und Frack werden mit engen Biker-Hosen und szenetypischen runden Fliegerbrillen, den ›Goggles‹, kombiniert. Dunkle, gedeckte Farben wie Braun, Dunkelrot und Schwarz bestimmen die Steampunk-Garderobe. Die einzige weibliche Darstellerin – Ulrike Schwab – mimt die wortkarge Candida im kurzen, weißen Spitzenkleid mit türkisen Haaren und kontrastiert ihren klassischen Operngesang in der Rolle der Fee Rosabelverde in lasziven Steampunk-Outfits mit Hot-Pants, Lederkorsage, längsgestreiften Kniestrümpfen und Spitze.

Die Maschine hält an

Der Humor der Oper ist, ähnlich der romantisch-ironischen Schreibkunst E. T. A. Hoffmanns, plakativ. Die getakteten Pointen werden gezielt eingesetzt, obgleich sie durch dieses Übermaß stets drohen, albern und klamaukig zu werden. In der zweiten Hälfte der Oper rückt die Handlung zugunsten der minutiösen Vorstellung der Bandmitglieder, ausschweifender Soli und demonstrativer Körperkomik in den Hintergrund. Dennoch gelingt es Coppelius und Sebastian Schwab, das Abrutschen in die Lächerlichkeit (wenn auch haarscharf) zu vermeiden. Obgleich man kritisch fragen kann, ob eine minutenlange, vulgäre Kinski-Hommage des Hauptdarstellers die Darbietung bereichert, beeinträchtigt es keinesfalls das Amüsement des Zuschauers – im Gegenteil.

Die Oper greift die Aspekte der Wissenschaftsparodie, der Aufklärungskritik und der Gesellschaftssatire des Märchens auf und überspitzt sie mit zahlreichen popkulturellen Anspielungen, ohne den zwischen subtil und plakativ changierenden Hoffmannschen Humor zum Possenspiel werden zu lassen. Wer sich von einer ›Steampunk-Oper‹ klassische Arien und gediegene Töne erhofft, wird hier enttäuscht. Dafür wird hier etwas Neues geboten: Die gelungene Kombination aus klassischer Oper, Musical und rockigem Steampunk-Konzert mit einem ironisch-romantischen Märchenstoff lockt nicht nur ein junges Publikum ins Theater, sondern ist auch progressiv und hochgradig experimentell – und somit nichts anderes als genuin romantisch!

[1] Aus dem Lied »Herzmaschine« von Coppelius. Album: Hertzmaschine, F.A.M.E. Artist Recordings GmbH, 2015.

Nussknacker und Mäusekönig – Eine Weihnachtslesung in drei Teilen

Liebe Hoffmann-Interessierte,

das Team E.T.A. Hoffmann Portal wünscht Ihnen ein friedvolles und gemütliches Weihnachtsfest im Kreis Ihrer Lieben und verabschiedet sich mit einer kleinen Lesung in drei Teilen in die Festtage. Hören Sie doch einmal hinein in den Beginn von E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mäusekönig“ – als Inspiration, um das Märchen mal wieder aufzuschlagen, als gemeinsame Einstimmung in der Wartezeit vor dem Heiligen Abend oder auch als Hörerlebnis beim geselligen Zusammensitzen unter dem Weihnachtsbaum.

Der Weihnachtsabend (7:29 min)

Die Gaben (7:36 min)

Der Schützling (9:24 min)

Die Lesungen sind unterlegt mit Ausschnitten aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Ballett Der Nussknacker (1892), gespielt von Gabriel Antonio Hernandez Romero am Piano (2016). Lizenzinformation: CC-BY-NC 4.0. Herzlichen Dank an Zora Steiner für die Erstellung der Podcasts.

Zum Nachlesen finden Sie im E.T.A. Hoffmann Portal verschiedene digitale Ausgaben, darunter z.B. eine Reclam-Ausgabe von 1880, eine französische Ausgabe von 1883 mit sieben Chromolithographien und eine Nürnberger Ausgabe aus den 1840er Jahren mit colorierten Kupfertafeln nach Zeichnungen von Peter Carl Geissler.

Fröhliche Weihnachten!

„Na, ich hoffe, auch für die ELIXIERE kommt Zeit, kommt Rat.“ – Teilnachlass von Fritz Fischer erworben

Anfang 2018 erwarb die Handschriftenabteilung eine reich illustrierte Brieffolge des Zeichners und Buchillustrators Fritz Fischer an den Buchautor Georg Schneider. Fritz Fischer war einer der wichtigsten deutschen Buchillustratoren, der unter anderem für Brockhaus, Reclam, List und Insel arbeitete.

Fritz Fischer (*1911 Unterwiesental, +1968 München) studierte an der TH Dresden und an der Kunstakademie Leipzig, arbeitete als Pressezeichner für die Neue Leipziger Zeitung und schließlich als freier Illustrator. Neben Zeichnungen zu Werken von Wilhelm Hauff, der Brüder Grimm oder Edgar Allen Poe schuf er Illustrationen zu zahlreichen Werken Hoffmanns.

Der Teilnachlass enthält 87 eigenhändige Briefe, 10 eigenhändige Postkarten und 59 eigenhändige Umschläge mit insgesamt 135 Federzeichnungen, ferner eine Todesanzeige der Familie Fischer, verschiedene masch. Briefe von Verlagen und einen masch. Brief des Kunsthistorikers Martin Gosebruch (1919-1992) mit einer Kritik an der FAZ.

Faszinierend an Fischers künstlerischer Herangehensweise ist die enge Verbindung von Text und Bild. So schrieb Fischer die Werke vollständig ab, um sich mit dem literarischen Text auseinanderzusetzen, und schuf im Zusammenspiel von geschriebenem Text und eingearbeiteten Bildern und Bilderfolgen ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Diese Textbilder (oder Bildtexte) finden allerdings nur schlecht ihre Entsprechung in gedruckten Büchern, sodass viele seiner Werke leider unveröffentlicht blieben.

Der Teilnachlass gibt detaillierte Einblicke in das buchillustratorische Werk und den künstlerischen Schaffensprozess Fischers. So beschreibt er im Briefwechsel ausführlich die verschiedensten Buchprojekte und vermittelt einen lebendigen Eindruck davon, wie er sich mit zahlreichen Skizzen und Vorzeichnungen den jeweiligen Sujets nähert. Fast jedes Schreiben und jeden Briefumschlag versieht Fischer liebevoll mit Illustrationen, zum Versiegeln verwendet er Zeichnungen auf kleinen Papierstücken, die er auf die Umschlaglasche klebt.

Umschlag aus dem Teilnachlass Fritz Fischers. In Copyright.

Die Leser*innen erfahren aus der Brieffolge auch, wie sich Fischer über den Verleger der von ihm illustrierten Ausgabe des Fräulein von Scuderi ärgert und welche Schwierigkeiten er mit seinen Illustrationen zu den Elixieren des Teufels hatte, denn an E.T.A. Hoffmann trauten sich die Verleger nicht so recht ran.

Briefwechsel aus dem Teilnachlass Fritz Fischers. In Copyright.

Besonders amüsant liest sich Fischers Bericht über die Entführung von Gartenzwergen („In den Staub mit allen Feinden der Gartenzwerge!“), bei dem man hin- und hergerissen ist, ob man es bei dem Autor mit einem Fanatiker oder schärfsten Ironiker zu tun hat.

 

 

„Renne, lausche/Blüten singen“ – Helmut Krumpels Mappenwerk „Der goldne Topf“

Im Oktober konnte eine weitere künstlerische Bearbeitung des Werks Der goldne Topf für das Hoffmann-Archiv erworben werden. Es handelt sich um eine Mappe mit 69 teils farbigen Holzschnitten von Helmut Krumpel .

Helmut Krumpel (*1941 Wien) studierte in den 1960er Jahren an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und lebt als freischaffender Künstler in Niederösterreich.

Ersten Kontakt zu Hoffmanns Der goldne Topf hatte Helmut Krumpel bereits Ende der 1960er Jahre, seit dieser Zeit beschäftigt ihn auch das Thema Realität – Sehnsucht immer wieder.
Erste Tuschezeichnungen und Zeichnungen auf Schabkarton zu seiner Mappe Der goldne Topf entstanden allerdings erst im Jahr 2002. Insgesamt schuf Krumpel in den Jahren 2003/2004 zu jeder Vigilie ein Titelblatt sowie weitere drei Blätter mit jeweils zwei Holzschnitten; der Druck der insgesamt 69 Holzschnitte folgte in den Jahren 2004 bis 2007.

Die Titelblätter enthalten neben der Illustration poetische Hinweise, wie z.B. „renne, lausche/Blüten singen“, die, in Anspielung an die Schreibtätigkeit Anselmus‘ in der Bibliothek des Archivarius, zusätzlich in Farsi übersetzt sind. Begleitet wird die Mappe durch den Text  Der Prediger seines Bruders Christof Krumpel.

Im Feuerkranz – neue Illustration zum Kunstmärchen „Der goldne Topf“ erworben

Im Herbst erwarb die Kinder- und Jugendbuchabteilung für die E.T.A. Hoffmann-Sammlung das Bild Äquinoktial-Nacht von Kay Konrad. Die in Gouache gearbeitete Zeichnung gehört zu Konrads Zyklus Der goldne Topf (2004-2007), der insgesamt 13 Bilder umfasst. Der freischaffende Künstler Kay Konrad (*1952 Lensahn) studierte an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin und an der für Angewandte Kunst in Wien und beschäftigt sich immer wieder mit phantastischen und märchenhaften Themen. In Vorbereitung auf die Arbeit zum goldnen Topf reiste er eigens nach Dresden, um sich vor Ort inspirieren zu lassen. So fand er in der Sächsischen Schweiz den Schauplatz für seine Äquinoktial-Nacht  – die Szene der 5. Vigilie, in der Veronika der Rauerin vor die Stadttore Dresden folgt, um mit ihrer Hilfe Anselmus aus dem Zauberreich des Archivarius‘ Lindhorst zurückzugewinnen.

Neben dem Zyklus zum goldnen Topf schuf Konrad ein Triptychon zu Hoffmanns Werk Die Königsbraut (2007 bis 2009).

Christopher Clason (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Transgressive Romanticism (Liverpool 2018)

Im Sommer 2018 erschien in der Reihe Romantic Configurations (Liverpool University Press) der Sammelband E.T.A. Hoffmann. Transgressive Romanticism. Der von Christopher Clason (Oakland University, USA) herausgegebene Band versammelt Beiträge von HoffmannforscherInnen aus den USA und Kanada mit aktuellen Perspektiven zum für Hoffmann so zentralen Thema der Transgression. Die Kapitel decken ein breites Spektrum des Hoffmanschen Werkes ab und untersuchen Hoffmanns Überschreitungen in der literarischen Beschäftigung mit Diskursen wie Recht und Wissenschaft, mit Blick auf Fragen der Repräsentation und Darstellung innerhalb und zwischen den Künsten, in den formsprengenden Märchen, und dem den Bildungsroman korrodierenden Humor des Kater Murr. Der Band hat unter Anderem zum Ziel, einem englischsprachigen akademischen Publikum die Vielfalt von E.T.A. Hoffmanns Werk nahe zu bringen, wird für deutsche HofmannistInnen aber ebenso von Interesse sein.

Christopher Clason (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Transgressive Romanticism. Liverpool 2018. https://liverpooluniversitypress.co.uk/products/108277

Link zum Eintrag im Stabikat

Offenbachs „Les Contes d’Hoffmann“ an der Deutschen Oper Berlin

Die Deutsche Oper Berlin bringt zum Advent Jacques Offenbachs Les Contes d’Hoffmann auf die Bühne: Die Inszenierung von Laurent Pelly wurde erstmals 2005 in Lyon gezeigt und feiert nun am 1. Dezember 2018 ihre Berliner Premiere. Die musikalische Leitung übernimmt Enrique Mazzola, der erste ständige Gastdirigent der Deutschen Oper; die Dramaturgie stammt von Katharina Duda. Die Aufführung ist eine Koproduktion der Opéra National de Lyon mit dem Grand Teatre del Liceu in Barcelona
und der San Francisco Opera.

Wer es nicht zur Premiere schafft, hat in der aktuellen Spielzeit noch mehrmals die Gelegenheit, die Aufführung zu besuchen. Weitere Vorstellungen finden am 4., 8. und 15. Dezember 2018 statt, sowie am 5., 9. und 12. Januar 2019.

Informationen und Tickets

Jacques Offenbach
LES CONTES D’HOFFMANN
Opéra fantastique in fünf Akten
Libretto von Jules Barbier nach dem drame fantastique von Jules Barbier und Michel Carré,
herausgegeben von Michael Kaye und Jean-Christophe Keck
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Deutsche Oper Berlin
Premiere: 1. Dezember 2018, 19.30 Uhr
Dauer: ca. 4 Stunden (inkl. zweier Pausen)

550 Jahre Kammergericht – Buchvorstellung am 26.11. in Berlin

Das Kammergericht feiert in diesem Jahr sein 550-jähriges Bestehen, genauer gesagt: seine Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahr 1468. Seit wann es besteht, weiß indes niemand so ganz genau. Auf jeden Fall ist es das älteste noch existierende und berühmteste deutsche Gericht, das für Berlin heute die Aufgaben eines Oberlandesgerichts wahrnimmt. Aus einem mittelalterlichen Hofgericht, das im Berliner Schloss tagte, entwickelte es sich in der Epoche der Aufklärung zu einem in ganz Europa gefeierten Symbol für Rechtsstaatlichkeit.

Als solches stand es 1798 auf einem Höhepunkt seines Ansehens: In diesem Jahr lernte E.T.A. Hoffmann den Gerichtsbetrieb als Referendar von innen kennen. Damals tagte das Kammergericht im Collegienhaus an der Lindenstraße, im heutigen Altbau des Jüdischen Museums. Nach den Freiheitskriegen begann Hoffmann im Jahr 1814 dort wieder zu arbeiten und machte Karriere als Kammergerichtsrat im Kriminalsenat. Da er während der sogenannten Demagogenverfolgung in der Restaurationsperiode strikt für Rechtsstaatlichkeit eintrat, steht Hoffmann bis heute bei den Richterinnen und Richtern am Kammergericht in hohem Ansehen (→ Hoffmann als Jurist).

In jeder Chronik des Kammergerichts nehmen Hoffmann und sein Eintreten für verfolgte Oppositionelle wie den “Turnvater” Friedrich Ludwig Jahn einen Ehrenplatz ein. So auch in dem reich illustrierten Band Das Kammergericht in Berlin, den Michael Bienert zum 550. Jubiläum vorgelegt hat. Der Auftrag an den Nichtjuristen kam zustande, nachdem Bienert im Kammergericht sein 2015 erschienenes Buch E.T.A. Hoffmanns Berlin vorgestellt hatte (→ E.T.A. Hoffmanns Berlin). Daraufhin wurde er von der Gerichtsleitung mit der Frage überrascht: “Wollen Sie nicht auch ein Buch über uns schreiben?”

Um die unendliche Stofffülle zu bewältigen, hat der Autor vierzig exemplarische Tage aus dem langen Leben des Kammergerichts ausgewählt, von denen aus er zentrale Themen, Zäsuren und Prozesse beleuchtet. Der Gang durch die Geschichte ist abwechslungsreich, weil von extremen Höhen und Tiefen geprägt. Das Kammergericht war im 19. Jahrhundert preußischer Staatsgerichtshof und ab 1879 Oberlandesgericht der deutschen Hauptstadt. In seinem wilhelminischen Justizpalast am Kleistpark tagten der NS-Volksgerichtshof und ab 1945 die alliierte Militärregierung für ganz Deutschland. Im geteilten Berlin wurde sein Präsident Günter von Drenkmann 1974 von Linksterroristen ermordet. Seit der Wiedervereinigung ist das Kammergericht wieder für ganz Berlin zuständig – vor allem als oberstes Berufungsgericht, aber auch in erster Instanz bei Staatsschutzprozessen gegen Terrorverdächtige oder Spione. Das letzte Kapitel des Buches widmet sich den Schwierigkeiten bei der Einführung des elektronischen Rechtsverkehrs, ein langes Interview mit dem amtierenden Kammergerichtspräsidenten Dr. Bernd Pickel rundet den Überblick ab. Die im Frühjahr erschienene erste Auflage des Buches war nach wenigen Wochen vergriffen, eine zweite Auflage ist seit November lieferbar.

Veranstaltungshinweis

Buchvorstellung mit Autor Michael Bienert und der Pressesprecherin des Kammergerichts Annette Gabriel
26. November 2018, 15.30 Uhr
Urania Berlin
Informationen und Tickets

Publikation

Michael Bienert
Das Kammergericht in Berlin
Orte – Prozesse – Ereignisse
Herausgegeben von dem Präsidenten des Kammergerichts
192 Seiten, 132 Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag
Format: 21,0 x 22,5 cm
ISBN 978-3-947215-15-7
€ 25,00 (D) / € 25,70 (A)
http://www.verlagberlinbrandenburg.de/buecher/regionales/das-kammergericht-in-berlin.html

Elixiere des Teufels im Zeughauskino

Haben Sie am ersten Freitag im November schon Pläne? In der Reihe „Wiederentdeckt“ zeigt das Zeughauskino am 2. November um 18:30 Uhr die Verfilmung der „Elixiere des Teufels“ von Ralf Kirsten. Dr. Anett Werner-Burgmann (HU Berlin) wird in den 1973 erschienenen Film einführen.

Aus dem Ankündigungstext:

‚Basierend auf dem Roman Die Elixiere des Teufels des Romantikers E.T.A. Hoffmann erzählen Ralf und Brigitte Kirsten die phantastische Geschichte des jungen Mönchs Franziskus, der sich als Seminarist eines Kapuzinerklosters in Aurelie, die schöne Tochter des Barons von Waldstätten, verliebt. Als Franziskus daran zu zweifeln beginnt, ob er nur als Mönch seine Ideale verwirklichen kann, wird er zum Bischof nach Rom geschickt. Auf der abenteuerlichen Reise begegnet er seinem Doppelgänger und wird eines Doppelmordes beschuldigt. Obwohl er unschuldig ist, wird Franziskus immer tiefer in dunkle Machenschaften verstrickt, die er nur schrittweise zu durchdringen vermag.‘

Der Eintritt kostet 5 €. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf der Website des Deutschen Historischen Museums.