Klein Zaches feiert sein 200. Jubiläum in Plovdiv – Konferenzbericht

Gastbeitrag von Iliana Eldarova (Universität Sofia) und Iliya Tochev (Universität Plovdiv)

2019 ist das 200. Jubiläumsjahr der Entstehung einer der markantesten literarischen Figuren, die von der stark kreativen Phantasie des deutschen Romantikers E.T.A. Hoffmann geschaffen wurde – im Jahr 1819 erschien das Kunstmärchen Klein Zaches genannt Zinnober. Wie kann der „kaum zwei Spannen“ hohe, missgestaltete Zaches aus Hoffmanns Novelle den Blick vieler Forscher und Künstler heute noch auf sich lenken? Weshalb ist das Bild von Zinnober – das Bild des Betrügers, der auf eine wundersame Weise durch die Zuschreibung fremder Verdienste auf sich und seiner eigenen Fehler auf die anderen im Leben erfolgt – heutzutage so fruchtbar für Diskussionen und Interpretationen?

Vom 23. bis 26. Oktober 2019 fand im Haus der Wissenschaftler in der Altstadt Plovdiv das internationale und interdisziplinäre Forum „E.T.A. Hoffmann in Bulgarien“ statt. Das Ereignis war dem 200. Jahrestag der Entstehung der Novelle „Klein Zaches genannt Zinnober“ gewidmet. Im Laufe der Diskussion wurde nach und nach deutlich, wie und warum dieses Werk in Bulgarien eine besonders aktive Rezeption erfährt. Neben wissenschaftlichen Vorträgen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedener Universitäten standen auch kulturelle Veranstaltungen auf dem Programm – eine Theaterinszenierung, eine Filmvorführung und eine Ausstellung. Ganz im Geiste Hoffmanns wurden die einzelnen Sitzungen der Konferenz als Vigilien bezeichnet – eine Anspielung auf die Novelle Der goldene Topf, und das Programm selbst folgte seiner eigenen „Fabel“.

Initiator und Organisator des Projektes ist der Lehrstuhl für Literaturgeschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Plovdiv „Paisii Hilendarski“. Weitere Organisatoren sind die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft – Bamberg, Deutschland; der Bulgarische Wissenschaftlerverband (Union of Scientists in Bulgaria, Zweigstelle Plovdiv) und die Nationalbibliothek „Ivan Vasov“ – Plovdiv, Bulgarien. Partner des Projektes sind das E.T.A. Hoffmann Portal und -Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin, die Staatsbibliothek Bamberg, der Lehrstuhl für Theaterwissenschaft an der Nationalakademie für Theater- und Filmkunst „Krastjo Sarafow“ sowie der Nationalverlag „Az-buki“. Das Projekt fand statt auch dank der Unterstützung der Stadt Plovdiv, des Goethe-Instituts Bulgarien und des Nationalen Wissenschaftsfonds des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft. Das Forum „E.T.A. Hoffmann in Bulgarien“ war Teil des Programms Plovdiv 2019 – Europäische Kulturhauptstadt.

Eröffnung

Die Konferenz wurde im Haus der Wissenschaftler eröffnet. Grußworte sprachen Dr. Mariana Tcholakova (Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Plovdiv), Dr. Christina Schmitz (Projektleitung des E.T.A. Hoffmann Portals, Staatsbibliothek zu Berlin), Prof. Dr. Nevena Mileva (Vize-Rektorin der Universität Plovdiv „Paisii Hilendarski“) und Dimitar Minev (Direktor der Nationalbibliothek „Ivan Vasov“, Plovdiv). Ein Grußwort von Prof. Dr. Bettina Wagner (Präsidentin der E.T.A. Hoffmann Gesellschaft und Direktorin der Staatsbibliothek Bamberg) wurde vorgelesen.

Erste Vigilie

Eröffnet wurde die Konferenz mit einem Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Schemmel (Geschäftsführer der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft), den der Promovend Iliya Tochev (Universität Plovdiv) in bulgarischer Übersetzung vortrug. In seinem Beitrag Das Zauberspiel „Klein Zaches“ nach E.T.A. Hoffmann konzentriert sich Prof. Dr. Schemmel auf das bisher unbekannte Zauberspiel für Kinder Klein Zaches von K. Thalburg und weist „auf die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen Hoffmanns Werk und der späteren Interpretation“ hin. Darauf folgte Prof. Dr. Anna Topaldjikova (Nationalakademie für Theater und Film „Krastyo Sarafow“) mit ihrem Beitrag zum Thema Hoffmann’s Phantastic visions – provocation to the contemporary dramaturgy and theatre. Aus der Perspektive der Theaterwissenschaft näherte sich die Autorin der doppelten Natur von Hoffmanns´ Leben und fokussiert im Text auf jene Motive, die dramaturgisch und theatralisch umgesetzt wurden. Der Beitrag von Prof. Dr. Cleo Protohristova (Universität Plovdiv), Temporal Designations in E. T. A. Hoffmann’s Works – Idiosyncrasies and Subversion, legte den Fokus auf die Funktion der Zeitangaben in Hoffmanns Werk und auf seine Neigung, die Handlung mit bestimmten Feiertagen und Tagesstunden zu verknüpfen. Dabei bot sie eine Hypothese für die Rationalisierung dieser „künstlerischen Launen“ durch systematische Kontextualisierungen. Assoc. Prof. Dr. Dimitar Kambourov (Universität Sofia) zeigte in seinem Vortrag E. T. Amadeus Between Bonaparte, Beethoven, and Cinnabar: Romantic Revolution, Collective Psychosis, Popular Culture, and Democratic Discrimination eine andere Perspektive auf Hoffmanns Werk und zog Parallelen zwischen dem Autor und seinem Protagonisten, wobei er Impulse zum Konflikt zwischen Biographie, Normativität, Kreativität und Skeptizismus setzte und von einem „suiziden Modernismus“ sprach, der eine Alternative zu den „Klassikern“ (Beethoven, Tchaikovsky, Delibes, etc.) und zur Dunkelheit (E.T.A. Hoffmann selbst) biete.

Während der Diskussion wurde mehrfach deutlich, wie unterschiedlich die Interpretationen und Thesen zu Hoffmann und seinem Werk sein können: Ob die romantische Ironie dabei helfen könnte, der behaupteten (klein)bürgerlichen Weltanschauung zu entgehen; inwieweit Hoffmann tatsächlich in der Lage war, eine solche Ironie zu manifestieren; ob er ein versierter und vollwertiger Autor war, der Künstler und Wissenschaftler heute immer noch inspiriert, oder im Gegenteil – ob das Interesse an ihm und die zahlreichen Versuche zu neuen Interpretationen genau ein Ergebnis davon sind, dass es sich um ein potenzielles Talent handelt, das sich nicht völlig entfalten konnte, und um einen Schriftsteller, dessen Werk einer Fortsetzung bedarf? Diese und andere während der Diskussion aufgeworfenen Fragen beschäftigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums „E.T.A. Hoffmann in Bulgarien“ auch nach der ersten Vigilie.

Am Abend führte die unabhängige Theatergruppe Metheor unter Leitung der Regisseurin Ani Vasseva das zweisprachige Stück Hoffmann im Theatersaal der Universität Plovdiv auf. Die Schauspieler Leonid Yovchev und Stefan Milkov präsentierten darin eine künstlerische Interpretation von Hoffmanns Leben und Werk, indem sie das Publikum in die für Hoffmann typischen Gefühle von Albtraum, Angst und Unruhe versetzten.

Zweite Vigilie

Der zweite Konferenztag begann mit Assoc. Prof. Dr. Darin Tenev (Universität Sofia) und seinem Vortrag Hoffmann and the Cats of Deconstruction, in welchem er die Rezeption Hoffmanns in Frankreich durch verschiedene Essays von Sarah Kofman untersuchte, unter anderem am Beispiel ihrer Interpretation des Kater Murr. Tenev beleuchtete auch neue Diskurse aus den „Animal Studies“ und untersuchte dabei die Klassifikationsspezifika des Doppelgängerbildes. Dr. Mladen Vlashki (Universität Plovdiv) bot in seinem Vortrag E.T.A Hoffmann, Gogol und Kafka in Prag – Anna Seghers literarische Antwort auf einige politische Fragen eine Analyse von Anna Seghers´ Erzählung Die Reisebegegnung (1972), in der sich die drei Autoren kurz nach dem Ersten Weltkrieg in einem Prager Café treffen und über ihre Werke diskutieren. Dabei wurden die Reflexionen der Autorin über die politische Dynamik in Europa, die die Theorien des Realismus in der Literatur des Kalten Krieges beeinflussen, untersucht. In ihrem Beitrag zum Thema Hoffmann, Desire and The Possibility of Impossible unternahm Dr. Ani Vasseva (Metheor; NBU) den Versuch, Zaches mit den Figuren Anselmus (Der goldene Topf), Nathanael (Der Sandmann) und Balthazar (Klein Zaches) zu vergleichen. Dabei warf sie die Frage auf, ob Zaches nicht die Mängel anderer widerspiegele – in diesem Fall könne sein Bild als Satire gegen die Massenpsychose interpretiert werden. In der Folgediskussion wurden unter anderem verschiedene Überlegungen zur Bedeutung der Übersetzung der Werke Hoffmanns ins Bulgarische und ihren Einfluss auf die Rezeption erörtert.

Dritte Vigilie

Assoc. Prof. Dr. Ognyan Kovachev (Universität Sofia) präsentierte in seinem Vortrag The Anxiety of Kinship: E. T. A. Hoffmann and the British Literary Gothic Context einen Vergleich zwischen dem Roman Die Elixiere des Teufels und der 1796 veröffentlichten Gothic Novel Der Mönch von Matthew Gregory Lewis, und somit zwischen der Romantik und der Britischen Neugotik. Er zog zur Diskussion englische und bulgarische Übersetzungen sowie die Verfilmung Die Elixire (1976) heran. Assoc. Prof. Dr. Boris Minkov sprach über Die Rezeption des Romans „Die Elixiere des Teufels“ in der Übersetzung von Panajot Tschinkov von 1929. Seiner Ansicht nach schaffe die bulgarische Übersetzung ein Bild des Werkes, das auf das Modell der Gothic Novel zurückgeführt werden kann – ein von Hoffmann parodiertes Modell. In seinem Beitrag zeigte er, dass Hoffmanns feste Kategorisierung als „Schwarzromantiker“ im bulgarischen Kulturraum bereits vor 1944 geschehen ist. Nach der Diskussion stellte Dr. Christina Schmitz in ihrem Vortrag Eine ganze E.T.A. Hoffmann-Welt an der Staatsbibliothek zu Berlin das Webportal und E.T.A. Hoffmann-Archiv der Staatsbibliothek vor.

Vierte Vigilie

Im Vortrag Die Retrotopie als ideologisches Instrument der deutschen Romantik in Е.Т.А. Hoffmanns „Klein Zaches, genannt Zinnober“ analysierte Assoc. Prof. Dr. Maria Endreva (Universität Sofia) das Verhältnis von Ideologie und Utopie, Konservatismus und Marxismus. Sie stellt die These auf, dass unsere Zeit wie die Romantik dazu neigt, der Realität durch Verwendung irrationaler Ideen und Praktiken auszuweichen. Assoc. Prof. Vitana Kostadinova (Universität Plovdiv) konzentrierte sich in ihrem Vortrag Literary Parallels: E.T.A. Hoffmann and the English Romantics auf die literarischen Parallelen zwischen Hoffmann (Der Sandmann) und den englischen Romantikern Coleridge (The Rime of the Ancient Mariner) und Mary Shelley (Frankenstein) sowie der gelegentlichen Referenz zu Byron.

Ausstellung

Am Nachmittag wurde in der Nationalbibliothek „Ivan Vazov“ die Ausstellung E.T.A. Hoffmann in Bulgarien eröffnet. Die Kuratorinnen Assoc. Prof. Dr. Svetla Cherpokova (Universität Plovdiv) und Promotionsstudentin Iliana Eldarova (Universität Sofia) führten in die Ausstellung ein. Zu sehen waren alle bulgarischen Ausgaben von Hoffmanns Werken, von der frühesten bis zur neuesten Ausgabe (Das unbekannte Kind, 2019), sowie Reproduktionen von Autographen und anderen unikalen Materialien aus dem Bestand der Bamberger Staatsbibliothek. Die Objekte wurden speziell für Ausstellungszwecke im Jahr 2005/2006 hergestellt und sind sehr geschickte Kopien von Zeichnungen, aber auch Handschriften, Briefen, der Todesanzeige des Kater Murr sowie wertvollen Erstausgaben literarischer bzw. musikalischer Art. Die Reproduktionen sind in acht Themen aufgeteilt: 1. Porträts E.T.A. Hoffmanns, 2. Lebensstationen Königsberg – Bamberg – Berlin, 3. Musikalien E.T.A. Hoffmanns, 4. Undine, 5. Der Sandmann, 6. Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, 7. Fantasiestücke bis Kater Murr, 8. Meister Floh.

Am Ende des zweiten Konferenztages wurde im Kulturhaus „Boris Hristov“ eine Verfilmung des von Zaches inspirierten Theaterstücks Phantastereien des bulgarischen Regisseurs Tedi Moskov gezeigt. Für das Publikum war es besonders interessant, wie die vertrauten Passagen des Romans auf eine neue Weise funktionieren und in einen anderen Kontext gestellt werden. So übte das Stück auch Kritik am sozialistischen Regime, das zur Uraufführung Ende der 1980er Jahre noch an der Macht war. Der Regisseur selbst beteiligte sich in der Diskussion und sprach über die nicht ganz ungefährliche Entstehungsgeschichte seiner Inszenierung.

Fünfte Vigilie

Am letzten Tag der Konferenz – in der fünften Vigilie – erörterte Assist. Prof. Dr. Ivan Popov (Universität Sofia) in seinem Vortrag Der Einfluss der Trivialliteratur aus dem 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts auf E.T.A. Hoffmanns Werk an verschiedenen Beispielen (u.a. Elixiere des Teufels), dass das Werk Hoffmanns Züge der Trivialliteratur (v.a. des Schauerromans) trägt, und stellte sich dabei die Frage, wie Hoffmann durch die Mittel der populären Literatur „spezifisch“ romantische Ziele verwirklicht. Assist. Prof. Dr. Elitsa Dubarova („Prof. Dr. Asen Zlatarov“ Universität Burgas) beschäftigte sich in ihrem Beitrag Techniques of awakening. Observations on the narrative and theoretical dimensions of optics in the works of Hoffmann and Musil (“The corner window” and “Binoculars”) mit einem Vergleich zwischen Hoffmanns Erzählung Des Vetters Eckfenster und Robert Musils Essay Triëdere, wobei sie die Texte in den Kontext der technischen Entwicklung einerseits und der ästhetischen Umkehrung andererseits stellte.

Sechste Vigilie

Assist. Prof. Dr. Laska Laskova (Universität Sofia) hob in ihrem Vortrag zum Thema The Golden Pot: A Modern Fairytale of Tenses. Grammar Notes die manchmal übersehene Verbindung zwischen Literaturwissenschaft und Linguistik hervor. Sie untersuchte die Hypothese, dass sich Differenz und Zwiespaltung im Kunstmärchen Der goldene Topf auf der grammatischen Ebene widerspiegeln und zwar durch den Wechsel zwischen verschiedenen narrativen Systemen. Assoc. Prof. Dr. Svetla Cherpokova (Universität Plovdiv) skizzierte in ihrem Vortrag „Klein Zaches, genannt Zinnober“ – außerliterarische Verwendungen die Theater- und Filminterpretationen von Hoffmanns Werk in Bulgarien zwischen 1989 und 2010, darunter das Stück Phantastereien von Tedi Moskov und der Film Zaches (2010) des bulgarischen Regisseurs Anri Kulev, dessen Vorführung auch Teil des Konferenzprogramms war. Die Autorin beschäftigte sich mit der Frage, warum alle filmischen Bearbeitungen in diesem Zeitraum auf Klein Zaches, genannt Zinnober fußen. Somit wurde ein Überblick über Hoffmanns Rezeption in Bulgarien gegeben – zunächst durch Übersetzungen und später durch Interpretationen im Bereich anderer Künste. Hoffmanns Rezeption in Bulgarien wurde als Teil des Transferprozesses von deutscher Kultur nach Bulgarien angesehen, seine Aktualität wurde auch in politisch-gesellschaftliche Kontexte gestellt.

Siebte Vigilie

In der letzten, siebten Vigilie hatten junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gelegenheit, ihre Arbeiten vorzustellen. Die Promotionsstudentin Tanya Bedavadzhieva (Universität Plovdiv) sprach über Alchemie und ihre Verwendung in Hoffmans Texten – Alchemical symbols and motifs in Hoffman’s tales. Der Promotionsstudent Iliya Tochev (Universität Plovdiv) untersuchte in seinem Beitrag Betrachtungen über die Doppelgängerfigur in einigen Werken von Knut Hamsun und E.T.A. Hoffmann durch einen typologischen Vergleich die Motive des Doppelgängers, der Spaltung und Verdoppelung in Hoffmans Sandmann und Knut Hamsuns Roman Mysterien. Schließlich skizzierte die Masterstudentin Elena Mincheva (Universität Plovdiv) in ihrem Beitrag Variations on the Image of Italy in Two Novellas by Е. Т. А. Hoffmann die Karneval- und maskengeprägte Italienvorstellung Hoffmanns in den Novellen Die Abenteuer der Sylvester-Nacht und Prinzessin Brambilla sowie die Rolle des mythologischen Landes Udargarten.

„Zaches heute?“

Es folgte eine Diskussion unter Beteiligung von Studierenden der Universität Plovdiv zu Hoffmanns kontroversem Leben und Werk sowie zu aktuellen Formen der Rezeption. Zum Abschluss der dreitägigen Vigilien wurde Anri Kulevs Film Zaches, die neueste Interpretation der Novelle (2010), im Haus der Kultur „Boris Hristov“ vorgeführt. Dazu sprach der Regisseur einführende Worte und stellte sich anschließend den Fragen des Publikums.

Die zahlreichen Interpretationen, die im Rahmen der Konferenz beleuchtet wurden, sind ein Beleg dafür, dass die Figur des „Klein Zaches“ bis heute relevant ist und wiederkehrende, aber auch neue, konkretere inhaltgebende Beispiele für seine Präsenz zu beobachten sind. Das macht ihn zweifellos zu einem der ewigen Bilder in der Weltliteratur.

Initiator und Organisator des Projektes ist der Lehrstuhl für Literaturgeschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Plovdiv „Paisii Hilendarski“. Weitere Organisatoren sind die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft – Bamberg, Deutschland; der Bulgarische Wissenschaftlerverband (Union of Scientists in Bulgaria, Zweigstelle Plovdiv), die Nationalbibliothek „Ivan Vasov“ – Plovdiv, Bulgarien. Partner des Projektes sind das E.T.A.-Hoffmann-Portal und E.T.A.-Hoffmann-Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin, die Staatsbibliothek Bamberg, der Lehrstuhl für Theaterwissenschaft an der Nationalakademie für Theater- und Filmkunst „Krastjo Sarafow“, der Nationalverlag „Az-buki“. Das Projekt findet statt auch dank der Unterstützung der Stadt Plovdiv, des Goethe-Instituts Bulgarien und des Nationalen Wissenschaftsfonds des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft. Das Forum „E.T.A. Hoffmann in Bulgarien“ fand im Rahmen des Programms Plovdiv 2019 – Europäische Kulturhauptstadt.

Gleich fünf Mal im Dezember: Hoffmanns Erzählungen

Der Dezember steht im Zeichen von Hoffmanns Erzählungen. An fünf verschiedenen Spielstätten über ganz Deutschland verteilt haben Sie Gelegenheit, eine Inszenierung zu sehen! Trotz den leicht variierenden Titeln haben alle Inszenierungen Les Contes d’Hoffmann als Basis und werden in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt.

Fast 60 Jahre nach E.T.A. Hoffmanns Tod wird die Phantastische Oper in 5 Akten „Les Contes d’Hoffmann“ (Hoffmanns Erzählungen) 1881 in Paris uraufgeführt. Ihr Schöpfer, Jacques Offenbach hat sich bei der Erschaffung seines Werkes reichlich Inspiration aus verschiedenen Hoffmann-Erzählungen geholt und erweckt sogar Hoffmann selbst erneut zu Leben. Die Oper beinhaltet zum Teil Elemente aus Der SandmannRat Krespel und Die Abenteuer der Sylvester-Nacht. 

 

Sonntag, 01. Dezember 2019
Les Contes d’Hoffmann / Hoffmanns Erzählungen

Libretto von Jules Barbier nach dem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré, Fassung von Michael Kaye und Jean-Christophe Keck.
Eine kostenlose Werkeinführung wird 45 Minuten vor Beginn der Aufführung angeboten.

Wann? 01.12.19, 19:00 – 22:15 Uhr
Wo? Semperoper Dresden, Theaterplatz 2, 01067 Dresden
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Mittwoch, 04. Dezember│Donnerstag, 05. Dezember 2019
Jacques Offenbach: Hoffmanns Erzählungen á trois

Oper zu dritt mit Michael Quast, Sabine Fischmann und Rhodri Britton. Im Rahmen des Jacques Offenbach Jahres werden Michael Quast und seine MitstreiterInnen nun ein weiteres Mal zeigen, wie man mit der Schützenhilfe Offenbachs die große Oper von Schwulst und Schwellenangst befreit.

Wann? 04.12.19/05.12.19, 20:00 Uhr
Wo? Theater im Bauturm, Aachener Straße 24-26, 50674 Köln
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Sonntag, 08. Dezember 2019
Hoffmanns Erzählungen – Fantastische Oper in fünf Akten

Musikalische Leitung: Elisa Gogou
Inszenierung: Roman Hovenbitzer
Bühnenbild: Hermann Feuchter
Kostüme: Judith Fischer

Wann? 08.12.19, 16:00 Uhr
Wo? Anhaltisches Theater (Großes Haus), Friedensplatz 1a, 06844 Dessau-Roßlau
Folgende Termine: 25.12.19│22.02.20│20.03.20
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Montag, 23. Dezember 2019│Samstag, 04. Januar 2020
Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach (1881)

„Regisseurin Stöppler gelingt es, die einzelnen Bilder des Wahns zu einem dramaturgisch schlüssigen Gesamtbild zu fügen.“ (Frankfurter Neue Presse)

Musikalische Leitung: Robert Houssart
Inszenierung: Elisabeth Stöppler
Chor: Sebastian Hernandez-Laverny

Wann? 23.12.19/04.01.20
Wo? Staatstheater Mainz GmbH, Gutenbergplatz 7, 55116 Mainz
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Sonntag, 29. Dezember 2019
Hoffmanns Erzählungen

Der niederländische Regisseur Floris Visser, der am STAATSTHEATER KARLSRUHE triumphal mit Semele debütierte, inszeniert dieses Meisterwerk der Opernliteratur. Es dirigiert der gebürtige Karlsruher und Echo-Preisträger 2017 Constantin Trinks.

Wann? 29.12.19, 18:00 Uhr
Wo? Badisches Staatstheater Karlsruhe, Hermann-Levi-Platz 1, 76137
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Save the date: Tagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft am 13./14. Juni in Bamberg

Die nächste Tagung und Mitgliederversammlung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft findet am 13./14. Juni in Bamberg statt. Weiterlesen

E.T.A. Hoffmann-Lesung am 2.11. im Chamisso-Museum (Bliesdorf/OT Kunersdorf)

Lesung
Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbild von E. T. A. Hoffmann

Chamisso-Museum im Kunersdorfer Musenhof
02. November – 16 Uhr
Eintritt 12 €

Diese Geschichte von E.T.A. Hoffmann erzählt von Erasmus Spikher, einem Reisenden in Italien,
der durch die Begegnung mit dem Teufel den Pakt um sein Spiegelbild schließt. Ähnlich wie
Chamissos Peter Schlemihl muss er den Menschen ausweichen und befindet sich auf der Flucht.
Am Ende trifft Spikher sogar auf Peter Schlemihl. Mit dieser Begegnung schuf Hoffmann eine
Hommage an seinen Freund Adelbert von Chamisso.

Es liest Hans Jürgen Schatz.

Weitere Informationen

J. Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ in Offenbach (23.10.) und Weimar (25.10. und weitere)

Gleich zwei Mal wird in der kommenden Woche Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ aufgeführt. Sichern Sie sich schnell noch Karten!

 

Hoffmanns Erzählungen à trois

Phantastische Oper von Jacques Offenbach

Veranstalter: Fliegende Volksbühne Frankfurt

Spielort: Alte Schlosserei, EVO, Andréstraße 71, 63067 Offenbach am Main

Zeit: 23.10.2019, 19.30 Uhr

Karten: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro, auch online unter Frankfurt Ticket

„Schauspieler spielen meine Musik, Tenöre brüllen sie nur“ soll Jacques Offenbach einmal gesagt haben. Daran halten wir uns! In Offenbachs phantastischer Oper Hoffmanns Erzählungen berichtet der unglücklich verliebte Dichter Hoffmann in der Kneipe von drei gescheiterten Liebeserlebnissen – oder Liebesphantasien? Am Ende ist er betrunken und verpasst die echte Liebe. Grund genug, um zu verzweifeln. Aber: die Poesie ist entzündet. »Hebt die Liebe dich hoch, hebt dich höher das Leid!«

Voller dramatischer Einfälle, skurriler Figuren und musikalischer Kostbarkeiten ist Hoffmanns Erzählungen ein gefundenes Fressen für Fischmann und Quasts Musiktheater à trois.

In allen Rollen: Sabine Fischmann und Michael Quast
Am Flügel: Rhodri Britton/Markus Neumeyer
Musikalische Fassung: Rhodri Britton
Textfassung: Michael Quast nach dem Libretto von Jules Barbier und Michel Carré
Puppe: Christian Werdin,  Kolorierung und Haar: Katja Reich
Regie: Sarah Groß

Eine Koproduktion mit dem Amt für Kultur- und Sportmanagement der Stadt Offenbach und dem Theater im Bauturm Freies Schauspiel Köln.

 

Hoffmanns Erzählungen

Phantastische Oper in fünf Akten von Jacques Offenbach

Spielort: Deutsches Nationaltheater Weimar

Termine: 25.10. / 09.11. / 06.12. / 26.12. / 05.01. / 31.01./ 22.02. / 13.04.

Karten

Libretto von Jules Barbier nach dem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré, herausgegeben von Michael Kaye und Jean-Christophe Keck
In deutscher Sprache

E.T.A. Hoffmanns Erzählungen sind berühmt für ihre fantastische Atmosphäre, die Unklarheit der Grenze zwischen Realität und Fiktion und die Faszination, durch die er die Leser*innen in seine eigene Logik hineinzieht. Entsprechend sind die Handlung ebenso wie die Musik zu dieser Oper im doppelten Wortsinne fantastisch.

In der Interpretation des Regisseurs Christian Weise, der unserem Publikum bestens bekannt sein dürfte (»Rocco und seine Brüder«, »Macbeth«, »Wie werde ich reich und glücklich«), begibt sich Hoffmann auf eine surreale Reise. In drei Extremen sucht er nach Liebe – und wird am Ende doch immer nur mit seinem ungenügenden Selbst konfrontiert.

Mit dem Opernchor des DNT
Es spielt die Staatskapelle Weimar

Musikalische Leitung: Stefano Lano
Regie: Christian Weise
Bühne: Paula Wellmann
Kostüme: Lane Schäfer

Choreografie: Alan Barnes,  Dramaturgie: Hans-Georg Wegner
Choreinstudierung: Jens Petereit,  Fechtmeister: Jan Krauter

 

E.T.A. Hoffmann in Portland – Rückblick zur Jahreskonferenz der German Studies Association 2019

Ein Beitrag von Dr. Stephanie Großmann, Universität Passau (→ Forscherprofil)

Dass E.T.A. Hoffmann bei der diesjährigen Konferenz der German Studies Association (GSA) in Portland, Oregon großes Interesse fand, zeigte sich schon daran, dass das von Prof. Dr. Liebrand (Universität zu Köln) und Prof. Dr. Thomas Wortmann (Universität Mannheim) initiierte Thema „Reperspektivierungen: Neue Lektüren zu E.T.A. Hoffmann“ mit drei Panels vertreten war. Als interdisziplinäre Vereinigung von ca. 1.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern widmet sich die German Studies Association (GSA) germanistischen und historischen Fragestellungen, die sich mit Bezügen zu Deutschland, Österreich und der Schweiz befassen. Ihre Jahreskonferenz, die dieses Jahr vom 3. bis zum 6. Oktober zum dreiundvierzigsten Mal stattfand, ist ein wichtiges Forum für den wissenschaftlichen Austausch zwischen den USA und Deutschland. In Portland näherten sich die neun Referentinnen und Referenten neuen Lektüren zu E.T.A. Hoffmann aus ganz vielfältigen Perspektiven, die unter anderem die Emotionsforschung, Gender und Queer Studies, Philosophie (Kant), Materielle Kulturwissenschaft, Film- und Theaterwissenschaft einschlossen.

Das erste Panel stellte E.T.A. Hoffmanns „Schreib- und Erzählstrategien“ in den Mittelpunkt. Den Auftakt machte M.A. Christian Struck (Harvard University) mit seinem Vortrag Das unsichtbare Element des Einflusses in E.T.A. Hoffmanns „Der Magnetiseur“ – oder: Schaum und Vermächtnis. Ihn beschäftigte besonders die Frage, wie der Text selbst den Leser „magnetisiert“. Dazu untersuchte Struck den Text bis hinein in die Ebenen von Syntax und Zeichensetzung und eröffnete auf dieser Mikroebene dessen Potenzial unterschiedlicher Lese- und Bezugsebenen. Außerdem beleuchtete er die Materialität des vielfach in Der Magnetiseur benannten Schaumes auf sein semantisches Potenzial.

In ihrem Vortrag Subjektkonstitutionen und Schreibprozesse: Hoffmanns Texte präsentierte Prof. Dr. Claudia Liebrand (Universität zu Köln), wie Hoffmanns Texte ihre Figuren als von ihrem Unterbewusstsein geleitete Marionetten erscheinen lassen. Dabei ging sie drei unterschiedlichen Facetten nach: 1. Die Texte verunklaren den Mensch-Maschine-Zusammenhang. Am Beispiel Der Sandmann zeigte sie, dass dort das Problem einer fehlenden Unterscheidbarkeit zwischen dem, was Mensch und was Nicht-Mensch ist aufgeworfen wird. 2. Das Trauma wird für die Figuren zu einem Skript, dem sie gehorchen müssen, das sie nachspielen müssen. So wird Nathanael in der traumatischen Urszene von Coppelius zur Marionette umgestaltet und kann ab dann nur noch als Marionette agieren. 3. Den Schreibprozess der Künstlerperson in Der goldene Topf konzipiert Liebrand als Écriture automatique avant la lettre, da das Unbewusste dem Dichter die Hand führt, es selbst zum Text werden soll.

PD Dr. Jan Süselbeck (University of Calgary) beschäftigt sich in seinem Beitrag Schöne Augen: Emotionalisierungsstrategien in E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann aus der Perspektive der Emotionsforschung mit dem literarischen Antisemitismus der Romantik. Vor allem in der „Ensemblewirkung des Textes“ bezogen auf einzelne Aspekte der Figur Coppelius/Coppola im Sandmann – seine Physiognomie, sein Potenzial der (viralen) Ansteckung, seine sprachliche Verunglimpfung („Sköne Oken“) und sein Erscheinen als Hausierer/Schnorrer – sieht er deutliche Parallelen zur Konzeption des Ahasver-Motivs im 19. Jahrhundert. So schüre Hoffmanns Text gerade durch sein wirkmächtiges Angstszenario, bei dem nie abschließend klar wird, ob Nathanael wirklich gefährdet ist oder nicht, die Angst vor dem Fremden, das einen viral befällt und in den Abgrund zieht, wobei dieses Fremde deutliche Anklänge an die Konzeption eines unheimlichen, jüdischen Anderen des frühen 19. Jahrhunderts aufweise.

Dem „Sprechen und Verstehen“ widmete sich das zweite Panel. Zunächst untersuchte Dr. Giulia Ferro Milone (Università di Verona) in ihrem Vortrag „Der Junge knurrt und miaut, statt zu reden“: Sprachstörungen und Sprachdefizite bei Hoffmanns männlichen Figuren aus der Perspektive der Gender und Queer Studies, wie das männliche Sprechen in den Texten Hoffmanns vor der Folie der für die Goethezeit dominanten Norm der Affektkontrolle zu verorten ist. Ihre These, dass Hoffmanns Figuren die dominanten Strukturen männlichen Sprechens der Zeit nicht erfüllen, erläuterte sie an verschiedenen Beispielen (Klein Zaches genannt Zinnober, Meister Floh) und konnte zeigen, dass nicht nur in der Artikulation, sondern auch bezogen auf Syntax und Wortwahl die Figuren in einem (sprachlichen) Kindheitsstatus verbleiben und „Männlichkeitsperformanz“ problematisiert wird. Diese Befunde kontrastierte Ferro Milone mit den männlichen Tierfiguren Hoffmanns, die sich alle durch eine hervorragende Artikulation und Eloquenz auszeichnen.

Unter dem Titel Zum silbernen Lamm oder zum goldenen Bock? – E.T.A. Hoffmanns ungesellige Gesellen stellte Dr. Caroline Scholzen (Universität Salzburg) Hoffmanns Konzeption von Geselligkeit in den Kontext von Immanuel Kants geschichtsphilosophischer These des sozialen Antagonismus einer „Ungeselligen Geselligkeit“, die als Motor der Sozialisation fungiert. Scholzen argumentierte, dass Kant die aus dem Paradoxon erwachsenden Probleme einzuhegen versuche, wohingegen Hoffmann in seinen Texten den Mut bewiese, dieses Paradoxon eines doppelt gerichteten Sprachraums auszuhalten, indem er in seinen Texten inverse Strukturen nicht auflöse.

Dr. Aurora Romero (Vanderbilt University, Nashville) näherte sich in ihrem Beitrag Disarticulated Women and Their (Un)Emotional Labors in E.T.A. Hoffmann’s The Sandmann den Frauenfiguren aus der Perspektive der Visual Studies und folgte den verschiedenen Blicken auf die „female bodies“, um anhand dieser Konzeptionen die kontemporären Veränderungen der Frauenrolle herauszuarbeiten.

Das dritte Panel befasste sich unter dem Titel „Adaptionen“ mit der Relation zwischen Hoffmanns literarischen Texten und anderen medialen Konzepten oder Umsetzungen. PD Dr. Mario Grizelj (Ludwig-Maximilian-Universität München) ging in seinem Vortrag „Des Vetters Eckfenster“ und die Kamerafahrt – Nicht nur: „Hoffmann und der Film“, sondern auch „Hoffmann und die Filmanalyse“ der These nach, inwiefern Hoffmanns Texte – und hier insbesondere Des Vetters Eckfenster – als Exempel für „filmische Schreibweisen“ herhalten können. In seiner Analyse kam er zu dem Schluss, dass ein Durchspielen von filmanalytischen Begrifflichkeiten an den Raum- und Blickkonzeptionen der Texte zum einen anachronistisch sei und zum anderen auch keinen Mehrwert bringe. Dieser Punkt, die Literatur nicht auf ein protofilmisches Medium zu reduzieren, sondern vielmehr ihren Eigenwert und ihre Poetizität zu würdigen, fand auch in der Diskussion große Zustimmung.

Dr. Stephanie Großmann (Universität Passau) untersuchte in ihrem Beitrag E.T.A. Hoffmann im kaleidoskopischen Blick der Oper: Jacques Offenbachs Les Contes d’Hoffmann und ihre Inszenierungen zunächst erzähltechnische Referenzen der Oper Les Contes d’Hoffmann auf E.T.A. Hoffmanns Erzählverfahren. Inwiefern dann unterschiedliche Inszenierungen der Oper Reperspektivierungen der Person E.T.A. Hoffmann hervorbringen und welche Impulse diese für neue Lektüren seiner Erzähltexte geben können, stellte sie an den Operninszenierungen von Louis Erlo (Opéra National de Lyon 1993),  Giancarlo Del Monaco (Opera de Bilbao 2006) und Stefan Herheim (Bregenzer Festspiele 2015) vor.

Den Abschluss bildete Prof. Dr. Thomas Wortmann (Universität Mannheim) mit seinem Vortrag Unter Puppen: Robert Wilson inszeniert den „Sandmann“. Als erstes fokussierte er die gesellschaftlichen Konsequenzen, die die Enttarnung Olympias als Automate in Hoffmanns Text auslöst, nämlich gerade ein fehleraffines Handeln, wie ein „taktloses Singen“, aber auch die Trennung von Paarbeziehungen. Im Anschluss widmete er sich Robert Wilsons musikalischer Bühnenrealisation (Düsseldorf 2017), in der die Erzählung zu einem an filmischen Referenzen reichen „Tale of Horror“ wird. Bezogen auf eine Reperspektivierung hob Wortmann hervor, dass das Stück einerseits die Rolle der Mutter als initiierende und dominierende Figur konzipiert, der ein infantiler Nathanael gegenübersteht. Andererseits gestaltet der die Aufführung eröffnende und schließende Song „Dream on“ und die Integration des Sandmanns als Figur das Stück als Traumerzählung, die zudem zu einer Endlossschleife gerät, da sowohl Nathanael als auch sein Vater trotz ihres vorangegangenen Todes am Ende wieder lebendig auf der Bühne sind.

Einige Ergebnisse dieser sehr breit gefächerten, produktiven Auseinandersetzung mit E.T.A. Hoffmann auf der GSA in Portland werden voraussichtlich in das E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 2020 aufgenommen.

Abschlusskonferenz HoPo2 am 28.11. – jetzt anmelden!

Am 28. November 2019 veranstaltet die Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation mit der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft eine kleine Konferenz unter dem Titel Von Steampunk über Graphic Novel zu Disney – Der intermediale Kosmos der aktuellen E.T.A. Hoffmann-Rezeption. Anlass ist der Abschluss des Projekts E.T.A. Hoffmann Portal 2 zum Jahresende 2019. Auf der Konferenz werden die beiden Arbeitsschwerpunkte des dreijährigen Projekts in zwei Sektionen gewürdigt: Die Digitalisierung von Hoffmanniana aus der Staatsbibliothek zu Berlin und weiteren Einrichtungen am Vormittag und die Ausweitung der Portalinhalte auf die Bereiche Einflüsse und Rezeption am Nachmittag.

Sie sind herzlich eingeladen!

28. November 2019
10.30-17.00 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Simón-Bolívar-Saal
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin

Anmeldung

Die Anmeldung ist ab sofort bis zum 12. November 2019 möglich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Plätze für das gemeinsame Abendessen im Anschluss (Selbstzahler) sind begrenzt. Bitte teilen Sie uns bei der Anmeldung mit, wenn Sie daran teilnehmen möchten. Bei der Online-Anmeldung nutzen Sie dazu bitte das Feld „Institution/Ort“. Wir melden uns umgehend, ob wir für Sie einen Platz reservieren konnten.

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Programm

10.30 Begrüßung
10.45 Das Projekt E.T.A. Hoffmann Portal 2 – Ergebnisse und Ausblick

Dr. Christina Schmitz, Staatsbibliothek zu Berlin

Ursula Jäcker, Staatsbibliothek zu Berlin

11.30 Kaffeepause
11.45 Die Akte Hoffmann – Quellen aus dem Geheimen Staatsarchiv erstmals online zugänglich

Dr. Ulrich Kober, Geheimes Staatsarchiv

Dr. Christina Schmitz, Staatsbibliothek zu Berlin

12.30 Schwester Monika – ein Apokryph

Prof. Markus Bernauer, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

13.15 Mittagspause
14.15 E.T.A. Hoffmann im Comic

Prof. Volker Schlecht, University of Applied Sciences Europe

15.00 E.T.A. Hoffmann und ‚Coppelius‘: Zur modernen Rezeption in Musik und Oper des 21. Jahrhunderts

Dr. Stefanie Junges, Ruhr-Universität Bochum

15.45 Kaffeepause
16.00 Von Barbie bis Disney – E.T.A. Hoffmann neu verfilmt

Dr. Anett Werner-Burgmann, Humboldt-Universität Berlin

16.45 Kleiner Rundgang zur Präsentation neuer unikaler Schätze

Ursula Jäcker, Staatsbibliothek zu Berlin

17.00 Schluss mit kleinem Weinempfang
18.00 Gemeinsames Abendessen im Lokal Joseph Roth-Diele (Selbstzahler)

Die erste bulgarische Übersetzung der Erzählung „Das fremde Kind“

Ganz neu im Bestand – und daher momentan leider noch im Geschäftsgang – ist die erste bulgarische Ausgabe von Hoffmanns Kunstmärchen Das fremde Kind, die im Juni 2019 als Kooperation der Cultural Perspectives Foundation mit dem Enthusiast-Verlag in Sofia erschien.

Den Text übersetzte der bulgarische Germanist und Linguist Prof. Boris Parashkevov. Die Künstlerin Katina Vasileva Peeva bebilderte den Band liebevoll mit vielen ganzseitigen Illustrationen. Die in gedeckten Tönen gehaltenen Zeichnungen nehmen die Handlung des Märchens auf und spiegeln dabei die phantastische Welt Hoffmanns wider.

Diese Ausgabe ist nicht nur etwas für die Augen sondern auch für die Ohren: Das Buch ist Teil der Reihe Musik im Buch, in der Hörstücke zu den Veröffentlichungen über die Webseite des Verlags zur Verfügung gestellt werden (der jeweilige Zugangscode befindet sich im Buch).

Das Hörbuch zu Das fremde Kind beinhaltet eine Lesung des bulgarisch-deutschen Schauspielers Samuel Finzi. Sein Beitrag wird zum einem um eine Komposition des bulgarischen DJs und Konzeptkünstlers Ivan Shopov ergänzt, der Motive aus Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen interpretiert, zum anderen werden Motive aus Hoffmanns Quintette für Streicher und Harfe unterlegt, neu arrangiert und interpretiert von Georgi Strezov und Simeon Eduard. (Ausschnitt aus der Barcarolle 3. Akt aus Offenbachs Hoffmanns Erzählungen in YouTube)

 

Vorlage

Die deutsche Erstausgabe von Das fremde Kind erschien 1817 in der Sammlung Kinder-Märchen im Reimer Verlag Berlin, 1819 noch einmal im 2. Band der Sammlung Serapionsbrüder des gleichen Verlags.

 

Vorhang auf – eine Woche voller Hoffmann-Veranstaltungen

Lübeck, Berlin, Nennhausen, Bonn und Lyon – hier finden in den kommenden sieben Tagen interessante Einzelveranstaltungen rund um die Hoffmann’sche Welt statt. Der Bogen spannt sich von kommentierter Lesung, über inspiriertes Kino, Musik, Theaterinszenierung bis zur Literaturdiskussion.

 

Mittwoch, 18. September
E.T.A. HOFFMANN: DER SANDMANN mit Hanjo Kesting

im Rahmen der Reihe: Erfahren woher wir kommen – Große Erzählungen der Weltliteratur
Lesung: Markus Boysen
Kommentierung: Hanjo Kesting

Wann? 18.09.2019, 19:30-21:00 Uhr
Wo? St. Annen-Museum, St. Annen-Straße 15, 23552 Lübeck
Weitere Infos

 

Sonntag, 22. September
Filmreihe „Kino der Moderne“: DIE PUPPE (1919), Regie: Ernst Lubitsch

im Rahmen der Ausstellung „Kino der Moderne – Film in der Weimarer Republik“ der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen – zeigt das Kino Delphi LUX Die Puppe (1919) von Ernst Lubitsch. Der Film ist u.a. frei inspiriert von Motiven E.T.A. Hoffmanns.

Wann? 22.09.2019,  11:30 Uhr
Wo? Kino Delphi LUX , Yva-Bogen, Kantstraße 10, 10623 Berlin
Weitere Infos
Tickets

 

Sonntag, 22. September
Fontane und die Musik – FONTANE, E.T.A HOFFMANN, FOUQUÉ – Literarisch-Musikalische Begegnungen auf Schloß Nennhausen (Havelländische Musikfestspiele)

„Spätestens seit den Zeiten des Romantikers Friedrich de la Motte Fouqué gilt Schloss Nennhausen als Musenhof, als Ort der Poesie und Kultur. Schlegel und Chamisso, sowie E.T.A. Hoffmann waren hier zu Gast, Hoffmann vertonte später Fouqués Märchenerzählung „Undine“. Theodor Fontane kannte das Anwesen und nahm es sich zum Vorbild für die Gestaltung des Landsitzes Hohen-Cremmen in „Effi Briest“. Im Konzert der Havelländischen Musikfestspiele treffen romantische Kompositionen E.T.A. Hoffmanns und Ferdinand Ries´ auf Texte von Fontane, Hoffmann und Fouqué.“ Veranstaltungsinfos Havelländische Musikfestspiele

Wann? 22.09.2019, 16:00-20:00 Uhr
Wo? Schloss Nennhausen, Fouqué-Platz, 14715 Nennhausen
Weitere Infos und Tickets

 

Montag, 23. September
DER SANDMANN von E.T.A. Hoffmann

in einer Bearbeitung von Laura Tetzlaff und Nina Dahl
Inszenierung: Laura Tetzlaff \\ Ausstattung: Martin Scherm
Mit Leonie Renée Klein, Lucijan Gudelj und Richard Hucke

Wann? 23.09.2019, 18:00-19:30 Uhr
Wo? Kuppelsaal der Thalia Buchhandlung, Markt 24, 53111 Bonn
Weitere Infos

 

Mittwoch, 25. September
Literaturtreff: E.T.A. Hoffmanns NACHTSTÜCKE im Goethe-Institut Lyon, Frankreich

Der Freundeskreis des Goethe-Instituts Lyon (Aagil) veranstaltet alle zwei bis drei Monate einen Literaturtreff mit Diskussion in deutscher und französischer Sprache. Gesprochen wird dieses Mal über folgende Erzählungen Hoffmanns: Der Sandmann, Rat Krespel und Das öde Haus.

Wann? 25.09.2019, 18:30 Uhr
Wo? Goethe-Institut Lyon, 18 rue François Dauphin, 69002 Lyon
Weitere Infos

Save the date: Abschlusskonferenz zum Projekt E.T.A. Hoffmann Portal 2 am 28.11. in Berlin

Am 28. November 2019 veranstaltet die Staatsbibliothek zu Berlin eine kleine Konferenz unter dem Titel Von Steampunk über Graphic Novel zu Disney – Der intermediale Kosmos der aktuellen E.T.A. Hoffmann-Rezeption. Anlass ist der Abschluss des Projekts E.T.A. Hoffmann Portal 2 zum Jahresende 2019. Auf der Konferenz werden die beiden Arbeitsschwerpunkte des dreijährigen Projekts in zwei Sektionen gewürdigt: Die Digitalisierung von Hoffmanniana aus der Staatsbibliothek zu Berlin und weiteren Einrichtungen am Vormittag und die Ausweitung der Portalinhalte auf die Bereiche Einflüsse und Rezeption am Nachmittag.

Sie sind herzlich eingeladen!

28. November 2019
10.30-17.00 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Simón-Bolívar-Saal
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin

Anmeldung

Die Anmeldung ist ab sofort bis zum 12. November 2019 möglich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Programm

10.30 Begrüßung
10.45 Das Projekt E.T.A. Hoffmann Portal 2 – Ergebnisse und Ausblick

Dr. Christina Schmitz, Staatsbibliothek zu Berlin

Ursula Jäcker, Staatsbibliothek zu Berlin

11.30 Kaffeepause
11.45 Die Akte Hoffmann – Quellen aus dem Geheimen Staatsarchiv erstmals online zugänglich

Dr. Ulrich Kober, Geheimes Staatsarchiv

Dr. Christina Schmitz, Staatsbibliothek zu Berlin

12.30 Schwester Monika – Eine Apokryphe

Prof. Markus Bernauer, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

13.15 Mittagspause
14.15 E.T.A. Hoffmann im Comic

Prof. Volker Schlecht, University of Applied Sciences Europe

15.00 E.T.A. Hoffmann und ‚Coppelius‘: Zur modernen Rezeption in Musik und Oper des 21. Jahrhunderts

Dr. Stefanie Junges, Ruhr-Universität Bochum

15.45 Kaffeepause
16.00 E.T.A. Hoffmann neu verfilmt

Dr. Anett Werner-Burgmann, Humboldt-Universität Berlin

16.45 Kleiner Rundgang zur Präsentation neuer unikaler Schätze

Ursula Jäcker, Staatsbibliothek zu Berlin

17.00 Schluss
18.30 Gemeinsames Abendessen (Selbstzahler)