Call for Papers „Zeitgenosse Hoffmann“
/0 Kommentare/in Tagungen/von Marion MannsDas Symposion »Zeitgenosse Hoffmann – Im Spannungsfeld von automatisierter und künstlerisch-individueller Musikproduktion« im Staatlichen Institut für Musikforschung – Preußischer Kulturbesitz am 11./12. November 2022 greift das Jahresthema des SIMPK anlässlich des 200. Todesjahres Hoffmanns auf. Es widmet sich einerseits seiner Rezeption in Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts und wird andererseits seine ambivalente, zwischen Anziehung und Furcht changierende Faszination für musikalische Automaten, wie sie etwa in seinen Erzählungen Der Sandmann oder Die Automate aufscheint, bis in die Gegenwart verfolgen.
Von diesen zwei Schwerpunkten ausgehend bittet das SIMPK um Beiträge zu folgenden Themen, es sind aber auch weitere Vorschläge willkommen:
- Vertonungen von Texten E.T.A. Hoffmanns und andere Auseinandersetzungen mit Hoffmanns literarischem und musikalischem Werk in Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts, in Filmmusik und multimedialen Projekten
- Musikautomaten im 20. und 21. Jahrhundert: von selbstspielenden Klavieren bis zu androiden Interpret:innen (Musikinstrumentenbau, Interpretation, Rezeption und Ästhetik)
- Interpretation und Improvisation im Kontext künstlicher Intelligenz: Musikmaschinen und KI als Interpreten, Interaktion von Mensch und Maschine
- Automatisierte Komposition im 20. und 21. Jahrhundert: Techniken, ästhetische Implikationen, kompositorische Kreativität der künstlichen Intelligenz
- Science fiction: Automaten, Androiden, Algorithmen und das »Unheimliche« als Sujet in der Musik
Um eine vielfältige und interdisziplinäre Diskussion zu ermöglichen, richtet sich der Call nicht nur an Forschende aus der Musikwissenschaft, sondern auch aus den Nachbardisziplinen wie Literatur-, Kunst-, Theater-, Medienwissenschaft, Soziologie, Futurologie etc. Einreichungen von Nachwuchswissenschaftler:innen sind ausdrücklich erwünscht.
Das Symposion wird organisiert von Dr. Simone Hohmaier und Tom Wappler im Auftrag des Staatlichen Instituts für Musikforschung PK, Berlin. Kongresssprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Publikation der Beiträge ist geplant. Das Symposion wird in Präsenz im Musikinstrumenten-Museum Berlin sowie online (per Webex) stattfinden.
Die Vorschläge für einen Vortrag (20 Minuten zzgl. 10 Minuten Diskussion) sollten enthalten:
- Name, Institution, Kurzbiographie
- Email-Adresse
- Abstract von max. 250 Wörtern
Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge bis zum 15. Juni 2022 an ETAH2022@sim.spk-berlin.de. Das Programm wird Anfang Juli 2022 bekannt gegeben.
Den kompletten Call for papers in deutsch und englisch finden Sie hier.
200 Jahre Meister Floh. E.T.A. Hoffmanns Märchen zwischen Zensur und Staatsaffäre
/0 Kommentare/in Tagungen/von Ursula JäckerDer Richter E.T.A. Hoffmann war seit 1819 Mitglied der Königlichen Immediat-Untersuchungs-Kommission zur Ermittlung „hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ im Zusammenhang mit der Ermordung August von Kotzebues durch den Burschenschafter Karl Sand.
Hoffmanns Persiflage auf den ermittelnden Polizeiminister von Kamptz als Hofrat Knarrpanti bewirkte die Beschlagnahme des „Meister Floh“-Manuskripts durch die preußischen Behörden und die Eliminierung der satirischen Passagen, so dass die Erstausgabe 1822 nur zensiert erscheinen konnte. Erst 1908 erschien die erste vollständige Buchausgabe des „Meister Floh“.
Programm
9.45 Registrierung
10.00 -10.30 Grußworte und Einführung: Lesung von Jörg Petzel und Bernd Hesse aus dem „Meister Floh“ und dem „Kater Murr“.
10.30- 11.00 Prof. Dr. Wolfgang Bunzel (Frankfurt am Main): Der mikroskopische Blick. Zu den Umschlagillustrationen des „Meister Floh“
11.00-11.30 Kaffeepause
11.30-12.00 Dr. Dr. Bernd Hesse (Frankfurt/Oder): Eine Staatsaffäre – E.T.A. Hoffmann als Richter und Dichter im Kampf mit der preußischen Ministerialbürokratie
12.00-12.30 Dr. Doris Fouquet-Plümacher (Berlin): Rezeption und Einfluss E.T.A. Hoffmanns bei Franz von Gaudy
12.30-13.30 Mittagspause
13.30-14.00 Dr. Nikolaus Gatter (Varnhagen-Gesellschaft-Köln): Karl August Varnhagen von Ense und E.T.A. Hoffmann – Skandal, Studentenverfolgung, sexualisierte Gewalt in den „Blättern aus der preußischen Geschichte“
14.00-14.30 Jörg Petzel (Berlin): „Meister Floh“ zensiert und unzensiert. 200 Jahre Editionsgeschichte
Eintritt frei, Anmeldung bis 21.4.22 erforderlich über: SBB Blog
Die unheimlich fantastische Programmbroschüre ist da!
/0 Kommentare/in ETAH2022 News/von Ursula JäckerUnheimlich Fantastisch wird es im Sommer 2022!
/0 Kommentare/in News/von Christina SchmitzAufmerksame Leser:innen haben es schon auf etah2022.de entdeckt oder auf unseren Sozialen Medien gelesen: Die Eröffnung der Berliner Ausstellung Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022 ist auf August verschoben worden. Die neuen Laufzeiten sind: 17. August bis 2. November 2022.
Indirekt ist auch hier Corona verantwortlich, denn pandemiebedingte Verzögerungen beim Bau unseres Bibliotheksmuseums im Haus Unter den Linden machten diesen Schritt leider notwendig. Und wenn man eine Schau in einer brandneuen Einrichtung plant, passieren manchmal unvorhergesehene Dinge. Ihre Vorfreude können Sie dafür schon jetzt beim Besuch zahlreicher Veranstaltungen – deutschlandweit und international – steigern: Wir empfehlen dazu den regelmäßigen Blick in unseren Veranstaltungskalender – vielleicht sehen wir uns ja schon bald bei einer Lesung oder im Kino. Zudem ermöglicht uns die Verschiebung die frühzeitige Bewerbung des Namens unseres neuen Museums, auf den wir bisher noch warten mussten: Ganz frisch dürfen wir nämlich verkünden, dass Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022 im Stabi Kulturwerk stattfinden wird.
Die neuen Laufzeiten der Berliner Ausstellung bedeuten eine teils parallele Präsentation mit der Bamberger Ausstellung. Am geplanten Konzept ändert das aber nichts, denn einige Originalmaterialien können aus konservatorischen Gründen ohnehin nur höchstens drei Monate gezeigt werden, so dass wir häufig verschiedene Exponate zum selben Thema präsentieren und gelegentlich auf Reproduktionen zurückgreifen. Zudem hat jeder Ausstellungsort eigene Schwerpunktthemen, so dass nur wenige Anpassungen notwendig waren. Liebhaber:innen und Reisefreudigen sei also unbedingt ein Besuch aller drei Ausstellungen ans Herz gelegt.
Digitale Ringvorlesung: E.T.A. Hoffmann. Ästhetik – Epistemologie – Aktualität
/0 Kommentare/in Tagungen/von Ursula JäckerDonnerstags, 15.30-17.00 Uhr
Organisation
Dr. Sandra Beck & Prof. Dr. Thomas Wortmann, Seminar für Deutsche Philologie
Teilnahme
Die Veranstaltung findet über Zoom statt. Bitte schreiben Sie eine Mail an wortmann@uni-mannheim.de, um den Anmeldelink zu erhalten.
03.03.22
»Wahnwitzig« romantisch: Zur Attraktion verrückter Künstler bei E.T.A. Hoffmann
Christine Weder, Genf
10.03.22
Entführung, Rechtskritik und Hermeneutik in E.T.A. Hoffmanns Meister Floh
Irmtraud Hnilica, München
17.03.22
Initiation oder Imagination? Ambivalenz und Duplizität in E.T.A. Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig
Alina Boy, Köln
24.03.22
»Der Meister verstand mit gebildeten Katern umzugehen.« E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr und die Zoologie um 1800
Frederike Middelhoff, Frankfurt am Main
31.03.22
»Gerade zu der Zeit war Paris der Schauplatz der verruchtesten Greueltaten«. Oder: Mord, Geständnisse und wahre Fälle. Zu den causes célèbres bei E.T.A. Hoffmann (Das Fräulein von Scuderi und Die Marquise de la Pivardiere)
Sandra Beck, Mannheim
07.04.22
Inbesitznahmen. Zur Verschaltung von Liebes- und Kolonialdiskurs in E.T.A. Hoffmanns Hawaii-Erzählung Haimatochare
Thomas Wortmann, Mannheim
28.04.22
Magische Schränke und gefährliche Freundschaften: Auf den Spuren Hoffmanns in der internationalen Kinderliteratur
Maren Conrad, Erlangen-Nürnberg
05.05.22
Wetterleuchten der Fiktion. E.T.A. Hoffmanns Goldener Topf
Claudia Liebrand, Köln
12.05.22
»Vor dem Dunkel«. Hoffmann verfilmen
Nicolas von Passavant, Berlin
19.05.22
Hoffmann ausstellen
Wolfgang Bunzel, Frankfurt am Main
02.06.22
»Verjüngungen«. Zu Aktualität und Gegenwart der Romantik
Podiumsgespräch mit Dirk von Petersdorff (Jena), Sandra Beck und Thomas Wortmann
E.T.A. Hoffmanns Kater Murr – Neue Lektüren
/0 Kommentare/in Tagungen/von Ursula Jäcker24.-25.2.2022
Universität Mannheim
Organisation
Prof. Dr. Claudia Liebrand (Köln), Prof. Dr. Harald Neumeyer (Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Thomas Wortmann (Mannheim)
Teilnahme
Wenn Sie Interesse haben, online an dieser Veranstaltung teilzunehmen, wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Thomas Wortmann (wortmann@uni-mannheim.de). Eine Teilnahme vor Ort ist leider nicht möglich.
Programm
Donnerstag, 24. Februar 2022
14.00–14.15 Uhr
Begrüßung und Einführung
Claudia Liebrand, Harald Neumeyer, Thomas Wortmann
14.15–15.00 Uhr
Umwege des Erzählens. Hoffmann und Cervantes
Achim Geisenhanslüke, Frankfurt am Main
15.00–15.45 Uhr
»Emanzipation der Dissonanz von ihrer Auflösung«. E.T.A. Hoffmanns Kater Murr und die (musik-)ästhetische Moderne
Christine Lubkoll, Erlangen-Nürnberg
15.45–16.15 Uhr
Kaffeepause
16.15–17.00 Uhr
»Theorie des Dekorations- und Maschinenwesens«. Zur Poetik der Emersion in E.T.A. Hoffmanns Kater Murr
Claudia Liebrand, Köln
17.00–17.45 Uhr
Kater Murrs Schreibtheater
Monika Schmitz-Emans, Bochum
17.45-18.00 Uhr
Kaffeepause
18.00–18.45 Uhr
Der Kater auf der (Text-)Bühne: Märchen-, Opernhaftes und Theatrales in E.T.A. Hoffmanns Kater Murr
Marion Schmaus, Marburg
20.00 Uhr
Abendessen
Freitag, 25. Februar 2022
09.30–10.15 Uhr
Tragikkomik in Hoffmanns Kater Murr
Lutz Ellrich, Köln
10.15–11.00 Uhr
Phosphorische Lektüren. Das Leuchten der Katzen-Augen und andere Augen-Blicke in E.T.A. Hoffmanns Kater Murr
Frederike Middelhoff, Frankfurt am Main
11.00–11.30 Uhr
Kaffeepause
11.30–12.15 Uhr
Sozialer Hunger. Aspekte der Kommensalität in E.T.A. Hoffmanns Kater Murr
Irmtraud Hnilica, München
12.15–14.00 Uhr
Mittagspause
14.00–14.45 Uhr
Geschmacksfragen und Stoffkreisläufe im Kater Murr
Vanessa Höving, Hagen
14.45–15.30 Uhr
Lippenbekenntnisse. Parodie und Demontage des Liebescodes in E.T.A. Hoffmanns Kater Murr
Dagmar Wahl, Erlangen-Nürnberg
15.30–16.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Eine Dissertation über E.T.A. Hoffmann kehrt zurück an die Staatsbibliothek
/2 Kommentare/in Neuerwerbungen/von HoPo-PraktikantenBeitrag von Roman Kuhn
Es entbehrt nicht einer gewissen, durchaus erfreulichen Ironie, dass ausgerechnet eine Dissertation, die sich den Entfremdungsbegriff in den Titel schreibt, nun an die Staatsbibliothek zu Berlin zurückkehrt. Wobei „Zurückkehren“ ein in diesem Zusammenhang erklärungsbedürftiges Wort ist, war der Text doch bisher weder in unserem Bestand noch ist er 1953 in Berliner Gefilden, sondern vielmehr an der Universität Leipzig als Dissertation angenommen worden.
Die Staatsbibliothek freut sich dennoch sehr über das maschinenschriftliche Exemplar der Dissertation Werner Bertholds, das uns aus seinem Nachlass von Brita Eckert, seiner Nachfolgerin als Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933–45, überreicht wurde.
Werner Berthold (1921–2017)[1], Wegbereiter der Exilforschung, studierte ab 1946 in Leipzig Geschichte, Germanistik und Philosophie und begann im Anschluss ein Bibliotheksreferendariat an der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden und später der Öffentlichen Wissenschaftlichen Bibliothek Berlin (ab 1954 und bis zur Wiedervereinigung: Deutsche Staatsbibliothek). Während seines Referendariats verfasste Berthold seine Dissertation über E.T.A. Hoffmann, die damit zwar eine Leipziger Hochschulschrift bleibt, aber vielleicht in Teilen Unter den Linden entstanden ist und in diesem Sinne nun in die Staatsbibliothek zurückkehrt.
Es scheint ein weiter Weg von der Dissertation mit dem Titel Das Phänomen der Entfremdung bei E.T.A. Hoffmann zur Literatur des Exils, mit der sich Berthold, der 1957 nach Westdeutschland an die Frankfurter Nationalbibliothek ging, als Leiter des Exilarchivs beschäftigte. Ebenso scheinen zunächst literaturwissenschaftliche und bibliothekarische Tätigkeit Bertholds in zwei Richtungen zu führen, die keine Schnittpunkte aufweisen: Promotion beim Goethezeit-Experten Hermann August Korff in Leipzig und später Auf- und Ausbau der Sammlung und diverse Ausstellungen zur Exilliteratur in Frankfurt am Main. Bei genauerer Betrachtung ergeben sich allerdings doch Verbindungslinien: So stand Berthold bereits in seiner Leipziger Studienzeit in engem Kontakt mit aktiven Gegnern und Verfolgten des NS-Regimes und „aus dem Exil in Ost und West Heimgekehrten“[2], wie etwa Walter Markov oder Alfred Menzel und Ernst Bloch, bei denen die Dissertation neben Korff entstand.
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus beschränkt sich also keineswegs auf die Beschäftigung mit Exilliteratur und hinterlässt bereits in Bertholds Dissertation ihre Spuren. Wenn er dort den „Versuch einer Grundlegung eines wissenschaftlichen, […] durch objektive Realität selbst legitimierten Hoffmannbildes“ (S. 4) unternimmt, dann wendet er sich nicht etwa aus blindem Wissenschaftsglauben gegen die interpretatorische Beliebigkeit, sondern weil sich ohne Maßstäbe und Absicherung der Ergebnisse eben auch gegen die nationalsozialistische Vereinnahmung E.T.A. Hoffmanns (Berthold verweist exemplarisch auf eine Schrift Kurt Willimcziks) nur wenig einwenden ließe.
Die Dissertation lässt sich damit auch – ohne sie darauf reduzieren zu wollen – als zeitgeschichtliches und -politisches Dokument lesen. Und umgekehrt verstand Berthold seine bibliothekarische Tätigkeit im Bereich der Exilliteratur immer auch als explizite Anregung zur Forschung: Es gehe darum, das „Material sozusagen den ‚zuständigen‘ Wissenschaftlern unübersehbar in den Weg [zu] legen, ja sie [zu] nötigen, sich in irgendeiner Weise damit auseinanderzusetzen“[3].
Bertholds Studie wollen wir der Hoffmann-Forschung, in der sie bisher kaum rezipiert wurde, vielleicht nicht gerade „in den Weg legen“, aber sie ihr doch immerhin mit auf den Weg geben und etwas zugänglicher machen, da ihr ein breiteres Publikum sicherlich nicht zuletzt deshalb verwehrt geblieben ist, weil sie zeitbedingt nur maschinenschriftlich publiziert wurde. Vielleicht beflügelt auch die erneute Konjunktur, die der Entfremdungsbegriff in den letzten Jahren erfahren hat (u.a. Jaeggi, Rosa), das Interesse.
Der Band kann in Kürze im stabikat bestellt werden.
[1] Zum Leben und Wirken Bertholds siehe Brita Eckert und Harro Kieser: „Werner Berthold (1921–2017). Wissenschaftlicher Bibliothekar und Mitbegründer der Exilforschung“, in: Exil 36.2 (2017), S. 5–20.
[2] Berthold, zit. n. ebd. S. 7.
[3] Berthold, zit. n. ebd. S. 11.