Ritter Gluck. Eine Erinnerung aus dem Jahr 1809
/0 Kommentare/in Werkinterpretationen/von Christina SchmitzCall for Papers: E.T.A. Hoffmann bei der 43. Konferenz der German Studies Association (USA)
/0 Kommentare/in News, Veranstaltungen/von Christina SchmitzAuf der diesjährigen Konferenz der German Studies Association vom 3.–6. Oktober 2019 in Portland/Oregon (USA) wird es ein Panel zu E.T.A. Hoffmann geben:
Reperspektivierungen: Neue Lektüren zu E.T.A. Hoffmann
Die Organisation bietet eine kleine Zahl an Reisestipendien an. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Konferenzwebseite.
Auf H-Germanistik wurde dazu folgender Call for Papers veröffentlicht:
CFP: GSA 2019: Panel: Reperspektivierungen: Neue Lektüren zu E.T.A. Hoffmann (25.01.2019)
by Thomas Wortmann, German Studies Association, 3.-6. Oktober 2019, Portland, Oregon, USA
E.T.A. Hoffmanns Werk fasziniert Leserinnen und Leser seit über zweihundert Jahren. Wie kaum ein anderer Autor ist Hoffmann, der zu Lebzeiten zu den Erfolgsautoren seiner Epoche zählte, als ‚Gespenster-Hoffmann‘ ebenso berühmt wie berüchtigt war, populär geblieben: Im schulischen Lesekanon hat er inzwischen Joseph von Eichendorff den Rang als exemplarischer Autor der Romantik abgelaufen; auf der Theaterbühne erfreuen sich Hoffmanns Texte, dafür ist Robert Wilsons Adaption des Sandmanns im Rahmen der Ruhrfestspiele 2017 nur das prominenteste Beispiel, großer Beliebtheit. Die Faszination des Publikums teilt auch die Literaturwissenschaft. Dies belegen nicht zuletzt die beiden opulenten Handbücher, die sich Hoffmanns Leben, Werk und Wirkung widmen, wie auch der 2016 von Oliver Jahraus herausgegebene Reclam-Band, der anhand von siebzehn Modellanalysen des Sandmanns in die Literaturtheorie einführt. Und trotzdem zeigt der Blick in die Bibliographien des Fachs, dass das wissenschaftliche Interesse an Hoffmanns Werk rückläufig ist.
Vor diesem Hintergrund setzt sich das Panel zum Ziel, das Œuvre E.T.A. Hoffmanns, dessen Todestag sich in drei Jahren, 2022, zum 200sten Mal jähren wird, wieder in den Fokus zu rücken. Das thematische Feld ist dabei bewusst breit gehalten: Erwünscht sind ebenso Paper, die Hoffmanns literarisches, bildkünstlerisches und kompositorisches Werk auf der Basis aktueller literaturtheoretischer Strömungen (animal studies, Ecocriticism, gender und queer studies, Actor-network theory, material studies, etc.) neu perspektivieren, wie (medien-)komparatistische Beiträge, die Hoffmanns Arbeiten in einen (welt-)literarischen Kontext setzen oder aber, etwa aus dem Blickwinkel der theatre und performance studies, aktuelle Adaptionen Hoffmann’scher Texte in anderen Medien (im Theater, in der Oper, als Graphic Novel etc.) analysieren. Gesucht werden vor allem auch Beiträge, die sich dem ‚Abenteuertourismus in der Literaturʻ (Peter von Matt) widmen, sich also außerhalb der eingelaufenen Pfade der Forschung bewegen und Neues zu viel beforschten Werken zu sagen haben oder auch jene am Rande gelegenen Texte, Zeichnungen und Kompositionen Hoffmanns in den Blick nehmen, denen die Forschung bisher nur wenig Interesse entgegen gebracht hat.
Vorträge auf Deutsch und Englisch sind gleichermaßen willkommen. Eine Publikation der Beiträge im Hoffmann-Jahrbuch 2020 ist – nach einem Begutachtungsverfahren durch die Herausgeber – geplant. Wir bitten um Zusendung eines Abstracts (circa 400 Wörter) und einer kurzen biographischen Information bis zum 25. Januar 2019 an Claudia Liebrand (c.liebrand@uni-koeln.de) und Thomas Wortmann (wortmann@uni-mannheim.de).
Ein Fühmann/Hoffmann-Abend am 15. Januar in Berlin
/0 Kommentare/in News, Veranstaltungen/von Ursula JäckerIm 20sten Jahr des Bestehens des internationalen Franz Fühmann Freundeskreis (iFFF) befassen sich die E.T.A.Hoffmann-Gesellschaft und der iFFF in gemeinsamen Veranstaltungen mit der Thematik „Unruhegeister manchen Ortes oder etwas über das Schauerliche des Alltags in der DDR“.
Für die Veranstaltungen zeichnen der Germanist Jörg Petzel, Vizepräsident der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft und Mitherausgeber der Sämtlichen Werke E.T.A. Hoffmanns (Deutscher Klassiker Verlag), und der Schriftsteller Paul Alfred Kleinert verantwortlich.
Die Auftaktveranstaltung findet am 15. Januar 2019, 19.30 Uhr, in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin statt.
Ort: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Kleiner Säulensaal, Breite Str. 36, 10178 Berlin-Mitte
Kontakt: Jörg Petzel, Paul Alfred Kleinert
Opern-Rezension: Hoffmann trifft auf Steampunk
/0 Kommentare/in News/von Christina SchmitzBeitrag von Stefanie Junges (→ Forscherprofil)
Die Bühne ist leer und düster, das Sinfonieorchester der Neuen Philharmonie Westfalen setzt ein und E. T. A. Hoffmann, gespielt von Rüdiger Frank, tüftelt an seinem Schreibtisch am vorderen Bühnenrand an seinem neuesten Werk – einer Oper: Klein Zaches, genannt Zinnober. Ein Werk, das wortwörtlich eine Herzensangelegenheit ist. Auf dem Höhepunkt reißt Hoffmann sich sein Herz heraus; es dient als Treibstoff für die gebaute Opern-Maschinerie, die er in Gang setzt. Das Orchester verstummt und, wie es bei der beteiligten Band Coppelius heißt:
»Die Maschine läuft an«[1]
Dampf umhüllt das Bühnenbild und mit Surren und Quietschen fährt Hoffmanns zahnradbetriebene Maschine aus dem Boden und nimmt die Arbeit auf. Sie bringt drei automatenhafte Gestalten hervor, die anfangen, auf Cello, Kontrabass und Schlagzeug zu spielen. Zwei weitere folgen und begleiten die ersten drei mit Klarinetten. Zuletzt erscheint ein Sänger aus dem Boden der Bühne, der seinen Schöpfer Hoffmann begleitet: Die Coppelianer, wie sie genannt werden, haben die Bühne betreten. Noch bevor Hoffmann seine Oper erzählend einleiten kann, wird der Zuschauer von Coppelius mit »Kein Land so schön« medias in res in die Handlung um die von Fürst Paphnutius eingeführte Aufklärung und der Verbannung der Feen versetzt – und unvermittelt mit dem Stil der Oper und der Band konfrontiert.
Dass die Oper, die bereits am 14. November 2015 Premiere feierte, das Endprodukt der kreativen Zusammenarbeit von Regisseur Sebastian Schwab und der Berliner Band Coppelius ist, fällt spätestens nach diesem Einstieg auf, der mehr wie ein Gemisch aus Theaterperformance und Rockkonzert anmutet. Für die moderne Adaption des Märchens, das den Reiz dieses Gemischs gut in Szene zu setzen weiß, sind Coppelius die richtige Wahl, denn ihr musikalisches Schaffen wird mitunter von Hoffmanns Werken inspiriert. Es verwundert nicht, dass die Erwartung eines klassischen Opernbesuchs möglicherweise enttäuscht wird: Nicht Arien bestimmen die Aufführung, sondern eine überaus gelungene Kombination von sinfonischen Stücken mit teils neu komponierten, teils alten Stücken der Coppelianer, die den Zuschauer humorvoll und unmittelbar mit einer Subkultur konfrontieren.
Steampunk: Dampf und Punkrock
Der Stil des Steampunk prägt die Inszenierung des Märchens optisch und musikalisch. Die retro-futuristische Subkultur stellt sich, angeregt von literarischen Vorbildern wie Jules Vernes oder H. G. Wells, eine alternative Welt vor, in der der moderne Fortschritt unseres Zeitalters nicht durch Technologie, sondern durch dampfbetriebene Maschinen errungen worden wäre – Mode, Literatur, Musik und ein ganzes Lebensgefühl stehen im Zeichen des Steampunk. Coppelius ist eine etablierte Band der Szene, sticht jedoch heraus, weil sie sogenannten ›Kammercore‹, also Rock bzw. Heavy Metal fast ausschließlich auf klassischen Instrumenten spielt. Neben Kontrabass, Cello und Klarinetten (und gelegentlich einem Cembalo) findet sich nur ein Schlagzeug auf der Bühne, das die Atmosphäre des frühen 19. Jahrhunderts, den die sechs Herren mit Gehrock, Vatermörder und Zylinder sonst verströmen, mit rockig-brachialem Sound durchkreuzt.
Der Stil des Steampunk wird durch ruhige Balladen und das Sinfonieorchester ergänzt und fügt alles zu einem harmonischen Ganzen. Die moderne Musik wird mit klassischem Operngesang ergänzt. Dieser wird hingegen nicht durch Begleithefte gestützt, sondern der Text wird an eines der zahlreichen Metallrohre des Bühnenbildes projiziert und repräsentiert damit erneut ein für Hoffmann sehr typisches Merkmal: die Parodie. Damit das Publikum das Essentielle nicht verpasst, wird der Text der italienischen Arie übersetzt – »Bla Bla Bla…« prangt über den Köpfen. Spätestens hier wird der Tenor der Inszenierung deutlich: Humor als Leitprinzip. Wer also fürchtet, bei so viel Subkultur bleibt die Hoffmannsche Literaturkultur auf der Strecke, irrt.
Humor, Slapstick und Parodie
Obwohl die Darbietung des Märchens durch und durch modern ist und die Rocksongs das Opern-Genre an die Grenze zum Musical katapultieren, weicht die Handlung nicht von der literarischen Vorlage ab. Sogar typische Textstrategien und Motive aus Hoffmanns Werken werden auf die Bühne gebracht, wenn der tüftelnde Autor mit seinem Herz die eigene Opern-Dampfmaschine heizt, erzählend in die Handlung einleitet und im Anschluss sogar zur Figur seines eigenen Stücks mutiert.
Während der Aufführung dominiert die spezifische Komik der Handlung und des Hoffmannschen Erzählstils. So fragt Candida singend, ob man denn »die Luftpumpe [ihres] Vaters, schon gesehen« habe, der ganze Stolz ihres Vaters Mosch Terpin, der selbst wenig mehr als heiße Luft produziert. Balthasar bekundet, der Professor erkläre so lange, »warum es donnert, hagelt, regnet, blitzt«, bis Balthasar sich »am liebsten die Adern aufgeschlitzt«. Prosper Alpanus, der bei seinem ersten Auftritt, in dicke Rauchschwaden seiner Wasserpfeife gehüllt, auf einer überdimensionierten, leuchtenden gold-kupfernen Libelle über die Opernbühne fliegt, trifft als spleeniger Sonderling ebenfalls den satirischen Ton des Märchens. Die Inszenierung parodiert sich selbst – auch hier kann sich der Hoffmann-Liebhaber also darüber freuen, dass elementare Charakteristika seiner Werke deutlich zum Tragen kommen.

Balthasar, Fabian, Prosper Alpanus und sein Gehilfe versuchen, dem Geheimnis um das ›Wurzelmännlein‹ Klein Zaches auf die Spur zu kommen © Musiktheater im Revier
Deutlich wird das Modern-Komische der Oper besonders durch allerlei popkulturelle Anspielungen. Der Magier will dem jungen Studenten Balthasar helfen, den Zauber Zinnobers zu brechen, muss jedoch erst herausfinden, um was für ein Wesen es sich beim rothaarigen Klein Zaches handelt. Er stellt fest: Weder handelt es sich, wie eindrucksvoll dargestellt wird, um Stephen Kings Horror-Clown Pennywise noch um den allseits bekannten Pumuckl.
Die satirische Anlage des Märchens wurde für den sub- und popkulturaffinen Zuschauer des 21. Jahrhunderts angepasst. Neben Anspielungen auf Film, Fernsehen und virulente YouTube-Videos werden auch Prominente persifliert. Der zum Minister avancierte Zinnober, dem der Orden des grüngefleckten Tigers mit zwanzig Knöpfen verliehen werden soll, lässt seine Garderobe von niemand geringerem als Karl Lagerfeld schneidern. Auch die Begegnung der Fee Rosabelverde und des Zauberers Prosper Alpanus, die sich im Märchen ein Duell ihrer Kräfte liefern, wird zum videospielgesteuerten ›Showdown‹ mit Slapstickeinlage: Zaches und Balthasar steuern die beiden magischen Wesen über einen Joystick, die sich mit entsprechender, beinahe klischeehafter musikalischer Untermalung des Benny-Hill-Themes eine Verfolgungsjagd liefern.
Zahnräder, Dampf und Vatermörder
Neben Handlung und Musik verdeutlichen auch Bühnenbild und Garderobe eindrucksvoll die elegante Verschmelzung von historischem Märchen des 19. Jahrhunderts und dem Flair der am industriellen und viktorianischen Zeitalter orientierten Steampunk-Ästhetik. Symbole wie Zahnräder und nietenverzierte, dampfbetriebene Maschinen mit kupfer-goldener Patina verschmelzen gekonnt mit arabeskenhaft verziertem, edlem Biedermeier-Mobiliar und prägen das Design der hydraulischen, in Dampf gehüllten Hauptbühne. Hinter der gewaltigen Bühnenmaschine verbirgt sich das Sinfonieorchester und kreiert zusammen mit dem zwischen rockig-brachialen und melodischen Tönen changierenden Steampunk-Sound von Coppelius eine akustische Harmonie.
Die Kostümierung der Darsteller ist eine für den Steampunk typische Hybridisierung aus historischer Mode und modernen Elementen: Gehrock, Zylinder und Frack werden mit engen Biker-Hosen und szenetypischen runden Fliegerbrillen, den ›Goggles‹, kombiniert. Dunkle, gedeckte Farben wie Braun, Dunkelrot und Schwarz bestimmen die Steampunk-Garderobe. Die einzige weibliche Darstellerin – Ulrike Schwab – mimt die wortkarge Candida im kurzen, weißen Spitzenkleid mit türkisen Haaren und kontrastiert ihren klassischen Operngesang in der Rolle der Fee Rosabelverde in lasziven Steampunk-Outfits mit Hot-Pants, Lederkorsage, längsgestreiften Kniestrümpfen und Spitze.
Die Maschine hält an
Der Humor der Oper ist, ähnlich der romantisch-ironischen Schreibkunst E. T. A. Hoffmanns, plakativ. Die getakteten Pointen werden gezielt eingesetzt, obgleich sie durch dieses Übermaß stets drohen, albern und klamaukig zu werden. In der zweiten Hälfte der Oper rückt die Handlung zugunsten der minutiösen Vorstellung der Bandmitglieder, ausschweifender Soli und demonstrativer Körperkomik in den Hintergrund. Dennoch gelingt es Coppelius und Sebastian Schwab, das Abrutschen in die Lächerlichkeit (wenn auch haarscharf) zu vermeiden. Obgleich man kritisch fragen kann, ob eine minutenlange, vulgäre Kinski-Hommage des Hauptdarstellers die Darbietung bereichert, beeinträchtigt es keinesfalls das Amüsement des Zuschauers – im Gegenteil.
Die Oper greift die Aspekte der Wissenschaftsparodie, der Aufklärungskritik und der Gesellschaftssatire des Märchens auf und überspitzt sie mit zahlreichen popkulturellen Anspielungen, ohne den zwischen subtil und plakativ changierenden Hoffmannschen Humor zum Possenspiel werden zu lassen. Wer sich von einer ›Steampunk-Oper‹ klassische Arien und gediegene Töne erhofft, wird hier enttäuscht. Dafür wird hier etwas Neues geboten: Die gelungene Kombination aus klassischer Oper, Musical und rockigem Steampunk-Konzert mit einem ironisch-romantischen Märchenstoff lockt nicht nur ein junges Publikum ins Theater, sondern ist auch progressiv und hochgradig experimentell – und somit nichts anderes als genuin romantisch!
[1] Aus dem Lied »Herzmaschine« von Coppelius. Album: Hertzmaschine, F.A.M.E. Artist Recordings GmbH, 2015.
Nussknacker und Mäusekönig – Eine Weihnachtslesung in drei Teilen
/0 Kommentare/in News/von Christina SchmitzLiebe Hoffmann-Interessierte,
das Team E.T.A. Hoffmann Portal wünscht Ihnen ein friedvolles und gemütliches Weihnachtsfest im Kreis Ihrer Lieben und verabschiedet sich mit einer kleinen Lesung in drei Teilen in die Festtage. Hören Sie doch einmal hinein in den Beginn von E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mäusekönig“ – als Inspiration, um das Märchen mal wieder aufzuschlagen, als gemeinsame Einstimmung in der Wartezeit vor dem Heiligen Abend oder auch als Hörerlebnis beim geselligen Zusammensitzen unter dem Weihnachtsbaum.
Der Weihnachtsabend (7:29 min)
Die Gaben (7:36 min)
Der Schützling (9:24 min)
Die Lesungen sind unterlegt mit Ausschnitten aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Ballett Der Nussknacker (1892), gespielt von Gabriel Antonio Hernandez Romero am Piano (2016). Lizenzinformation: CC-BY-NC 4.0. Herzlichen Dank an Zora Steiner für die Erstellung der Podcasts.
Zum Nachlesen finden Sie im E.T.A. Hoffmann Portal verschiedene digitale Ausgaben, darunter z.B. eine Reclam-Ausgabe von 1880, eine französische Ausgabe von 1883 mit sieben Chromolithographien und eine Nürnberger Ausgabe aus den 1840er Jahren mit colorierten Kupfertafeln nach Zeichnungen von Peter Carl Geissler.
Fröhliche Weihnachten!
„Na, ich hoffe, auch für die ELIXIERE kommt Zeit, kommt Rat.“ – Teilnachlass von Fritz Fischer erworben
/0 Kommentare/in Neuerwerbungen/von Christina SchmitzAnfang 2018 erwarb die Handschriftenabteilung eine reich illustrierte Brieffolge des Zeichners und Buchillustrators Fritz Fischer an den Buchautor Georg Schneider. Fritz Fischer war einer der wichtigsten deutschen Buchillustratoren, der unter anderem für Brockhaus, Reclam, List und Insel arbeitete.
Fritz Fischer (*1911 Unterwiesental, +1968 München) studierte an der TH Dresden und an der Kunstakademie Leipzig, arbeitete als Pressezeichner für die Neue Leipziger Zeitung und schließlich als freier Illustrator. Neben Zeichnungen zu Werken von Wilhelm Hauff, der Brüder Grimm oder Edgar Allen Poe schuf er Illustrationen zu zahlreichen Werken Hoffmanns.
Der Teilnachlass enthält 87 eigenhändige Briefe, 10 eigenhändige Postkarten und 59 eigenhändige Umschläge mit insgesamt 135 Federzeichnungen, ferner eine Todesanzeige der Familie Fischer, verschiedene masch. Briefe von Verlagen und einen masch. Brief des Kunsthistorikers Martin Gosebruch (1919-1992) mit einer Kritik an der FAZ.
Faszinierend an Fischers künstlerischer Herangehensweise ist die enge Verbindung von Text und Bild. So schrieb Fischer die Werke vollständig ab, um sich mit dem literarischen Text auseinanderzusetzen, und schuf im Zusammenspiel von geschriebenem Text und eingearbeiteten Bildern und Bilderfolgen ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Diese Textbilder (oder Bildtexte) finden allerdings nur schlecht ihre Entsprechung in gedruckten Büchern, sodass viele seiner Werke leider unveröffentlicht blieben.
Der Teilnachlass gibt detaillierte Einblicke in das buchillustratorische Werk und den künstlerischen Schaffensprozess Fischers. So beschreibt er im Briefwechsel ausführlich die verschiedensten Buchprojekte und vermittelt einen lebendigen Eindruck davon, wie er sich mit zahlreichen Skizzen und Vorzeichnungen den jeweiligen Sujets nähert. Fast jedes Schreiben und jeden Briefumschlag versieht Fischer liebevoll mit Illustrationen, zum Versiegeln verwendet er Zeichnungen auf kleinen Papierstücken, die er auf die Umschlaglasche klebt.
Die Leser*innen erfahren aus der Brieffolge auch, wie sich Fischer über den Verleger der von ihm illustrierten Ausgabe des Fräulein von Scuderi ärgert und welche Schwierigkeiten er mit seinen Illustrationen zu den Elixieren des Teufels hatte, denn an E.T.A. Hoffmann trauten sich die Verleger nicht so recht ran.
Besonders amüsant liest sich Fischers Bericht über die Entführung von Gartenzwergen („In den Staub mit allen Feinden der Gartenzwerge!“), bei dem man hin- und hergerissen ist, ob man es bei dem Autor mit einem Fanatiker oder schärfsten Ironiker zu tun hat.
„Renne, lausche/Blüten singen“ – Helmut Krumpels Mappenwerk „Der goldne Topf“
/0 Kommentare/in Neuerwerbungen/von Ursula JäckerIm Oktober konnte eine weitere künstlerische Bearbeitung des Werks Der goldne Topf für das Hoffmann-Archiv erworben werden. Es handelt sich um eine Mappe mit 69 teils farbigen Holzschnitten von Helmut Krumpel .
Helmut Krumpel (*1941 Wien) studierte in den 1960er Jahren an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und lebt als freischaffender Künstler in Niederösterreich.
Ersten Kontakt zu Hoffmanns Der goldne Topf hatte Helmut Krumpel bereits Ende der 1960er Jahre, seit dieser Zeit beschäftigt ihn auch das Thema Realität – Sehnsucht immer wieder.
Erste Tuschezeichnungen und Zeichnungen auf Schabkarton zu seiner Mappe Der goldne Topf entstanden allerdings erst im Jahr 2002. Insgesamt schuf Krumpel in den Jahren 2003/2004 zu jeder Vigilie ein Titelblatt sowie weitere drei Blätter mit jeweils zwei Holzschnitten; der Druck der insgesamt 69 Holzschnitte folgte in den Jahren 2004 bis 2007.
Die Titelblätter enthalten neben der Illustration poetische Hinweise, wie z.B. „renne, lausche/Blüten singen“, die, in Anspielung an die Schreibtätigkeit Anselmus‘ in der Bibliothek des Archivarius, zusätzlich in Farsi übersetzt sind. Begleitet wird die Mappe durch den Text Der Prediger seines Bruders Christof Krumpel.
Im Feuerkranz – neue Illustration zum Kunstmärchen „Der goldne Topf“ erworben
/0 Kommentare/in Neuerwerbungen/von Ursula JäckerIm Herbst erwarb die Kinder- und Jugendbuchabteilung für die E.T.A. Hoffmann-Sammlung das Bild Äquinoktial-Nacht von Kay Konrad. Die in Gouache gearbeitete Zeichnung gehört zu Konrads Zyklus Der goldne Topf (2004-2007), der insgesamt 13 Bilder umfasst. Der freischaffende Künstler Kay Konrad (*1952 Lensahn) studierte an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin und an der für Angewandte Kunst in Wien und beschäftigt sich immer wieder mit phantastischen und märchenhaften Themen. In Vorbereitung auf die Arbeit zum goldnen Topf reiste er eigens nach Dresden, um sich vor Ort inspirieren zu lassen. So fand er in der Sächsischen Schweiz den Schauplatz für seine Äquinoktial-Nacht – die Szene der 5. Vigilie, in der Veronika der Rauerin vor die Stadttore Dresden folgt, um mit ihrer Hilfe Anselmus aus dem Zauberreich des Archivarius‘ Lindhorst zurückzugewinnen.
Neben dem Zyklus zum goldnen Topf schuf Konrad ein Triptychon zu Hoffmanns Werk Die Königsbraut (2007 bis 2009).
Christopher Clason (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Transgressive Romanticism (Liverpool 2018)
/0 Kommentare/in Neuerwerbungen/von Christina SchmitzIm Sommer 2018 erschien in der Reihe Romantic Configurations (Liverpool University Press) der Sammelband E.T.A. Hoffmann. Transgressive Romanticism. Der von Christopher Clason (Oakland University, USA) herausgegebene Band versammelt Beiträge von HoffmannforscherInnen aus den USA und Kanada mit aktuellen Perspektiven zum für Hoffmann so zentralen Thema der Transgression. Die Kapitel decken ein breites Spektrum des Hoffmanschen Werkes ab und untersuchen Hoffmanns Überschreitungen in der literarischen Beschäftigung mit Diskursen wie Recht und Wissenschaft, mit Blick auf Fragen der Repräsentation und Darstellung innerhalb und zwischen den Künsten, in den formsprengenden Märchen, und dem den Bildungsroman korrodierenden Humor des Kater Murr. Der Band hat unter Anderem zum Ziel, einem englischsprachigen akademischen Publikum die Vielfalt von E.T.A. Hoffmanns Werk nahe zu bringen, wird für deutsche HofmannistInnen aber ebenso von Interesse sein.
Christopher Clason (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Transgressive Romanticism. Liverpool 2018. https://liverpooluniversitypress.co.uk/products/108277